Might and Delight hat als entwickelndes Studio in den letzten Jahren für gemischte Gefühle gesorgt, versucht sich jetzt jedoch mit Twinkleby an einem niedlichen, entspannenden Rätselspiel, das mich stark an Puppenhäuser denken lässt. Ich war ob meiner Erfahrungen erst ein wenig skeptisch, hab jedoch dann ein gewissen Faible für das Spiel entwickelt und verrate in meiner Review, warum es sich um ein ganz interessantes Game handelt.
Kleiner, schwebender Archipel
Twinkleby spielt in einem schwebenden Archipel, in dem ganz verschiedene Inseln zu entdecken sind. Du beginnst jedoch ganz vorsichtig, um die Grundlagen zu lernen: Setze ein Haus auf deine Insel, gestalte es nach deinen Wünschen und den Wünschen deiner Inselbewohner:innen, die ganz unterschiedlich sein können. Und wenn dir irgendwas oder irgendwer nicht passt, wirf es oder die Figur einfach von deiner Insel runter. Ist die Person auf deiner Insel vollkommen glücklich, singt sie für dich, schenkt dir ein Inselstück und du schaltest im besten Fall eine neue Insel – also das nächste Level – frei.
Und genauso zieht sich das über mehrere Level hinweg, stets mit einer steigenden oder schwankenden Zahl an Figuren, die auf deiner Insel wohnen. Insgesamt warten 10 feste Inseln darauf, entdeckt zu werden und noch eine Handvoll geheimer Inseln, die du freischalten kannst. Jede Figur hat dabei stets dieselben Vorlieben und Wünsche, sodass die einzelnen Inseln mit ihren Rätseln und Aufgaben relativ schnell durchschaut werden können. Auch wenn es immer mal wieder andere Kombinationen gibt – Mal ist es Vincent mit seiner Vorliebe für das Malen im Sternenlicht, mal Lady Lidia, die Pflanzen und Bücher liebt – so bleibt es doch: Hat man einmal durchschaut, wie die Person glücklich wird, ist es gar nicht mehr so anspruchsvoll.
Aber das muss es ja auch gar nicht. Twinkleby ist ein sehr entspannendes Spiel und es macht schlichtweg auch einfach Spaß, den verschiedenen Personen beim Interagieren mit den Gegenständen zuzuschauen. Hier hat Might and Delight ein kleines, besonderes Kleinod geschaffen, das zum Erholen einlädt – sofern man einmal die verschiedenen Charaktere verstanden hat.
Sammelwahn und Sternschnuppen
Um allen Wünschen in Twinkleby auch gerecht zu werden, benötigst du vor allem Items, die du bei Molligan kaufen kannst. Hier findest du im Grunde alles, was du so brauchst: Möbel, Blumen, Dekorationen und Gerichte, um deine Gäste glücklich zu machen, doch einfach so gibt dir Molligan das Zeug auch nicht. Du benötigst die Währung im Spiel, bei dem es sich um gefallene Sterne handelt – oder erfüllte Wünsche, je nachdem wie du das sehen möchtest. Und davon bekommst du regelmäßig relativ viel.
Zum einen schenken dir die Bewohner:innen der einzelnen Inseln viele von diesen Sternen, wenn du ihre Wünsche vollständig erfüllt hast, zum anderen fallen aber auch sehr regelmäßig Sterne vom Himmel oder fliegen direkt vorbei. Das ist manchmal schon ein bisschen viel, sodass man gar nicht hinterherkommt, alles einzusammeln. Ich habe auch irgendwann einfach keine Priorität mehr auf das Sammeln der Sterne gelegt, weil sie sowieso zu Hauf vom Himmel fallen. Brauchst du also geld, kannst du einfach fünf Minuten warten und hast wieder genügend Kohle am Start.
Wenn du deine Sterne ausgibst, kannst du direkt Gegenstände kaufen, mit denen du die Inseln und Häuser einrichten kannst. Fast alle Gegenstände gehören dabei auch bestimmten Sets an. Kaufst du von einem Set jeweils alles mindestens einmal, erhältst du ein besonderes Geschenk und hast das Set abgeschlossen. Du kannst dann die Gegenstände weiterhin kaufen, mach dir da keine Gedanken. Generell kannst du von allen Dingen, die du findest oder kaufst, mehrere Stück erhalten, bist also nicht daran gebunden, ein Item nur einmal zu besitzen. Das Vervollständigen der Sets und Finden von Schlüsseln, um vorbeischwebende Schatztruhen zu öffnen, sorgt schon für ein kleines Motivationsschübchen, sodass das monotone Einrichten der einzelnen Inseln ein wenig in den Hintergrund tritt.
