Elgato HD60 S+ Game Capture im Test – Mehr Schein als Sein

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Wir haben kürzlich wieder angefangen, Let’s Play Videos und Livestreams zu machen – vor allem, wenn man damit komplett auf YouTube gehen will, benötigt man dann doch eine externe Lösung, denn zum Beispiel die Xbox One wird nicht direkt auf YouTube streamen. Da mein AVerMedia Live Gamer Extreme, vermutlich durch die Jahre im Schrank, nicht mehr ganz uneingeschränkt HDMI Signale entgegennahm und mir auch kein 4K durchschleift, habe ich mich auf die Suche nach einer Alternative begeben. Den ersten Versuch habe ich mit dem Elgato HD 60S+ gemacht – warum er schiefging, erfahrt ihr im Test.

Elgato HD60 S+ – Lieferumfang und Verarbeitung

Mein Ersteindruck vom Elgato HD60 S+ war ganz hervorragend: Es kommt in einer schicken Verpackung und auch das Gerät selbst macht einen edlen Eindruck. Im Lieferumfang ist alles, was man braucht: Neben dem Gerät ein USB C auf USB A Kabel sowie ein HDMI Kabel. Beide Kabel machen einen sehr hochwertigen Eindruck und kommen mit vergoldeten Steckern.

Dafür, dass das Elgato HD60 S+ auch 4K HDR Signale durschleifen kann und die Aufnahme bis zu 1080p HDR ermöglicht, ist es erstaunlich klein und kommt auch ohne eingebauten Lüfter aus – das gibt Pluspunkte. Edel ist das Gerät also und wirkt auch gut verarbeitet, man muss aber auch sagen, dass man auf dem matten Plastikgehäuse jeden einzelnen Fingerabdruck sieht. Das hätte man vielleicht besser lösen können.

Als kleiner Bonus, falls man zum Fan wird, befindet sich auch ein Elgato Aufkleber im Lieferumfang des HD60 S+.

Der Lieferumfang des HD60 S+ – alles dabei, und das in hochwertig

Elgato HD60 S+ – Technisches & Software

Das Elgato HD60 S+ verspricht Durchschleifen mit bis zu einer Auflösung von 4K, bei HDR 10 sowie 60 Bildern pro Sekunde. Aufzeichnen möchte man Selbiges in 1080p – das Durchschleifen klappt auch problemlos. Höhere Bildraten wie 144 Bilder pro Sekunde unterstützt das Gerät explizit nicht. Ich habe es auch nicht ausprobiert, weil meine Geduld mit dem Gerät auch vorher am Ende war.

Als eigene Softwarelösung für das Aufzeichnen steht die 4K Capture Utility von Elgato zur Verfügung – wohlgemerkt kann sie nur Gameplay und Kommentar aufnehmen, nicht aber für Livestreams verwendet werden. Dafür ist das Gerät aber natürlich ohne weiteres mit der OBS kompatibel und kann dort schnell eingerichtet werden.

Doch ganz so einfach ist es nicht, denn so schön das Elgato HD60 S+ auch ist, wenn es konkret ans Aufzeichnen und Streamen geht, war der Spaß zumindest bei mir schnell vorbei – dazu gleich mehr, denn das Problem bezieht sich hauptsächlich auf die eigene Software. Ein bei Elgato offenbar verbreitetes Problem tritt direkt mit der OBS auf: Eine Verzögerung des Audio. So kommt der Ton dem Bild etwas hinterher. Die Lösung dafür habe ich direkt bei YouTube gefunden, sie lässt sich direkt über die Windows Einstellungen des Aufnahmegeräts einrichten.

Im Prinzip sagt man Windows nur, dass es direkt den Ton des HD60 S+ abgreifen soll. Wie es geht, zeigt das folgende Video:

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Mehr Informationen

Elgato HD60 S+ – Erfahrungen mit der 4K Capture Utility

Während die Entstehung der Audioverzögerung wohl vor allem von der Leistung des Computers abhängt, und ich hier tatsächlich „nur“ einen Laptop mit AMD Ryzen 5 3550H verwende, mag ich das Problem noch nachvollziehen können, denn es lässt sich leicht lösen, tritt aber vor allem mit Elgato Geräten auf, wenn man einer Google Suche Glauben schenken kann.

