Little Dragons Café (Switch) im Test – Von kleinen Drachen und „großen“ Cafés

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Seit Harvest Moon nicht mehr so wirklich Harvest Moon ist, bin ich auf der Suche nach einem gelungenen Nachfolgespiel. Aus diesem Grund werde ich immer wieder hellhörig, wenn Spiele in die genau diese Richtung zu gehen scheinen. Little Dragons Café für Nintendo Switch schien genau diesen Weg einzuschlagen. Wieso ich trotzdem enttäuscht war und es weit hinter meinen Erwartungen zurückblieb, verrate ich euch in unserem Test.

Es war einmal ein Ei…

Little Dragons Café beginnt ziemlich gut, nämlich mit einem Tutorial, in dem ich gemeinsam mit den beiden Geschwistern die Grundlagen des Spiels lerne: Zutaten sammeln, Gerichte kochen, Gäste bedienen und abspülen. Das bekomme ich hin. Schon am ersten Abend wird jedoch deutlich, das etwas nicht stimmt, denn unserer Mama geht es nicht besonders gut – bereits am nächsten Abend kann sie nicht mehr aufstehen. Dafür taucht ein ziemlich seltsamer Zauberer auf, der uns erklärt, dass sie zur Hälfte ein Drache ist. Natürlich denken wir uns nichts dabei. Doch wenige Minuten später haben wir ein Ei vor uns, aus dem ein kleiner quicklebendiger Drache schlüpft. Nun lautet unsere Aufgabe, den Drachen groß zu ziehen und unsere Mama wieder aufzuwecken. Dann mal los.

Damit wir jedoch nicht vollkommen auf uns allein gestellt sind und das Café trotzdem bedient wird, erhalten wir nun in den folgenden Tagen Besuch von drei verschiedenen Menschen, von denen einer stark an Link erinnert, die sich entschließen, für uns im Café zu arbeiten. Schöne Sache, wenn sie nicht immer nur faulenzen würden, wenn ich nicht da bin. So habe ich im Grunde den ganzen Tag über die Wahl: Sammle ich neue Zutaten, um den Lagerbestand aufzufüllen, oder bleibe ich im Café, klopfe den Angestellten auf die Finger und helfe mit.

Täglich grüßt das Murmeltier

Wer Spiele dieser Art kennt, wird wissen, dass der Tagesablauf oft ziemlich identisch sind. Wenn es eben keine Hühner sind, die man füttern muss, sammelt man eben Zutaten. Und genauso ist es auch bei Little Dragons Café. Mehr als sonst ist es wichtig, dass ihr dem Tagesablauf folgt. Das bedeutet, dass ihr um 6 Uhr in der Früh aufsteht und euch erst einmal nach draußen begebt, um neue Zutaten oder Rezeptteile zu sammeln. Hin und wieder bekommt ihr dann die Meldung eingeblendet, das euer Personal faulenzt – das ist der Zeitpunkt, an dem ihr eigentlich wieder zurück im Lokal sein solltet, um den Leutchen auf die Finger zu klopfen und sie zu animieren, doch noch den einen oder anderen Gast zu bewirten.

Habt ihr also einen kleinen Abstecher in das Café gemacht, müsst ihr wieder los, um die Zeit ein wenig rumzubekommen und auf die Abendstunden zu warten. Zum Abendbrot wollen schließlich auch Gäste bewirtet werden. Wer nun denkt, dass sich das Ganze ja auch alleine bewegt, wenn ihr euch schon ins Bett legt, der irrt. Wenn ihr beschließt, dass ihr heute keine Lust auf den immer gleichen Ablauf habt und nach der täglichen Cutscene einfach ins Bett geht, werden auch keinerlei Gäste bewirtet und der ganze Tag hat euch nur gebracht, dass ihr eine Cutscene gesehen und die Story vorangetrieben habt. Andererseits hat es auch keine Auswirkungen, wenn keine Gäste befriedigt werden, denn Geld lassen die sowieso nicht da, doch dazu später mehr.

Link?

Im Vergleich zu anderen Spielen komme ich mir bei Little Dragons Café regelrecht seltsam vor, dass ich irgendwas im Spiel tue, denn außer dass ich die Story irgendwie voranbringe, hat nichts einen wirklichen Nutzen. Okay, vielleicht noch, dass man mit den Gerichten, die man selbst zubereitet hat, seinen Drachen einfärben kann – was wiederum wirklich ziemlich cool ist.

Wenn ich gerade einmal beim Kochen bin: Das Ganze ist eine Art Rhythmusspiel. Man drückt im richtigen Moment den angezeigt Knopf, dabei hat man auf der Switch die Wahl, ob man lieber das Steuerkreuz benutzt oder doch die Aktionstasten, kommt am Ende auf dasselbe hinaus und ist nicht einmal sonderlich anspruchsvoll. Fast immer treffe ich ein Amazing und produziere so erstklassiges Essen. Im Grunde verkacke ich es nur dann, wenn ich einen kleinen Ticken zu langsam bin, jedoch ist der Radius, um wirklich Amazing zu treffen, ziemlich groß. Auch hier haben wir leider eine ziemliche Vereinfachung des Spielprinzips. Little Dragons Café scheint wirklich eher für Kinder ausgelegt zu sein und nicht für die älteren Fans von Harvest Moon.

