Eine wichtige Tugend, auch in Videospielen: Geduld

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Dass Geduld eine Tugend ist, ist keine Erfindung der Neuzeit. Der Spruch ist schon deutlich älter, könnte jedoch heute nicht aktueller sein. Die Gesellschaft will immer alles und am liebsten schon gestern, geht es manchmal nicht sofort und oft ist es sogar besser, dass ein wenig Zeit verstreicht, bevor etwas gelingt. Auch wenn wir uns im echten Leben kaum mehr die Zeit lassen und beobachten, wie sich Dinge entwickeln, so sollten wir uns doch wenigstens in unserem Hobby Zeit lassen, doch auch das tun wir nicht mehr.

Videospiele leben heute davon, dass alles schnell geht. Dass ich ein Spiel auch mal nur für fünf Minuten am Tag öffnen kann und auch direkt einen Erfolg in irgendwas bekomme. Sicherlich hat das alles einen psychologischen Hintergrund, doch ich kann mich noch gut an Videospiele erinnern, wo das nicht so war. Mir fallen hier vor allem Rollenspiele um die Jahrtausendwende ein, wie beispielsweise Final Fantasy X oder ähnliche Spiele. Es gab bestimmte Waffen, die man nur freischalten konnte, wenn man bestimmte Gegner besiegte – und dafür musste man manchmal Stunde um Stunde trainieren, nur um am Ende eben eine virtuelle Waffe im Besitz zu haben. Das beste daran: Man hat Zeit investiert. Man hat sich reingekniet und wurde am Ende auch belohnt. Das war nichts, was innerhalb von fünf Minuten erledigt war.

So waren damals viele Spiele, in denen man Zeit investieren musste, um wirklich voranzukommen. Doch das war keine verschenkte Lebenszeit, am Ende hat man sich gefreut und sogar die Spielzeiten in den Titeln miteinander verglichen. Wer die längere Spielzeit hatte, hatte gleich am meisten erreicht im Spiel.

Wenn ich an heutige Spiele denke, fehlt mir manchmal dieser Anspruch. Sicherlich, gibt es auch heute noch Games, die einen solchen Anspruch haben, ich denke hier nur an große Blockbuster wie Elden Ring. Doch vieles muss immer schnell gehen und wenn die Lösung nicht sofort ersichtlich ist, wird das Internet befragt. So wie beispielsweise bei Spielen wie Wylde Flowers oder Spiritfarer. Beides sind Spiele, die zwar einfach sind und in denen man für bestimmte Quests auch schnelle Belohnungen bekommt, doch beide Spiele setzen auch Geduld für einige Momente voraus.

Manchmal muss man in Wylde Flowers eben zwei oder drei Tage warten, bis es in der Geschichte weitergeht. Manchmal braucht es auch in Spiritfarer Zeit, bis dir ein Geist vertraut und Story fortgesetzt werden kann. Besonders bei solchen Spielen ist das jedoch auch der Reiz. Es zwingt mich quasi dazu, mich auch mal mit der Spielwelt und dem Spiel zu beschäftigen und einfach mal zu warten. Es zwingt mich, einen Moment innezuhalten und das ist gut.

Ich bin sehr froh, dass es solche Spiele auch heute noch gibt. Diese Spiele, wo innehalten oder mich richtig reinknien kann und wo ich nicht schlichtweg nach 12 Spielstunden fertig habe und nur noch alberne Trophäen offen habe, bei denen ich mit einer Rauchbombe fünf Gegner gleichzeitig erwischen und dann drei mit der versteckten Klinge von hinten durch den Rücken ins Auge töten soll. Das kann gerne die Person machen, die darauf Bock hat. Ich selbst konzentriere mich lieber in Ruhe auf die schönen Dinge zum Freischalten und warte auch mal in Ruhe, bis ich das richtige Level habe oder bis Angus‘ Torte eben nach drei Tagen von alleine verschimmelt ist.

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Beatrice Eichhorn
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