Leisure Suit Larry: Wet Dreams Don’t Dry (PC) im Test – Er kommt nochmal

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Larry Laffer gehört zu den Legenden unter den Adventure-Games: Während Tim Schafer mit seinen Spielen schon versuchte, irgendwie lustig und tiefgehend zu sein, hatte Larry stets nur ein Ziel – der kleine Larry musste alle Löcher der Stadt oder des Schiffs erkunden. Doch so sehr ich Larry und seinen Humor vermisst habe, so sehr bescherte mir Leisure Suit Larry: Wet Dreams Don’t Dry auf dem PC jede Menge graue Haare. Mehr erfahrt ihr in meiner Review.

Instacrap, Farcebook, Timber und Co. – Willkommen in der Neuzeit!

Larry ist zurück! Ganz nebenbei werde ich versuchen, möglichst wenige Wortwitze und Anspielen zu bringen. Ich versuche es zumindest. Bevor ihr jedoch Hand ans Spiel anlegen dürft, müsst ihr euch durch einen Fragebogen kämpfen, der beweisen soll, ob ihr wirklich alt genug seid, um es mit Larry aufzunehmen. Keine Sorge – ihr könnt das auch ganz einfach überspringen.

Larry ist also zurück und er kommt im 21. Jahrhundert. Er wird direkt aus dem Jahre 1987 ins Jahr 2018 katapultiert und sieht sich hierbei nicht nur jeder Menge neuer technologischer Errungenschaften gegenüber, sondern auch noch dem scharfen Verstand der Frauen im 21. Jahrhundert. Da reicht es nicht mehr, wenn man einfach nur das Buch im Umschlag gegen das Kama Sutra austauscht, um die scharfe Schiffsbibliothekarin ins Bett zu kriegen – hier muss wirklich einiges geboten werden. Die vermeintlich einfache Literaturstudentin, die Cam-Shows veranstaltet, um ihr Studium zu finanzieren, möchte schließlich erst einmal mit einigen Quests auf sich aufmerksam machen.

Doch das ist längst nicht alles, was das 21. Jahrhundert bietet. Leisure Suit Larry: Wet Dreams Don’t Dry nimmt in erster Linie auch unser Zeitalter auf die Schippe. Gleich zu Beginn treffen wir Becky, die sich selbst als Influencerin bezeichnet und natürlich über Instacrap bestimmt, welche Orte angesagt sind und welche total down sind. Sie führt Larry auch in die Kunst von Instacrap ein: Natürlich muss sie nämlich erstmal eine halbe Stunde lang in einem Livestream über das seltsame Bier reden, das man bei Lefty’s trinken kann. Larrys einziger Wunsch wird jedoch hier noch nicht erfüllt. Ob er es jemals schafft, in Beckys Höschen zu landen? Nun, zumindest erhält er ihre Unterhose – alles andere ist Legende.

Ich finde das richtig super, wie das Spiel sich oft auch selbst auf die Schippe nimmt. Beispielsweise erhält Larry zu Beginn zwei Bier, die er einfach so in seine weiße Jacke steckt. Lefty spricht ihn darauf hin an und Larry sagt einfach, er habe das schon immer so gemacht, warum also damit aufhören? Besonders der Anfang von Leisure Suit Larry: Wet Dreams Don’t Dry ist richtig gut gemacht und die erste Stunde jagt ein Lacher den nächsten – und bleibt sogar relativ unschuldig. Leider fällt es danach ein wenig stark im Humor ab und entwickelt sich eher zu einem Abarbeiten von Quests – auch wenn das vegane Hipster Lokal, in dem es nicht mal Bier gibt, dem Ganzen noch einmal die Krone aufsetzt. Leisure Suit Larry: Wet Dreams Don’t Dry bedient jede Menge Klischees und ist sich dessen durchaus bewusst.

Leider geht der Story ab einem gewissen Part ein wenig die Luft aus und ich fragte mich an manchen Stellen, was ich eigentlich hier mache. Larrys Sprüche haben sich zu diesem Zeitpunkt auch alle ein wenig erschöpft, was wirklich schade ist und dem Ganzen wiederum den Sinn nimmt. Zumal das Ziel durch die vielen verschiedenen Quests doch wirklich in den Hintergrund gerät.

