Es ist schon eine ganze Weile her, da spielte ich Nexomon auf meinem Smartphone, nicht sonderlich lange und auch nicht sonderlich weit, weil ich auf Smartphones nicht so gerne spiele – umso erfreuter war ich dann als PQube Nexomon: Extinction für Konsolen ankündigte und ich so ein neues Abenteuer erleben konnte. Ob sich Nexomon: Extinction auf der PlayStation 4 lohnt, verrate ich euch in meiner Review zum Spiel.
Oh, da gibt es eine Story?
Gleich zu Beginn von Nexomon: Extinction überraschte mich der Titel: Hier gibt es tatsächlich eine Story, die nicht nur darin endet, dass irgendjemand der beste Tamer der Geschichte sein möchte. Die Welt selbst befindet sich im Krieg – oder besser, nicht die ganze Welt, sondern die Welt der Nexomon. Wesen, mit denen die Menschen einst friedlich lebten, doch dann dann kam der böse König der Kreaturen an die Macht und kämpfte unerbittlich gegen die Menschheit. Eine Gruppe mutiger Menschen konnte den König am Ende stürzen und wieder friedlich mit den Nexomon leben. Doch auch jetzt ist noch nicht alles gut, denn wir sind in einem neuen Krieg. Die Nexomon suchen schließlich einen neuen König.
Und mittendrin in dieser Geschichte bin ich. Eine junge Tamerin, die viel tiefer in die ganze Sache verstrickt ist, als es am Anfang scheinen mag. Eine junge Tamerin, die aus neun (!) Starter Nexomon wählen kann, als sie von einem Drachen angegriffen wird. Von der schieren Anzahl war ich fasziniert und überfordert zugleich. Und doch wählte ich und begann eine Reise voller Gefahren und Nexomon und einer Geschichte, die mehr Tiefgang als alle Pokemon Spiele bisher.
Alles zu erklären, würde den Rahmen dieser Review sprengen, weswegen ich euch nur sage, dass ihr euch auf eine Geschichte voller Wendungen, Intrigen und Freundschaften gefasst machen solltet. Eine Geschichte, die viele, viele Spielstunden lang gehen wird und die dabei nicht langweilig wird. Unter anderem weil sich uns Coco anschließt. Coco ist ein Katzenmenschwesen, das uns begleitet und im Grunde die sarkastische Stimme des Spiels ist, die das Spiel immer wieder auseinandernimmt.
So zum Beispiel zu Beginn als uns die Meisterin in den Wald schickt, um dort unser erstes Nexomon zu finden. Natürlich kann in einem Wald nichts passieren – und so konfrontiert Coco sie damit. Eine ziemlich amüsante Sache, ein grandioser Charakter. So viel Sinn für Humor sollten viele Videospielcharaktere aufweisen.
Eine interessante Welt
So viel wie die Story bietet, hatte ich vermutet, dass auch der Rest von Nexomon: Extinction bieten würde. Die Welt an sich, also die Städte und Gebiete, sind wunderschön gestaltet. Hier wurde wirklich auf viel Liebe zum Detail geachtet. Allein, dass dann beispielsweise in manchen Häusern offene Bücher oder Laptops liegen, lässt vermuten, dass hinter der Liebe zum Detail noch viel mehr steckt. Doch leider nicht.
Viele dieser liebevollen Details sind wirklich nur bloße optische Details, die die Welt zwar lebendig wirken lassen, ihr aber am Ende doch das Leben nehmen. Ich habe an unzählig vielen verschiedenen Elementen gedrückt, doch nichts passierte. Ob das nun ein Brunnen ist, ein aufgeschlagenes Buch, ein Notizbrett an der Wand. Nichts. Nichts davon hatte Lust, mit mir zu arbeiten oder mir noch mehr Storysnippets zur Welt zu geben. Das ist unheimlich schade, denn hier werden so viele Möglichkeiten verschenkt.
