Es war sehr lange erwartet worden, dass Blizzard Entertainment seinen Multiplayershooter Overwatch auch auf die Nintendo Switch bringt. Pünktlich zum neuen Event zu Halloween 2019 fiel dann auch der Startschuss auf Nintendos Hybridkonsole. Wie gut ist die Umsetzung – und wie schlägt sich Overwatch auf der Switch im Vergleich zur Xbox One X?
Alles beim Alten?
Das Beste vorab: Inhaltlich und spielerisch kommt Overwatch auf der Nintendo Switch völlig ohne Abstriche daher. Startet man das Spiel aktuell auf Switch und einer anderen Plattform, präsentiert sich einem das exakt identische Spiel. Gleiche Maps, gleiche Events, gleicher Ablauf. Es gibt insofern schon mal keine Überraschungen. Das bedeutet, inhaltlich muss die Switch auf nichts verzichten, bekommt aber auch keine exklusiven Inhalte. Soweit passt das ja aber schon mal – Cross-Play zwischen den Plattformen gibt es nicht und auch seine Fortschritte kann man trotz Verknüpfung mit dem Blizzard Konto nicht übertragen. Cool wäre das ja.
Nervig: Aktuell muss man bei jedem Spielstart bestätigen, dass die Nintendo Account Informationen mit Blizzard geteilt werden. Ich hoffe, das wird in naher Zukunft gefixt, denn es ist absolut unnötig und man bekommt natürlich auch jedes Mal eine entsprechende Email.
Für neue Spieler gibt es das bekannte Tutorial, das ich mal gekonnt übersprungen habe, und danach kann man auch direkt mit Schnellsuche, Arcade oder Ranglistenspielen durchstarten. Der bekannte Spielebrowser ist ebenfalls mit dabei. Standardmäßig ist die Bewegungssteuerung des Controllers aktiv, das heißt man kann mit Bewegung des Controllers zielen. Ich habe das ganz schnell ausgeschaltet, da es mir viel zu unpräzise ist. Kompatibel ist Overwatch ansonsten uneingeschränkt mit dem Handheldmodus der Nintendo Switch, und das sogar bei moderatem Stromverbrauch (etwa drei Stunden sind mit einer Switch vom Launch drin) und dem TV Modus sowie Pro Controller – übrigens meine favorisierte Spielweise, auch wenn ich Overwatch auch im Bett wunderbar genießen lässt.
Die Switch Umsetzung – Nicht ganz einwandfrei, aber fast
Ich habe Overwatch bisher hauptsächlich auf der Xbox One (X) gespielt, das letzte Mal war schon einige Monate her. Dementsprechend beeindruckt war ich zunächst einmal von der Umsetzung: Im Großen und Ganzen hat man nämlich wirklich alles ohne Abstriche auf die Switch gebracht. Grundsätzlich sieht Overwatch sowohl im Handheld- als auch dem TV-Modus richtig gut aus. Es gibt einige nette Lichteffekte auf den Maps, die Atmosphäre der Maps passt auch und auch die sonstigen Effekte haben ihren gewohnten Wumms.
Direkt auffällig ist, dass manches etwas unscharf wirkt – zu allem Überfluss die Heldenehrung am Ende, die beinahe verpixelt angezeigt wird. Auch das Kantenflimmern ist durchaus an einigen Stellen auffällig, allerdings muss man aber auch sagen, dass viel mehr vermutlich nicht drin war. Dafür läuft Overwatch auf der Nintendo Switch weitestgehend flüssig. Starke Einbrüche der Bildrate sind mir nicht aufgefallen, leichtes Stottern ist ab und zu wahrnehmbar, allerdings stört es nicht den Spielablauf.
Offenkundig in der Nintendo Switch Fassung sind oft Probleme beim Laden aller Inhalte, was aber offenbar vor allem am Netzwerk liegt: Beim Heldenwechsel oder am Anfang eines Matches sieht man oft seinen Helden nicht und leider auch keine Gegner, oder diese werden nur als rote Kugeln angezeigt. Das scheint in diesen Situationen allen so zu gehen, denn funktionierende Schusswechsel gibt es nicht.
Besonders schade: Auch die „Highlight des Spieles“ Clips am Ende werden oft ohne Gegner angezeigt, das heißt die ausgewählten Spieler beschießen nichts Sichtbares. Meistens laden die anderen Spieler nach einigen Sekunden noch nach, allerdings verlieren die Clips dadurch manchmal völlig ihre Relevanz. Die Xbox One Version hatte bei ihrem Erscheinen mit ähnlichen Phänomenen zu kämpfen, was allerdings seit sehr langer Zeit behoben ist. Ich nehme an, das Problem besteht vor allem serverseitig und kann hoffentlich auch auf der Switch noch gelöst werden.