Seufzer bei der Technik
So schön und entspannend Twinkleby auch ist und so viel Spaß es macht, die Gäste auf der Insel zu beobachten, so kreativ ist manchmal auch die Technik. Zum einen stören mich tatsächlich die Ladezeiten extrem: Starte ich das Spiel, oder wechsle zwischen den Inseln hin und her, muss ich mich auf locker Ladezeiten von bis zu 30 Sekunden einstellen. Ich weiß, dass das Meckern auf hohem Niveau ist und wir uns vor 20 Jahren gewünscht hätten, dass die Ladezeiten kurz sind – aber in Zeiten von Konsolen und Technik, die Ladezeiten fast verschwindend gering gemacht haben, ist das für mich schon viel Zeit, die ich auf ein Spiel warte.
Was jedoch frustrierender als die Ladezeiten sind, ist das Platzieren von Gegenständen. Es ist gar nicht so einfach, zum Beispiel Deckenlampen ordentlich zu platzieren oder kleinere Dekogegenstände. Immer wieder passt da der Winkel nicht und das Spiel lässt nicht zu, dass ich diese sinnvoll platziere. Bei einigen Dingen muss ich dann doch sehr mit der Kameraeinstellung spielen, um den richtigen Winkel zu finden und den Gegenstand platzieren zu können. Manchmal bekomme ich die Dinge aber auch gar nicht platziert und breche die Aktion dann ab. In einem Spiel, in dem es darum geht, Gegenstände zu platzieren, ist es irgendwie traurig, dass gerade diese Mechanik stellenweise Herausforderungen hat.
Ansonsten haken die Figuren manchmal an Nichtigkeiten fest und können sich dann für ein paar Sekunden nicht bewegen. Eine Figur habe ich mal von der Insel geworfen: Dafür habe ich ihre Tasche gepackt und von der Insel geschmissen. Wenn das passiert, fangen die Charaktere fürchterlich an zu weinen und stürzen sich (mit einem Regenschirm) von der Insel. Bei diesem Mal hing die Figur jedoch an allen möglichen unsichtbaren Ecken und Kanten fest und hat eine ganze Weile gebraucht, um die Insel zu verlassen. Dieser Abgleich scheint also nicht ganz so reibungslos zu sein.
Ansonsten verhält sich der Rest recht gut und sorgt für wenig Macken. Und der Stil ist unheimlich niedlich, sodass ich wirklich denke, mein eigenes kleines Puppenhaus einzurichten. Trotz der technischen Unstimmigkeiten und dass es vom Prinzip her eintönig sein kann, immer wieder Häuser mit den fast gleichen Dingen einzurichten, macht es an sich schon Spaß, Twinkleby zu spielen.
Fazit: Niedliches Einrichten von Puppenhäusern mit Mängeln

Twinkleby ist ein liebenswertes, entspannendes Rätselspiel im Stil eines digitalen Puppenhauses, das Might and Delight mit viel Charme inszeniert. Das Kernerlebnis – die individuellen Wünsche der skurrilen Inselbewohner zu erfüllen und ihnen bei ihren glückseligen Interaktionen zuzusehen – macht schlichtweg Spaß und lädt zum Erholen ein. Trotz der schnell durchschaubaren Rätselmechanik sorgt der Sammelwahn um Item-Sets und Schatztruhen für eine willkommene zusätzliche Motivation.
Allerdings wird das ansonsten positive Erlebnis durch deutliche technische Mängel getrübt. Die langen Ladezeiten und die frustrierende, ungenaue Platzierung von Dekorationsgegenständen können in einem Spiel, das auf diesen Mechaniken aufbaut, echtes Frustpotenzial erzeugen. Wer über diese Haken und Kanten hinwegsehen kann und ein entschleunigendes „Puzzlespiel zum Runterkommen“ sucht, findet in Twinkleby ein besonderes, wenn auch ungeschliffenes, Kleinod.
Pro | Contra |
---|---|
+ Sehr entspannendes Spielgefühl zum Erholen | – Lange Ladezeiten |
+ Motivierender Sammelwahn durch Item-Sets und Schatztruhen | – Frustrierende und ungenaue Platzierung von Dekogegenständen |
+ Niedlicher und charmanter Puppenhaus-Stil | – Rätsel und Aufgaben werden durch gleiche Charakter-Vorlieben schnell eintönig |
+ Das Beobachten der glücklichen Figuren macht Freude | – Figuren haken manchmal fest oder brauchen lange, um von der Insel zu verschwinden |
+ Die Währung (gefallene Sterne) ist leicht zugänglich |
Offenlegung
Vielen Dank für den Reviewkey zu Twinkleby.