Jonas Fisch: „Ich habe noch niemanden gesehen, der mit Thanatos nicht mittanzt“

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Heute öffnet die gamescom 2022 in Köln die Tore für alle Gaminginteressierte, Publisher und alle, die an eigenen Games arbeiten. Viele verschiedene große und kleines Games werden auf der Messe zu sehen sein, unser Hauptaugenmerk liegt wie immer auf dem Indiebereich. Doch dieses Jahr haben wir es nicht zur gamescom geschafft, nächstes Jahr sind wir aber auf jeden Fall wieder dabei. Ich freu mich schon auf die ganzen Termine, die ganzen Games und die leuchtenden Augen der entwickelnden Personen, die mir voller Vorfreude ihr „Baby“ zeigen werden.

Trotz dass wir dieses Jahr nicht da sein können, bekam ich die Gelegenheit ein Interview zu führen. Und zwar nicht nur irgendein Interview, sondern ein digitales mit Jonas Fisch, der hinter dem sensationellen Hit Prim steckt. Der Titel hat schon jetzt Preise abgeräumt und wurde als das beste Adventure Game aller Zeiten bezeichnet – und das nur anhand der Demo. Was ich euch noch verraten kann, ist dass Jonas und Prim auf der gamescom am Indie Arena Booth zu finden sind, und sich ein Besuch definitiv lohnt. Jonas und ich hatten viel Spaß während des gestrigen Interviews, das nachfolgend nur darauf wartet, von dir gelesen zu werden – und danach huschst du ganz schnell zur gamescom und besuchst Jonas an seinem kleinen, coolen Stand. Nächstes Jahr gibt es dann den großen Stand, der die ganzen großen Publisher verdrängt, Prim auf mindestens 20 Anspielstationen hat… aber ich greife dem Interview vor. Viel Spaß beim Lesen.

Hinweis: Da das Interview sehr lang wurde und mehr als 4.000 Wörter umfasst, haben wir das Ganze geteilt. Den zweiten Teil gibt es morgen Abend. Die verwendeten Bilder wurden uns freundlicherweise von Jonas zur Verfügung gestellt, da wir leider den Stand nicht selbst besuchen können.

Der kleine Stand auf der gamescom

Jonas: Hey sag mal, wie findest du eigentlich meinen Hintergrund? (Anm. von mir: Wir trafen uns bei Teams und im Hintergrund war natürlich ein Bild von Prim zu sehen)

Bea: Dein Hintergrund ist klasse und Prim überhaupt ist großartig.

Jonas: Ja, das stimmt!

Bea: Du musst das ja jetzt sagen. Pass auf, ich habe ein paar Fragen vorbereitet und freu mich sehr, dass du Zeit für mich hast. Das heißt aber, dass du heute noch gar nicht auf der gamescom bist und mir nicht verraten kannst, wie dein Stand aussieht. (Anm. von mir: Bevor das Interview offiziell los ging, sprach Jonas davon, dass er noch nicht in Köln ist.)

Jonas: Nee, der wird heute erst aufgebaut und der Volker von Application Systems wird mir bestimmt irgendwann Bilder schicken, wie das dann aussieht, aber noch fährt er hin. Das heißt, das wird heute erst alles aufgebaut, und ich denke, finalisiert auch erst morgen, weil ich nämlich noch ganz viel Zeug mitbringe. Und das sieht dann erst richtig schön aus, wenn ich dann komme und mein ganzes Zeug dahinstelle.

Bea: Das glaube ich dir. Ich kann mir das richtig vorstellen, so mit den ganzen kleinen Prim Figuren und vielleicht noch ein paar Spinnweben in der Ecke und ein großer Thanatos, der dahinter steht. Und noch eine Cosplay Prim, die da rumläuft.