Die magischen Sammelstellen

Ich habe bereits erwähnt, dass ich mich regelmäßig auf den Weg machen muss, um Zutaten zu sammeln, damit mein Koch genug zu essen kochen kann – auch wenn’s natürlich vollkommen sinnlos ist, doch dazu später mehr. Im Grunde muss man nicht einmal wirklich jeden Tag raus in die Wildnis. Wenn man nämlich einmal eine Zutat gefunden hat, gibt es praktischerweise neben dem Haus einen Garten und einen Fischteich. Dort wächst alles nach, was ihr irgendwie schon mal gefunden habt. Ob das nun Fleisch ist oder Sojasauce, ihr könnt das alles aus diesen magischen Sammelstellen nehmen.

Wenn ihr zudem euren Drachen regelmäßig mit Gerichten aus eurer Küche füttert, dann … verdaut der das auch entsprechend und ihr könnt den Dung benutzen, um alles Mögliche zu düngen. Ich empfehle persönlich, diese wundersamen Sammelstellen in der Nähe eures Hauses zu düngen. Es erspart euch viel Zeit mit Rumlaufen und Sammeln – macht aber alles auch noch ein wenig eintöniger.

Ich finde die magischen Sammelstellen irgendwie sehr interessant und frage mich, ob das einfach nur eine Vercasualisierung ist, sodass die Spieler sich ja nicht allzu sehr mit dem Sammeln von Zutaten beschäftigen müssen. Also damit die Spieler im Grunde nicht die Hauptaufgabe des Spiels genießen können, sondern einfach ihren Drachen füttern und dann den Drachenmist in den Fischteich werfen, damit daraus neue Fische wachsen. Schade. Sehr, sehr schade. Genau das ist doch irgendwo der Hauptaspekt des Spiels.

Nette Geschichten ohne Ziel

Jetzt muss ich mal ein bisschen ausholen, um euch das Ganze zu erklären. Little Dragons Café möchte in der Liga der Simulationsspiele mitmischen, bei denen man sein eigenes Café unterhält. Es gaukelt einem vor, dass man Zutaten wirklich sammeln muss, um das Café am Laufen zu halten. Dass das aber alles fürs Popöchen ist, wird einem erst nach einigen Spielstunden klar. Während andere Spiele im Genre wirklich darauf achten, dass eure Aktionen entsprechend einen Sinn haben, bleibt Little Dragons Café hinter jedem Anspruch zurück. Ich sag’s jetzt einfach frei heraus: Little Dragons Café bietet keinen wirklichen Ansporn außer der Story.

Während Gäste und Kunden in anderen Spielen zum Beispiel Geld bei euch lassen, wenn sie etwas gegessen oder in euren Zimmern genächtigt haben, gehen die Gäste einfach wieder. Mit etwas Glück bewerten sie euer Essen in typischer „Schmeckt gut“ oder „Das (setze beliebigen Namen ein) hat letztes Mal besser geschmeckt“ Manier, mehr aber auch nicht. Es ist also vollkommen egal, ob euch jeden Tag viele Gäste besuchen oder nicht, denn die einzige Auswirkung ist, dass sie euren Ruf steigern, mehr aber auch nicht. Sie geben euch kein Geld, keine Rezeptteile, einfach gar nichts. Sie kommen einfach nur in das Café, stehlen eure kostbare Zeit, bestellen essen und verschwenden somit alle Zutaten, die ihr sorgsam irgendwie gesammelt habt. Das ist irgendwie ziemlich dumm und hat mich deswegen kein Stückchen angespornt, irgendwas in meinem Café zu machen.

Wenn ich es wirklich mit anderen Spielen des Genre vergleiche, so fallen mir da gleich einige Dinge ein, wozu man Geld brauchen kann. Beispielsweise um sein Café zu vergrößern, doch ohne Geld braucht man eben auch das nicht. Wie gut, dass ich einen magischen Opa habe, der einfach Magie einsetzen kann. Wer braucht denn da schon Geld?

Immerhin gibt es Katzenmöwen *-*

Ein grafisches Highlight?

Okay, nicht alles an Little Dragons Café ist schade, es hat auch einige gute Aspekte – und hiermit meine ich nicht nur die Story, die wirklich ganz witzig ist. Es gibt noch die grafische Seite, die immerhin niedlich ist und einen drolligen Stil hat. Gerade der Drache ist sehr, sehr niedlich gemacht. Aber auch verschiedene kleinere Aspekte finde ich schön, wie beispielsweise die Haare meiner Protagonistin oder von Ipanema, denn diese wehen sehr hübsch, wenn sie laufen. Das gefällt mir wirklich gut. Die Welt selbst ist auch hübsch, wenn auch ein wenig leer, da das Café der einzige begehbare Ort im Spiel zu sein scheint. Es wirkt doch ein wenig trostlos.

