Forza Motorsport 6 (Xbox One) im Test – Rennsport erster Klasse

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Während Forza Motorsport 5 zum Launch der Xbox One von vielen eher als enttäuschend wahrgenommen wurde, stellten die Turn 10 Studios mit Forza Horizon 2bereits unter Beweis, dass die Xbox One für Rennspielfreunde die Konsole erster Wahl ist. Nun geht’s auch wieder im „seriösen“ Motorsport in eine neue Runde: Ob Forza Motorsport 6 auch für echte Rennspielenthusiasten eine Empfehlung wert ist, verrät der Test.

Eindeutige Passion

Was man Forza Motorsport 6 direkt vom epischen Intro bis hin zur letzten Ecke des Menüs anmerkt, ist die ganz eindeutige Passion, die die Entwickler für den Rennsport hegen und die man auch als Spieler mitbringen sollte: In diesem Spiel geht es um den Rennsport, um euer Fahrzeug, um die Strecke, und um die Abstimmung aller beteiligten Komponenten.

Doch so knallhart Forza Motorsport 6 auch sein kann, so groß ist ebenfalls die Zielgruppe des Titels. Fans actiongeladener Fun- oder Arcaderacer dürften zwar nicht auf ihre Kosten kommen, aber durch unheimlich detaillierte und vielfältige Einstellungsmöglichkeiten spricht Forza Motorsport 6 ansonsten sowohl Einsteiger als auch Profis an.

Möglich wird’s durch insgesamt drei voneinander unabhängige Einstellungen: Zum einen gibt es die Fahrhilfen, die vollkommen individuell angepasst werden können, angefangen bei der obligatorischen Ideallinie mit möglicher Bremshilfe, über Automatik- oder Handschaltung bis hin zu diversen Stabilitätssystemen. Zum anderen ist die Schwierigkeit der Drivatar Gegner ein wesentlicher Punkt, die in mehreren Stufen eingestellt werden darf. Darüber hinaus wagen sich Profis auch ans Tuning der Fahrzeuge, das heißt an die Einstellung verschiedener Komponenten wie Reifendruck und so weiter.

Nervig: Obwohl uns Forza Motorsport 6 mit Geschenken als wiederkehrender Spieler begrüßt, wenn Dateien oder Erfolge vorheriger Forza-Ableger gefunden werden, kommen wir nicht drumherum, uns die teilweise langatmigen Tutorials anzuhören, die nicht übersprungen werden können. Wir wissen bereits, worum es geht! Es wäre hier schön, wenn man das einfach abstellen könnte.

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Die Fahrhilfen-Einstellungen sind umfangreich, die Auswirkungen deutlich spürbar.

Umfangreiche Kampagne

Der erste Anlaufpunkt, um sich mit dem Spiel vertraut zu machen, ist sicherlich die Kampagne: Hier kann man seine bevorzugten Einstellungen austesten, Fahrzeuge im Rennalltag testen und nicht zuletzt die ersten Erfolge feiern. Die Kampagne ist gelungen repräsentiert, nämlich in „Geschichten des Motorsports“, die sich in Staffeln gliedern, die wiederum in diverse Meisterschaften aufgeteilt sind, die aus mehreren Rennen bestehen.

Während die Meisterschaften mit Austragungsorten und weiteren Bedingungen fest vorgegeben sind, bleibt es in jedem Fall einem selbst überlassen, welche von sechs möglichen Fahrzeugklassen man auswählt. Das ist ziemlich cool. Jede der Staffeln, Meisterschaften und Wagenklassen ist zudem mit einem hübschen Filmchen inszeniert – Das hinterlässt dauerhaft einen guten Eindruck und bestätigt die große Passion der Entwickler dahinter. Zwischen den Karriererennen gibt es auch die Möglichkeit, an zahlreichen Schaurennen teilzunehmen, die äußerst abwechslungreich sind: Hier klemmt man sich mal hinters Steuer klassischer und historischer Fahrzeuge, mal testet man brandheiße aktuelle Schlitten direkt aus dem Werk!