Jonas: Das hätte ich richtig cool gefunden, aber das konnten wir nicht organisieren. Aber ich glaube, du hättest meinen Stand planen müssen, da wäre der viel cooler geworden. Nee, wir haben ja so einen kleinen Stand in dieser Indie Arena Booth. Da hat man nicht viel Platz und da haben wir uns gefragt „Okay, was machen wir mit dem wenigen Platz, den wir haben?“. Ich bin ja in dem Applications Heidelberg Stand und da sind noch zwei andere Spiele mit drin. Die haben ja auch ihren Platz verdient. Das heißt, wir haben einen schönen Bilderrahmen mit einem schönen Bild ausgedruckt und eine Prim Puppe wird es geben, aber es wird nur eine geben, weil ich ein bisschen Angst habe, das Leute dann glauben, das wär so ein Goodie, was man mitnehmen kann. Ich werde sie immer mit einem Auge beobachten, aber sie wird dann neben dem Rechner sitzen. Und ich hab noch ein paar kleine Gimmicks gemacht: Postkarten, Flyer, Buttons, Visitenkarten.

Bea: Cool, cool.

Jonas: Aber die Spinnweben und die Riesenthanatosfigur, das wärs gewesen.

Bea: Nächstes Jahr dann.

Jonas: Ja, ja. Und wenn Prim dann draußen ist und wir dann in Geld schwimmen, da machen wir dann so einen Blizzard Stand. Eine Riesenshow.

Bea: Genau und mit so 20 Anpielstationen und Cosplayern und Zeug, was ihr in die Menge werft.

Jonas: Der Plan steht.

Bea: Sehr gut. Komm gerne auf mich zu, ich helfe dir beim Planen.

Jonas: Ich wollte gerade sagen, du hast gute Ideen. Mir gefällt, wie du denkst.

Das ist nicht Prims erste „Messe“

Bea: Warst du denn mit Prim schon mal auf anderen Messen oder ist die gamescom das Debüt von euch?

Jonas: Dadurch, dass es das in dem Maß die letzten zwei Jahre nicht gab, ist das jetzt die erste Messe. Wobei ich 2019, als die gamescom das letzte Mal stattfand, auch da war, aber nicht auf der gamescom, sondern in Köln. Denn am Freitagabend gibt es immer die Adventure Treff Party. Adventure Treff ist dedicated nur für dieses Genre und wenn man Nerd in der Richtung ist, dann kennt man das. Und die machen jedes Jahr zur gamescom eine Party und hatten eine Beachbar gesucht. Damals hatten sie Adventure Spiele gesucht, die sich da mal präsentieren wollen. Ich hatte damals dem Michael Stein, dem Chefredakteur, geschrieben und er sagte, dass ich vorbei kommen kann. So bin ich dann trotzdem „zur gamescom“ gefahren und hab dann in der Beachbar abends rumgehangen und zum ersten Mal eine ganz frühe Version der Demo Leuten gezeigt. Ich hab also dieses Messegefühl in ganz klein erlebt, aber noch nicht so wie es jetzt sein wird.

Bea: Adventure Treff kenn ich, sie verlinken uns manchmal als Quelle, aber wir wollen nächstes Jahr ja auch wieder zur gamescom. Vielleicht schaffen wir es auch zur Party.

Jonas: Also, das ist eine absolute Empfehlung, da hat man auf jeden Fall sehr viel Spaß. Der Abend endete dann auch ganz anders als nur am Strand rumzustehen und sein Spiel zu zeigen. Man kommt dann nett ins Gespräch.

Bea: Glaub ich dir. Ich glaube, die gamescom selber wird dann sehr, sehr groß werden, weil es die erste ist, die seit zweieinhalb Jahren wieder richtig vor Ort stattfindet mit richtig vielen Menschen. Das ist immer ein super Erlebnis.

Jonas: Ich glaube das Schöne als Aussteller ist, dass man sich viel Rumlauferei erspart. Klar, ich werde mir auch mal andere Sachen anschauen, aber ich werde die meiste Zeit am Stand stehen. Die Leute kommen halt zu dir, das heißt, du musst nicht zu Leuten hin und sie fragen, ob sie schon mal von meinem Spiel gehört haben. Sondern jemand, der da stehen bleibt, hat ja erstmal Interesse und dann kann man ihm immer noch ein Ohr abkauen und ihm das Spiel zeigen.

