Shape of the World (Xbox One) im Test – Kunstvolle Erkundung

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Erkundungsspiele sind für mich so eine Sache: Die meisten davon habe ich nach einigen Minuten Spielzeit gleich wieder beendet. Nicht ganz zu unrecht hat sich für bestimmte Genrevertreter in den letzten Jahren die Bezeichnung ‚Walking Simulator‘ durchgesetzt. Die Atmosphäre muss schon extrem gut sein, um mich bei der Stange zu halten. Shape of the World sah 2015 bei Kickstarter so gut, dass ich das Spiel unterstützt habe. Ob mich das Ergebnis auf Xbox One überzeugen konnte, verrät der Test.

Eines soll euch vorab gesagt sein: Wenn ihr Action wollt oder Kämpfe in jeglicher Form, seid ihr bei Shape of the World an der völlig falschen Adresse. Auch, wenn ihr einen echten roten Faden und festgesteckte Ziele braucht, solltet ihr lieber Abstand vom Spiel nehmen. Quests oder Wegbeschreibungen gibt euch das Spiel nicht. Fast immer erkennt ihr allerdings auf dem Bildschirm eine Markierung zum nächsten Ziel – markiert werden V-förmige Tore. Durchschreitet man diese, verändert sich die Welt um den geneigten Erkunder herum und man arbeitet sich so nach und nach durch die verschiedenen Level.

Wenn ihr allerdings immer nur diesen Markierungen nachlauft und die direkten Wege benutzt, bedeutet das auch, dass Shape of the World nicht sein ganzes Potential entfalten kann. Es handelt sich eben um ein Erkundungsspiel, und damit ihr wirklich möglichst viel mitnehmen könnt, solltet ihr auch möglichst viel Zeit im Spiel verbringen. Anders gesagt: Man kann Shape of the World in weniger als zwei Stunden durchspielen. Oder eben auch länger brauchen. Es ist alles abhängig davon, wie viel Zeit ihr damit verbringen könnt, Zeit in der wunderschönen Spielwelt zu verbringen. Ganz deutlich hervorheben sollte man dabei auch: Shape of the World ist ein Spiel, das euch wirklich alle Freiheiten lässt und euch keine Grenzen setzt.

Sie ist wirklich wunderschön, die Welt in Shape of the World. Sie führt uns durch verschiedene Gebiete wie Höhlen, einen Regenwald oder auch durchs Gebirge, und spielt dabei mit Farben und Effekten. Gemeinsam mit der wunderschönen Musikuntermalung, die alles Visuelle jeweils perfekt untermalt, ist sie quasi das alleinige Herzstück von Shape of the World – alleine schon eure eigenen Interaktionsmöglichkeiten sind streng begrenzt. Man kann sich bewegen, mit Objekten und Lebewesen mit einem Knopfdruck interagieren, und Samen mit einem anderen Button werfen, sofern man zuvor welche gesammelt hat.

Entwicklung? Ja! Ursprünge? Nein!

Die wunderschöne Spielwelt und die großartige Atmosphäre, insbesondere durch den Soundtrack, der manchmal auch einfach nur zum Verweilen einlädt, waren es, die mich bei Shape of the World bei Laune gehalten haben. Dass ich ein Erkundungsspiel abgeschlossen und auch noch weitergespielt habe, zeigt, dass Shape of the World verdammt viel richtig macht. Trotzdem ist es noch immer wichtig zu sagen, was das Spiel ist – und was nicht.

Cool fand ich, dass man deutlichen Einfluss auf die Spielwelt nehmen kann. Den größten Teil der Interaktionen nimmt das Fällen von Bäumen ein, ganz einfach, weil man sich dadurch schneller bewegt. Aus den geworfenen Samen dagegen wachsen sofort neue Pflanzen oder Bäume, eben passend zum Samen, den ihr vorher gefunden habt. Somit kann man das Aussehen der Umgebungen deutlich verändern – und schön ist auch, dass nicht jeder Samen auf jedem Untergrund wachsen mag.

