Shining Resonance Refrain (Switch) im Test – Von Dragoneers, Elfen und ganz großen Drachen

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Vier Jahre nachdem ein japanisches Spiel den Weg nicht in den Westen fand, kommen wir nun endlich in den Genuss dieses Titels, natürlich in überarbeiteter Form und mit jeder Menge Extras: Shining Resonance Refrain ist mittlerweile für die PlayStation 4 und die Nintendo Switch erhältlich und in unserem Test zur Switch Version verraten wir euch, warum wir ganz vernarrt in all die Drachen und Elfen und extrem schwierigen Schicksale sind. Eines kann ich zu Beginn schon einmal sagen: Es hat sehr, sehr viele gute Aspekte, die sich definitiv lohnen.

Einmal Drache und zurück

Shining Resonance Refrain schmeißt mich zu Beginn gleich mitten rein: Ich spiele eine junge Frau in einer edlen, weißen Ritterrüstung namens Sonia und kämpfe mich durch eine Art Gefängnis, denn meine Aufgabe ist sichtlich einfach. In diesem Gefängnis befindet sich jemand, den ich unbedingt befreien muss, und das beste: Ich bin nicht alleine, denn vor der Festung wartet Kirika auf mich, die mich mit ihren Liedern bestimmt schützen kann. Schwerthieb um Schwerthieb arbeite ich mich durch das Gefängnis, bis ich endlich Yuma finde, der nicht nur der schüchterne Junge ohne Macht ist. Oh nein. Und schon bin ich mitten drin in einer Geschichte voller Drachen und Elfen und Liedern und einem Krieg.

Der Einstieg ist verwirrend und ich muss zugeben, dass ich die ganze Geschichte immer noch nicht ganz verstanden habe. Ich weiß nur, dass Yuma kein normaler Mensch ist, sondern dass in ihm ein Drache wohnt und zwar nicht nur irgendein Drache, sondern natürlich der Shining Dragon, der mächtigste aller Drachen. Dumm nur, dass Yuma selbst in einer Krise steckt und denkt, dass er zu nichts zu gebrauchen ist. Ist er zugegeben am Anfang auch nicht, weswegen ich ziemlich schnell im Spiel zu Kirika gewechselt habe, doch dazu erzähle ich euch später mehr.

Die Story in Shining Resonance Refrain ist so dick wie anständiger Wälzer aus dem High Fantasy Bereich: Wir haben einen ausgewachsenen Krieg, einen Konflikt zwischen irgendwie allen, Drachen, die von Elfen besungen wurden und die eigentlich verschwunden sein sollen, eine Coming of Age Geschichte, ein bisschen Liebe und natürlich die ganz normalen Monster, die irgendwie allen auf die Nerven gehen. Wenn noch ein paar mehr Brüste vorkommen, könnte man Game of Thrones den Rang ablaufen. Aber das will vermutlich keiner, denn… Okay, ich hör schon auf. Hier geht es schließlich um Shining Resonance Refrain.

In der Regel sind JRPGs immer voll mit sehr vielen Themen, doch dieses Spiel ist wirklich mit Abstand das umfangreichste, was ich in der letzten Zeit so gespielt habe. Und es macht Spaß, jede Menge Spaß. Auch wenn ich mich dabei ertappe, wie ich einfach nur Quests mache und nur dann gezwungenermaßen der Story folge, wenn ich die Quests abgearbeitet habe. Aber immerhin lässt mir Shining Resonance Refrain diese Möglichkeit und zwingt mich nicht dazu, irgendwas anderes zu machen.

Ich mag dich, also unterstütz ich dich

Wie es in vielen japanischen Rollenspielen üblich ist, so ist es auch in Shining Resonance Refrain so, dass man im Laufe der Story neue Mitstreiter bekommt, mit denen man dann eine Party bilden kann. Das ist ziemlich cool, denn hinzu kommt noch ein ganz besonderes Modell: Das Bond-System. Jeder Charakter verfügt über bestimmte Rollen, die er innerhalb der Gruppe spielen kann. Hierbei handelt es sich aber nicht um so schlichte Rollen wie beispielsweise „Tank“ oder „Healer“, sondern zum Beispiel um „Bright & Cheerful“. Jeder Charakter hat ein gewisses Grundmaß an diesen Rollen, und es gibt viele Rollen, die sich von einander unterscheiden.

