Ich mag Spiele, in denen Erinnerungen eine Rolle spielen und in denen ich reinigen oder aufräumen kann, so wie in Undusted: Letters from the Past. Ich weiß, im echten Leben hasse ich es, aufzuräumen, aber so virtuell ist das vollkommen in Ordnung. Nun habe ich die PC-Version des Spiels für euch getestet und verrate euch, was ich gut am Spiel finde und was mich doch deutlich stört.
Schwelgen in Erinnerungen
Undusted: Letters from the Past ist nicht ganz einfach: Ich kehre als Adora in das Elternhaus zurück, nachdem ihre Mutter verstorben ist. Das Haus ist voller Erinnerungen und alter Gegenstände, die auf dem Dachboden vor sich hin verstauben. Zeit, diese Erinnerungen von ihren Staubschichten zu befreien und wieder Zeit mit ihnen zu verbringen. Dabei lerne ich, dass die Beziehung zu Adoras Mutter nicht immer leicht war. Dass es viele Herausforderungen gab, die vor allem darin lagen, dass die Mutter nicht verstand, was ihre Träume waren.
Viele dieser dargestellten Szenen, die sich nur als Text darstellen und mit einem Visual-Novel-Anteil, sind gut nachvollziehbar, gerade für alle, die in ihrer Kindheit auch etwas Kreatives werden oder machen wollten – und damit abgespeist wurden, dass sie sich auf die Schule und „was Echtes“ konzentrieren sollen. Das macht Undusted sehr gut und platziert auch mit den richtigen Sätzen die richtigen Emotionen da, wo sie platziert sein sollen. Doch diese Geschichten haben einen Haken, der das Verständnis ein wenig ändern könnten.
Leider kommt das Spiel ganz ohne Sprachausgabe daher. Das nimmt mir persönlich sehr die Bindung zu den Charakteren und auch zu den Szenen selbst. Sicherlich kann ich es nachlesen, aber so ganz richtig in Stimmung komme ich beim Spielen nicht. Eher hoffe ich, dass die Texte und Szenen schneller vorbei sind, damit ich wieder Gegenstände reinigen kann. Das ist ein wenig schade, da Undusted an sich eigentlich auf Emotionen setzt. Ich denke, dass eine Tonausgabe hier ordentlich beigesteuert und die dargestellten Szenen mit dem richtigen Vibe versehen hätte.
Ohne Sprachausgabe gibt es nur wenige Momente, in denen ich mich wirklich in die Figuren hineinversetzen kann. Ich bekomme zwar mit, wie sich unsere Protagonistin mit ihrer Mutter streitet und welch enge Bindung sie zu ihrem Vater hat, doch bleibt es für mich an der Oberfläche und ich kann mich nicht vollends auf alles einlassen.
Reinigen der Erinnerungen
Alle Erinnerungen, die ich in Undusted: Letters from the Past erlebe, sind an verschiedene Gegenstände geknüpft. Mal ist ein Walkman, mal ein alter Schlüssel oder eine uralte Schneekugel. Alle gehören zu wichtigen Erinnerungen in der Kindheit und Jugend unserer Protagonistin Adora. Und jeder einzelne Gegenstand muss mit Lappen, Schwamm und/oder Zahnbürste gereinigt werden. Da ich bereits mit Assemble With Care viel Spaß hatte, war ich davon überzeugt, dass mir auch dieses Spiel Spaß machen würde – und ich wurde nicht enttäuscht.
Jeder einzelne Gegenstand ist verstaubt oder sogar von Pflanzen überwuchert und ich darf das alles sauber machen. Ich hätte nicht gedacht, dass das so einen entspannenden Charakter für mich haben wird oder dass es mir wirklich gefällt, obwohl ich schon mit ähnlichen Titeln viel Freude hatte. Das Ziel des Spiels ist es, einen bestimmten Teil des Gegenstandes zu reinigen, angegeben wird das meistens in Prozent und in vielen Fällen ist Undusted mit einer Reinigungsquote von 70 % zufrieden – doch ich nicht. Ich habe versucht, jeden Gegenstand zu 100 % zu reinigen, was gar nicht so einfach ist.
Der entspannende Indie setzt auf eine sehr schöne Pixelgrafik, um die einzelnen Gegenstände darzustellen. Sehr detailliert geht das entwickelnde Team dabei vor, um wirklich schöne Dinge darzustellen. Da Staub in der Regel als etwas dunklere Pixel dargestellt wird, ist es jedoch nicht immer so einfach, wirklich alles zu 100 % zu reinigen. Ich habe einige Level mit 99,9 % abgeschlossen, weil ich irgendwann aufgegeben habe: Gefühlt tausendmal nochmal über dieselben Stellen drüber gegangen und trotz allem nicht alle Staubpixel erwischt. Das frustriert mich sehr und nimmt mir auch irgendwann den Spaß, an den einzelnen Dingen weiterzumachen. Da habe ich lieber aufgegeben und das nächste versucht, doch mein Anspruch ist ein anderer.
Das finde ich sehr schade, gerade weil es so viel Spaß macht, die Erinnerungen zu reinigen – doch dann stellt mir das Spiel ein Bein und lässt mich nicht richtig reinigen. Ich kann zwar auch reinzoomen und den Gegenstand in alle möglichen Richtungen drehen, doch so richtig hilfreich war das nicht. Zumal das Drehen auch nicht immer reibungslos funktioniert und der Zoom manchmal auch viel zu nah an meiner Nase ist. Gerade die Steuerung über ein Touchpad auf dem Laptop macht alles ein bisschen komplexer und herausfordernder. Nichts desto trotz ist es eine schöne Erfahrung, die Dinge zu reinigen und zu schauen, was sich unter dem ganzen Staub wirklich befindet.
Fazit: Entspannung pur, doch ohne Stimme der Erinnerung

Undusted: Letters from the Past ist ein Spiel der klaren Gegensätze. Das meditative, überraschend fesselnde Gameplay – das liebevolle Reinigen der Erinnerungsstücke – ist für mich das große Highlight und perfekt entspannend. Doch obwohl die Geschichte um die Mutter-Tochter-Beziehung und die Vergangenheit emotionales Potenzial haben, bleibt die Bindung zu den Figuren durch die fehlende Sprachausgabe leider an der Oberfläche. Hinzu kommt der Frust beim Versuch, Gegenstände auf 100 % zu reinigen, was durch die Steuerung und durch den an sich wunderschönen Pixelartstil unnötig erschwert wird. Unterm Strich ist Undusted ein gutes Spiel mit einer fantastischen Gameplay-Idee. Wer eine entspannende Putz-Simulation sucht, wird hier fündig – muss aber verschmerzen, dass das emotionale Potenzial ungenutzt bleibt.
| Pro | Contra |
|---|---|
| + Starke, nachvollziehbare Narrative | – Fehlende Sprachausgabe |
| + Entspannendes und befriedigendes Gameplay | – Durch die fehlende Sprachausgabe bleiben selbst wichtige Konflikte an der Oberfläche |
| + Schöne Pixelgrafik | – Das Drehen und Zoomen funktioniert nicht immer reibungslos |
| + Das Ziel, die Gegenstände von Staub und Bewuchs zu befreien, fesselt und motiviert | – Reinigung nicht immer einfach und 100 % manchmal frustrierend |
Offenlegung
Vielen Dank für den PC-Key zu Undusted: Letters from the Past