Was ich mir persönlich noch gewünscht hätte, wären mehr Einblicke in die Ursprünge dieser Welt – keine Frage erzählt Shape of the World auch so eine Geschichte über das Sein, Wünsche und Ziele, und besticht dabei mit einer großartigen Atmosphäre, aber abgesehen von diesem sehr inspirierenden Erlebnis gibt es wenige Einblicke in das Sein dieser Welt, zumal auch die Interaktionen mit den Lebewesen sehr beschränkt sind und diese auch untereinander nicht viel miteinander zu tun haben. Ich bin froh, dass die Entwickler auf mehr Text im Spiel verzichtet haben, aber beispielsweise Spuren oder Fossilien hätten mir wirklich gut gefallen.

Kein reiner Walking Simulator

Ungefähr in der zweiten Spielhälfte gibt es unter anderem Monumente, mit denen man auch aus der Ferne interagieren kann. Sie ziehen einen heran und/oder katapultieren einen in die Höhe. Sprünge spielen dann beim Vorankommen eine größere Rolle, bieten eine gelungene Abwechslung vom schlichten Laufen und bringen auch kleinere Geschicklichkeitseinlagen in Shape of the World – vor allem, wenn man sich dann zum Ziel setzt, einen bestimmten Ort zu erreichen, kann das schon einmal knifflig werden. Mit Glück wird man dort mit einer noch unbekannten Samenart überrascht.

Spielerisch ist Shape of the World damit etwas für ruhige und vielleicht auch geduldige Zeitgenossen, die ein wenig Entspannung im Videospiel suchen – technisch dürfte das Spiel aber fast jeden begeistern. Visuell gibt es außer leichtem Kantenflimmern an bestimmten Stellen nichts auszusetzen, Shape of the World läuft sowohl auf der Xbox One als auch der Xbox One X flüssig und sieht an vielen Stellen einfach nur beeindruckend aus.

Die Steuerung geht leider nur größtenteils gut von der Hand – ab und zu gibt es einige Ecken in der Spielwelt, wo man sich unschön verhaken kann. Manchmal sind auch die Monumente nicht ganz nachvollziehbar, wann genau sie jetzt aus der Ferne reagieren und wann nicht. Zudem schienen sie nicht aus jeder Position heraus genau das zu tun, was sie eigentlich tun sollten.

Fazit: Ästhetische Erkundung für ruhige Gemüter

Für mich ist Shape of the World der bisher stärkste Vertreter der Erkundungsspiele, den ich kenne. Ganz klar leistet hier die fortgeschrittene Technik ihren Einfluss, denn mein letzter Versuch ist schon einige Jahre her – und Shape of the World ist ganz einfach wirklich wunderschön und bietet vor allem visuell ein herausragendes Erlebnis. Es geht ganz darum, sich in dieser Welt zu verlieren, und es gibt keine Kämpfe, Quests oder sonstiges, was euch davon abhält, lediglich eine Markierung, um euch durch die Welt zu führen. Wenn ihr eine Entspannung sucht, die aus mehr besteht aus passivem Zuhören oder Hinschauen, aber trotzdem recht einfach bleibt, dann seid ihr bei Shape of the World richtig.

Wertung

Technik: 79
Grafik: 86
Sound: 95
Umfang: 67
Gameplay: 69

Spielspaß: 74

  • Story: Shape of the World ist eines der Spiele, die euch wirklich mal jede Freiheit lassen. Die Geschichte erzählt es alleine durchs Erkunden – und ihr schreibt sie meistens in euren Gedanken.
  • Frustfaktor: Stellenweise vorhanden – weil man sich ganz gerne mal in Objekten oder Ecken der Spielwelt verfängt.
  • Wiederspielwert: Vorhanden, weil es definitiv eine Weile dauert, bis man wirklich alles gesehen hat. Auch die Erfolge bzw. Trophäen laden zum mehrfachen Durchspielen ein.
  • Design/Stil: Einzigartig und wunderschön. Dies ist definitiv – neben der Musik – der Aspekt, der Shape of the World so stark macht, wie es ist.
  • Musik: Wunderschön, eingängig, abwechslungsreich und sehr passend. Lediglich die Soundeffekte an sich bleiben sehr einfach.
ProContra
+ Wunderschöne Spielwelt mit Farbenspielen und Abwechslung– Ab und zu hakelige Steuerung, Verkanten an Objekten oder in Ecken
+ Interaktion und Einflussnahme auf die Spielwelt– Wenig Informationen über Ursprünge der Welt
+ Herausragende Musikuntermalung– Leichtes Kantenflimmern
+ Kleinere Geschicklichkeitseinlagen als Abwechslung zum reinen Herumlaufen

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Manuel Eichhorn
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