Ich mag Spiele, in denen bewusst Experimente mit unserem Planeten vollzogen werden, so wie in Ashwalkers, denn hier lebe ich in einer Aschewelt und versuche, eine neue Heimat für mich und mein Volk zu finden. Ob ich das geschafft habe , ob ich überlebt habe und was ich sonst noch so über Ashwalkers denke, erfährst du in meiner Review zur PC Version des Überlebenspiels in der Aschewelt.
Asche zu Asche
Die Namensgebung bei Ashwalkers ist leicht zu erkennen: Die dargestellte Welt ist unter grauer Asche verborgen. Die einzige farbliche Abwechslung ist das Rot des Blutes, wenn sich mein Trupp verletzt hat. Ansonsten geht alles Grau in Grau. Warum das so ist, wird jedoch nicht erklärt. Ich weiß nicht, ob es ein Unfall war oder ob alle Vulkane der Welt gleichzeitig hoch gingen. Ich weiß nicht, was geschehen ist. Ich weiß nur, dass ein vierköpfiger Trupp beauftragt wurde, um eine neue Heimat zu finden.
Meine Aufgabe besteht darin, mit meinem Team durch vier verschiedene Gebiete zu reisen, in der Hoffnung, eine neue Heimat für mein Volk zu finden. Immer wieder muss ich Entscheidungen treffen: Wo gehe ich lang? Helfe ich einem fremden Menschen oder lasse ich ihn sterben? Gehe ich zur Gefahr oder nehme ich einen anderen Weg? Ashwalkers ist ein narratives Survival Abenteuer, das bedeutet, dass die Geschichte stark im Vordergrund steht.
Theoretisch zumindest.
Schade finde ich, dass die Geschichte zwar stark ist, aber ansonsten relativ platt: Es ist eine simple Überlebensgeschichte, die nicht wirklich in die Tiefe geht. Ich erfahre nur bedingt etwas über die Welt oder über meine Teammitglieder. Insgesamt habe ich vier Teammitglieder, aber zu keinem baue ich eine Bindung auf. Keiner scheint eine wirkliche Vergangenheit zu haben. Dafür hat jede:r eine Aufgabe, die jedoch kaum zum Tragen kommt, sondern nur dann wichtig ist, wenn ich Entscheidungen treffe. Warum kann ich nicht anders vorgehen, wenn ich beispielsweise die Anführerin Petra spiele? Hier wird massig Potential verschenkt, was ich wirklich schade finde.
Ich kann einfach nicht greifen, wie die Welt funktioniert und warum es meine Aufgabe ist, eine neue Heimat zu finden. WAS ist denn passiert? Ich weiß es einfach nicht und das motiviert mich nicht wirklich, all die vielen verschiedenen Enden zu ergründen.
Überleben in einer grauen Welt
Ashwalkers setzt neben der Geschichte selbst, die ich quasi eigenständig durch meine Entscheidungen bestimme, auf Überlebensaspekte. Das bedeutet wiederum, dass ich nicht nur stur der Geschichte folgen darf, sondern auch hier und da schauen muss, was am Wegesrand liegt. Häufig sind es Hölzer für ein Lagerfeuer, Medizin oder was zu essen. Ich habe auf dem Standardschwierigkeitsgrad gespielt, hatte jedoch zu keinem Zeitpunkt Herausforderungen, um wirklich zu überleben – und selbst wenn mir meine Figuren gestorben wären, wäre es mir vermutlich egal gewesen, weil ich keine Bindung zu ihnen hatte.
Zwar erklärt Ashwalkers nicht, was mit der Welt geschehen ist, dafür geht es jedoch gut auf die aktuell funktionierende Welt ein. Ich lerne immer wieder etwas über die Völker, die nun in dieser Aschewelt leben, über die Flora und Fauna. All diese Dinge, die ich während meiner Expedition finde, werden in meiner Enzyklopädie eingetragen, sodass ich sie immer wieder lesen kann. Das ist cool und zeigt mir, dass die Welt doch keine Kulisse ist. Aber ganz zur vollkommen lebendigen Welt wird sie auch nicht für mich – vielleicht auch wegen der Asche.
Ewas seltsam fand ich nur den Verlust der Gesundheit: In den ersten beiden Gebieten hatte ich in keinem Durchlauf Herausforderungen. In den beiden letzten Gebieten ging jedoch immer für mich grundlos die Gesundheit meines Teams zurück, sodass ich immer wieder auch mit Medizin um mich werfen musste. Einen Grund dafür gab es für mich jedoch nicht, zumindest war keiner ersichtlich. Möglicherweise waren es die Wetterverhältnisse, jedoch aus meinem HUD wurde ich nicht wirklich schlau.
Wirklich freie Entscheidungen?
Was ich bei Spielen wie Ashwalkers immer wieder feststelle, ist, dass die Entscheidungen, die ich treffen kann, nicht vorhersehbar sind. Auch hier gibt es viele Momente, in denen ich mich für einen Weg entscheide, dieser aber dann doch anders ausgeht, als man es vermuten kann – und darauf habe ich weiterhin keinen Einfluss, sodass ich doch immer wieder in seltsame Momente laufe.
Am Ende jede Etappe wird zudem aufgelistet, welche Wegpunkte man passiert hat – auf die meisten davon habe ich keinen Einfluss, weil sie zufällig generiert werden. Zudem werde ich noch darüber informiert, wie meine Truppe so abgeschnitten hat, jedoch nicht persönlich auf meine Truppe gesehen, sondern generell. Habe ich freundlich geantwortet, bin ich prinzipiell freundlich oder nicht misstrauisch gegenüber anderen. Einen Einfluss auf die Welt hat das jedoch nicht unbedingt, sondern es ist nur eine Art Statistik. Eine Statistik, die am Ende wiederum egal ist.