Trotz der sehr umfang- und abwechslungsreichen Angebote hat die viele, viele Stunden lange Kampagne ein kleines Problem mit der Langzeitmotivation oder zumindest damit, in einer Sitzung lange an den Bildschirm zu fesseln: Trotz der schönen Inszenierung fallen die einzelnen Events etwas trocken aus und sind so gesehen viel zu stark voneinander abgegrenzt. Es kommt in jedem Event nur darauf an, unter die ersten Drei zu kommen, „echte“ Meisterschaften, in denen man für jedes Rennen Punkte sammelt und am Ende ein Gewinner gekürt wird, gibt es leider nicht. Somit reiht sich lediglich Event an Event, wobei einige auch ziemlich lange dauern – Wer sich nicht absolut für den Rennsport auf der Strecke begeistern kann, könnte daher sogar bald gelangweilt sein.

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Die Inszenierung der Karriere ist gelungen.

Ein Hoch auf Individualität

Es ist trotz allem kein Widerspruch, dass Forza Motorsport 6 eigentlich einen sehr motivierenden Charakter hat: Mit jedem Aufstieg der Fahrerstufe wird man üppig belohnt und auch durch Events und „Affinitätsstufen“ zu den Automobilherstellern wandern schnell Credits aufs Konto und neue Fahrzeuge in die Garage. Darüber hinaus hielten in Forza Motorsport 6 auch „Mods“ Einzug, die dauerhaft oder nur einmalig Boni wie höhere Bodenhaftung oder eine höhere Gewinnausschüttung bringen. Besonders dabei sind insbesondere die „Risiko“-Mods, die einerseits zwar beispielsweise Fahrhilfen ausschalten oder das Gewicht des Fahrzeugs erhöhen, andererseits aber ebenfalls für höhere Gewinne sorgen.

Die Boliden in der Garage dürfen in jeder Hinsicht angepasst werden: Neben Upgrades, die die Leistung des Fahrzeugs verbessern, steht euch auch das schon erwähnte Tuning offen. Doch darüber hinaus setzt Forza Motorsport 6 einen großen Fokus auf die individuelle Anpassung der Fahrzeuge, denn sie dürfen auch optisch angepasst werden: Neben vorgefertigten Designs dürfen auch eigene Mustergruppen erstellt werden. Auch wenn man ein wenig Zeit mitbringen sollte, lassen sich so sehr individuelle Designs schaffen.

Besonders zugutekommt Forza Motorsport 6 an dieser Stelle die herausragende Vernetzung, die Spieler bereits aus den vorherigen Ablegern kennen. Denn auf der einen Seite wird man nicht ständig mit irgendwelchem Online-Gedöns genervt, auf der anderen Seite können eigene Designs und gar Tunings aber im Marktplatz veröffentlicht bzw. die von anderen Spielern heruntergeladen werden. Das funktioniert naht- und problemlos. Nervig sind beim Ausprobieren von Designs und Tunings jedoch, so wie auch im gesamten restlichen Spiel, die häufigen und mitunter sehr langen Ladepausen, die ganz schön an den Nerven zehren können.

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Es lassen sich problemlos vollkommen eigene Mustergruppen erstellen.

Echter Rennsport auf der Strecke

Auf der Strecke stellt Forza Motorsport 6 all die guten Qualitäten auch weiterhin unter Beweis: Fahrphysik, Steuerung (bei uns getestet per Xbox One Controller) und Drivatar-KI haben fast ausnahmslos eine herausragende Qualität. Auswirkungen geänderter Einstellungen sind in Forza Motorsport 6 einerseits so deutlich, andererseits so nachvollziehbar spürbar wie in kaum einem anderen Rennspiel. Turn 10 Studios beweisen hier ganz klar, dass man die eigenen Tools lange präzisiert und ausbalanciert hat, sodass vom Einsteiger bis zum Profi wirklich jeder eine gute Einstellung findet, und das sogar noch relativ unkompliziert. Lediglich bei der Drivatar-KI zeigt sich hin und wieder die Tendenz, dass der Erste auf dem Feld sehr viel stärker ist als der Rest – Das ist verbesserungswürdig. Ansonsten sind die Rivalen teilweise zahm, teilweise aggressiv, aber immer fair und erlauben sich auch Fehler.