Dafür punktet Nexomon: Extinction jedoch mit sehr vielen verschiedenen NPCs, die selten gleich aussehen, und somit der Welt auch mehr Lebendigkeit vergeben. Einige dieser NPCs haben Quests für mich, andere möchten etwas zum Tauschen haben – manchmal Gegenstände, manchmal frisch gefangene Nexomon – die meisten von ihnen sind jedoch „nutzlos“ und verteilen nur Aussagen zur Welt, zur Geschichte oder zum aktuellen Geschehen – was wiederum ziemlich cool ist. Mir macht es Spaß, diese NPC anzusprechen, da ich auf diese Weise noch mehr lerne. Das wiederum ist eine sehr gut genutzte Möglichkeit.
Wann entwickelt sich das denn?
Spielt man ein Spiel vor der offiziellen Veröffentlichung, sitzt man häufig da und fragt sich, woher man nun die Informationen bekommen soll. So ging es mir nun auch bei Nexomon: Extinction, zudem es natürlich noch keine Nexomon Guides gibt – was auf der anderen Seite natürlich trotz allem spannend war, da ich auf diese Weise selbst entdecken konnte, wann sich welches Monster wirklich entwickelt.
Was mir generell gefällt, ist der Stil der Nexomon, denn viele sind wirklich niedlich – was für mich fast immer ein Kriterium ist, wenn ich mein Team zusammenstelle. Auch die Weiterentwicklungen bleiben dabei ihrem Stil treu, sodass wirklich alle aussehen, als wären sie zuvor Jungtiere gewesen. Wunderbar! Auch ein guter Pluspunkt ist der, dass ich alle Starternexomon tatsächlich auch im Spiel finden kann. Ich brauche mich also nicht unbedingt festlegen, denn sie laufen so oder so da draußen rum und wollen von mir geschnappt werden.
Was ich auch ziemlich cool finde, ist dass alles mit mir und der Story mitlevelt: Es gibt also kein Startgebiet, wo alle Nexomon Level 5 sind, sondern immer und überall sind sie meinem Level angepasst. So auch die Trainer, die ich auf meiner Reise treffe und die tatsächlich selbst trainieren, sodass ich sie in Wiederholungskämpfen einfach wieder angreifen kann und sie wirklich stärker geworden sind. Ein wunderbares Element, das anderen Spielen des Genres ebenso gut tun würde. Hingegen ist der Schwierigkeitsgrad generell recht happig. Ich bin am Anfang so oft gestorben, weil meine Nexomon noch so schwach waren und mein Mearn nicht den coolen Starter Nexomon Bonus hatte, den man in Pokemon mit dem Starter hat. Hier muss man wirklich trainieren, um voran zu kommen und kann nicht einfach so durch die ersten zehn Stunden rennen, ohne wirklich zu trainieren.
So viele Möglichkeiten… Was macht die Technik?
Nexomon: Extinction sieht vom Stil aus wie ein Spiel, das in einer hübschen Version des RPG Maker gemacht wurde. Das ist okay, denn so bleibt es seinem Original treu und es passt auch irgendwie dazu. Schade ist nur, dass es auf meiner Standard PS4 häufig ruckelt. Immer wieder bricht die Framerate ein, sodass ich mich in manchen Gebieten einfach durch die Gegend ruckeln muss – das muss heute doch nicht mehr sein.
Generell kommt Nexomon: Extinction mit einer deutschen Schriftausgabe daher, denn gesprochen wird auch hier nicht. Doch diese deutsche Sprache ist eher mau und lässt in der Übersetzung zum Teil doch deutlich zu wünschen übrig, sodass es sich manchmal eher liest, als hätte jemand nicht ganz so konformes in der Sprache die Übersetzung gemacht. Im Englischen ist es deutlich besser. Ich empfehle euch hier also auf jeden Fall die englische Sprachausgabe zu nehmen – auch wenn sich hier hin und wieder Misgendertum einschleicht.