Bei einem Ende in Ashwalkers traf ich auf eine KI. Ich konnte entscheiden, ob ich die KI anlügen sollte oder nicht. All das, was ich vorher gewählt habe, spielte dabei keine Rolle, denn am Ende war nur diese Entscheidung wichtig. Am Ende zählt nur die Endsituation, was wirklich schade ist. Und so ist es häufig bei dieser Art von Spielen. Natürlich entscheidet zunächst mein Weg, den ich wähle, doch am Ende und für das Ende gibt es dann nur eine einzige Entscheidung. Hier wünsche ich mir prinzipiell mehr Unterschiede, mehr Abwechslung, mehr Innovationen. Immerhin hat Ashwalkers 34 verschiedene Enden zum aktuellen Zeitpunkt. Positiv ist jedoch, das es viele verschiedene Events gibt, denen ich begegnen kann, das ist cool und sorgt für Abwechslung.
Vom Winde verweht
Gesteuert wird Ashwalkers übrigens wie ein „normales“ Point and Click Adventure: Ich klicke mit meiner Maus irgendwohin oder halte die Maustaste gedrückt und meine Gruppe läuft genau dorthin. Das ist irgendwo ganz praktisch, auf der anderen Seite jedoch sehr seltsam. Ungleich zu anderen narrativen Erlebnissen klicke ich mich nicht nur durch Events oder sitze am Lagerfeuer und höre, was so passiert ist, sondern ich laufe tatsächlich in den Gebieten herum, sammle Gegenstände, finde Hinweise und treffe hin und wieder auf Events. Das Ganze wirkt dabei eher so, als könnte ich auch mit WASD oder den Pfeiltasten laufen, doch das funktioniert nicht, was ich auch wieder schade finde. Da meine Maus sehr bockig ist, hatte ich hier einiges zu tun und hätte sehr gerne auf eine Tastatursteuerung zurückgegriffen.
Was mich gestört hat, war tatsächlich die Performance auf meinem Laptop. Ich weiß, dass mein Laptop kein Gaminglaptop ist, doch laut den Mindestanforderungen müsste er es problemlos stemmen – tut er aber nicht. Damit Ashwalkers halbwegs okay-ish bei mir lief, musste ich die Grafik auf die niedrigste Einstellung stellen und selbst dann hat es noch geruckelt und lief nicht sonderlich flüssig. Und das finde ich wirklich ärgerlich.
Dafür punktet das Spiel immerhin mit einem annehmbaren Soundtrack und einer doch recht netten und abnehmbaren Aschewelt.
Fazit: Grau in Grau
Ashwalkers verspricht ein narratives Survival Abenteuer in einer postapokalyptischen Welt zu werden. Und genau das ist es am Ende auch, nicht mehr, dafür jedoch weniger. Ashwalkers spielt in einer Welt aus Asche, warum das so ist, wird nicht direkt erklärt. Ich soll eine neue Heimat suchen und reise mit vier inhaltlosen Charakteren durch die Welt, die für mich keine wirkliche Rolle einnehmen. Dafür treffe ich Entscheidungen und das für ganz viele verschiedene Dinge, was wiederum gut ist. So entscheide ich, wo der Hase läuft – auch wenn ich nicht immer Einfluss auf den Ausgang meiner Entscheidungen habe. Und ganz am Ende ist sowieso egal, wofür ich mich entschieden habe, denn dann zählt nur die Endentscheidung.
Ashwalkers könnte ein narratives Erlebnis werden, wenn es Tiefgang besitzen würde, wenn ich mehr über die Welt wüsste, wenn es auf meinem Testgerät flüssiger laufen würde, wenn ich irgendwie ein Teil dieser Welt sein könnte. Doch am Ende fehlt mir der Sinn des Ganzen, denn ich habe keine Beziehung zu irgendwem aufgebaut, weiß nicht, warum ich das alles tue und treffe Entscheidungen, die am Ende ohnehin hinfällig sind. Schade.
Pro | Contra |
---|---|
+ Coole graue Spielwelt… | – … deren historische Hintergründe fehlen |
+ Abwechslungsreiche Events | – Keine Bindung zu Charakteren/Welt/Ziel möglich |
+ Viele Informationen über aktuell existierende Lebensformen | – Endentscheidung ist entscheidend |
+ Passender, trister Soundtrack | – Maue Performance auf Testgerät |
+ 34 verschiedene Enden | – Steuerung nur per Maus möglich |
– Gesundheitsverlust nicht nachvollziehbar | |
– Fehlender Tiefgang bei Welt, Charakteren und Sinnstiftung |
Technik: 67
Grafik: 83
Sound: 85
Umfang: 68
Gameplay: 52
KI: 45
Spielspaß: 56
- Story: Ashwalkers schickt dich in eine Welt aus Asche, in der du eine neue Heimat finden sollst.
- Frustfaktor: Viele Entscheidungen sind nicht eindeutig, zu welchem Ergebnis das führen kann, was zu einem hohen Frustfaktor bei mir führt.
- Design/Stil: Passend zum Thema der Aschewelt ist fast alles grau gehalten.
- Musik und Sound: Passender Soundtrack zur gesamten Thematik.
- Preis-Leistungs-Verhältnis: Ashwalkers kommt für 11,99 € daher, was ein absolut angemessener Preis ist. Theoretisch wären hier auch locker 20 € drin gewesen.
Offenlegung
Ich habe einen Reviewkey zu Ashwalkers vom Publisher erhalten.