Moritz Franz Beichl hat mit Männer einen Roman veröffentlicht, der die Beziehung zwischen zwei ungleichen Brüdern zeigt – der eine schwul, single, Balletttänzer, der andere hetero, verheiratet, Jurist. Männer erzählt von der Organisation es Begräbnisses des gemeinsamen Vaters – und dabei viel mehr, denn auf den 160 Seiten wird das ganze Leben der beiden Brüder beleuchtet.
Männer war für mich ein sehr ausgefeilter und tiefgehender Roman, da jede Seite spürbar gemacht hat, wie die beiden Brüder versuchen, einander zu verstehen, es aber in vielen Situationen nicht gelingt. Wie vor allem Konrad als älterer Brüder des Protagonisten seit der Kindheit immer wieder Dinge tut, die diesen kränken – was jedoch die Umwelt und Konrad kaum nachvollziehen können. Wie sich die beiden Brüder vor allem mit Beginn der Pubertät auseinander entwickeln und eine Versöhnung an bestimmten Stellen kaum noch denkbar erscheint. Diese Entwicklung zeigt, dass Rücksichtnehmen auf andere Personen manchmal über das Offensichtliche deutlich hinaus geht.
Der Protagonist fühlt sich ständig im Schatten des großen Bruders, fühlt sich, als ob ihm nichts zugetraut wird, fragt gleichzeitig in vielen Situationen nach Unterstützung durch den Vater oder durch Konrad – die Zerrissenheit in der Beziehung zwischen den Brüdern zeigt sich teils auch innerhalb des Protagonisten selbst, auch in seinem Privatleben und der Auslebung seiner Sexualität.
Männer ist ein großartiger Roman, der nicht mehr als seine 160 Seiten braucht – für diese sollte man sich Zeit nehmen, um alle Facetten der Geschichten zu verstehen. Ich werde das Buch in naher Zukunft sicher nochmal lesen.
Männer ist als gebundenes Buch* im Residenz Verlag erschienen, ein eBook gibt es auch.
*Als Amazon Partner verdienen wir unter Umständen an qualifizierten Einkäufen.
