Game Dev Tycoon (Steam) im Test – Eigene Videospiele entwickeln und Geschichte schreiben

()

Indieentwickler haben es oftmals nicht gerade leicht, Fuß in der Videospielbranche zu fassen. Immerhin gibt es auch eine große Konkurrenz: Gegen große AAA-Titeln und namhafte Publisher stinken die kleinen Entwickler eher ab, vor allem wenn sie ihr Spiel selbst publishen. Dort Fuß zu fassen ist wirklich nicht sonderlich einfach. Doch wer einmal selbst Hand an solch ein Projekt legen möchte, hat nun die Gelegenheit dazu, denn der Game Dev Tycoon lässt euch nicht nur an der Videospielentwicklung teilhaben, sondern gibt euch auch die Möglichkeit, eure ganz eigenen Spiele zu entwickeln. Wie sich das Ganze auf dem PC spielt, verraten wir euch im Test.

BildWelch kreativer Name für unser Studio!

35 Jahre Videospielgeschichte

Der Game Dev Tycoon verfrachtet euch zu Beginn in eure Garage, in der ihr krampfhaft versucht, eure eigenen Videospiele zu entwickeln. Jeder Meilenstein ist dabei ein kleines Geschenk und wirkt wie ein wahres Fest. Doch ganz so einfach wie es klingen mag, ist das Spiel nicht.

Zunächst einmal müsst ihr ein Thema auswählen (Themen könnt ihr separat erforschen), anschließend das Genre festlegen (Von Action bis hin zu Simulation gibt es ein paar), danach wählt ihr die Plattform aus (später mehr) und zu guter Letzt legt ihr noch die Engine fest, auf die ihr zugreifen könnt, auch hier werden wir noch einmal im Detail drauf eingehen. Und dann geht die Entwicklung los, denn das waren jetzt nur die Grundeinstellungen. Jetzt kommt es darauf an, worauf ihr euren Fokus legt: Mehr Story oder soll der Fokus eher auf dem Gameplay liegen? Hier sind euch quasi keine Grenzen gesetzt, allerdings sind diese Parameter für bestimmte Themen und Genre wichtig. Ein Rollenspiel beispielsweise legt sehr viel Wert auf die Story, während man diese wiederum bei einem Actionspiel so gut wie außer acht lassen kann.

Habt ihr euer Spiel fertig gestellt, müsst ihr noch ein paar Bugs fixen, aber das macht eure Spielfigur ganz von allein, wenn ihr ihr die benötigte Zeit einräumt. Tja, und dann kommt die Stunde der Wahrheit, denn kurz nachdem ihr das Spiel fertig gestellt habt, treffen die Wertungen von Gamer Pro, Star Games und Konsorten ein: Diese Wertungen sind für die Verkaufszahlen eures Spiels entscheidend. Eine schlechte Wertungen bedeutet gleichzeitig, dass ihr nicht allzu viel Geld am Ende erwarten braucht. Aber: Übung und Forschung macht hier den Meister.

BildWir entwickeln Gamers Palace

Forschen, entwickeln, beobachten

Wir erwähnten bereits, dass ihr forschen müsst, um mehr freizuschalten. Habt ihr ein paar neue Dinge erforscht, wie beispielsweise “Einfache Zwischensequenzen” oder “Onlinespiel”, müsst ihr eine neue Engine erstellen, um auf diese neuen Features während der Entwicklung zugreifen zu können. Das kostet zwar jede Menge Geld, sichert euch aber meistens Topwertungen, wenn ihr mit einer neuen Engine an den Start geht.

Manchmal ist es etwas tricky, da man überlegen muss, wofür man nun seine Forschungspunkte (bekommt man beispielsweise beim Entwickeln von Spielen) einsetzen möchte, da man diese sowohl zum Forschen als auch zum Training für die eigenen Entwickler benötigt. Hier ist also Management alles. Aber nicht nur die normale Forschung sorgt dafür, dass ihr vorankommt: Nach jedem Launch eines Spiels könnt ihr einen Bericht erstellen lassen, der euch dann darüber informiert, ob die Zielgruppe gut gewählt war, wie das Thema mit dem Genre zusammenpasst und welche Attribute für die Spiele wichtig sind. Das ist ziemlich cool und ermöglicht euch, bessere Spiele zu produzieren.