Larry, oh, Larry!

Larry Laffer ist eine ganz besondere Figur, dessen Ziel schon immer eher darin bestand, die Höschen der Damenwelt zu erkunden. Hin und wieder kann er seinen kleinen Larry auch nicht an sich halten und spricht durch ihn. Das sind dann die Momente, in denen ich mir einfach nur denke: Larry, halt die Klappe! Du bist im 21. Jahrhundert und nicht mehr in den 80ern, wo deine Sprüche noch gezogen haben. Aber genau das gefällt mir so an Leisure Suit Larry: Wet Dreams Don’t Dry, denn Larry ist einfach immer noch derselbe Typ, mit dem ich auch schon auf der Yacht nach Liebe war, auch wenn er definitiv zu weniger Bettaction kommt, als ihm lieb ist, doch hier muss er sich wirklich mit der Neuzeit anfreunden, und die Neuzeit spielt nicht immer so mit, wie es Herr Laffer gerne hätte. Weniger gut ist jedoch, dass er keine wirkliche Entwicklung durchmacht, er ist auch nach fünf Spielstunden immer noch derselbe Larry, der zwar versucht, sich irgendwie an die Neuzeit zu gewöhnen, aber irgendwie doch nicht so wirklich reinpassen möchte. Und das ist in der heutigen Zeit wirklich ein bisschen schade.

Es ist durchaus gewagt, eine solche Figur ins Jahr 2018 zu holen, könnte man meinen. In den 80ern gab es einfach zu viele seltsame Ansichten und Larry ging es nur darum, den kleinen Larry irgendwo zu platzieren. Heute brauchen wir ein wenig Tiefgang, auch wenn unsere Welt bis ins kleinste Detail parodiert wird. Etwas mehr Tiefgang oder eine Entwicklung seitens Larry hätte mir noch besser gefallen.

Besonders gut finde ich die Anspielungen im Spiel. So gibt es beispielsweise eine Leisure Suite, die natürlich voll mit Sexspielzeugen jeglicher Art ist. Das gibt es zum Beispiel das Letzte Einhorny – ein Einhornkopf, dessen Horn ein Dildo mit Klitorisstimulator ist und in dessen Maul man seinen… Nun ja, man kann wohl theoretisch gesehen viel Spaß damit haben. Doch in diesem Laden gibt es auch einige Eastereggs, so hat sich der Sammeldildo aus Yacht nach Liebe aufs Regal geschlichen, oder über der Tür kann ich definitiv den lila Tentakel aus Day of the Tentacle entdecken, vom großen gefährlichen Kugelhund aus Super Mario einmal ganz zu schweigen. Doch nicht nur sichtbare Eastereggs lassen sich finden, sondern auch die Kommentare strotzen nur so davon. Wirklich gelungen.

Die Ratte muss ins Kondom!

Wer diese Überschrift seltsam findet, hat noch nie ein Adventure Game, geschweige denn ein Leisure Suit Larry Spiel gespielt, denn dann wüsstet ihr ganz genau, was ich damit meine. Die Logik sucht man in Adventure Spielen manchmal wirklich vergebens, doch Leisure Suit Larry: Wet Dreams Don’t Dry ist zumindest am Anfang noch halbwegs logisch und wenn man mit Logik nicht weiterkommt – wie ich zum Beispiel, weil das Spiel einfach nicht so pragmatisch denkt wie ich – hilft es manchmal, einfach alles, was man so im Inventar hat auf alles anzuwenden, was so auf der entsprechenden Map rumspringt. Auf diese Weise konnte ich zum Beispiel einen Schlüssel retten. Doch leider klappt dieses Prinzip nicht immer.

