Als Fire Emblem: Three Houses angekündigt wurde, war ich eigentlich raus. Fire Emblem war für mich eher so ein komisches Strategiespiel mit Dingen, die mich nicht interessierten. Tja, bis dann dieses Schulsystem angekündigt wurde und ich mich nach Hogwarts versetzt fühlte. Also bestellte ich es recht blind vor. Warum ich trotzdem viele, viele Stunden im Spiel verbrachte, verrate ich euch in meiner Review zum Spiel.
Welchem Haus gehörst du an?
In Fire Emblem: Three Houses schlüpft man den Körper einer … nennen wir es „göttlichen Verbindung“, um nicht zu viel zu spoilern. Besonders der Anfang ist ein wenig verwirrend, aber irgendwie findet man sich auf dem Schlachtfeld mit Dimitri, Edelgard und Claude wieder, die passenderweise alle einem Haus in der Militärakademie angehören. Man hilft den dreien in der Schlacht und wird glücklicherweise danach Magister, bzw. Magistra an eben jener Akademie. Die Hausfarben sind da natürlich relativ bekannt verteilt, sodass es die Goldenen Hirsche (Gelb), die schwarzen Adler (Rot) und die blauen Löwen (Blau) gibt und ihr euch eines aussuchen dürft, um es zu leiten. Als waschechte Hufflepuff musste ich nicht lange überlegen und entschied mich für die goldenen Hirsche. Und irgendwie passt auch das zu mir.
Die Hirsche bestehen vor allem durch ihren Hang zum Fernkampf durch Bogenschützen, was ich ziemlich cool finde und zu Claude konnte ich auch direkt eine Beziehung aufbauen. Unabhängig davon, ob ich nun eine Hufflepuff bin oder nicht, hätte ich mich ohnehin für Claude entschieden, da mir Edelgard zu arrogant und Dimitri zu kühl wirkt. Bis jetzt bin ich froh über meine Entscheidung, denn ich bin ein stolzer Hirsch. Nach der Wahl des Hauses befindet man sich in einem Strudel aus politischen und strategischen Änderungen: Der erste Teil des Spiels, der ungefähr 20 Stunden dauert, fühlt sich wie ein Tutorial an und doch macht es Spaß.
Ich gehe zur Schule!
Das Coolste ist für mich am Spiel definitiv das Schulsystem: Zu Beginn der Woche entscheide ich entweder selbst oder lasse die KI bestimmen, welcher meiner Schüler wie gefördert wird. Das bedeutet in dem Sinne, dass seine Fertigkeiten gesteigert werden. Meistens habe ich keine Lust und lasse die KI entscheiden, was für meine Schüler was Beste ist, denn so richtig aktiv werde ich erst sonntags. Dies ist mein freier Tag und ich kann vollends entscheiden, was ich tun will. So habe ich die Wahl, mich an Trainingsschlachten zu versuchen, das Kloster zu erkunden, mich mit meinen Schülern zu unterhalten, Teeparties zu veranstalten, zu gärtnern oder zu angeln. Kurzum: Ich fühle mich ein bisschen an Persona erinnert, denn ich kann so Beziehungen zu meinen Mit-NPC aufbauen oder mich selbst weiterentwickeln. Das ist für mich ziemlich cool, weil ich immer dachte, dass ein Fire Emblem nur harte und böse Strategie anbietet, mir war bislang nicht klar, dass es auch ganz viel drumherum gibt.
Und das ist es genau, was mich daran so ganz besonders fesselt. Im Grunde ist es für mich wirklich fast wie Persona 5, denn ich baue Beziehungen auf und, ja, irgendwo ist auch die Hauptstory, die ist auch ganz nett, doch sehe ich mich eher auf Teeparties. Vor allem gefällt mir der erste Teil noch ein bisschen besser als der zweite, denn hier ist es noch friedlich. Hier will noch keiner so wirklich die Herrschaft. Hier kann ich beruhigt Tee trinken und auf Bälle gehen, bevor es wirklich zum gefährlichen Spiel mit dem Feuer wird. Ich liebe einfach das unschuldige Spiel, bei dem ich nicht unbedingt um mein Leben bangen muss. Ah, schlaue Leser haben dann vermutlich auch erahnt, dass ich es im Softmodus spiele und somit keinen meiner Einheiten in den Schlachten verliere – sonst würde ich vermutlich auch schon ganz alleine auf dem Schlachtfeld stehen…
NPC Haufen und Katzen
Fire Emblem: Three Houses bietet euch ein unendlich großes Schulgelände mit ganz verschiedenen Bereichen, die ihr alle fast nahtlos betreten könnt. Vermutlich ist es deswegen aufgrund der Größe und den technischen Voraussetzungen der Switch nur logisch, dass es technisch nicht ganz rund läuft, doch irgendwie sind es schon sehr viele seltsame Zufälle. Im Übrigen treten alle Fehler und grafischen Spaßelemente nur während den Schultagen auf, auf dem Schlachtfeld ist alles in Ordnung, doch im Kloster..