Das eigentlich Spannende an der ganzen Sache ist der Punkt, dass jede Rolle in Verbindung mit einem anderen Charakter zu interessanten Nebeneffekten kommt. Man ordnet die Charaktere in einem Kreis an und bestimmt dann, welche Beziehungen zu welchen Werten führen. Haben beispielsweise alle Charaktere „Bright & Cheerful“ ausgewählt, ist die Unterstützung sehr hoch, doch spannender wird es erst, wenn man ein ganz bestimmtes zusammenspiel zwischen den Charakteren ermöglicht, denn dann unterstützen sie sich auf spannende Weise. Sicherlich muss man jedoch im Vorfeld oder mittenbei herausfinden, welche Kombinationen am besten sind, um die Kämpfe problemlos zu gewinnen. Übung macht hierbei jedoch bekanntlich Meister.

Zusätzlich kann man sich entscheiden, welchen Charakter man aktiv spielen möchte. Diesen spielt man dann auch in den Kämpfen und in den freien Gebieten. In den Städten schlüpft man dann wieder in die Rolle von Yuma, der eigentlich der Protagonist in Shining Resonance Refrain ist. Wer übrigens nicht nur ans Kämpfen mit seinen Partner denken möchte, ist auch herzlich eingeladen, mit den Charakteren seiner Wahl die Nacht zu verbringen. Yuma ist hierbei offen für alles.

Kämpfen, sammeln… Hauptsache Quests

Neben den ganz normalen Hauptaufgaben eines Shining Dragons gibt es natürlich auch eine ordentliche Latte an Quests, die euch zur Verfügung stehen. Einige davon sind wiederholbar, andere tauchen erst in bestimmten Spielabschnitten auf und wieder andere fordern, dass ihr euch einmal eine Nacht aufs Ohr haut, bevor sie verfügbar sind. Shining Resonance Refrain erfindet jedoch das Questrat keineswegs neu: Es gibt Sammelquests und Quests, in denen ihr Gegner töten müsst. Bei einigen dürft ihr bestimmte Angriffe ausführen. Nichts Besonderes. Dafür dürft ihr so viele Quests annehmen, wie ihr lustig seid. Ihr solltet nur die Übersicht dafür behalten, was ihr wirklich auf eurer Liste habt. Und wenn ihr einmal fertig seid mit den Quests und euch einfach mal ganz in Ruhe mit Craften beschäftigen wollt, dann seid ihr bei Rapple in Marga auf jeden Fall an der richtigen Adresse.

Der Junge sieht zwar aus wie zwölf, aber er weiß definitiv, wie man seinen Alchemiekessel verwenden muss. Manchmal bittet er euch dabei, ihm zu helfen, damit er neue Rezepte lernen kann, jedoch hängt das meiste von euch ab. Je mehr und je unterschiedlicher eure Materialien sind, die ihr auf euren Reisen sammelt, desto mehr Rezepte werden auch verfügbar. Rapple kann euch hierbei entweder mit normalen Items wie zum Beispiel Ether oder Potions versorgen, aber er stellt auch für euch die sogenannten Aspects her, mit denen ihr eure Waffen verstärken könnt.

Ihr seht also, dass es doch ziemlich viele Möglichkeiten gibt, der Hauptstory ein wenig auszuweichen. Das führt auch dazu, dass ich mittlerweile ein wenig über dem Level bin, aber das macht nichts, denn die Gebiete wachsen mit euch und mit der Story mit. Während am Anfang noch Stufe 5 Gegner in den Windia Grasslands waren, erwarten euch in Kapitel 3 dann schon Stufe 23 Gegner. Ihr braucht also keine Angst zu haben, dass ihr irgendwann etwas farmen müsst und immer wieder gegen Kindergegner antreten müsst.

Die magische Welt der Diven

Die meisten Charaktere, die euch in Shining Resonance Refrain begegnen, sind Dragoneer, also Leute, die in irgendeiner Weise für Drachen da sind. Doch ich persönlich finde die Diven viel spannender. Kirika zum Beispiel ist eine. Sie beherrscht die uralten Lieder, um Drachen zu beschwichtigen und zu kontrollieren, was ich persönlich richtig cool finde. Zusätzlich besitzt sie auch noch einen magischen, musikalischen Bogen, mit dem sie diese Magie wirken kann.

