Pokemon und das „schwache“ Geschlecht

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In meiner Twitter Timeline fand ich heute einen Thread, der eigentlich für mehr Aufregung sorgen sollte. In diesem Thread ging es um die bekannte Videospielreihe Pokemon, die viele von uns seit vielen Jahren begleitet, und um die Geschlechterverteilung. Im Spiel selbst spielen viele Werte eine Rolle und irgendwie habe ich die ganze Zeit ziemlich naiv gedacht, dass das Geschlecht der Taschenmonster zufällig vergeben wird, doch das ist nicht der Fall.

Es gibt viele Theorien über Pokemon, eine davon ist, dass es in der ersten Generation zu einem großen Krieg kam, weswegen fast nur Kinder, Frauen und alte Männer zu finden sind. Somit sind gerade Frauen eigentlich immer relativ präsent, auch bei den Arenaleiter*innen und bei den Top Vier gab man sich große Mühe, dass es relativ ausgewogen ist. Bei den Pokemon selbst ist das jedoch so eine Sache.

In einer für mich perfekten Welt sollte jedes Geschlecht bei den Pokemon in etwa gleich vertreten sein, tatsächlich ist es jedoch abhängig davon, welchen IV Wert ein Pokemon in den Handheld Spielen hat. Wer die Anfänge nicht mitbekommen hat: Geschlechter in Pokemon gibt es erst für fast alle Taschenmonster seit der 2. Generation, bedeutet also seit Pokemon Gold/Silber, zuvor hatten lediglich Nidorans ein Geschlecht und in Zusammenhang damit unterschiedliche Entwicklungen.

In der zweiten Generation wurde per Attacken IV Wert bestimmt, ob das Pokemon männlich oder weiblich ist: Lag es unter einem bestimmten Wert, der pro Pokemon unterschiedlich sein konnte, wurde es weiblich, lag es drüber, wurde es männlich. Das wiederum bedeutet im Umkehrschluss: Pokemon verfolgte einen typisch sexistischen Ansatz, der besagt, dass Frauen prinzipiell schlechter/schwächer sind als Männer, weswegen wir den Begriff „das schwache Geschlecht“ eingeführt haben. Die Frage ist nun jedoch, war es so gewollt oder konnte man es einfach nicht anders darstellen?

Im Vergleich kann ein Pikachu, das Level 100 erreicht hat, als Männchen einen Attackenwert von 229 erreichen, während ein weibliches Pikachu maximal 213 erreichen kann und somit prinzipiell schwächer ist als sein männliches Equivalent. Mittlerweile wird das Geschlecht nicht mehr anhand der Werte festgelegt, sondern anders ermittelt.

Als ich diesen Thread heute las, wurde mir vieles klar. So zum Beispiel, dass die meisten Starterpokemon männlich sind – ja, sie gehören den Spezies an, die selten weibliche Versionen produziert. Hier wird dem Spielenden von vornherein ein Vorteil in der zweiten Generation zu teil. Viele Arenaleiter in der zweiten Generation greifen auf ihr eigenes Geschlecht zurück, theoretisch hat ein Spielender also im Angriff einen Vorteil, wenn er sich Sandra oder Bianka stellt, lediglich bei Jasmin blickt er dann ein wenig in die Röhre, denn sie hat ein männliches Stahlos am Start.

Die einzigen weiblichen Pokemon, die stärker werden können, sind die Spezies, die es prinzipiell nur als weibliche Versionen gibt, also beispielsweise Miltank. Ich finde diesen Umstand ziemlich traurig, denn Pokemon hat hier in der zweiten Generation noch ein sehr, sehr veraltetes Weltbild an den Tag gelegt, dass weibliche Wesen prinzipiell schwächer sind als ihre männlichen Gegenstücke.

Ich bin froh, dass sich die Sichtweise in der Zwischenzeit geändert hat und auch, dass die Pokemon Reihe eine Kehrtwende gemacht hat und das Geschlecht nun nicht mehr auf diese Weise „unterteilt“. Doch gerade im Nachhinein wird mir nun klar, warum ich prinzipiell einen Nachteil im Spiel hatte, was ich schon damals nicht cool fand. Ich suche meine Pokemon immer sehr oberflächlich nach Aussehen aus und bevorzuge weibliche Versionen, schon damals in Pokemon Gold war das der Fall. Wie habt ihr eure Taschenmonster ausgewählt? Übrigens könnt ihr das alles hier nochmal nachlesen, wenn ihr euch für die technischen Hintergründe interessiert. Oder ihr lest den nachfolgenden Thread von Alan Lukovic auf Twitter, der mich erst darauf aufmerksam machte.

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Beatrice Eichhorn
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