Mini Motorways – Entspannen im stressigen Verkehr

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Es gibt sehr wenige Spiele, die ich nach einer geschriebenen und veröffentlichten Review wirklich nochmal spiele. Ich weiß, ehrlich gesagt nicht, warum das so ist, aber meistens fühlt es sich so an, als sei ich fertig mit dem Spiel und könnte ihm nichts mehr abgewinnen. Deswegen schaffen es nur ganz wenige Spiele über eine Review hinaus in meiner Liste wieder aufzutauchen. Ein so ein Spiel ist Mini Motorways, über das ich im Sommer relativ spontan stolperte.

Mini Motorways wurde vom Dinosaur Polo Club entwickelt, das sind die, die auch schon für Mini Metro verantwortlich waren. Beide Spiele beschäftigen sich mit Verkehrsmitteln: In Mini Metro baue ich ein U-Bahn-Netz in ganz verschiedenen Großstädten der Welt, während ich in Mini Motorways auf ganz minimalistische Weise komplette Straßennetze in unterschiedlichen Metropolen der Erde baue. Das Ziel jeweils ist, dass die einzelnen Ziele – also Haltestellen oder „Einkaufszentren“ – gut besucht, aber nicht überlastet sind. Am Anfang jeweils ein leichtes Unterfangen, später schier unmöglich. Doch genau das fesselt mich vor allem an Mini Motorways, während mir Mini Metro teilweise zu schwierig erschien.

In meiner Review im August schrieb ich, dass das Konzept süchtigmachend ist. Mittlerweile bin ich mir sicher, dass es nicht süchtig macht, sondern für Entspannung sorgt. Zumindest bei mir.

Mein Arbeitstag beim Palace geht momentan stets damit los, dass ich zunächst eine Runde in Mini Motorways drehe, bevor ich mich wirklich anderen Dingen widme. Aus irgendeinem Grund hat sich das zu einer richtigen Routine für mich gebildet, die ich sehr schätze. Auch wenn ich zwischendrin irgendwo feststecke, weil mir die Worte fehlen, so beobachte ich ein bisschen, wie sich die kleinen bunten und einfachen Fahrzeuge auf ihren einfachen Straßen in ihrer einfachen Welt bewegen. Wie ihr einziges Ziel darin besteht, zum nächsten Gebäude zu fahren, das dieselbe Farbe hat. Wie sie sonst nichts schocken können.

Und vielleicht ist genau das, was ich mir manchmal wünsche: Eine schlichte und einfache Welt. Manchmal möchte ich keine bahnbrechenden Entscheidungen treffen. Manchmal möchte ich eben nicht immer nur zuhören. Manchmal möchte ich einfach nur in einem türkisen Auto sitzen (das sind für mich übrigens alle E-Autos) und zum türkisen Einkaufszentrum fahren, um einen türkisen Pin einzusammeln und wieder nach Hause zu fahren. Vielleicht hänge ich dann auch im nächsten Kreisverkehr fest, weil jemand die Straße sinnlos gebaut hat. Aber im Endeffekt war’s das. Mehr Sinn habe ich nicht. Und vielleicht möchte ich auch manchmal einfach nicht mehr Sinn haben.

Mini Motorways lässt mich einfach abschalten und das, obwohl ich mich vom entspannten Stress der einzelnen Städte mitnehmen lasse. Das Gute daran ist jedoch: Ist meine Stadt gescheitert, kann ich einfach nochmal von vorne anfangen. Niemand nimmt mir das übel, niemand verlangt eine Rechtfertigung von mir, niemand kommt mit irgendwelchen seltsamen neuen Ideen um die Ecke. Sondern ich kann einfach meine Straßen bauen und wenn ich mich beim nächsten Mal für mehr oder weniger Ampeln entscheide, dann probiere ich das einfach aus und bin Aktivistin, statt nur Konsumentin.

Bevor ich diesen Artikel schrieb, versuchte ich mein Glück in Mexiko-Stadt. Da fehlten mir noch 1.000 Fahrten, was gar nicht mal immer so einfach ist. Glücklicherweise habe ich es dieses Mal gerade so geschafft, auch wenn mir die Stadt nicht die Möglichkeit gab, meine üblichen Strategien zu nutzen – viel zu viele Berge und so – dennoch war ich erfolgreich. Und dann kann ich das auch erstmal abschließen. Mexiko-Stadt kommt nicht nächsten Monat mit exakt derselben Aufgabe auf mich zu, es sagt nicht, dass ich im November nochmal 1.000 Fahrten erreichen soll. Ich habe das Ziel erreicht und bin fertig damit. Dann kommen einfach andere Herausforderungen.

Ich denke, genau diese Punkte machen Mini Motorways zu einem so wichtigen Bestandteil für meinen Alltag: Die Einfachheit, die Schlichtheit, der fehlende Gedanke, versagt zu haben. Einfach nur Straßen bauen und kleine Autos beobachten, die mit ihrem E-Motor zum nächsten Gebäude derselben Farbe fahren. Einfach schön.

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Beatrice Eichhorn
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