Weswegen meine Freude am Aufzeichnen aber wirklich einen Dämpfer bekam, war die hauseigene Software von Elgato – das Aufzeichnen von HDR zum Beispiel ist nur mit dieser möglich, weil es die OBS einfach nicht unterstützt. Grundsätzlich ist die 4K Capture Utility auch sehr aufgeräumt und macht einen stabilen Eindruck – stabiler als AVerMedias RECentral, was vielleicht auch keine Kunst ist, aber schon mal gut.

Die Elgato Software legt auch automatisch eine Mediathek an, in die sie sogar mit anderen Programmen aufgenommene Videos aufnimmt – es ist also super einfach, einen Überblick über seine Videos zu erhalten. Doch eine zentrale Funktion fehlt: Man kann zwar Gameplay und Livekommentar gleichzeitig aufnehmen, doch es gibt keinen Audiomixer.

Den Überblick zu behalten ist in der 4K Capture Utility super leicht.

Die 4K Capture Utility hat den großen Vorteil, dass sie beide Tonspuren einzeln speichert und einem gleich noch eine Projektdatei mitgibt, die man in Vegas, Adobe After Effects und Co. bearbeiten kann, doch ganz ehrlich, ich möchte ein Game Capture und so eine Software haben, um hinterher ein fertiges Let’s Play zu haben. Die fertige Datei speichert die Software freilich auch ab – doch egal, wie ich meine Spiele eingestellt habe und wie ich das Mikro positioniert und eingestellt habe, ich habe nie ein brauchbares Video bekommen. Damit ist für mich die Software – da bin ich ganz ehrlich – sinnlos.

Ich gehe stark davon aus, dass das Audiomixer Feature irgendwann kommen wird, doch so was ist für mich Standard und nichts, worum die Community bitten muss, wie es übrigens schon geschehen ist. Zusammengefasst kann ich mich also entscheiden: Entweder mit der 4K Game Capture Utility aufzeichnen und dann jedes Video händisch bearbeiten müssen, oder aber auf die OBS ausweichen und damit auf HDR und somit eine der zentralen Funktionen des Elgato HD60 S+ verzichten müssen – wobei ich zum Streamen ohnehin diese Software brauche.

Im Endeffekt bedeutete das für mich, dass die versprochene Funktionalität einfach nicht gegeben war.

Auch die Mikrofoneinstellungen helfen nicht – der Audiomixer fehlt

Fazit: Elgato und ich kommen nicht zusammen

Das Elgato HD60 S+ möchte und kann auf dem Papier viel – es ist ein sauber verarbeitetes und stylisches Gerät mit ausreichendem und hochwertigem Lieferumfang. Auch die Software überzeugt auf den ersten Blick, doch ist bei genauerem Hinsehen unbrauchbar: So aufgeräumt die 4K Capture Utility auch ist, sie ist nur zum Aufzeichnen von purem Gameplay geeignet. Ein fertiges Let’s Play damit zu bekommen, ist mangels Audiomixer kaum zu bewerkstelligen – der große Vorteil ist zwar, dass immer eine Projektdatei und beide Tonspuren abgespeichert werden, doch für mich ist so ein Gerät und eine Software nicht dafür da, dass ich alles hinterher in einem anderen Programm bearbeiten muss. In der OBS gibt es das Problem mit der Tonverzögerung, was sich zum Glück leicht lösen lässt, allerdings wohl ein häufiges Elgato Problem ist und dafür kaum Berücksichtigung findet. Außerdem muss man in der OBS auf die HDR Funktion verzichten. Das Elgato HD60 S+ wird als sehr komfortable Capturelösung verkauft – das konnte sie bei mir aber nicht beweisen. Ich habe mir jetzt ein AVerMedia Live Gamer Ultra geholt, was mehr oder minder die gleichen Funktionalitäten hat. Einen Test dazu wird es in Kürze auch noch geben.

ProContra
+ Gute Verarbeitung– Kein Audiomixer in der Elgato Software
+ Nettes Design– Gerät sehr anfällig für Fingerabdrücke
+ Aufgeräumte Software– Audioverzögerung (leicht behebbar)
+ Hochwertige Verarbeitung– Keine komfortable Streaminglösung
– Keine einfachen Hilfestellungen seitens Elgato

Für den Test verwendeter Rechner:

Acer Nitro 5 Laptop
AMD Ryzen 5 3550H
AMD Radeon RX560
8 GB RAM
512 GB SSD

Offenlegung: Wir haben das Elgato HD60 S+ selbst erworben.

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Manuel Eichhorn
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