Bild

Videospielgeschichte erleben

Aber nicht nur das Entwickeln oder das Erforschen ist ziemlich cool gemacht, sondern auch das Spiel an sich. Man beginnt, wie schon erwähnt, in seiner Garage kurz vor dem Start vom G64, dem Spielequivalent zum bekannten C64-System. Das Spiel endet nach dem Launch der PlaySystem 5 von Vonny und der mBox Next von Micronoft. Derlei Anspielungen gibt es viele, wobei jedoch die Fakten der Realität entsprechen, während die Namen der Fantasie entspringen. Und wer ein guter Entwickler ist, wird auf die G3 eingeladen.

Im Laufe der Zeit erwarten euch verschiedene Wandlungen in der Branche: Mal gehen PC-Spiele besser, mal werdet ihr von der schieren Masse an Konsolen und Handhelds überhäuft, die es dann zu managen gilt – oder aber ihr konzentriert euch nur auf eine Richtung und haltet somit Ninvento im Auge oder einen anderen Konsolenentwickler. Später könnt ihr übrigens auch für mehrere Plattformen entwickeln, sofern ihr denn diesen Punkt erforscht habt. Bedenkt aber dabei, dass ihr auch eure Engine für mehrere Plattformen konfigurieren müsst.

BildImmerhin halbwegs gute Wertungen!

Scheißwertungen…

So cool das Ganze Konzept im Game Dev Tycoon auch ist, hat es auch so ein paar Macken, die dem Spieler etwas sauer aufstoßen könnten. Am Anfang steht ihr so ziemlich auf verlorenem Posten, wenn ihr kaum Ahnung von Videospielen habt, denn das Tutorial verrät euch nicht, welche Kombination zu einer hohen (mit hoch meinen wir gerade eine solide 5er Wertung) Kombination führt, sodass ihr vermutlich gerade zu Beginn ziemlich häufig ins Klo greift – und dann sehr schnell in die roten Zahlen kommen könnt. Das ist ein wenig fies, aber vermutlich realistisch, denn nicht jedes Indiespiel kommt ja auch gut am Markt an. Zudem kann man quasi dasselbe Spiel entwickeln, das eine wird eine hohe Wertung, das andere eine niedrige erhalten, das ist manchmal nicht nachvollziehbar.

Ebenso wisst ihr zu Beginn nicht, welcher Schwerpunkt beim Spiel beachtet werden soll. Zocker jedoch haben hier Vorteile, denn es ist klar, dass ein Rollenspiel einen hohen Fokus auf die Story und Dialoge hat, während ein Actionspiel wohl eher auf das Gameplay achten wird. Aber selbst wenn ihr das wisst, ist das noch kein Garant für eine gute Wertung. Hier hilft stellenweise fast nur Ausprobieren, was euch manchmal ganz schön ins Schwitzen bringen könnte.

BildLeider zu schnell urlaubsreif

Wer keine Lust mehr auf Indie hat, kann sich auch einen Publishervertrag aussuchen. Hierbei bekommt ihr das Thema, das Genre und die Plattformen vorgegeben, ebenso wie eine Zielwertung, die der Titel im Schnitt erhalten soll. Erreicht ihr diese Wertung nicht, müsst ihr eine Strafe zahlen. Das hätte ein wenig anders gelöst werden können, sodass man sich einem Publisher auch anschließen kann, um somit vielleicht dauerhaft für diesen zu entwickeln oder etwas in der Art. Aber gut, dafür dass der Titel von einem kleinen Studio kommt, ist er gut und auch schlüssig durchdacht.