Im Kloster gibt es logischerweise sinnfreie NPC, die das Ganze lebendig wirken lassen. Lustig ist hierbei nur, dass die NPC alle einer eigenen Route folgen und dabei oft nicht darauf achten, wohin sie laufen, sodass es bei mir fast schon normal ist, dass sich NPC Haufen bilden. Oder dass NPC plötzlich hinter Wänden auftauchen. Ich meine, das Kloster sieht aus wie Hogwarts, vielleicht apparieren die NPC auch nur, wer weiß. Spannender finde ich dann doch die seltsamen Katzen, die sich überall in Gruppen finden lassen oder die irritierenden Grafiken am Marktplatz, die das Obst darstellen. Die scheinen von Fotolia genommen worden zu sein. Wenn das alles wäre, wäre es gar nicht sooo dramatisch. Mich stört jedoch auch die Framerate, die immer wieder im Schulgebäude einbricht, sodass ich mich eher in Zeitlupe fortbewege. Das ist schade. Ich weiß, dass Fire Emblem: Three Houses unheimlich viel Content hat, aber bei einbrechender Framerate werde ich sauer. So was sind für mich Dinge, die gesehen werden müssen während der Qualitätssicherung.
Ansonsten läuft vieles recht rund. Hin und wieder werden bei den 3D Modellen Kanten flimmern, doch das lässt sich verschmerzen. Mir fiel im Bereich der Heiligen auf, dass dort die Fliesen sehr heftig flimmern, was sie nicht sollten.
Und sonst so?
Okay, neben dem Schulalltag gibt es dann auch mal Schlachten, die in einer nicht mehr ganz so friedlichen Umgebung stattfinden und die es manchmal doch ganz schön in sich haben. Diese Schlachten funktionieren rundenbasiert und ähneln einem Strategiespiel, doch wenn ich Fire Emblem: Three Houses mit anderen Strategiespielen vergleichen, verdient es diesen Status eigentlich nicht mehr so ganz, finde ich. Ich habe zuvor nur das Handyspiel der Reihe gespielt und das war deutlich strategischer. Im Grunde mache ich nämlich nichts anderes als in allen anderen Rollenspielen auch: Ich begebe mich in den Kampf und gucke, was passiert. Dadurch, dass mir keine Figur wegsterben kann, kann ich das nämlich. Somit ist im Grunde jedes Spiel ein Strategiespiel, weil ich eine bestimmte Strategie benötige, um wirklich irgendwo Fuß zu fassen, nicht wahr?
Ich mag das Kampfsystem einfach sehr und auch die Sprüche, die die Charaktere sagen. Zum Beispiel liebe ich einfach Claudes „That’s the Golden Deer for you“ oder Lysitheas „I don’t have time for this!“. Diese Sprüche sind einfach der Hammer und ich liebe es. Ich liebe irgendwie alles: Das Angeln, das Gärtnern, die Teeparties… Schade ist wirklich nur die technische Seite.
Fazit: Ich will nach Garreg Mach!
Ich gebe zu, dass ich skeptisch war bei Fire Emblem: Three Houses, doch erst als mein Kollege mir vom Hogwarts Gameplay erzählte, war ich Feuer und Flamme. Mein eigenes Hogwarts! Mit Zauberern, Bogenschützen und so ein bisschen Schwertkampf. Ich habe mich im Grunde auch gar nicht weiter mit dem Spiel befasst und war zum Release auf alles vorbereitet – und spielte dann elf Stunden am Stück. Das hatte ich schon sehr, sehr, sehr lange nicht mehr. Fire Emblem: Three Houses ist für mich ein ganz tolles Spiel, bei dem ich selbst eine Art Hogwarts besuchen darf und bei dem es halt hier und da auch mal ein bisschen Kampf gibt, dennoch liebe ich es. Ich kann sogar mehr oder weniger über die technischen Mängel hinwegsehen, die vermutlich alle der Switch verschuldet sind. Doch das geht, für mich ist es eines der besten Spiele dieses Jahr und ich kann es jedem ans Herz legen.
Pro | Contra |
+ Schule! | – Technische Mängel wie Einbrüche der Framerate |
+ Story und Inhalte sorgen für stundenlange Unterhaltung | – NPC Haufen und generell seltsame NPC |
+ Angeln, Tee trinken, Gärtnern… Langweilig wird es selten | – Matschtexturen von Fotolia |
+ Interessantes Kampfsystem mit strategischen Elementen | – Kantenflimmern |
+ Hervorragende Synchronsprecher (Claude <3) |
Technik: 87
Grafik: 75
Sound: 92
Umfang: 94
Gameplay: 87
Spielspaß: 100
- Story: Ich liebe Fire Emblem: Three Houses mit seinem Schulsystem und der Story, auch wenn die für mich fast ein bisschen in den Hintergrund gerät.
- Frustfaktor: Für mich fast nicht vorhanden, weil ich auf einfach spiele, ohne dass jemand für immer von mir geht.
- Wiederspielwert: Sehr hoch.
- Design/Stil: Na ja, hier könnte noch ein bisschen gemacht werden, dennoch ist der Stil für mich sehr hübsch und orientiert sich eher am Anime-Realismus, falls das ein Begriff ist.
- Musik: Schön und passend, zum Teil loopartig.