Blacksad: Under the Skin (PS4) im Test – Wenn Telltales Spuren verlorengehen

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Ich mag Spiele, bei denen ich selbst Entscheidungen treffen kann und wenn diese dann noch mit einer ziemlich guten Geschichte verknüpft sind, bin ich erst recht dabei. So dachte ich auch bei Blacksad: Under the Skin, doch ich fand eine Geschichte voller Toten, Rassismus und jeder Menge Bugs. Mehr erfahrt ihr in der Review zur PS4 Fassung.

Ein Mord im Fabelland?

Blacksad: Under the Skin lernte ich das erste Mal auf der EGX 2019 in Berlin kennen. Es ist die Videospieladaption eines Comics, den ich selbst nicht kenne, der jedoch in einer Welt spielt, in der alle Charaktere Tiere sind und auch deren gesonderte Eigenschaften besitzen, sowohl die körperlichen als auch die psychischen. John Blacksad, unser Protagonist und Namensgeber, ist hierbei ein Privatdetektiv und versuchen, den Selbstmord von Joe Dunn, der Besitzer eines Boxklubs, aufzuklären. Die Geschichte ist an sich gar nicht so verkehrt und schon ziemlich bald kenne ich einige der Charaktere, erkenne ihre Schwächen und blicke mit meinen Katzensinnen durch ihre Masken. Blacksad könnte so ein gutes Spiel sein, doch zumindest die Version auf meiner weißen Standard PlayStation 4 ist zu größten Teilen unspielbar, sodass ich wirklich kaum einen Eindruck von der Story bekommen konnte. Ich möchte, dass mir der Titel gefällt, denn die Story hat wirklich Potential. Doch so viele Neustarts wie in Blacksad habe ich schon lange nicht mehr in einem Spiel durchführen müssen.

Vor allem weil Blacksad angeblich speichert, sobald Johns Kopf auftaucht und sich dreht. Doch… Leider ist das nicht der Fall. Und so habe ich für diesen Test nicht nur das Spiel mehrfach neustarten müssen, sondern auch sehr viele Szenen mehrfach erlebt, sodass ich mich schon fragen muss, ob das absichtlich getan wird, um die Spielzeit zu strecken. Ich denke jedoch, dass dies leider nicht der Fall ist.

Neben der Geschichte, die schon an sich viele Aspekte hat, spielt Blacksad in einem guten Setting in New York: Relativ zeitnah nach dem Krieg sind wir etwa in den 50er oder 60er Jahren angesiedelt und das bedeutet vor allem, dass Rassismus eine sehr große Rolle spielt. Die weißen Tiere sehen sich als Herrscher des Planeten an und möchten am liebsten alle schwarzen Tiere aus dem Weg räumen. Rassismus gibt es hier an jeder Ecke und auch das macht mich bei Blacksad: Under the Skin so traurig. Es könnte ein sehr wichtiges Spiel sein, eines mit Tiefgang, dass sich mit der Welt und ihren Problemen beschäftigt. Doch es ist leider eine technische Schande, die nicht wirklich animiert, es auf der PlayStation 4 weiterzuspielen.

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Das geht unter die Haut…

Diese Review geht mir direkt unter die Haut, denn ich es finde es schade, was sich hier bei mir im Laufwerk gedreht hat. Ich möchte nicht, dass es falsch rüberkommt, die Ansätze in Blacksad: Under the Skin sind gut und es hat so verdammt viel Potential, schließlich hat es auf der Gamescom auch einen Preis gewonnen, doch technisch… Wenn es doch nur die technische Seite nicht geben würde. Dass Blacksad Matschtexturen beinhaltet, dass es sehr stark ruckelt, wenn man den Ort wechselt, und dass es im Deutschen asynchron ist und viele Tonspuren zeitversetzt eintreten, sind hierbei wirklich nur die kleineren Übel im Spiel. Viel, viel, viel schlimmer sind all die Dinge, die einen dazu zwingen, den Titel neuzustarten. So bleiben Cutscenes zum Beispiel hängen, sodass das Bild stehen bleibt, aber die Szene im Hintergrund einfach weiter läuft, das Spiel sich daran offensichtlich nicht stört und es dann möchte, dass man weiter spielt. Nur mit dem Unterschied, dass das Spiel eben immer noch in einem Bild oder einem schwarzen Bildschirm festhängt. Das geht heute einfach nicht mehr. Und genau genommen, ging das noch nie. Viele Texturen laden viel zu spät nach, manche tun das komplett gar nicht. Und das schlimmste: Wie schon erwähnt, gaukelt Blacksad nur vor, dass es speichert, denn durch dieses Neustarten des Spiels, musste ich mehrere Szenen doppelt oder dreifach spielen.