Nervig ist jedoch, dass man seine Mitarbeiter relativ häufig in den Urlaub schicken muss, da diese so gut wie nach jedem entwickelten Spiel überarbeitet sind. Das ist anstrengend, weil man in dieser Zeit mit den Figuren einfach nichts machen kann. Die eigene Spielfigur muss übrigens nie in den Urlaub gehen. Das ist noch wahrer Arbeitsergeiz.

Grafisch und musikalisch gibt es kaum etwas zu sagen. Grafisch ist der Titel an eine schlichte Grafik gebunden, die jedoch vor allem in den Abbildungen der Plattformen glänzt. Musikalisch… Tja, es gibt so gut wie keinen Soundtrack, sondern nur Geräusche, die hin und wieder auftauchen, manchmal wird auch eine leise Hintergrundmelodie eingespeilt. Das ist weder schlecht noch gut, sondern einfach nur erwähnenswert.

Bild

Eigene Spiele entwickeln? Yes!

Der Game Dev Tycoon lässt euch in die Rolle eines kleinen Videospielentwicklers schlüpfen und lässt euch auf die Welt los, sodass ihr eure Ideen verwirklichen könnt. Ganz so einfach wie das hier klingt, ist es aber nicht, da ihr Köpfchen beweisen und manchmal in euer Verderben rennen müsst, um ein berühmter Entwickler zu werden. Forschen und Entwickeln sollte dabei an allererster Stelle stehen. Und Videospielaffine kommen vollstens auf ihre Kosten: Vonny, Ninvento und Micronoft geben sich die Ehre!

Wer also ein kleines Spiel sucht, bei dem man eigene Spiele entwickeln kann und wer gleichzeitig auch auf eine Wirtschaftssimulation hofft, der ist mit dem Game Dev Tycoon sehr gut beraten. Auch wenn er seine Schwächen hat, die einen manchmal doch sehr nerven können, ist er eigentlich allen Zockern zu empfehlen, denn man wird nach dem Spielen verstehen, wie die Entwickler arbeiten und warum manchmal manches so ist, wie es letzten Endes auf den Markt geht: Denn auch hier ist Bugbeseitigung mit GENÜGEND Zeit nach der Fertigstellung wichtig. Einige Entwickler und Publisher sollten das mal beherzigen.

Pro Contra
+ Sehr interessantes Konzept – Kaum Melodien
+ Leicht verständliches Gameplay – Man kann sehr schnell auf die Schnauze fallen
+ Witzige Anspielen auf Konsolen/Hersteller – Wertungen der Magazine oft nicht nachvollziehbar
+ Wahre Videospielgeschichte – Mitarbeiter sind fast nach jedem Spiel urlaubsreif
+ Große Vielalt
+ Lerneffekt und hoher Spielspaß für Videospielaffine

Technik: 73

  • Grafik: 79
  • Sound: 60
  • Umfang: 90
  • Gameplay: 83
  • KI: 50

Spielspaß: 92

  • Story: Ihr erlebt 35 Jahre Videospielgeschichte und schreibt dabei eure ganz eigene Story.
  • Frustfaktor: Dank der kurzen Entwicklungszeit von Spielen gibt es eigentlich keinen Frustfaktor, auch wenn eine durchschnittliche Spielwertung von 2 manchmal schon sehr frustrieren kann.
  • Wiederspielwert: Oh ja – ausprobieren, testen, erforschen, Neues ausprobieren. Man hat jede Menge Möglichkeiten und versucht immer wieder, Fuß zu fassen.
  • Design/Stil: Hier wird mit ziemlich simplen, aber hübschen Figuren gearbeitet. .
  • Musik: Hin und wieder gibt es Geräusche und eine leise Hintergrundmelodie. Hier wäre bestimmt ein bisschen mehr drin gewesen..

Wie gut hat dir der Beitrag gefallen?

Durchschnittsdaumen: / 5. Bisher abgegebene Daumen:

Bis jetzt gibt es noch keine Daumen! Sei dier erste, der einen abgibt.

Du findest uns nützlich?

Dann folge uns doch in den sozialen Netzwerken!

Erzähl anderen von diesem Beitrag
Beatrice Eichhorn
Neugierig?
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen