Final Fantasy Type-0 HD (PS4) im Test – Krieg, Strategie und Final Fantasy

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Nachdem wir eine ganze Weile mit Lightning und ihren Freunden in einem mal mehr, mal weniger bunten Pulse/Eden herumgereist sind, dachte sich auch Square Enix, es wäre mal an der Zeit, die Fabula Nova Crystallis auch im Westen ein bisschen voranzutreiben. Deswegen schaffte es nun der ernste Politthriller mit Kriegssetting namens Final Fantasy Type-0 HD zu uns auf die PlayStation 4 und die Xbox One. Wie sich das Ganze spielt, ob man ihm seine PSP-Herkunft anmerkt und ob ein Blick überhaupt lohnt, verraten wir im Test zur PS4 Fassung von Final Fantasy Type-0 HD.

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Tod, Krieg und Gewalt

Gleich vorweg: Wer bereits Final Fantasy XII zu politisch fand, sollte lieber einen großen Bogen um Type-0 machen. Final Fantasy Type-0 HD ist Teil der Fabula Nova Crystallis, zu der auch Final Fantasy XIII und Final Fantasy XV gehören, allerdings spielt es in einer düsteren Welt, die sich mitten im Krieg befindet und somit werdet ihr von politischen Machtkämpfen und Intrigen überhäuft. Zwischen verschiedenen Kapiteln gibt es dann sogar so eine hübsche Übersicht, wie man sie aus der Dynasty Warriors Reihe kennt, in der euch mitgeteilt wird, welche Truppen nun wohin marschieren.

Im Prinzip folgt ihr in Type-0 den Erlebnissen der Klasse 0, die als geheime Sondereinheit der Agito-Akademie ins Leben gerufen wurde. Auch wenn ihr diesen Erlebnissen folgt, so erhalten die einzelnen Figuren allerdings wenig Tiefe. Die einzige Tiefe, die ihr bei den Figuren erwarten könnt, gibt es bei Machina und Rem, den beiden neuen in der Klasse. Beide scheinen sich schon sehr viele Jahre zu kennen und es entspinnt sich eine Art Liebesgeschichte zwischen den beiden, wie sie in einem Final Fantasy natürlich nicht fehlen darf. Aber sonst gibt es so gut wie keine wirkliche Bindung zu den Figuren.

Zur Geschichte brauchen wir vermutlich nicht sonderlich viel zu erzählen, denn sie ist typisch für die Reihe voll mit verschiedenen Intrigen, nur eben dass sich sehr Vieles auf der politischen Ebene und/oder dem Schlachtfeld abspielt. Allerdings bleibt die Geschichte im düsteren Bereich. So interessant die Geschichte auch wird, so einen zähen Einstieg hat sie auch und es braucht ein bisschen, bis einem das Ganze irgendwie ans Herz geht. Schade, normalerweise kann Square Enix Geschichten erzählen, doch diese braucht seine paar Stunden, um warm zu werden. Aber nicht nur die Geschichte braucht seine Zeit…

BildMit dem Zählen hat es übrigens auch Probleme…

Kadetten, ihr habt Ausgang!

Zwischen den einzelnen Aufträgen habt ihr auch ein bisschen Freizeit. Diese variiert je nach Kapitel. Mal sind es nur zwölf Stunden, mal vier Tage. Jeder Tag wird in Type-0 in zwölf Stunden unterteilt, was mitunter sehr nervig sein kann. Zu Beginn des Spiels geht das noch, da man sich viele Gebiete anschauen und vieles entdecken kann, doch später wird die Zeit auch länger und man hat fast schon zu viel Zeit, um diese zu verplempern. Die Zeit verstreicht übrigens nur dann, wenn ihr bestimmte Dinge tut. Sprecht ihr zum Beispiel mit jemandem, der ein grün-gelbes Ausrufezeichen über dem Kopf hat, werden euch zwei Stunden abgezogen. Verlasst ihr die Akademie, sind es immer sechs Stunden – ganz egal, wie lange ihr nun draußen wart.

