Den Palace so kurz vor der E3 wiederzubeleben, war wirklich eine gute Entscheidung. Die E3 ist in der Regel das Ereignis, das den Hype für die kommenden Gamingmonate schürt – das war auch in diesem Jahr nicht anders, allerdings aus anderen Gründen, als ich eigentlich erwartet hätte. Noch konnte alles nicht ganz sacken, aber vielleicht gehören diese Emotionen auch einfach dazu, um jetzt ein (sehr) persönliches Fazit zu ziehen.
Die Zeiten, in denen wir uns mehrere Nächte hintereinander vor die Rechner klemmen und vor allem, in denen wir versuchen, so viele News wie möglich auf dem Palace zu veröffentlichten, sind offenkundig vorbei. Unsere neue Ausrichtung sieht etwas anderes vor und das ist meines Erachtens auch gut so. Wir berichten über das, was uns selbst Spaß macht und von dem wir glauben, dass es auch euch gut gefallen könnte.
Als ich jetzt zwei Mal morgens den Laptop aufgeklappt habe und die über Nacht veröffentlichten News, Zusammenfassungen der Pressemitteilungen und eingetrudelte Pressemitteilungen gelesen habe, machte sich vor allem eins breit: Ernüchterung. Da bin ich ganz ehrlich. Nachts habe ich offenbar nicht wirklich etwas verpasst, und insgesamt muss ich sagen, dass diese E3 tendenziell unspektakulärer war, als die vorherigen, aber: Ein Highlight war für mich wirklich dabei, eine Tendenz, die mir sehr gut gefällt – und die ich nicht erwartet hätte.
Microsoft findet zurück zum Gaming und alter Stärke
Es ist wirklich Microsoft, die mich in diesem Jahr begeistert haben. Was gab es nicht in den letzten Jahren für Stimmen, man sollte die Xbox Sparte abstoßen, oder Microsoft würde sich gar komplett aus dem Geschäft zurückziehen. Nun, aus einem Geschäft wird man sich vermutlich früher oder später zurückziehen, das ist das Geschäft mit den Spielekonsolen an sich. Auch Microsoft sieht die Zukunft in der Cloud, im Streaming, an einem hauseigenen Dienst wird fleißig gearbeitet.
Bevor es soweit ist, kommt (spätestens) 2020 auf jeden Fall noch die nächste Konsolengeneration, bei Microsoft gleich mit mehreren Geräten, wie’s aussieht. Phil Spencer hat die neue Generation kurz erwähnt, aber während sich bei den anderen Publishern und Konferenzen schon der Eindruck breitmachte, dass eigentlich am fleißigsten an Spielen für die nächste Generation gearbeitet wird, machte Microsoft deutlich, dass man auf bestem Weg ist, die Marke Xbox schon jetzt zu stärken, wo es geht.
Das ist sicherlich auch nötig, denn es ist mehr als klar, dass man in dieser Generation nicht mehr zur PlayStation 4 wird aufholen können. Auch die neuen Partnerschaften und Mitglieder der Microsoft Game Studios werden nicht vor der neuen Generation Früchte tragen. Aber 2020 oder 2021 dürfte Microsoft bereit sein, so richtig durchzustarten.
Für den Moment hatte man einige Ankündigungen und Spiele dabei, die wirklich vielversprechend sind. Forza Horizon 4 ist definitiv mein Highlight der Messe und sieht einfach umwerfend gut aus. Da freue ich mich drauf!
Ich weiß, dass das reine Exklusivangebot sonst eher so na ja war und hauptsächlich Multiplattformtitel gezeigt wurden, aber trotz allem war es eine starke Performance, dass diese Partner alle bei Microsoft aufgetreten sind. Ob an den sonstigen Versprechen, dass sich wirklich alles auf Xbox am besten spielen wird, was dran ist, wird sich noch zeigen – bisher gibt es ja viele Titel, die ausgerechnet auf der Xbox One X am wenigsten gut optimiert sind. Vom Game Pass dagegen bin ich ein riesiger Freund und bin gespannt zu sehen, wie Microsoft den Dienst in Zukunft noch ausbauen wird.