Unser technischer Eindruck von Forza Motorsport 6 ist ansonsten leicht zwiegespalten: Während wir uns darüber freuen, dass wir nicht einen einzigen Framerateeinbruch feststellen konnten und auch in den schnellsten Rennen und bei vielen Fahrzeugen auf dem Bildschirm alles flüssig läuft, müssen wir dafür starkes Kantenflimmern und teilweise unterdurchschnittliche Umgebungsgrafiken in Kauf nehmen. Die Fahrzeuge überzeugen auf alle Fälle mit einer guten Qualität und hoher Detailverliebtheit – Auch bei den Cockpitansichten! Selbiges gilt für den Soundtrack, der insbesondere bei den Fahrzeugen auch mit Kleinigkeiten wie realistischen Schaltgeräuschen begeistert. Die Musik während der Rennen ist indes zwar nicht sonderlich abwechslungsreich, dafür aber mitunter episch.

Die Nacht- und Regenrennen, die mit Forza Motorsport 6 ihr Seriendebüt feiern, sind indes wirklich ein Leckerbissen. Insbesondere die Regenrennen haben es uns optisch und mit ihren Auswirkungen auf die Fahrphysik angetan. Vor allem das Aquaplaning bei Pfützen überzeugt und ist nachvollziehbar und damit der Qualität von „Wettereffekten“ wie denen aus Project CARS um Welten voraus. Optisch muss man dagegen gegen die Konkurrenz stellenweise trotz allem zurückstecken: Vor allem die Regentropfen auf der Windschutzscheibe sind physikalisch bei Weitem nicht so realistisch wie die in DRIVECLUB und wir hätten uns hier insgeheim etwas mehr gewünscht – Auch wenn es um die Darstellung der Tropfen auf den Fahrzeugen geht, die teilweise eher fragwürdig ausfällt.

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Technisch liefert Forza Motorsport 6 eine solide Figur ab.

Gemeinsam auf die Strecke

Und selbstverständlich wäre Forza Motorsport 6 nicht Forza Motorsport 6, wenn man sich nicht auch mit Gegnern aus aller Welt messen könnte oder sich vollkommen eigene Lobbies erstellen könnte.

Insbesondere für die erfahrenen Spieler dürfte der Online-Modus ein Dauerbrenner werden, der die ganze Vielfalt des Rennaufgebots in die Netzwerkumgebung transportiert und wo man sein Können und die Leistung seines Fahrzeugs unter Beweis stellen darf.

Wir konnten die Rennen mit bis zu 24 Spielern bereits ausprobieren und haben noch ein etwas durchwachsenes Bild von der Stabilität des Onlinemodus. Zwar liefen die Rennen größtenteils sehr stabil ab, doch wir wurden dauerhaft von der Meldung „Schwache Netzwerkverbindung“ begleitet, ab und zu kam es auch zu Verbindungsproblemen zur Lobby. Hier sind wir auf den offiziellen Launch des Spieles gespannt und hoffen, dass dann alles rund läuft.

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Die Mods sind ein sehr interessantes Element und stehen ausschließlich im Einzelspielermodus zur Verfügung.