Manche Dinge sind wirklich logisch und man freut sich über jedes Rätselchen, das man irgendwie lösen konnte. Mit Hochgefühl stolziert man dann auf die nächste Map – und sieht sich einem neuen Rätsel gegenüber, das zunächst vollkommen unlogisch erscheint. Tschüss, Hochgefühl! Bleiben wir zum Beispiel bei der Ratte. Ja, es ist logisch, dass die Ratte in ein Kondom passt. Und natürlich wird die Ratte durch den Geruch von Käse angelockt. Das ist übrigens genau die Stelle, an der sich selbst Larry über das Spiel lustig macht. Ich muss ganz ehrlich sagen, ohne die Hilfe vom Publisher wäre ich ab einem gewissen Punkt einfach aufgeschmissen gewesen. Auch wenn der Publisher vieles in einer anderen Reihenfolge getan hat als ich, war es dennoch dann halbwegs schlüssig. Wie soll man sonst schließlich drauf kommen, dass die Taube nur getränktes, glutenfreies Brot zusichnimmt?

Hier. Fühl doch mal.

Ich liebe Leisure Suit Larry Spiele, weil sie einfach witzig sind und zu aktuellen Diskussionen beitragen, um neue Kontroverse zu schaffen. Doch so wirklich rund lief bei mir auf dem PC Leisure Suit Larry: Wet Dreams Don’t Dry nicht und vor allem am Anfang des Spiels hatte ich mit vielen technischen Herausforderungen zu kämpfen. Bis das Spiel so wirklich funktionierte, musste ich es dreimal von vorne beginnen. Bei meinem ersten Durchlauf wollte und wollte eine wichtige Cutscene einfach nicht auslösen, obwohl ich alles gemacht hatte. Sie kam einfach nicht und so kam auch Larry nicht. Weiter. Das frustrierte mich, sodass ich nochmal von vorne begann.

Ich klickte mich also durch den Anfang und ließ Larry auch in die Bar gehen, doch als ich dann mit Becky, also der ersten Figur im Spiel, ins Gespräch kam, hatte ich plötzlich keinen Mauszeiger mehr und konnte keinerlei Optionen auswählen. Also sah ich mich gezwungen, noch einmal von vorne zu beginnen. Dieses Mal lief soweit alles gut und bisher hatte ich keine weiteren Probleme, die mich dazu zwangen, das Spiel nochmal von vorne zu beginnen. Alle Cutscenes haben auch ganz normal ausgelöst, alle Scripts wurden aktiviert.

Mich hat das wirklich geärgert, dass das Script nicht ausgelöst wurde. Ich hatte mir schon ausgemalt, wie es wäre, wenn ich weiter im Spiel gewesen wäre. Ich glaube, dann hätte ich Leisure Suit Larry: Wet Dreams Don’t Dry einfach in die Ecke geworfen und diese Review wäre weitaus unliebsamer geworden. Solche Dinge gehen einfach nicht und ich weiß nicht, woran es lag. Zudem fand ich auch den Einstieg sehr verwirrend: Man kann verschiedene historische Fragen beantworten. Hier gibt es zwar wirklich gute Fragen und noch bessere Antworten, doch gleich ersichtlich, dass es mehr als nur drei Antworten gibt, war es für mich zumindest nicht. Glücklicherweise kann man diese Fragen auch einfach überspringen und es geht los.

Leisure Suit Larry: Wet Dreams Don’t Dry stammt von einem deutschen Studio, umso verwunderlicher ist es, dass die deutschen Untertitel fast keine Fehler beinhalten, lediglich ein den-oder-denn-Fehler fiel mir auf, aber das ist verschmerzbar. In diesem Zusammenhang möchte ich auch die gelungene deutsche Synchronarbeit loben, die ist wirklich super geworden. Alle Stimmen passen sehr gut zu den Figuren und schauspielerische Leistung dahinter ist wirklich hervorragend. Ebenso wie der Zeichenstil. Man merkt, dass hier die Liebe zum Detail drin steckt. Leisure Suit Larry: Wet Dreams Don’t Dry ist in diesem Aspekt eine wunderschöne Zeichenerfahrung. Well done!

Ganz cool geworden ist, dass man Swipe-Funktionen verwendet hat. So kann ich über mein Touchpad auf dem Laptop wischen und öffne ganz automatisch das Inventarmenü. Das ist cool! Klar, Retrofans können auch einfach I drücken, aber das wäre nicht so cool. Ebenfalls kann man so einfach auch durch die verschiedenen Antworten in den Dialogen wischen – was ich auch echt klasse finde.

