Ich bin kürzlich auf das kostenlose Spiel A Taste of the Past auf Steam gestoßen und fühlte mich an eine Mischung aus Venba und What Comes After erinnert, denn auch hier geht es um Trauerbewältigung in einem Zug und um das Zubereiten von einem Lieblingsgericht. Also bin ich in den kostenlosen Zug eingestiegen und wurde schlichtweg überrascht. Ob sich ein Blick in A Taste of the Past lohnt, kannst du in meinem Spieletest herausfinden. !B
Abschiednehmen ist nie einfach
Es ist noch gar nicht so lange her, da verlor die junge Mei ihre Mutter, erst in der vergangenen Woche war die Beerdigung und nun versucht sie, auf ihre Weise mit dem Verlust umzugehen. Jede:r trauert auf andere Weise und für Mei fühlt es sich so an, als würde sie die ersten vier Phasen gleichzeitig erleben. Nach einem langen Tag fährt Mei mit dem Zug nach Hause, sie denkt an ihr Lieblingsrezept, dessen geheime Zukunft ihre Mutter nie verraten hat. Und während sie darüber nachdenkt, fallen ihr die Augen zu und sie erlebt etwas Magisches.
A Taste to the Past erzählt die Geschichte von Mei, die in einem Zug des Jenseits nochmal ihre Verwandten trifft, die ihr dabei helfen wollen, den Verlust besser verarbeiten zu können. Sie lernt dabei, dass es lange dauert bis man darüber hinwegkommt und dass es manchmal so ist, dass man den verlorenen Menschen nie ganz vergisst oder aus dem Leben streicht. Und während sie mit ihren Verwandten spricht, beginnt sie im Zug das Gericht zuzubereiten. Von ihrer Oma erhält sie dabei die Zutaten, während ihre Urgroßmutter verrät, wie sie diese schneiden muss. So trägt jeder in A Taste to the Past ein bisschen was zum Rezept bei, das seit Generationen von Mutter zur Tochter gegeben wurde.
Es ist eine rührende und bewegende Geschichte, die so viel Wahres beinhaltet. Zu oft nehmen wir die Menschen um uns herum als gegeben war und merken erst, wenn diese weg sind, was wir wirklich an ihnen hatten. Um die einzelnen Elemente des Gerichts zusammensetzen zu können, läuft Mei den Zug entlang, mit E interagiert sie mit den Geistern oder den einzelnen Kochstationen. Manchmal kann ich das Gespräch beeinflussen, in dem ich eine bestimmte Frage stelle oder ich eine von zwei Antworten auswähle, doch einen Einfluss auf die Geschichte selbst hat das nicht. Es gibt keine weiteren Enden, die es zu entdecken gibt – und das ist auch gut so. A Taste of the Past ist ein kurzes, emotionales Abenteuer, das man am besten mit Kopfhörern spielt, um die tiefe Atmosphäre genießen zu können. Wichtig ist auch, dass man sich Zeit fürs Spiel nimmt. Ein Spieldurchlauf dauert etwa eine halbe Stunde, das sollte nicht unbedingt unterbrochen werden. !B
Technisch nicht ganz so rund
In A Taste of the Past läufst du nicht nur durch den Zug und sprichst mit den Leuten, sondern bereitest nebenbei in verschiedenen Minispielen auch ein Gericht zu. Das ist nicht immer ganz einfach und nicht immer ist klar, was genau man tun muss. Beispielsweise beim Waschen der Hände war ich schlichtweg überfordert. Die Anforderung war, dass man die Maus gedrückt halten soll, bis man fertig ist, doch so ganz klar, wann man wirklich fertig ist, war es mir nicht. So auch beim Einstellen der richtigen Temperatur beim Kochen. Das war mir nicht ganz klar und hat es irgendwie unnötig kompliziert gemacht. Ich habe sogar stellenweise gedacht, dass die beiden Minispiele kaputt zu sind. Schade.
Auch ploppten einige Textpassagen nicht rechtzeitig wieder aus oder überlagerten sich gegenseitig. Das finde ich bei einem so kurzen Spiel technisch gesehen auch schade. Dennoch ist der grafische Stil sehr schön und auch die musikalische Untermalung passt hervorragend zur Tiefe der Geschichte. Bestimmte Stellen im Spiel wurden zudem gut eingesprochen und bringen noch eine Ecke Persönlichkeit ins Spiel.
Dafür ist das Ende umso schöner, wenn man mit der Mutter zusammen noch ein paar Teigtaschen faltet. Das ist richtig schön gemacht: Die ersten beiden macht man noch mit einer Anleitung, die dann verschwindet. Die erste Teigtasche, nachdem die Anleitung verschwand, war unsicher, doch die nächsten waren dann deutlich besser. Es fühlt sich fast an, als hätte ich diese kleinen Köstlichkeiten wirklich mit der Mutter gemacht, die sich dann zurückzieht, um zu schauen, ob man selbst damit zurechtkommt. Eine schöne und herzliche Erfahrung.
Fazit: Abschiede und Züge
Es geht in A Taste of the Past darum, Mei beim Trauern zu helfen und ihr Lieblingsgericht zuzubereiten, ebenso geht es um ihre chinesischen Wurzeln und darum, wie man im Leben weiterkommt, wenn eine geliebte Person gegangen ist. Es erzählt eine herzzerreißende und emotionale Geschichte, die wirklich wunderbar traurig und schön gleichzeitig umgesetzt wurde. Schade nur, dass die technische Umsetzung nicht ganz so gelungen ist und dass einige der Minispiele eher zu ein wenig Frust führen. Dennoch, A Taste of the Past ist eine wunderbare, kurze Erfahrung, die man mal gemacht haben sollte, zumal sie kostenlos zur Verfügung steht.
Pro | Contra |
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+ Schöner passender Soundtrack mit teilweise Voice Acting und Zeichenstil | – Minispiele nicht immer klar |
+ Emotionale Geschichte rund ums Trauern | – Minispiele führen zu leichten Frust |
+ Verwandte helfen Mei beim Kochen und Trauern | – Textpassagen überlagern sich teilweise |
Offenlegung
A Taste of the Past ist kostenlos bei Steam verfügbar.