Fazit: Erste Wahl für Rennsportfans

Wer auf den aktuellen Konsolen auf der Suche nach einem Rennsimulator ist, der dürfte mit Forza Motorsport 6 das Spiel seiner Wahl gefunden haben: Die Turn 10 Studios stellen mit diesem Titel erneut ihre Passion für den Rennsport mit Bravour unter Beweis und bieten gleichzeitig einen Titel, der sowohl für Neueinsteiger wie auch für Profis geeignet ist. Die unkomplizierten, aber dennoch vielfältigen und bis in kleine Details reichenden Einstellungen zeichnen das Spiel ebenso aus wie Fahrphysik, KI und Vielfalt.

Rennsportfreunde dürften mit Forza Motorsport 6 unzählige Stunden in den Online- und Offlinemodi beschäftigt sein. Trotz des sehr motivierenden Charakters und der an sich gelungenen Inszenierung weist die Karriere leider durch die recht trockene Struktur der eigentlichen Events die eine oder andere Länge auf. Zusammen mit dem starken Kantenflimmern und den mitunter häufigen und langen Ladepausen sind das die größten Schwächen an Forza Motorsport 6, welches uns ansonsten mit einer runden und flüssigen Technik begeistert, ebenso wie mit einer großartigen Performance auf der Strecke, sei es bei Tag, bei Nacht oder bei Regen.

Pro Contra
+ Herausragende Einstellungstools – Starkes Kantenflimmern
+ Für Einsteiger wie Profis gleichermaßen geeignet – Häufige und lange Ladepausen
+ Tolle Fahrphysik – Nervige Tutorials
+ Schöne Inszenierung… – … aber Längen in der Karriere
+ Herausragende und anpassbare Drivatar-KI – Leichte Stabilitätsprobleme im Onlinemodus
+ Zahlreiche Individualisierungsoptionen für den Fuhrpark – Umgebungsgrafiken teils weniger gelungen
+ Langzeitmotivation durch Onlinemodus
+ Gelungene Regenrennen (Aquaplaning)
+ Ordentliche Fahrzeugmodelle und Cockpitansichten

Technik: 89

  • Grafik: 80
  • Sound: 90
  • Umfang: 94
  • Gameplay: 90
  • KI: 89

Spielspaß: 88

Einzelspieler:

  • Frustfaktor: Kaum vorhanden – Dank vielfältiger Einstellungen findet jeder seinen individuellen Kurs!
  • Wiederspielwert: Unheimlich hoch – Viel Umfang und viele Fahrzeuge machen’s möglich. Ebenso gibt es viele Belohnungen, was sehr motiviert.
  • Design/Stil: Sehr gelungen und realistisch, technisch mit kleinen Abstrichen.
  • Musik/Sound: Tolle Fahrzeugsounds, auch in den Feinheiten, die Musik ist wenig abwechlsungsreich, aber mitunter episch.

Mehrspieler:

  • Matchmaking: Zwar werden alle Fahrerlevel zusammengewürfelt, doch diese sagen prinzipiell nichts über das Können aus und man wird dadurch auch nicht stärker o.Ä. Wie gut der eigene Wagen angepasst ist, hängt ganz von einem selbst ab.
  • Motivation: Es winken zahlreiche Belohnungen in Form von Credits und Fahrzeugen pro Levelaufstieg. Mehr und mehr Erfolge zu feiern motiviert also sehr!
  • Stabilität: Die Rennen liefen stabil, wir wurden jedoch von der Meldung „Schwache Netzwerkverbindung“ begleitet und ab und zu gab es Verbindungsprobleme zur Lobby..
  • Vielfalt: Der Fokus liegt auf den Rennen – Vielfalt entsteht durch die Fahrzeugklassen und die zahlreichen Strecken.

Informationen zum Testgerät

Informationen zum Testgerät
Plattform: Xbox One
Hardware: Titel installiert auf externer USB 3.0 Festplatte (2 TB)
Alter des Geräts zum Testzeitpunkt: 11 Monate

Wir bedanken uns bei Microsoft für die Bereitstellung des Reviewmusters zu Forza Motorsport 6!

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Manuel Eichhorn
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