Ich bin mittlerweile im zweiten Durchgang von Fire Emblem: Three Houses, viele meiner Freunde haben diesen bereits abgeschlossen und steuern den dritten an. Doch warum ist das so? Ich versuche, eine rationale Erklärung zu finden und bin mir nicht sicher, ob ich sie wirklich gefunden habe.
Fire Emblem: Three Houses ist in meinen Augen sehr viel, doch für mich ist es kein Strategiespiel oder kein wirklich Taktisches vorgehen. Es greift vor allem auf simple Techniken zurück, die wir alle bereits seit Pokemon Blau und Rot kennen: Eine Klasse ist gegenüber einer anderen immer besser und ich schätze mithilfe einer Vorhersage ab, ob ich diesen Angriff durchführen will oder nicht. Daran kann es also nicht unbedingt liegen. Also habe ich mir die anderen Aspekte des Spiels angesehen und ich denke, dass mir Pascal mit seinem Fazit ein großes Stück weitergeholfen hat.
Ich habe auf der einen Seite, also der ersten Hälfte des Spiels, den Schulalltag. Der ist nicht wirklich spannend. Ich muss ein paar Banditen hier und ein paar Piraten dort jagen und in die Schranken weisen. Erst nach einigen Stunden, so etwa 17, erhält das Ganze ein wenig Form. Nämlich genau dann, wenn der erste große Twist im Spiel aufkommt. Ab da ändert sich alles, und noch viel mehr ändert sich, wenn wir zwischen dem ersten und dem zweiten Teil des Spiels wechseln. Der erste Teil wirkt wirklich belanglos. Meine Hauptaufgabe hier ist eher, dass ich auf Bällen tanze, Freunde finde und meine Klassenkameraden trainiere, die richtigen Potentiale wecke, aber schon einmal auch meinen Weg festige.
Und der zweite Teil in Fire Emblem: Three Houses wird düster, harscher, gefährlicher. Ich habe zwar immer noch ein bisschen den Schulalltag dabei, jedoch eher um wirklich die Charaktere zu festigen und ihnen zur Seite zu stehen. Ich habe plötzlich eine tiefe Story, in der ich das Land Fódlan, das im ersten Teil kulissenhaft gewirkt hat, beschützen und retten will.
Ist euch die Parallele aufgefallen? Ich denke, dass Geheimnis in Fire Emblem: Three Houses liegt in genau dieser Aufstellung, denn wir fühlen uns an unser eigenes Leben erinnert. Während wir in unserer Schulzeit eher darauf bedacht sind, Freunde zu finden, auf Parties zu gehen oder in stillen Ecken zu lesen und zu lernen, wird doch danach alles düster. Ich für meinen Teil habe mich, als ich noch zur Schule ging, wenig für Politik oder irgendwas interessiert, was außerhalb meiner Bücher-Schul-und Videospielbubble war. Meine Freunde waren alles für mich, Bücher waren mein Leben, Videospiele meine Zukunft. Politik? Nun, es wurde spannend als es um den elften September ging, doch das verblasste und wurde eher zu einer Angst um die Welt, statt zu einer wirklichen Politikaffinität. Die hat sich bei mir erst jetzt, im zarten Alter von 30, vollends entwickelt, weil es mich etwas angeht, wie sich die Welt entwickelt.
Sobald wir „erwachsen“ sind und im Leben angekommen, verblassen diese Interessen von früher. Oder besser: Es verschiebt sich. Während ich mich damals doch sehr in meiner Bubble befand, finde ich mittlerweile viele Dinge ziemlich belanglos, die mich damals noch interessiert haben. Im Grunde verläuft mein Leben ähnlich zudem in Fire Emblem: Three Houses, nur dass ich natürlich nicht in den Krieg ziehen muss. Ich bin im echten Leben Teamleiterin und leite somit mein eigenes Team. Ich überlege, welche Kurse meine Mitarbeiter belegen können, um ihre Werte zu steigern, und einmal im Monat „ziehe ich mit ihnen in die Schlacht“, nämlich dann, wenn es bei uns um die Kennzahlen geht und ich beweisen muss, was mein Team geleistet hat.
Ich bin der festen Überzeugung, dass genau darin der Reiz in Fire Emblem: Three Houses liegt. Zumal die Goldenen Hirsche so hervorragend zu mir passen und mir das Gefühl geben, ein wirklicher Teil ihrer Klasse zu sein. Ich bin zwar ihre Magistra, aber auch ihre Freundin – genauso wie mit meinem Team im echten Leben. Und das ist wirklich ein unheimlich gutes Gefühl, das kann ich euch sagen. Ich bin froh, ein solches Team zu haben und ich bin froh, so viel Zeit mit einem Spiel zu verbringen, das mir auch in meiner Freizeit das Gefühl gibt, etwas zu leisten und Charaktere zu entwickeln.