Das mit der freien Zeit wäre an sich ganz cool, wenn man Type-0 nicht seine PSP-Herkunft anmerken würde: Dank PSP-Herkunft gibt es fast nur kleine Gebiete, die auch noch netterweise in Schlauchdungeons verpackt wurden, sodass es nicht einmal sonderlich viel Spaß macht, die einzelnen Städte oder Dungeons zu erkunden. Zudem die Städte auch nur wie Kulissen wirken. Die einzige Umgebung, bei der sich wirklich Mühe gegeben wurde, ist die Agito-Akademie, alles andere stammt aus demselben Baukasten – Auch hier erkennt man deutlich, dass der Titel ursprünglich auf der PlayStation Portable erschien. Dafür war es eine beachtliche Leistung, doch für die Version auf den neuen Konsolen hätte durchaus mehr drin sein können.

Gerade verschiedene neue Texturen wären schön gewesen und ein unterschiedliches Design der Städte. Aber da war vermutlich keine Zeit mehr, um das Ganze auf ein richtiges Niveau zu heben. Schade, denn Square Enix kann so etwas in der Regel, was sie vor allem bei Final Fantasy X HD bewiesen haben. Aber gut, wollen wir mal nicht sonderlich über die Portierung meckern, immerhin ist es das erste Mal, dass wir Type-0 überhaupt in den Händen halten.

BildDa sitzt ein Tomberry einfach so auf den Tisch.

Strategie und Schlachten

Final Fantasy Type-0 HD kann man besten Gewissens in die Kategorie der Action RPG einordnen: Das Kampfsystem ist stellenweise sehr schnell und es gibt Möglichkeiten, seine Charaktere zu entwickeln. Allerdings gibt es keine Angriffswellen wie beim großen Bruder Final Fantasy XV, das uns stellenweise an Dynasty Warriors erinnerte. Die Mengen an Gegnern sind in Type-0 sehr übersichtlich und nie zu viel – auch wenn die Kämpfe ziemlich rasch beim Schwierigkeitsgrad anziehen und man seine Charaktere sehr gut kennen sollte, bevor man in einen Kampf zieht. Schon das ist gewöhnungsbedürftig in einem Final Fantasy, aber noch gewöhnungsbedürftiger sind die Strategie-Elemente zwischendrin.

Manchmal müsst ihr auf die Weltkarte hinaus und bei den Schlachten direkt auf der Karte helfen. Ja, Fans von Weltkarten kommen hier definitiv auf ihre Kosten – auch wenn diese echt nicht sonderlich hübsch ist auch keinen wirklichen Erkundungsreiz aufweist. Wenn ihr auf der Weltkarte unterstützt und dabei helft, verschiedene Städte zu erobern, bewegt ihr eure Figur auf der Weltkarte und seht, wie verschiedene Gegnerwellen entweder auf eure oder die gegnerische Stadt zu gehen. Ihr müsst nun die Gegner mit einfachen Angriffen davon abhalten, dass sie eure Truppen vernichten.Wenn eure Truppen dann eine Stadt möglichst weit unten haben, könnt ihr sie stürmen und einnehmen.

Dies ist ein Aspekt am Spiel, der irgendwie seltsam wirkt und der irgendwie nicht so richtig hineinpasst, Spaß macht er irgendwie trotzdem, wenn man mal verstanden hat, was man tun soll.

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Ist das wirklich HD?

