Gene Rain (Xbox One) im Test – Zurück ins Sommerloch mit dir!

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Als mir die Pressemitteilung zu Gene Rain ins Emailpostfach flatterte, habe ich mich wirklich gefreut. Indiespiele mag ich und einen Deckungsshooter hatte ich schon eine Weile nicht mehr gespielt – die Texte der Entwickler und PR vermochten es zudem gekonnt, einem den Mund wässrig zu machen. Nun, jetzt verrate ich euch im Test, warum ihr lieber die Finger von diesem Titel lassen solltet.

It shows not out good!

Nein, diese Überschrift ist kein Englischfail von meiner Seite – stattdessen könnte dieser Satz tatsächlich so in Gene Rain fallen. In den ersten paar Minuten habe ich dem Spiel trotz der ruckelnden Eröffnungssequenz eine riesige Chance eingeräumt, aber was mich direkt aus dem Konzept brachte, waren die verwirrenden Tutorialtexte. Das zieht sich leider durch – egal ob geschrieben oder gesprochen, der englischen Sprache waren die Übersetzer von Gene Rain offenbar nicht ganz mächtig.

Tatsächlich wird der folgende Satz im Spiel gesagt und ist auch als Untertitel zu lesen: „I hope this city is as peaceful as it shows out.“ Im besten Fall sind die Sätze so belustigend wie dieser, im schlechtesten Fall aber auch einfach nur verwirrend. In Gene Rain leiden dadurch leider nicht nur die Erklärungen, sondern auch die Geschichte. Auf dem Papier gibt es zwar drei Spielfiguren und eine doch irgendwie interessante Geschichte, die etwas fragmentarisch ab dem namensgebenden Ereignis „Gene Rain“ erzählt wird – doch worum es in einer Welt von „New Humans“, die Energie aus Energiekernen brauchen und mit mechanischen Anpassungen leben, genau geht, weiß ich leider immer noch nicht genau. Nicht nur ist der Erzählstil teilweise überaus verwirrend, sondern man versteht Vieles auch einfach nicht gut.

Hinzukommt, dass auch die Sprachausgabe unterirdisch schlecht ist. Ich habe schon lange keine so schlechte Performance mehr gehört, egal ob in Film, Spiel oder Serie. Hier geht es nicht nur darum, dass die Sprecher unpassend gewählt sind, sondern dass auch die Sätze furchtbar auswendig gelernt oder abgelesen klingen. Vieles klingt fast so, als habe man den Sprechern schnell ein wenig Englisch antrainiert und dann die Sätze lesen lassen, obwohl sie Englisch normalerweise gar nicht sprechen. Auch wenn Gene Rain vom chinesischen Studio Deeli Networks entwickelt wurde, gibt es für so eine schlechte Leistung einfach keine Entschuldigung – vor allem, wenn man ganz oben mitspielen will und in seiner Ankündigung sogar ein „Next-Gen-Erlebnis“ verspricht.

Einige Effekte sind wirklich ganz nett.

Theoretisch gut

Das ist alles überaus schade, weil Gene Rain auf dem Papier und grundsätzlich auch von seiner Struktur ganz viel mitbringt, um ein gutes Spiel zu sein. Die Entwickler scheinen einige Zeit damit verbracht zu haben, zu studieren, womit große Genrevertreter wie Gears of War und Co. so bekannt geworden sind – nur am Ende haperte es ganz gewaltig am Handwerk und an der Umsetzung.

Gene Rain bietet mit seinem linearen Levelaufbau eine gute Abwechslung an Schauplätzen, wie schon erwähnt mehrere spielbare Figuren und vor allem viele verschiedene Gegnertypen, gegen die sogar ein unterschiedliches Vorgehen bzw. unterschiedlicher Waffeneinsatz vonnöten sind. Waffen gibt es entsprechend auch in größerer Vielfalt und sie dürfen mittels gesammelter Einzelteile Upgrades unterzogen werden. Das ist zwar nicht außergewöhnlich, aber durchaus motivierend und gut gelungen.

Auch die grundsätzliche Ballermechanik funktioniert gar nicht schlecht – Gene Rain ist ein gewöhnlicher Deckungsshooter, wie ihr ihn kennt. Die Ballereinlagen an sich spielen noch ganz flüssig, aber auch hier schleichen sich mechanisch kleine Macken ein. Manchmal steckt man einfach in der Deckung fest und kann aus ihr heraus nicht schießen. Dann hilft nur Deckung verlassen und nochmal rein. Nervig für mich: Die Funktion zum automatischen Zielen lässt sich zwar zum Spielbeginn und im Menü ausschalten, war aber nach jedem Neustart des Spieles wieder an. Gemerkt hat sich das Gene Rain einfach nicht, dass ich keine Hilfe wollte.