Prim ist creepy, but cute aber nicht gruselig

Bea: Eben, eben. Wie ist denn bisher so die Resonanz für Prim? Also ist sie gut oder gibt’s auch Stimmen, die sagen, dass es ihnen zu gruselig ist?

Jonas: Also ehrlicherweise habe ich noch nie gehört, dass es zu gruselig sei. Dafür ist es einfach auch nicht gruselig genug. Ich meine, ich habe eine Tochter, die ist drei. Die würde ich das jetzt nicht spielen lassen, sie kennt zwar die Prim, weil sie die oft sieht bei mir, aber den Thanatos beäugt sie dann schon bisschen kritischer, weil der schon ein bisschen gruseliger aussieht. Aber das mit dem Auge und so, das würde ich ihr jetzt nicht zeigen, weil ich glaube, das würde sie eher verstören. Aber von der Zielgruppe her kann es sich durchaus auch an ältere Kinder richten. Ich habe durchaus 7- oder 8-jährige Kinder erlebt, die die Demo gespielt haben und die es auch ganz toll fanden und süß. Ich glaube, so gruselig und blutig sind wir ja nicht. Der Fokus ist ja eher auf cute als auf creepy, wobei… Es ist ja schon irgendwie eine Faszination, es ist nie so dieses bedrückende Gruselige, sondern dieses „schöne“ Gruselige. Die Resonanz war generell total super. Es gibt da auch so ganz tolle Artikel und das überrascht mich immer, wenn Seiten schreiben, sie glauben, dass das das beste Adventure seit Jahrzehnen wird. Nach 20 Minuten Demo finde ich das schon ein bisschen hoch gegriffen. Vor allem setzt es uns auch so absolut gar nicht unter Druck.

Bea: No Pressure.

Jonas: Die Rezeption war sehr warmherzig und auch die Leute, die es streamen. Ich habe noch niemanden gesehen, der die Demo streamt und der bei der Stelle, an der Thanatos tanzt, nicht mittanzt. Das fand ich immer cool, weil sich dann jeder freut. Und vor ein paar Tagen haben wir erst einen Preis gewonnen, was ich ein bisschen verwunderlich finde. Prim ist ja momentan noch nur eine Demo und da haben auch schon fertige Spiele mitgemacht und wir gewinnen dann einfach, weil die Jury sagt, dass die Demo so sehr überzeugt, dass das hervorragend wird. Ich bin super gespannt, was die Leute auf der Messe sagen. Das ist ja dann immer nochmal so, wenn man die Leute wirklich spielen sieht, ist es manchmal als Game Designer auch ganz furchtbar, weil du dir denkst „Die Lösung ist doch ganz klar, mach das“, aber dann kommt das irgendwie nicht.

Bea: Und dann kommt so ein Gamer um die Ecke und drückt erstmal überall und du weißt dann aber schon, was gemacht werden soll.

Jonas: Ja und dann stürzt es einfach ab. *tiefes Lachen* Wir haben eine Version dabei, die wir so ganz schnell auf Start zurücksetzen können.

Bea: Sehr gut, die Messeversion sozusagen.

Jonas: Genau, die Messeversion. Das war die Vorgabe. Ich bin sehr gespannt, was die Leute dann sagen, wenn sie es spielen und freue mich sehr auf Anregungen und Gespräche. Oft ist es ja auch nochmal cooles Feedback, was man bekommt. So was wie etwas ist noch zu klein oder zu versteckt oder wie die Figur spricht, gefällt mir nicht. Aber da scheiden sich so ein bisschen die Geister an den Synchronsprechern. Da hab ich zwar auch viel Lob gehört, aber manche sagen, dass die Stimmen nicht passen. Aber ich finde es immer schön, wenn so was auf eine respektvolle Weise passiert. Any press is good press. Und wenn die Leute drüber reden, habe ich gewonnen.