Ich habe mich für einen weiblich aussehenden Charakter entschieden – Fun Fact: Den Charakter und auch seinen Namen kann man im ganzen Spielverlauf permanent ändern. Leider wird jedoch das Pronomen Sie/Ihr sehr selten korrekt angewendet. Manchmal werde ich weiblich angesprochen, manchmal männlich. So was darf nicht wirklich passieren. Gleichzeitig fehlt mir bei der Auswahl, dass ich vielleicht mein Pronomen komplett selbst wählen kann, wie es in anderen Spielen mittlerweile Standard ist.
Fazit: Zieh dich warm an, Pokemon!
Generell bin ich der Meinung, dass Pokemon viel zu lange auf seinem Thron saß und endlich mal von dort vertrieben gehört. Nexomon: Extinction macht auf seinem Weg dahin bereits vieles richtig: Viele Nexomon, neun Starter, eine lebendig wirkende Welt, und sogar eine tiefgehende Geschichte mit Twists und wahnsinnig spannenden Charakteren. Zudem kommt das Spiel mit sehr viel Spielzeit daher, und diese wird am Ende nicht nur mit dem Trainieren von Monstern verbracht. Also, okay, trainieren muss man schon viel, wenn man wirklich vorankommen möchte, denn einen seichten Schwierigkeitsgrad gibt es bei Nexomon: Extinction nicht. Aber es hat so viel mehr dabei.
Leider auch auf der technischen Seite. So brach die Framerate auf meiner PlayStation 4 immer mal wieder in verschiedenen Gebeten ein, sodass meine Figur sogar für einige Sekunden eingefroren blieb, und auch die deutsche Übersetzung ist eher holprig, als flüssig. Auch die wunderschöne Spielwelt wirkt nur auf den ersten Blick lebendig, lässt mich am Ende aber nicht mit ihr interagieren. Das sind all diese Kleinigkeiten, die Nexomon: Extinction leider noch daran hindern, tatsächlich den ganzen Thron zu erklimmen, doch die Grundsteine sind gelegt. Jetzt nur nicht nachlassen und wir haben eine anständige Konkurrenz!
Pro | Contra |
---|---|
+ 9 Starter, die man auch in der Welt fangen kann | – Deutsche Übersetzung holprig |
+ Lebendig wirkende Welt… | – … Mit der man nicht interagieren kann |
+ Eine tiefgehende Story | – Freezes und Einbrüche der Framerate |
+ Cooler Soundtrack | – Englische Übersetzung häufig mit falschen Pronomen |
+ Gesalzener Schwierigkeitsgrad | – Gesalzener Schwierigkeitsgrad |
Technik: 81
Grafik: 80
Sound: 82
Umfang: 92
Gameplay: 85
KI: 65
Spielspaß: 82
- Story: Eine tiefgehende Story erwartet euch mit vielen Twists, Intrigen und Offenbarungen, denn hier geht es nicht nur darum, der Beste zu werden.
- Frustfaktor: Der Schwierigkeitsgrad ist am Anfang ein bisschen happig.
- Nachhaltigkeitswert: Noch nicht ganz. Nexomon: Extinction ist auf einem guten Wege dahin, dass man mehr darüber spricht, aber ich denke, dass es noch nicht ganz diesen Status erreicht hat.
- Design/Stil: Eher im RPG Maker Stil mit vielen liebevollen Details.
- Musik und Sound: Der ist ganz cool.
- Preis-Leistungs-Verhältnis: Nexomon: Extinction ist ein Spiel, das sehr viele Spielstunden mit sich bringt. Digital kostet der Titel knapp 20 €, die Retailfassung kommt mit etwa 33 € daher. Beide Preise finde ich angemessen und ich würde sogar generell mit einem Preis von ca. 35 € mitgehen.
Offenlegung
Wir haben vom Publisher PQube ein Pressemuster für Nexomon: Extinction auf der PlayStation 4 erhalten.