Doch auch die anderen Charaktere sind wirklich nicht ohne und haben jeweils ihre persönlichen Stärken und Schwächen. Auf diese Weise kann man sich sein Lieblingsteam hervorragend zusammenstellen. Gleichzeitig bringt jeder Charakter auch eine tiefgehende Geschichte mit sich, die es in sich hat und die dem Gruppendesign noch eine ganz besondere Note verpassen.

Kampfsystem der besonderen Art

Im Vorfeld erwähnte ich bereits, dass das Kampfsystem einige Besonderheiten aufweist, doch darauf möchte ich noch etwas genauer eingehen. Shining Resonance Refrain ist im Grunde ein Action RPG, bei dem ihr aktiv im Kampf eine Figur steuert. Dabei hat eure Figur eine Art Ausdauerleiste, das kennt man bereits aus anderen Spielen: Ist die Leiste leer, kann auch eure Figur nicht mehr angreifen, sodass erst kurz gewartet werden muss, bis sie sich wieder gefüllt hat. Soweit, so gut, doch das Spannende steckt hier wirklich im Detail.

Es gibt Kämpfe, die könnt ihr nur gewinnen, in dem ihr das Beste aus euren Figuren und eurem Team herausholt. Ihr werdet an diesen Kämpfen scheitern, doch das macht nichts. Ihr müsst dann nicht den letzten Speicherpunkt laden, sondern dürft nochmal euer Glück versuchen und dabei noch Änderungen an eurem Team vornehmen. Schaut euch in diesen Momenten noch einmal die Verbindungen eures Teams an und prüft, ob ihr noch etwas anpassen könnt. Wenn zum Beispiel die Rollen mit dem Pflanzensymbol gewählt werden, unterstützen sich die Charaktere deutlich besser untereinander mit Buffs und entsprechenden Heilungen. Vielleicht habt ihr auch noch den einen oder anderen Aspect dabei, den ihr noch nicht eingesetzt habt, um eure Figuren zu stärken. Dann klappt das auch mit den Gegnern wieder.

Das einzige, was mich wirklich, wirklich, wirklich an der KI meiner Mitstreiter nervt, ist, dass die manchmal einfach nur rumstehen. Da steht der Gegner direkt vor ihnen und sein Hate zieht sich langsam zu mir, weil ich gerade geheilt habe, und was macht die KI? Nichts. Oder sie blockt Angriffe, die gar nicht kommen, weil sie vieeel zu weit vom Gegner wegstehen. Das nervt wirklich und führt auch zu Frust. Eine richtige Lösung habe ich hierfür noch nicht finden können.

Wunderschön!

Shining Resonance erschien vor vier Jahren auf der PlayStation 3 und zwar nur in Japan. In den Westen hat es das Spiel nicht geschafft, einfach aus dem ganz einfachen Grund, dass der Westen noch nicht bereit dafür war. Das Publikum war zu gering, was sich in den letzten paar Jahren stark geändert hat, weswegen SEGA nun Shining Resonance Refrain auf den Markt brachte – und es hat sich gelohnt. Der Titel wurde grafisch überarbeitet und kann sich wirklich sehen lassen.

In den Städten kommt ein ganz besonderes Flair auf, denn die Texturen wirken von innen heraus leuchtend, aber nicht zu übertrieben, sodass es einen leichten und verträumten Aspekt erhält. Mir gefällt das ziemlich gut. Aber auch das Design der einzelnen Charaktere ist gut gelungen, lediglich die NPCs sehen alle recht gleich aus, unterscheiden sich zwar im Detail, doch es ist deutlich sichtbar, dass sie aus dem gleichen Baukasten stammen. Das ist ein wenig schade, aber nicht dramatisch. Schön sind auch die verschiedenen Wettereffekte, die auf der Switch übrigens nicht dazu führen, dass es ruckelt. Shining Resonance Refrain läuft an sich ohnehin sehr flüssig. Das einzige, was mir wirklich ein wenig sauer aufstößt, sind die gleichen Charaktermodelle der Gegner, die sich oft nur in den Farben unterscheiden.

