Darksiders Genesis (Stadia) im Test – Durch Hölle und Eden

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Ich habe lange gebraucht, um diesen Test zu Darksiders Genesis zu schreiben. Kurz nach dem Stadia Launch, das war Plan eins, dann kurz vor dem Launch auf den anderen Konsolen, das war Plan zwei. Im Endeffekt wurde es dann kurz nach dem Konsolenlaunch – doch darum Darksiders Genesis ebenso lang gebraucht hat, um bei mir zu zünden, erfahrt ihr im Test.

Wie war das gleich nochmal…?

Das erste Darksiders war nicht mein Spiel – ich mochte eher den Hack & Slay als den Rätselteil. Mit den beiden Nachfolgern wurde das dann besser, denn diese Gameplaymischung fand ich angenehm. Die beste Nachricht: Darksiders Genesis ist genau mein Spiel, unabhängig vom Perspektivenwechsel, wobei ich glaube, dass es mir durch diese Ansicht sogar mehr Spaß macht. Es gibt immer wieder Auflockerungen, und diese sind sehr vielfältig: Kleinere Rätsel, die mich nur zwei, drei Mal im Spielverlauf etwas länger zum Nachdenken gebracht haben, Geschicklichkeitseinlagen, die zum Teil schon deutlich anspruchsvoller sind, aber größtenteils gepflegte Haudrau-Action, dieses Mal gleich mit zwei Reitern: Strife und War. Das garantiert abwechslungsreiches und komplexes Gameplay, im Guten wie im Schlechten. Im Schlechten bedeutet das: Darksiders Genesis ist absolut kein zugängliches Spiel.

Ich hatte in meinem Durchgang durch Darksiders Genesis mehrere Pausen, und nach jeder einzelnen kam ich gefühlt die ersten zehn bis 15 Minuten gar nicht klar – es hat schon seinen Grund, warum Darksiders Genesis in der Standardeinstellung immer bestimmte Tastenbelegungen anzeigt: Vor allem, wenn man alleine und damit beide Reiter „gleichzeitig“ spielt, gibt es viele verschiedene Menüs, Tastenbelegungen und -kombinationen um etwas zu erreichen. Das Bedienungskonzept ist ziemlich verwirrend, nicht ganz lückenlos erklärt und manchmal auch nicht ganz ausgereift: Nicht immer passiert das, was man möchte.

Selbiges gilt am Anfang auch für die Menüs und Upgrades an verschiedenen Stellen: Sellen sammeln, Fertigkeiten, Kreaturenkerne, Verbesserungen … wie war das nochmal? Am Anfang ist es nahezu undurchschaubar, was genau man alles an seinen Spielfiguren in Darksiders Genesis verbessern und ändern kann. Schade, denn wenn dann schließlich alles Sinn ergibt, stellt sich heraus, dass wir es einfach nur mit einem ziemlich vielschichtigen Spiel zu tun haben, in dem man zum Beispiel durch die Kreaturenkerne auch etwas seinen eigenen Spielstil einfließen lassen kann und welches mit einer ungewöhnlich umfangreichen Auswahl an Angriffen daherkommt: Vor allem in der zweiten Spielhälfte darf man fast genau so spielen, wie man sich das wünscht.

Die Übersicht der Level fassen immer zusammen, was man gefunden hat.

Von der Verwirrung der Faszination

In den Kapiteln passiert leider genau das gleiche: Abgesehen von den reinen Bossleveln bietet jedes Storykapitel für sich eine eigene kleine offene Welt, in der es neben den Hauptaufgaben auch viel Optionales zu erledigen. Klassisches in Hack & Slays übliches Loot bietet Darksiders Genesis nicht, denn die Ausrüstung der beiden Reiter an sich darf man nicht verändern, stattdessen sammelt man Verbesserungen für mehr Gesundheit oder Zornbalken, neue Fertigkeiten und Seelen, um weitere solcher Verbesserungen zu kaufen.

Am Anfang des Spieles sind diese Level in erster Linie auch verwirrend, denn es gibt keine idiotensichere Karte, sondern bestenfalls auf der Karte eingezeichnete Ziele/Schätze, sobald man die entsprechende Karte gefunden hat. Ansonsten sind die Level recht weitläufig und bestehen häufig aus verschiedenen verwinkelten Ebenen – in den ersten beiden habe ich mich manchmal ziemlich verloren gefühlt und mich am Ende geärgert, dass ich nur einen Bruchteil der Geheimnisse gefunden hatte.

Es dauert daher ebenso wie mit allen Spielelementen eine Weile, bis die Spielwelt in Darksiders Genesis ihr ganzes Potential entfalten kann – denn hat man die anfängliche Verunsicherung einmal überwunden, glänzen die Spielwelten nicht nur mit riesigem Detailreichtum, sondern auch mit ihrer optischen Qualität und viel Abwechslung. Zwischen Himmel und Eden gibt es immer mal wieder was Neues zu sehen und beinahe jedes Level zieht optisch und von seiner Atmosphäre her in den Bann – in erster Linie auch durch die wahrlich großartige Musikuntermalung, die wirklich Spaß macht und ziemlich episch ist.

Von „Meh“ zum Beinahe-Hit

Als ich ungefähr die ersten fünf Stunden überwunden hatte – in diesen lagen die Pausen – hatte Darksiders Genesis mich dann. Es ist schade, dass es so viel Zeit braucht, um Fahrt aufzunehmen, doch mittlerweile liebe ich das vielfältige Gameplay, die anspruchsvollen Kämpfe und das Erkunden der Welten, die mich atmosphärisch sehr in ihren Bann ziehen. Schönheitsfehler gibt es aber auch dann noch im Abenteuer.

