Half Past Fate: Romantic Distancing (Switch) im Test – Liebe zu Zeiten der Pandemie

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Stell dir vor, du lernst jemanden kennen. Ihr unterhaltet euch gut, tauscht Nummern aus und beschließt, kommenden Samstag auf ein Konzert zu gehen. Doch es kommt anders als geplant. Die Regierung verhängt einen Lockdown. Half Past Fate: Romantic Distancing könnte realistischer kaum sein, denn seit März 2020 befinden wir uns alle in einer solchen Lage. Ich habe mir die Switch Version etwas genauer angesehen und verrate dir in meiner Review, ob sich die Liebe auf Distanz lohnt.

Der Lockdown beginnt

Half Past Fate: Romantic Distancing könnte die aktuelle Weltlage kaum besser einfangen: Wir befinden uns mitten in einer Pandemie, die immer weiter um sich greift. Um dagegen vorzugehen, beschließt die Regierung, einen harten Lockdown durchzuführen. Fast alles muss schließen, die Menschen sollen soweit wie möglich von zu Hause aus arbeiten. Es beginnt eine sehr schwierige Zeit für Robin und Stephen, die beiden Protagonist:innen im Spiel, die sich wenige Tage vor dem Lockdown kennen gelernt haben und auf einer Wellenlänge schwammen.

Doch es geht: Die beiden finden Möglichkeiten und verbringen sehr viel Zeit digital miteinander. Das ist schon der größte Vorteil an unserem technischen Fortschritt mittlerweile, denn obwohl alles zu hat, gibt es immer wieder Möglichkeiten, etwas zu tun. Mehr als 60 Tage verbringe ich mit den beiden im Lockdown und fühle mich doch nur wie eine Beobachterin.

Ich habe in Half Past Fate: Romantic Distancing wenig Einfluss auf die Geschichte, es gibt keine Nebenquests und vieles kann ich nur in den Kommentaren in der Story lesen, nehme jedoch selbst nicht daran teil. Beispielsweise spielt Stephen etwas auf der Gitarre, das ich nicht hören kann. Sie schauen einen Film, von dem ich nichts mitbekomme. Nur einmal hören sie gemeinsam Musik, die ich hören kann, doch das war’s. Ich habe mir hier mehr Anteilnahme gewünscht.

Und auch so: Ja, die beiden müssen mit der Pandemie und dem Lockdown zurechtkommen, doch im Laufe der Geschichte lerne ich bloß, dass Stephen Angst davor hat, seinen Onkel zu verlieren. Ansonsten lerne ich nichts über die beiden und ihre inneren Ansichten. Wir alle wissen, was die Pandemie derzeit auch mit unserer Psyche macht, doch dieser Aspekt wird gar nicht berücksichtigt. Es ist einfach nur eine oberflächliche Geschichte, die in der gleichen Welt wie Half Past Fate spielt, was sehr schade ist.

Der Lockdown dauert an

Ja, es gibt derzeit einige Spiele, die zu Lockdowns und Pandemien existieren. Viele wollen eher Wege finden, um damit selbst umzugehen. Half Past Fate: Romantic Distancing ist dabei keine Ausnahme, doch kratzt sie alle Themen lediglich nur an. Ich hatte vielleicht gehofft, das Spiel meinen Kolleg:innen zu empfehlen, um ihnen Wege zu zeigen, wie sie auch in einem Lockdown mit allem umgehen können, doch das kann ich nicht. Leider bleibt auch die restliche Geschichte ein bisschen sehr auf der Strecke.

Die Welt selbst wurde zum Teil recyclet und stammt bereits aus Half Past Fate: Der Buchladen wird immerhin umgebaut auf der Hauptstraße und die Wohnungen von Stephen und Robin sind neu, doch das war’s dann auch groß. Erkunden kann ich sowieso nichts, Aufgaben gibt es keine. Immerhin kann ich Sachen anschauen, wenn ich denn mal rumlaufen kann. Wenn ich rumlaufen darf, ist die Steuerung auch, wie es zu erwarten war, gut, aber auch nicht weltbewegend. Ziemlich nice finde ich hingegen tatsächlich die Details, dass die NPC im Lockdown automatisch Abstand halten.

Ein bisschen hatte ich gehofft, Charaktere aus dem Hauptspiel zu treffen, doch auch da schaue ich ein wenig in die Röhre. Half Past Fate: Romantic Distancing ist ein netter Versuch, die Liebe zu Zeiten einer Pandemie in den Vordergrund zu stellen, doch es scheitert an vielen Ecken, was ich wirklich schade finde. Vermutlich ist es auch viel zu kurz, um wirklich etwas zeigen zu können, denn ein Spieldurchlauf dauert etwa zwischen 30 und 45 Minuten – wobei ich generell nur Einfluss auf das Ende habe und es genau zwei Enden gibt. Wirklich schade.

Fazit: Da wäre mehr drin gewesen

Half Past Fate: Romantic Distancing ist ein kurzes Spielerlebnis, das die Liebe zu Pandemiezeiten und während eines Lockdowns in den Vordergrund stellen soll: Musik, die man gemeinsam streamt. Filme, die man gemeinsam schaut. Video Calls die ganze Nacht hindurch. Doch bei allem bin ich nur eine stille Beobachterin, denn keines dieser Aspekte wird auch nur im Ansatz weiter dargestellt. Ebenso habe ich so gut wie keine Entscheidungsgewalt und generell wird auf die Herausforderungen des Lockdowns, die uns alle beschäftigen, gar nicht eingegangen.

Ich hatte mich sehr auf Half Past Fate: Romantic Distancing gefreut und hatte gehofft, dass es an den Erfolg von Half Past Fate anknüpfen kann, doch es fehlt hier leider an allem. Das ist wirklich schade, ich hatte mir definitiv mehr erhofft, unter anderem auch, um weitere Ideen zu bekommen, wie ich vielleicht selbst mit der ganzen Sache umgehen kann.

ProContra
+ Liebe zu Zeiten des Lockdowns– Viel zu kurz
+ Schöner Soundtrack– Ich bin nur stille Beobachterin, nichts zu tun
+ Einfache Steuerung auf der Switch– Kaum Entscheidungen
– Story sehr oberflächlich
– Sehr vieles recyclet
– Stellenweise Kantenflimmern

Technik: 66
Grafik: 71
Sound: 90
Umfang: 34
Gameplay: 70

Spielspaß: 50

  • Story: Half Past Fate: Romantic Distancing versucht, die Liebe zu Zeiten von Pandemie und Lockdown mehr in den Vordergrund zu rücken.
  • Frustfaktor: Eigentlich nicht vorhanden, denn ich habe sowieso keinen Einfluss oder nehme bewusst an irgendwas teil.
  • Nachhaltigkeitswert: Der Titel dauert etwa 30 Minuten und hat nicht den Charme, den Half Past Fate bietet.
  • Design/Stil: Wie auch schon im Vorgänger, zudem wurden viele Elemente wieder verwendet.
  • Musik und Sound: Sehr schöner Soundtrack.
  • Preis-Leistungs-Verhältnis: Es kostet etwa 5 €, was okay ist, aber wirklich schon grenzwertig.

Offenlegung

Ich habe mir Half Past Fate: Romantic Distancing selbst gekauft.

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Beatrice Eichhorn
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