Thema Lags: Diese sind mir gar nicht untergekommen und daher sogar weniger als auf der Xbox One – dort hatte ich in den letzten Tagen öfter mit stockenden Gefechten zu kämpfen.
Ein direkter Vergleich mit der Xbox One X
Nach einigen Runden auf der Switch habe ich dann die Xbox wieder angeschmissen und Overwatch dort gespielt. Meine erste Reaktion war recht eindeutig: „Scheiße, ist das schnell!“ Im direkten Vergleich ist das Overwatch auf Speed. Der Grund ist einfach: Stabile 60 Bilder pro Sekunde stehen gegen nicht hundertprozentig stabile 30. Das merkt man, im direkten Vergleich wirklich deutlich.
Auf der Xbox One ist alles schärfer, es gibt kein Kantenflimmern und das Spiel macht den deutlich flüssigeren Eindruck. Ganz klar ist das ein technisch deutlich besseres Spiel, allerdings ist die Nintendo Switch Umsetzung so gut, dass einem nach ungefähr einer halben Stunde bis Stunde die Unterschiede gar nicht mehr auffallen, denn hinsichtlich Stabilität nehmen sich die Fassungen nichts. Das Matchmaking läuft aktuell auf der Switch sogar etwas runder, vermutlich durch höhere Spielerzahlen.
Nicht zu vergessen ist natürlich, dass man die Xbox One Fassung nicht mal eben überall spielen kann, allerdings benötigt man für Overwatch natürlich auch eine stabile Internetverbindung. Spielerischer Funfact: Die Nintendo Community tickt etwas anders als die Xbox Community, und somit bin ich in meinen Stunden auf der Switch jede Menge „Camper“ begegnet, die ich auf der Xbox One X wahrlich nur sehr selten sehe … irgendwie spannend. Immerhin haben sich die anderen Spieler immer sehr schnell gegen sie verschworen.
Fazit: Fast alles richtig gemacht
Ich begrüße es sehr, dass Overwatch auf der Nintendo Switch angekommen ist. Der Spielspaß ist fast genauso groß wie auf den großen Konsolen. Ein echter Makel ist derzeit nur, dass Gegner nicht immer angezeigt werden – und zwar sowohl im Spiel selbst als auch in den „Highlight des Spieles“ Clips am Ende. Hier hoffe ich, dass das Problem bald gelöst wird. Ansonsten ist die technische Umsetzung für sich genommen fast einwandfrei, auch wenn sich im direkten Vergleich mit der Xbox One X natürlich offensichtliche Unterschiede zeigen. Ich hoffe, dass Blizzard die Switch Version solange wie Overwatch an sich pflegt, denn eines kann man nur hier: Overwatch auch bequem im Bett oder unterwegs – eine Internetverbindung vorausgesetzt – genießen. Wirklich zu erwarten war es nicht, aber festzuhalten bleibt trotzdem: Von seinem süchtigmachenden Spaßfaktor hat Overwatch auf der Nintendo Switch nichts eingebüßt.
Pro | Contra |
---|---|
+ Inhaltlich und spielerische keine Einschränkungen zu anderen Fassungen | – Gegner werden nicht immer angezeigt – offenbar aufgrund von Netzwerkproblemen |
+ Riesiger Umfang und viel Spaß für Mehrspielerfreunde | – Kantenflimmern und leichte Framerateprobleme |
+ Hübsches Erscheinungsbild auf der Switch | – Bewegungssteuerung standardmäßig aktiv |
+ Herausragende deutsche Vertonung | |
+ Keinerlei Lags |
Technik: 86
Grafik: 81
Sound: 95
Umfang: 90
Gameplay: 85
KI: 80
Spielspaß: 90
- Story: Immer wieder gibt es kleine Interaktionen zwischen den Helden – das macht Overwatch gekonnt. Die eigentliche Geschichte gibt es in anderen Medien.
- Frustfaktor: Ist hier eigentlich nur von den anderen Spielern abhängig.
- Nachhaltigkeitswert: Overwatch wird hoffentlich noch viele Jahre aktiv unterstützt werden und dürfte auch auf der Switch noch lange für Spaß sorgen. Erweiterungen gibt es auch regelmäßig.
- Design/Stil: Sehr gelungen und absolut rund, über alle Maps hinweg, auch mit der nötigen Abwechslung.
- Musik und Sound: Tolle Musik, gute Effekte, herausragende deutsche Vertonung.
- Preis-Leistungs-Verhältnis: Abgesehen davon, dass man Overwatch auf den anderen Plattformen günstiger kaufen kann, ist es seine 40€ absolut wert. 3 Monate Nintendo Switch Online sind auch dabei.
Offenlegung
Wir haben Overwatch auf der Nintendo Switch selbst gekauft.
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