Es gibt genügend Deckungsmöglichkeiten und die grundsätzliche Mechanik funktioniert.

Ein Xbox 360 Titel in 4K

Ich habe Gene Rain auf der Xbox One X gespielt. Der Titel ist auf die stärkere Variante von Microsofts Konsole optimiert – und die Entwickler versprechen nicht weniger als „next-gen graphics“. Generell sollte man mit solchen Versprechen ja vorsichtig sein – aber in Gene Rain trifft diese Beschreibung auch tatsächlich nur auf die Auflösung zu. Im Großen und Ganzen wirkt Gene Rain nämlich ansonsten wie ein Titel aus der (frühen) Xbox 360 Ära, bei dem man einfach nur die Auflösung hochgeschraubt hat.

Einige Effekte sind wirklich ganz hübsch anzusehen, allerdings sind vor allem Explosionen und Texturen eine Sache, die wirklich schon viele Spiele aus der letzten Generation wesentlich ansehnlicher auf unsere Bildschirme zauberten – hinzukommt, dass einige Schauplätze ziemlich karg aussehen und die Framerate zudem auch nicht immer stabil ist. Vor allem die Rendersequenzen laufen unverständlicherweise überhaupt nicht flüssig.

Auch an die letzte oder gar vorletzte Generation erinnert hat mich an manchen Stellen die Steuerung. Nicht nur durch die Probleme beim Deckungssystem fühlt sich diese ziemlich hakelig an, sondern auch das Laufen gestaltet sich manchmal schwierig. Sprinten auf das Drücken des linken Sticks zu legen, finde ich auch keine besonders elegante Entscheidung. Viele Stellen im Spiel sind auch durch Skripts, die einem die Kontrolle über die Figur nehmen, oder durch Treffer, die man nicht vermeiden kann, unnötig frustrierend – und das kombiniert sich noch dazu mit nervig gesetzten Kontrollpunkten, die einen dazu zwingen, nervige Gespräche oder Laufstrecken nochmal auf sich zu nehmen.

Fazit: Lieber Sommerloch

Einen Verriss zu einem Spiel zu schreiben, fällt mir wirklich nicht leicht – vor allem, wenn es sich um einen Indie handelt. Gene Rain macht nur leider so gut wie gar nichts richtig. Klar, wenn man sich den Titel auf dem Papier ansieht, stellt man fest, dass die Entwickler bei Deeli Networks offenbar ihre große Genrekonkurrenz studiert haben, um rein theoretisch mitmischen zu können – mit einem guten Umfang, einer ordentlichen Anzahl an Gegnertypen, drei spielbaren Figuren und einer prinzipiell interessanten Story bringt man ja auch schon gute Voraussetzungen mit. In der Umsetzung hapert es nur überall: Technisch auf dem Niveau eines mäßigen Titels der letzten Generation, mechanisch an vielen Stellen frustrierend und mit einer Präsentation, die dank mieser englischer Übersetzung und nicht mal amateurhafter Sprachausgabe gegen einen Großteil aller anderen Titel im Xbox Store versagt, gibt es einfach keinen Grund, warum man 25 Euro für diesen Titel ausgeben sollte. Kauft euch davon in diesem Sommer lieber einen Eisbecher oder eine kühle Limonade. Also einige davon.

Technik: 48
Grafik: 38
Sound: 28
Umfang: 73
Gameplay: 42
KI: 62

Spielspaß: 21

  • Story: Prinzipiell interessant – aber verwirrend erzählt und durch die schlechte Übersetzung kaputtgemacht.
  • Frustfaktor: An vielen Stellen vorhanden – vor allem durch mechanische Macken.
  • Wiederspielwert: Mangels Sammelobjekten oder Ähnlichem eher gering – Sammler von Erfolgen könnten noch auf ihre Kosten kommen.
  • Design/Stil: Ohne Highlights und technisch deutlich veraltet.
  • Musik: Die Musik an sich geht in Ordnung – die Effekte dagegen sind bestenfalls mäßig und die unterirdische Sprachausgabe macht leider alle gesammelten Sympathien wett.
ProContra
+ Viele verschiedene Gegnertypen– Nervig gesetzte Kontrollpunkte
+ Abwechslungsreiche Schauplätze– Stellenweise sehr frustrierend
+ Anpassungen und Erweiterungen von Waffen möglich– Optisch & technisch auf dem Stand der letzten Generation
+ Drei spielbare Figuren– Ruckelige Rendersequenzen
– Oft hakelige Steuerung
– Mangelhafte englische Übersetzung
– Unterirdische Sprachausgabe

Wir bedanken uns bei Plan of Attack für das Pressemuster zu Gene Rain!

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Manuel Eichhorn
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