Komplett übergreifend fällt das der unausgegorene Schwierigkeitsgrad auf: Mit steigenden Upgrades für die beiden Reiter und Anpassung an meinen eigenen Spielstil habe ich punktuell den Eindruck, zu mächtig zu sein, doch dann kommt ganz plötzlich eine Stelle oder ein Endboss, der mich einfach wegfegt – vor allem Strife ist auf Dauer eher zu empfindlich. Er hat zwar mächtige Angriffe parat, doch gegen Ende des Spieles ist War deutlich mächtiger und insgesamt mein häufiger gewählter Held geworden, während das am Anfang Strife war. Das Balancing passt hier nicht ganz und generell ist der Schwierigkeitsgrad nicht wirklich ausgewogen.

Auch Bugs trüben immer wieder das Gesamtbild, auch einige Monate und Patches später: Es ist in Darksiders Genesis ein Leichtes, in irgendwelchen Felsen steckenzubleiben, ebenso wie Gegner ganz gern mal im Boden versinken, sich Aktionen meiner Spielfiguren „aufhängen“ oder sie einfach nicht reagieren oder einige Gedenksekunden brauchen, um eine Kiste zu öffnen. Zusammen mit dem etwas komplizierten Bedienkonzept ist nicht immer klar, ob es nun an mir oder am Spiel liegt.

Auch die Performance ist nicht perfekt: Trotz der Stadia Serverpower gibt es immer wieder Ruckler und Performanceprobleme – die sich aber zum Glück im Rahmen halten. Texturen laden auch ganz gern mal nach. Und nein, es liegt nicht am Streaming, sondern an Darksiders Genesis.

Allein gut zu meistern

Ich sehe bei Darksiders Genesis das Potential des Koop-Modus und tatsächlich macht dieser auch viel Spaß, doch was mir besonders gut gefällt, ist, dass man das Spiel auch allein gut meistern kann. Mir hat es sogar viel Spaß gemacht, im richtigen Moment zwischen War und Strife zu wechseln, vor allem im Kampf: So konnte ich selbst immer die Vorteile nutzen, die der eine oder andere Reiter gerade hatte.

In Rätsel- und Geschicklichkeitseinlagen ist freilich auch hin und wieder ein Wechseln nötig, allerdings nimmt Darksiders Genesis nur teilweise Bezug auf die unterschiedlichen Erscheinungsbilder der Reiter. In erster Linie sind es die Fähigkeiten, die man im richtigen Moment benötigt, wie die Leerebombe, die nur Strife zur Verfügung steht. Sprungpassagen lassen sich mit beiden gleich gut meistern.

Unterstützung ist oft in erster Linie in den Bosskämpfen nötig: Während diese sehr abwechslungsreich und spannend sind, halten sie auch viel Frustpotential bereit. Zu zweit kämpft es sich da besser, auch wenn es allein immer schaffbar ist, man braucht nur etwas Geduld. Bei den Geschicklichkeitseinlagen dagegen habe ich den Controller manchmal auch im Alleingang weitergereicht, denn da ist die Steuerung einfach nicht immer so präzise, wie sie sein könnte, sei es beim Springen oder beim Steuern von Strifes seltsamer Elektrokugel.

Das kann einen echt wahnsinnig machen!

Fazit: Eine gute Entscheidung für Darksiders

Aus meiner Sicht ist Darksiders Genesis die deutlich bessere Ergänzung zur bisherigen Reihe als Darksiders III. Darksiders Genesis bietet ein vielschichtiges und äußerst abwechslungsreiches Gameplay in einer ebenso abwechslungsreichen sowie atmosphärisch starken Spielwelt. Leider braucht das Spiel unnötig lang, um Fahrt aufzunehmen, und ist am Anfang in erster Linie überladen und verwirrend: Hat man allerdings erst einmal alles raus, wird man durch ein vielfältiges, forderndes und gut gemischtes Gameplay belohnt. Was bleibt, sind die noch immer vorhandenen Bugs und der unausgegorene Schwierigkeitsgrad, der auch mal für Frust sorgt. Somit entsteht zu Darksiders Genesis durchaus so etwas wie eine Hassliebe, wobei die positiven Teile deutlich überwiegen.

ProContra
+ Großartige Musikuntermalung– Verwirrender Einstieg und sehr überladen
+ Viele Geheimnisse– Überblick fehlt oft
+ Abwechslungsreiche Level– Performanceprobleme
+ Gelungene Bosskämpfe– Stellenweise hohes Frustpotential
+ Gute Atmosphäre – Steuerung teils unpräzise
+ Dynamisches Kampfsystem– Bugs (v.a. Steckenbleiben von eigenen Figuren und Gegnern)

Technik: 84
Grafik: 84
Sound: 100
Umfang: 95
Gameplay: 77
KI: 64

Spielspaß: 82

  • Story: Die Story ist spannend und dank Strife und War auch sehr humorvoll. Macht Spaß!
  • Frustfaktor: Stellenweise sehr groß – durch den unausgegorenen Schwierigkeitsgrad und die manchmal unpräzise Steuerung.
  • Nachhaltigkeitswert: Darksiders Genesis dürfte eine Weile beschäftigen und bleibt Spielern hoffentlich auch lang in Erinnerung. Potential zum erneuten Spielen ergibt sich durch Geheimnisse und den Koop-Modus.
  • Musik und Sound: Top Musikuntermalung und auch die Soundkulisse ist sehr gelungen, inklusive der deutschen Vertonung.
  • Preis-Leistungs-Verhältnis: Darksiders Genesis hat eine UVP von 39,99€, was voll und ganz gerechtfertigt ist.

Offenlegung

Wir haben Darksiders Genesis auf Stadia selbst gekauft.

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Manuel Eichhorn
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