Zusätzlich fielen mir doch technische Mängel auf. So werden Sammelstellen beispielsweise mit Schmetterlingen versehen, wenn diese wieder geerntet werden können. Das ist ein nettes grafisches Gimmick, das jedoch leider fast immer sichtbar ist und nur dann verschwindet, wenn man ein paar Schritte näher herangeht. Wenn man schon auf eine solche Vereinfachung zurückgreift, sollte man wenigstens auch dafür sorgen, dass die Schmetterlinge ganz verschwinden. Übrigens kommt das Spiel auch nicht ruckelfrei aus, vor allem wenn man die Kamera dreht, ruckt sich alles ein bisschen an die richtige Stelle. Auch das ist wirklich schade und sollte nicht sein, vom Kantenflimmern einmal ganz zu schweigen.

Zudem kann es vorkommen, dass Little Dragons Café nicht bei der Sprache bleibt, die ihr ausgewählt habt, bzw. die euer System hat. Ich hatte regelmäßig Gäste in meinem Café, die auf Französisch mit mir sprachen und dann auch entsprechend Kommentare in Französisch abgegeben haben. Keine Ahnung, ob das gewollt war, ich glaube aber fast, dass es unbeabsichtigt war. Wirklich schade.

Ähm… Sche ne pa parl francä?

Fazit: Ganz nett, aber…

Nach alldem ganzen Gemeckere meinerseits könntet ihr jetzt denken, dass mir Little Dragons Café überhaupt keinen Spaß gemacht hat, doch dem ist nicht so. Ich hatte meinen Spaß mit dem Spiel, die ersten 10 Spielstunden gehen auch allein durch die Story und den Niedlichkeitseffekt wirklich leicht von der Hand. Erst als ich wirklich immer wieder dasselbe machen musste und als sich mir einfach kein weiterer Ansporn bot, verlor ich langsam das Interesse. Es hat hier und da ganz nette Ansätze, nutzt aber sein Potential nicht einmal im Ansatz. Warum nehme ich kein Geld durch mein Café ein? Warum ist es (fast) der einzige Sinn, dass ich Essen nur für den Drachen koche? Warum kann der Garten neben meinem Haus auch Sojasauce produzieren? Wieso ist das Café der einzige begehbare Ort? Warum ist das Kochen der Gerichte so leicht? Wieso? Wieso? Wieso?

Es gibt so viele Spiele auf dem Markt, die genau diese Fragen beantworten können und ein wesentlich wirtschaftlicheren Aspekt bedienen, ohne dabei jedoch wirklich allzu viel zu verlangen. Little Dragons Café hingegen fühlt sich wie gewollt und nicht ganz gekonnt an, obwohl die Macher von Harvest Moon schon einmal ihr Glück mit einer neuen IP versuchten, die immerhin mehr Anspruch bot (Zur Review). Doch, so leid es mir tut, Little Dragons Café kann ich keine wirkliche Empfehlung aussprechen. Ja, es hat seine guten Seiten, aber auf dem Papier steht es doch deutlich hinter anderen Titeln aus demselben Genre zurück – und nur mit einer ganz niedlichen Story lockt man heute leider niemanden mehr so wirklich hinterm Ofen hervor.

Technik: 63
Grafik: 73
Sound: 80
Umfang: 72
Gameplay: 52
KI: 40

Spielspaß: 62

  • Story: Dein Mutter schläft plötzlich ein und ist wohl zur Hälfte ein Drache. Also übernimmst du das Café zusammen mit deinem Geschwisterkind und einem Drachen.
  • Frustfaktor: Fast müsste man diesen Punkt hier als Langeweilefaktor betrachten, da sich so vieles wiederholt und es nur dann irgendwie Spaß macht, wenn gerade ein Event stattfindet.
  • Wiederspielwert: Sehr, sehr, sehr gering, da kaum Anspruch vorhanden ist und man sich auch nicht einmal so wirklich eigene Ziele setzen kann. Sehr mau.
  • Design/Stil: Schöner Zeichenstil, der leider nicht ohne grafische Fehler auskommt.
  • Musik: Joah, die Musik plätschert so im Hintergrund, ohne dass man wirklich drauf achten könnte.
ProContra
+ Drachen!!!– Immer gleicher Tagesablauf
+ Personal unterstützt einem im Café– Tag endet, wenn man ins Bett geht
+ Man kann seinen Drachen färben– Kein wirtschaftlicher Aspekt
+ Witzige und schöne Story– Gäste sind vollkommen nutzlos
– Magische Sammelstellen nehmen Hauptaufgabe des Spiels
– Sehr, sehr stark vereinfachtes Konzept
– Kantenflimmern, Effekte, die nicht verschwinden

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Beatrice Eichhorn
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