Leider sieht man Type-0 an viel zu vielen Stellen an, dass es seinen Ursprung auf der PSP hatte, wie wir bereits schon vorher erwähnten, was wirklich schade ist. Aber das wäre allein nicht sonderlich tragisch, aber vor allem in gerenderten Cutscenes erkennt man die Unschärfe der PSP, was definitiv nicht sein muss. Ungerenderte Cutscenes wiederum sehen recht gut aus und erinnern an ein überarbeitetes Spiel von der PlayStation 2. Doch nicht nur bei den Cutscenes schwankt Type-0 zwischen HD, SD und PSP herum, sondern auch bei den verschiedenen Orten. Die Agito-Akademie ist stellenweise wirklich schön, gerade der Boden und die Lichtverhältnisse scheinen auf PS4-Niveau angekommen zu sein, da sich auf dem Boden in der Akademie NPCs und Objekte spiegeln. Dafür bleiben viele Texturen irgendwo in der PS1-Ära stecken, vor allem die Türen mit ach so schönen Ornamenten sind einfach nur platte Objekte. Auch hier hätte man ein wenig überarbeiten können wie wir finden.

Zudem ist die Synchronisation sehr ungenau. Viele Cutscenes sind unheimlich asynchron, was man auf der PSP noch entschuldigen kann, was aber auf PS4/Xbox One kein Standard mehr sein sollte. Ansonsten passen die Stimmen in der Regel, außer Jack, der springt ein bisschen dümmlich hervor, aber gut, immerhin gibt es eine englische Synchronisation und deutsche Texte übrigens, aber das ist bei Spielen von Square Enix ja in der Regel Standard.

Bild#Triforce?

Wie spielt sich das Ganze auf der Konsole?

Die Portierung von Type-0 auf die PlayStation 4 ist vor allem in der Steuerung gelungen. Die meisten Aktionen lassen sich sehr gut steuern, vor allem wenn man darauf achtet, wohin man schaut und wohin man geht. Dahingegen ist die Kamera sehr, sehr sanft eingestellt, sodass sie jedes Mal über den ganzen Bildschirm wischt, auch wenn ihr nur leicht am Stick gedrückt habt. Hier wäre Feinjustierung gut gewesen. Zudem schliert das Ganze ganz schön, wenn man die Kamerastellung ändert.

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Am coolsten, und das müssen wir jetzt wirklich mal in den Vordergrund rücken, sind die Esper, die man beschwören kann. Einziges Manko: Man muss eine Figur opfern, um eine Esper beschwören zu können. Dafür steuert man dann die Esper selbst und vor allem Shiva sieht so derart genial aus, dass man sich fast wünschen könnte, nur mit ihr zu spielen. Da hat Type-0 wirklich einige interessante Aspekte. Aber auch so hat Type-0 einige gute Ansätze, die man problemlos in einem weiteren Spiel fortführen und verbessern könnte, einiges bleibt dennoch auf der Strecke, wie beispielsweise die verschiedenen Charaktere.

Es ist schön, dass man 14 verschiedene Figuren mit unterschiedlichen Waffentypen spielen kann, aber es ist weniger schön, dass bestimmte Charaktere prinzipiell einen Vorteil besitzen, vor allem Fernkämpfer. In der Regel kämpft man gegen Gegner, die selbst Fernwaffen besitzen und wenn man mit einem Nahkämpfer spielt ist man eher tot, als dass man den Gegner ins Jenseits befördert hat. Zudem kommt für alle Figuren hinzu: Ist man einmal am Boden, braucht man eine ganze Weile, um wieder aufstehen zu können, das ist verdammt nervig und sorgt für genügend Frust, da man in dieser Zeit auch mal ganz gern erneut von den Gegnern getroffen wird. Hier hätte man etwas besser machen können, denn auch nicht immer lässt sich die Figur mit einem Ausweichmanöver davon überzeugen wieder aufzustehen.

