Manchmal landen bei mir im Postfach Pressemuster, die ich nicht unbedingt haben möchte. In der Regel gebe ich ihnen aber generell eine Chance, vielleicht dann mit ein bisschen Verspätung und wenn die Zeit passt. Kürzlich erhielt ich genau auf diese Weise einen Key zu Yomawari: Lost in the Dark, einem Spiel, vor dessen Reihe ich den größten Respekt habe. Nicht immer sind die Geschichten für mich stimmig gewesen – und ich habe bisher auch nur den Erstling gespielt. Nun, einige Jahre später dachte ich, ich gebe der Reihe eine Chance. Warum dieser Test dennoch ohne Wertung rausgeht, findest du am Ende heraus.
Und weil Yomawari ganz gern mit emotionalen Herausforderungen spielt, gibt es eine Content Warnung: Mobbing, Gewalt, Tod, Dunkelheit.
Emotionaler Start
Als der Key zu Yomawari: Lost in the Dark in mein Postfach trudelte, war ich mir sicher, dass ich es nicht spielen werde. Zu tief saßen die emotionalen Erinnerungen an den ersten Teil, den ich vor sechs Jahren spielte. Zu sehr schreckte mich der beigefügte Text ab. Man wünschte mir viel Spaß beim Gruseln, doch was ich später erleben würde, ist eher mit Horror gleichzusetzen.
Schlussendlich obsiegte doch ein bisschen meine Neugier und ich löste den Key am vergangenen Wochenende ein, um mal reinzuschnuppern. Der Anfang ist emotional und ziemlich gut. Bevor es losgeht, erfolgen zwei Warnungen. Zum einen, dass man nur spielen soll, wenn man sich mental und körperlich in der Lage fühlt, zum anderen dass man selbst die Schuld daran trägt, wenn man den Blick vom Bildschirm abwendet.
Erstmals in der Reihe kann ich mir einen eigenen Charakter aus verschiedenen Vorgaben zusammenstellen, damit ich mich mehr mit der Geschichte identifizieren kann. Gesagt, getan, während immer wieder jemand gegen etwas hämmerte. Ich wusste nicht, wo ich war oder wer da hämmerte, um meinen Charakter war es dunkel und erst, als ich die Charaktererstellung erledigt hatte, kam das Licht.
Ich saß in einem Schulklo und mir schwante Böses. Wenig später wurde meine Vermutung auch bestätigt: Das Tutorial erlebe ich in einer Schule, während mich Kinder mit Papier bewerfen. Die anderen Kinder in der Schule kichern nur, beobachten meinen Schmerz. Als ich meinen Platz erreiche, werde ich gezwungen, eine Raupe zu essen. Ich kann nicht mehr, ich bin am Ende, niemand steht mir zur Seite. Der letzte Ausweg führt mich aufs Dach der Schule.
Ich war diese ersten Minuten geflashed. Konnte mir nicht vorstellen, dass man das Setting von Yomawari nun in ein Schulgebäude verlagert und schon gar nicht, dass man Mobbing in den Vordergrund stellt. Schon beim Spielen dieser Minuten habe ich mich nicht wohlgefühlt. Doch es wurde noch ein bisschen schlimmer für mich. !B
Es wurde schwarz
Ich wache in einem dunklen Wald auf, direkt in der Nähe eines Steinschreins, mitten im Schnee. Es ist ziemlich düster, schummriges, grünes Licht, das von verschiedenen Laternen ausgeht. Ich folge zögerlich dem Weg, hangle mich von Laterne zu Laterne. Schon in der Vergangenheit habe ich erlebt, dass in Yomawari nicht immer alles so ist, wie es scheint und das Böse vor allem in der Finsternis wartet.
Es ist für mich schlichtweg ein Krampf, dem Weg zu folgen. Nicht, weil die Steuerung versagt, sondern weil ich es nicht wirklich schaffe. Mit Mühe finde ich eine Taschenlampe und folge dem Weg über eine Hängebrücke. Hinter mir windet sich ein großes Monster durchs Gestrüpp. Vor mir landet ein Kiesel. Ein Kiesel, der mir die Fähigkeit nimmt, in diesem für mich ohnehin schon schwierigen Spiel, sehen zu können. Und genau hier bin ich ausgestiegen.
Dieser Moment hat mich nachhaltig geprägt und auch während ich diese Worte tippe, kriecht es mir kalt den Rücken hinunter. Ich möchte diese Erfahrung nie wieder machen und da ich das Spiel so frühzeitig abgebrochen habe, werde ich auch keine Wertung vergeben. Das wäre nicht fair, weder für das Spiel, noch für das Team, das sich diese emotionale Idee ausgedacht hat. Loben darf ich das Team jedoch für den unglaublich gut umgesetzten Soundtrack, das Herzklopfen, die Flügelschläge, die dichte Atmosphäre, die hier per Ton übermittelt wurde. Ich kann jedem Horrorfan nur empfehlen, das Ganze mit Kopfhörern zu spielen, um das Erlebnis voll auszukosten. Ich bin mir sicher, dass du dich zudem sehr auf deine Ohren verlassen können musst, wenn du in der Dunkelheit unterwegs sein möchtest.
Generell kann ich sagen, dass die PlayStation 4 Umsetzung, die ich auf der PlayStation 5 gespielt habe, sehr gut und gelungen ist. Hier kann ich definitiv nicht meckern. !B
Fazit: Ohne Wertung, ohne mich
Yomawari: Lost in the Dark ist mittlerweile der dritte Eintrag in der Yomawari Reihe und punktet mit einem emotionalen Einstieg, einer eigenen Charaktererstellung und einem hervorragenden atmosphärischen Soundtrack. Allerdings kann ich nicht mehr dazu sagen als das, da ich relativ schnell nach dem Tutorial ausstieg. Ich bin emotional nicht stark genug, um mich in der Dunkelheit zu bewegen. Mir wurde viel Spaß beim Gruseln gewünscht, doch ich erlebte echten Horror. Wenn du nicht so viel Angst vor der Dunkelheit hast, und auch mal blindlings ins Unbekannte läufst, ist Yomawari: Lost in the Dark vermutlich das richtige Spiel für dich. Mir sträuben sich leider zu sehr die Haare, als dass ich eine wirkliche Wertung oder Einschätzung abgeben kann.
Offenlegung
Der Key zu Yomawari: Lost in the Dark für die PlayStation 4 kam unaufgefordert von Plaion.