Fazit: Feucht oder nicht feucht? Das ist hier die Frage!

Leisure Suit Larry: Wet Dreams Don’t Dry hat mich einige schlaflose Nächte gekostet. Es hat eine Geschichte, die einen witzigen und passenden Einstieg hat. Es hat eine Figur, die aus einer ganz anderen Zeit stammt und sich nun zurechtfinden muss. Es hat einige Rätsel, an denen man sich wirklich die Zähne ausbeißen kann. Es hat so viel Humor, dass man manchmal aus dem Lachen nicht mehr herauskommt. Aber…

Nach einigen Spielstunden fragte ich mich, was ich hier eigentlich genau tue. Was ist meine Aufgabe? Will Larry wirklich nur in das Höschen von Faith oder gibt es noch ein anderes Ziel? Habe ich was verpasst? Wo bleibt der Tiefgang? Außer, dass Leisure Suit Larry: Wet Dreams Don’t Dry unsere gesamte Neuzeit auf die Schippe nimmt, fehlt mir irgendwie nach einer Weile wirklich ein wenig der Sinn hinter dem Ganzen. Von der Logik im Spiel selbst brauchen wir nicht zu reden, obwohl sie an vielen Stellen immerhin ein wenig vorhanden ist, dennoch gibt es Momente, an denen man sich fragt, was die Entwickler eigentlich geraucht haben.

Es macht Spaß, mit Larry alles Neue zu erkunden, auch wenn er leider ziemlich platt bleibt und immer nur nach dem nächsten Höschen giert, doch mich haben vor allem die technischen Herausforderungen, die ich erleben durfte, traurig gemacht. Als in meinem Spielstand einfach kein wichtiges Script ausgelöst wurde und ich nochmal von vorne anfangen musste, hat mich das wirklich, wirklich traurig gemacht. Ich bin wirklich ein großer Fan von Larry, weil ich es einfach albern finde, wie jemand so sehr triebgesteuert sein kann, weswegen ich es wirklich schade finde, dass hier nicht nochmal geschaut wurde.

Ich bin, zugegebenermaßen, hin und her gerissen. Ich mag Larry und ich mag auch das Setting mit seinen perfekten Synchronsprechern und seinem tollen Zeichenstil, aber ein wenig fehlt mir doch. Eine gute Empfehlung ist es auf jeden Fall für alle Larry Laffer Fans und Adventure-Fetischisten. Ich war einfach froh, mal wieder als Larry unterwegs zu sein, wünsche mir für das nächste Mal dennoch so etwas wie eine Charakterentwicklung.

Technik: 78
Grafik: 94
Sound: 87
Umfang: 85
Gameplay: 64
KI: 60

Spielspaß: 78

  • Story: Larry kommt in der Neuzeit und muss sich mit Hipstern, Influencern, Instacrap und Timber rumschlagen – und dabei natürlich noch die Herzen aller Damen erobern.
  • Frustfaktor: Den gab es bei mir vor allem auf technischer Ebene, denn das Spiel wollte vorne und hinten nicht so richtig so wie ich wollte. Kleine Diva!
  • Wiederspielwert: Ich bin mir nicht so ganz sicher. Der Einstieg ist wirklich super, allerdings hat es für mich dann doch ein bisschen an Fahrt verloren.
  • Design/Stil: Unheimlich toller Zeichenstil, der mit vielen Details um sich wirft und auf ganzer Linie punktet.
  • Musik: Die Musik ist passend, aber die Synchronsprecher sind definitiv der Hammer. Hervorragende deutsche Vertonung.
ProContra
+ Gelungene deutsche Synchronarbeit– Ziel des Spiels geht manchmal verloren
+ Witziges Setting, das unsere Neuzeit aufs Korn nimmt– Technische Herausforderungen (Scripts lösen nicht aus)
+ Humorvolle Charaktere…– … die einem manchmal ein wenig auf die Nerven gehen können
+ Knackige Rätsel– Keine wirkliche Entwicklung seitens Larrys
+ Logische Logik
+ Viele Anspielungen auf andere/ältere Spiele/Filme
+ Spiel nimmt sich selbst aufs Korn

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Beatrice Eichhorn
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