Kennst du schon die Prim Reaper?

Bea: Ja, aber gerade mit Synchronsprechern sind die Leute ja immer ein bisschen tricky. Was ich mich schon immer frage ist, woher der Name Prim eigentlich kommt. Fiel er dir einfach ein, kommt er von Primrose? Woher kommt er denn?

Jonas: Das ist ein Wortspiel. Ein Name für den Tod im Englischen ist ja der Grim Reaper und dann heißt sein Tochter eben Prim Reaper. Der Name selbst ist mir das erste Mal bei der Hunger Games Trilogie begegnet, da heißt die Schwester von Katniss doch so. Ist bei ihr eine Abkürzung für Primrose, aber das ist mir noch nich ganz klar, ob meine Prim nur eine Abkürzung ist und eigentlich Primrose heißt. Ich habe so ein paar Dialogzeilen, wo der Vater sie ganz böse und dann den ganzen Namen sagt, dann hat er manchmal schon Primrose gesagt. Mal gucken, ob es so bleibt. Und Prim selbst ist auch ein englisches Wort und heißt auch aufgeräumt, muss jetzt nicht unbedingt zu ihrer Persönlichkeit passen, aber fand ich trotzdem nett, dass das Wort so eine Bedeutung hat.

Bea: Oh ja, definitiv. Das ist auch praktisch. Und wenn wir gerade über Prim sprechen. Es gab ja in der Kickstarter die Miniprims, die man sich bestellen konnte, wo ich auch noch auf meine warte. Und diese Särge. Wie kamt ihr überhaupt dazu, zu sagen, wir machen jetzt Minifiguren?

Jonas: Wenn man eine Kickstarter Kampagne plant, überlegt man natürlich am Anfang, was es für Belohnungen für die Backer geben kann. Dafür, dass sie einem so großes Vertrauen entgegenbringen, dass sie etwas kaufen, was es noch nicht gibt. Je mehr physische Gimmicks man anbietet, desto schwerer kalkulierbar wird das Ganze dann. Es kann durchaus sein, dass die Leute von weiter weg bestellen und inzwischen sind auch die Versandpreise deutlich gestiegen. Damit hätte auch keiner rechnen können. Wir müssen jetzt wesentlich mehr für den Versand bezahlen, als wir ursprünglich mal geplant hatten. Viele Miniprims liegen auch schon bei mir zu hause, vielleicht deine ja auch schon. Wir hatten damals überlegt, wen wir so kennen. Es ist ja doch immer schön, wenn man Freunde und Bekannte mit ins Boot holt, die irgendwas Besonderes können.

Bei den Puppen war das so, dass ich über Instagram schon länger Kontakt zu Ifigeneia aus Griechenland hatte, die so Puppen im Tim Burton Style herstellt. Ich habe sie dann im Vorfeld das Kampagne gefragt, ob sie Lust hätte, Puppen für Prim herzustellen. Wir haben uns schnell geeinigt, wie viel sie schafft und was es kosten sollte. Ich finde es auch echt cool, weil die Puppen handgemacht sind. Ich wollte etwas, was nicht maschinell gefertigt ist, sondern immer nur Sachen, die jemand wirklich gebastelt hat. Es macht die Sachen für mich immer nochmal wertiger. Die Särge schlagen ja in die gleiche Kerbe, die sind auch handgefertigt. Ein Freund von mir ist Hobbyschreiner und der macht das einfach sehr gerne. Und er hat gesagt, wenn du mir die Maße und das Logo gibst, dann mache ich dir das. Alles, was wir angeboten haben, hat ein talentierter Mensch tatsächlich selbst gebastelt.

Bea: Das ist auch cool, dass ihr sie da auch noch unterstützt, weil sie so auch noch ein bisschen Publicity nebenbei bekommen.

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Beatrice Eichhorn
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