Final Fantasy Type-0 HD ist so lalal

Vielleicht habt ihr es beim Lesen des Textes schon bemerkt: Wir sind von Type-0 total hin- und hergerissen. Es hat auf der einen Seite seine wirklich guten Momente, vor allem bei der Story und den Espern, aber genauso hat es auch seine Schwächen, die zum Teil einfach nicht ins Bild passen. Type-0 ist schon ein gutes Spiel, das steht nicht zur Debatte, aber wer auf ein klassisches Final Fantasy gehofft hat, wird sichtlich enttäuscht. Das Ganze ist eher ein Vorgeschmack auf Final Fantasy XV, was nicht unbedingt positiv zu sehen ist. Type-0 ist ein Action RPG durch und durch. Und das merkt man genau dann, wenn man sich mitten im Kampf befindet und der Schwierigkeitsgrad rapide ansteigt.

Es gibt Dinge, die macht Type-0 richtig, aber an viel zu vielen Stellen merkt man dem Spiel leider an, dass es von der PSP kommt. Dabei meinen wir nicht einmal die kleinen Gebiete, sondern eher die Darstellung, denn mit Sicherheit wäre da mehr drin gewesen, als verschiedene Matschtexturen oder Städte, die alle demselben Baukasten entstammen. Auch die Dungeons und Städte an sich hätte man auflösen können, sodass man es nicht mit puren Schlauchdungeons zu tun hat. Fans der alten Spiele dürfen sich aber freuen, denn es gibt eine äußerst detailarme und entdeckungsunfreundliche Weltkarte, auf der man herumlaufen kann.

Wer allerdings auf der Suche nach einem guten Zeitvertreib ist, der ist mit Type-0 ganz gut beraten, denn die Geschichte macht schon Spaß – Bitte Spaß in diesem Sinne nicht falsch verstehen, Krieg ist nicht spaßig – aber irgendwie scheinen wir nicht so richtig auf einen grünen Zweig zu kommen. Wer Bereits die Fabula Nova Crystallis angefangen und schon immer auf Type-0 gewartet hat, ist mit Sicherheit gut beraten.

Pro Contra
+ Interessante Geschichte… – … Die jedoch ein bisschen Zeit zum Aufleben braucht
+ 14 spielbare Charaktere… – … Wobei nicht alle vertieft werden
+ Guter Soundtrack – Asynchrone englische Synchronisation
+ Interessante Kampfstile… – … obwohl Fernkämpfer definitiv im Vorteil sind
+ Coole Esper – Grafik hätte besser überarbeitet werden können
+ Macht süchtig, typisch für ein Final Fantasy – Kurze Gebiete und Schlauchdungeons
+ Schöne Agito-Akademie – Detailarme Gebiete
– Matschtexturen
– Steuerung manchmal tricky
– Kamera zu feinfühlig, zudem schlierig

Technik: 71

  • Grafik: 62
  • Sound: 81
  • Umfang: 90
  • Gameplay: 60
  • KI: 60

Spielspaß: 72

  • Story: Die Story ist voller Intrigen, aber auch voller Politik. Es ist eine Geschichte, auf die man sich auf jeden Fall einlassen muss und die seine guten zwei Stunden braucht, um in Fahrt zu kommen.
  • Frustfaktor: Es gibt Momente, da ist Type-0 frustig, zum Beispiel wenn man getroffen wird und die Figur nicht gleich wieder aufsteht. Wir würden sagen, dass der Frustfaktor relativ hoch ist.
  • Wiederspielwert: Es reizt schon, immer wieder einen Blick zu riskieren und gerade beim ersten Durchlauf wird es vermutlich süchtig machen, aber ein zweites Mal wird vermutlich erst in einiger Zeit möglich sein.
  • Design/Stil: Stilistisch geht Square Enix mit Type-0 wieder eher den Weg Richtung Realismus.
  • Musik: Bei einem Final Fantasy braucht man dazu nicht sonderlich mehr als “Genial” sagen.

Informationen zum Testgerät
Plattform: PlayStation 4
Version: 500 GB
Hardware: Standard, ohne ausgetauschte Hardware
Alter des Geräts zum Testzeitpunkt: 6 Monate

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Beatrice Eichhorn
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