Ja, ich habe nur eine weiße Standard PS4, aber so etwas ist mir noch nicht einmal bei einem Telltale Spiel passiert – und die sind technisch nun auch keine wahren Meisterleistungen. Was hier abgeliefert wurde, ist ein wahres Trauerspiel. Und das sind die grafischen Dinge, die beim Spiel nicht klappen. Dazu kommt noch, dass sich Blacksad häufig einfach viel zu schwerfällig und keineswegs schön steuern lässt, ganz zu schweigen von den sinnlosen Konversationen, die ich zwischendurch führe. So zum Beispiel mit einem Ziegenbock, den ich frage, ob ich sonst noch etwas für ihn tun kann. Als Antwort erhalte ich: „Nein, du kannst mir aber aus der Sonne gehen, dass ich den Sonnenuntergang sehen kann. Ja, du kannst mir einen Burger besorgen.“ Oder als ich in Yales Wohnung auftauche und dort ein Nashorn (Colbert) und einen Büffel treffe und im Gespräch anbringe, dass ich Colbert kenne und zwar mit dem folgenden Satz: „Ich kenne euren Freund Colbert und seine Frau.“ – Während ich mit Colbert spreche, ist das ganz schön schizophren.

Es ist einfach traurig und je mehr ich hier aufzähle, desto trauriger werde ich. Es gibt dann noch kleinere Dinge wie beispielsweise seltsame Grafikelemente, wenn ich den Katzensinn benutze, um mir meinen Gegenüber etwas genauer anzusehen. Oder sehr lange Ladezeiten, wo eigentlich keine sein sollten. Oder die Kamera, die immer mal wieder unscharf ist. Cool ist dafür, dass wenn ich Passanten auf der Straße begegne, dass diese anhalten, wenn ich ihnen im Weg bin. Ein klitzekleiner Trost, der heute aber fast schon nicht ausreichend ist, wo selbst NPC mittlerweile ausweichen können.

Sammelkartensammelwahn

Wenn Blacksad: Under the Skin zwischendrin beschließt, dass es grafisch jetzt mal hängen bleibt und ich es neustarte, speichert es die Story nicht weiter, aber dafür etwas anderes: Man kann in Blacksad Sammelkarten von Sportlern finden und diese bleiben dann tatsächlich im Stickeralbum, wenn man sie gefunden hat. Die braucht ihr also dann nicht noch einmal zu finden, wenn ihr sie einmal habt, auch wenn ihr das Spiel dann neustarten müsst. Das ist doch auch schon mal ein kleines Trostpflaster, oder? Was ich jedoch sehr schade finde, ist dass durch diese Sammelkarten der Sinn für mich fast verloren geht. Dadurch, dass ich so viele Szenen doppelt oder dreifach gespielt habe, habe ich fast immer nur nach den Karten Ausschau gehalten, mich aber nur bedingt auf die Story konzentriert. Irgendwie hat das Finden der Karten auch den Sinn über die eigentlich gute Story gelegt und das darf mir mit Sammelobjekten auch niemals passieren. Das schlimmste war eigentlich jedoch, das fehlende Auge. Es war eine Szene, in der ich verprügelt wurde und die ich zweimal spielen musste. Beim ersten mal war alles gut, beim zweiten Mal fehlte John schlichtweg ein ganzes Auge.