Unpassend finde ich lediglich das Design der Szenen, doch das ist dem Alter des Spiels verschuldet: Es gibt schöne Szenen, die mit 3D-Modellen dargestellt wurden, und es gibt Szenen, die nur wie normale Gespräche ablaufen. Und dann gibt es noch Szenen, deren Gespräche einfach nur als Fensterchen aufploppen. Zumal besonders bei den Szenen, die mit normalen Gesprächen daherkommen, oft auch Aktionen vollzogen werden, sodass die gezeichneten Charaktermodelle dann lediglich ihr Gesicht verziehen und man nicht wirklich nachvollziehen kann, was eigentlich gerade geschehen ist. Das finde ich weniger schön und stört mich auch – ebenso der Wechsel zwischen den unterschiedlichen Szenenarten, da es dort immer zu einem Stocker kommt und es keinen flüssigen Ablauf gibt.

Fazit: Viele Stunden faszinierender Spielspaß mit Drachen, Elfen und Diven

Ich habe sehr viel Spaß mit Shining Resonance Refrain. Es zieht mich in seinen Bann mit all seinen Drachen und Elfen und magischen Geschichten und Mythen und Quests und tollen Charakteren, sodass ich es am liebsten gar nicht aus der Hand legen möchte. Mir gefallen die vielen Stories, die sich zwischendurch abspielen und die Entwicklungsgeschichte von Yuma, der so unglaublich stark von Selbstzweifel zerfressen zu sein scheint, dabei ist er DER magische Drache schlechthin. Wer soll uns retten, wenn nicht er? Ich liebe einfach die verschiedenen Charaktere und ihre Geschichten, ihre Entwicklung, ihre Rolle in der Welt und genau das ist es, was eine spannende Story an sich ausmacht: Die Charaktere beleben die Welt. Da kann die Geschichte noch so spannend sein, wenn die Charaktere lückenhaft sind, macht es mir einfach keinen Spaß, diesem Spiel zu folgen.

Man kann so viel Zeit in Shining Resonance Refrain investieren und doch hat man immer noch das Gefühl, nur einen Bruchteil der Welt gesehen zu haben. Und das finde ich unheimlich faszinierend. Mir gefällt auch das Kampfsystem, in dem ich wirklich schauen muss, was meine Charaktere machen und wie sie sich untereinander verhalten, um die perfekte Kombination finden zu können. Das habe ich so in anderen Spielen wirklich eher selten. Trotzdem hält das meine Mitstreiter nicht davon ab, einfach nichts im Kampf zu tun, denn oft ertappe ich sie einfach nur beim Rumstehen oder beim Blocken von Angriffen, die gar nicht kommen. Wirklich schade und frustrierend. Auch die Art der wichtigen Szenen im Spiel stößt mir unschön auf und auch die Charaktermodelle der Gegner könnten eine größere Vielfalt haben, aber das ist bereits Meckern auf sehr hohem Niveau. Ich kann jedem RPG und JRPG Fan eine glatte Empfehlung für Shining Resonance Refrain aussprechen, denn es warten viele spannende und voll gepackte Stunden auf euch.

Technik: 88

Grafik: 89
Sound: 92
Umfang: 96
Gameplay: 96
KI: 67

Spielspaß: 95

  • Story: Ich habe selten eine so tiefgehende Story mit so vielen verschiedenen Fassetten gesehen, die von normalem politischen Setting bis hin zur Entwicklung des Protagonisten führen, der sich selbst im Weg steht.
  • Frustfaktor: Den gibt es, zugegebenermaßen, meistens bei den Kämpfen, wenn eure Mitstreiter einfach keine Lust haben, sich auch wirklich am Kampf zu beteiligen.
  • Wiederspielwert: Sehr hoch, da es so viel zu tun gibt und man so viele Stunden investieren kann.
  • Design/Stil: Ein klassischer japanischer Rollenspielstil ohne Cell-Shading, aber dafür mit schönen 3D-Modellen.
  • Musik: Wunderschöner Soundtrack mit einer Mischung aus normalen Melodien und gesungenen Liedern. Gefällt mir sehr gut.
ProContra
+ Fantastische Geschichte mit sehr vielen verschiedenen Fassetten– Stocker in Bild und Ton beim Wechsel zwischen den Szenenarten
+ Tolle und tiefgründige Charaktere– Ähnliche Modelle bei Gegnern
+ Sensationeller Soundtrack mit guter Mischung aus Gesang und Melodie– Teamkollegen stehen im Kämpfen oft nur rum oder blocken Angriffen, die gar nicht da sind
+ Tiefgehendes Kampfsystem, bei dem man wirklich gucken muss
+ Gelungene Quests, die man nebenbei machen kann
+ Wunderschöne grafische Überarbeitung des älteren Spiels

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Beatrice Eichhorn
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