Für mich ist nach der Messe die nächste Investition nun doch eine Xbox One X, nachdem ich im letzten Jahr davor zurückgeschreckt habe. Vielleicht lohnt es sich auch schon fast gar nicht mehr richtig, aber auf bestimmte Spiele und vor allem auf Forza freue ich mich nun doch in 4K.
Ein Satz mit X, das war die Switch
Meine größte Hoffnung vor dieser E3 lag in Nintendo, denn von Sony hatte ich zuvor in diesem Jahr nicht allzu viel erwartet. Um Sony mal ganz kurz zu bewerten: Grundsätzlich ist die PS4 aktuell meine Lieblingskonsole, aber Sony hat kaum einen Exklusivtitel, der mich anspricht. Dass meine Liebe zu Naughty Dog mit Uncharted beendet wurde, ist euch vielleicht schon bekannt, und auch The Last of Us Part II konnte mir abgesehen davon, dass ich stolz darauf bin, dass Ellie ein anderes Mädchen küsst, nun wirklich keine positiven Gefühle entlocken.
Obwohl ich nicht gehypt war, hätte ich niemals gedacht, dass mich Nintendo so sehr enttäuschen könnte. Ich finde ganz ehrlich, dass diese Direct zur E3 2018 ein schlechter Scherz war. Es geht gar nicht so sehr darum, dass ich einfach Super Smash Bros. nicht mag und das Direct sehr auf dieses Spiel ausgelegt war – hätte es andere Neuigkeiten gegeben, wäre das okay gewesen.
Nintendo hatte nichts, um meine Aufmerksamkeit zu erregen. Ich weiß, dass noch weitere Ankündigungen in diesem Jahr kommen und auch im Treehouse noch Dinge bekanntgegeben werden, aber auf der Pressekonferenz, was immer noch das ist, was die meisten verfolgen, für dieses Jahr ein Mario Party und Super Smash Bros. zu haben, ist einfach ziemlich schwach.
Es geht darum, dass dies das zweite Jahr der Konsole ist und man dieses Jahr wirklich, wirklich tolle Inhalte hätte haben müssen, um alle, die noch Bedenken wegen der Switch haben, eines Besseren zu belehren. Wisst ihr, von welchen Bedenken ich spreche?
Bedenken Nummer 1 ist, dass schon bald Multiplattformtitel wieder nur auf die Switch kommen, da die Spiele einfach zu groß und anspruchsvoll werden und sich keiner die Mühe mehr machen wird, ein Spiel extra zu optimieren. Bedenken Nummer 2 ist eng damit verknüpft und bedeutet einfach, dass die Switch generell ein ähnliches Schicksal wie die Wii oder die Wii U erleiden könnte – anfänglicher Hype und dann bald vorbei.
Die Switch ist auch so noch eine Konsole mit viel Ausbaupotential, wo sind denn nun die Apps à la Netflix und Co. Irgendeine Chance hätte Nintendo auf dieser E3 auf jeden Fall nutzen müssen, um Spielern zu sagen, dass man sich kümmert – nicht nur um die eingefleischten Super Smash Bros. Fans.
Ich bin heute wirklich enttäuscht von meiner Switch und weiß, dass in diesem Jahr außer einigen Indies fast nichts mehr für mich auf die Plattform kommen wird. Das wird jetzt noch die Post-E3 Aufgabe sein: Die Indieankündigungen durchzusehen und zu schauen, was wo interessant ist.
Mein Highlight dieses Jahr ist und bleibt Microsoft: Das Unternehmen hat vom Geiste her – auch wenn es an großartigen Exklusivtiteln noch mangeln mag – zum Gaming zurückgefunden und arbeitet an vielversprechenden Technologien. Das ist es, was ich auf der E3 sehen wollte.
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