Ansonsten fällt es mir wirklich schwer, etwas Gutes an Blacksad zu finden. Die deutschen Synchronsprecher sind gut gewählt, wenn auch asynchron, aber zumindest Blacksad gefällt mir im Deutschen besser. Im Englischen klingt er so alt und rauchig, als ob er eigentlich den Paten sprechen sollte, statt den Privatdetektiven.

Fazit: Ich werde dann mal zu den Comics greifen…

Ich war auf der EGX 2019 in Berlin von Blacksad eigentlich relativ angetan gewesen, denn es erinnerte mich so sehr an die typischen Telltale Spiele, auch damals mit den passenden Fehlerchen, die man so kennt. Doch Blacksad: Under the Skin geht auf der PlayStation 4 in die absolut falsche Richtung und ist technisch gesehen ein absolutes Wrack. Selten musste ich ein Spiel so häufig neustarten, weil es sich grafisch selbst abgeschossen hat, selten musste ich dadurch so viele Szenen mehrfach spielen, weil der „ich speichere mal dein Spiel automatisch“-Button mich angeschwindelt hat. Es gab in der Testphase so viele Momente mit Blacksad, an denen ich immer wieder sagte: „Ach, ich warte noch bis zum Release, vielleicht fixen sie noch was“ und mich dann immer wieder daran erinnern musste, dass der Titel bereits seit fast einem Monat verfügbar ist und ich hier nur die Retailversion teste. Was die Entwickler mit Blacksad: Under the Skin abgeliefert haben, geht auf keine Kuhhaut und ist im Vergleich zu anderen Spielen aus dem Hause Pendulo eine Schande. Schade, doch für dieses Spiel – oder nennen wir es „Neustart, weil ich mich aufgehangen habe“-Experiment gebe ich absolut keine Empfehlung für Spieler auf der PlayStation 4.

Pro Contra
+ Deutsche Synchronsprecher… – … die leider asynchron sind
+ An sich gute Story – Übergänge und Bewegungen sind sehr ruckelig
+ Rassismus wird sehr stark thematisiert – Bild friert häufig kurz ein
+ NPC bleiben stehen, wenn man in sie läuft – Manchmal stürzt die gesamte Grafik ab, sodass ein Neustart zwingend erforderlich ist
+ Sammelkarten regen zum Suchen an – Der Titel speichert nicht die Story automatisch, sondern wohl nur die gefunden Sammelobjekte
– Texturen sind matschig, laden manchmal verspätet oder gar nicht nach
– Gespräche sind zum Teil zusammenhangslos oder schlecht übersetzt
– Sehr lange Ladezeiten (Kann aber an meiner PS4 liegen)
– Fehlerhafte Grafikelemente im Katzensinn
– Unscharfe Kamera
– Suche nach Sammelbildern überdeckt fast Story des Spiels
– Steuerung sehr schwerfällig und nicht präzise
– Manchmal gibt es keinen Ton

Technik: 46

Grafik: 19
Sound: 43
Umfang: 60
Gameplay: 63
KI: 45

Spielspaß: 11

  • Story: Ihr ermittelt in einem Selbstmord und einem Vermisstenfall, mitten in einem Amerika der 50er Jahre, in der Rassismus an der Tagesordnung steht.
  • Frustfaktor: JA! Selten musste ich ein Spiel so oft neustarten, wie mit diesem technischen Quark.
  • Nachhaltigkeitswert: Blacksad: Under the Skin könnte zu den wichtigsten Spielen unserer Zeit gehören, wird jedoch durch seine technische Grundlage sehr schnell in Vergessenheit geraten. Schade.
  • Design/Stil: Die gewählten Tiere sind gut animiert.
  • Musik und Sound: Manchmal gibt es gar keinen Sound und die deutschen Synchronsprecher sind asynchron. Könnte definitiv besser sein.
  • Preis-Leistungs-Verhältnis: Blacksad ist für das, was hier geliefert wurde, definitiv zu teuer. Und das ist auch schade.

Offenlegung

Wir haben Blacksad: Under the Skin für die PlayStation 4 von Astragon kostenlos erhalten.

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Beatrice Eichhorn
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