Ihr glaubt nicht an Werwölfe, Geister und echte Hexen, die die Zukunft voraussagen können? Wirklich? Nun, dann lebt ihr ganz schön hinterm Mond, denn vor allem in Lissabon treibt sich so allerhand Gesindel herum, das oft nichts Gutes im Sinn hat. Doch glücklicherweise gibt es Dog Mendonça und Pizzaboy, die den Bösewichtern das Handwerk legen und den skurrilsten Fällen auf den Grund gehen. Im eigenen Videospiel The Interactive Adventures of Dog Mendonça & Pizzaboy erlebten wir selbst einen spannenden Fall, doch ob sich das Ganze auf dem PC lohnt, verraten wir euch in unserer Review.

Eine Comicverspielung
Das Videospiel The Interactive Adventures of Dog Mendonça & Pizzaboy basiert auf einem fast gleichnamigen Comic, der von George Andrew Romero ins Leben gerufen wurde. Freunde von Horrorfilmen sollten diesen Typen auf jeden Fall kennen. Im Jahr 2011 schickt er deswegen The Extraordinary Adventures of Dog Mendonça and Pizzaboy – Apocalypseins Rennen, zudem wir nun das Videospiel in den Händen halten. Angesiedelt ist das Ganze übrigens im Genre der Point & Click Adventure, kann aber aufgrund der einfachen Rätsel nicht unbedingt mit bekannten Größen mithalten. Von den Rätseln her ist The Interactive Adventures of Dog Mendonça & Pizzaboy sehr einfach gestrickt, da sich in den meisten Räumen oft nur ein Gegenstand befindet, den man auch gleich anwenden kann, um voranzukommen. Somit ist The Interactive Adventures of Dog Mendonça & Pizzaboy auch hervorragend für Einsteiger geeignet.
The Interactive Adventures of Dog Mendonça & Pizzaboy beginnt, wie viele Detektivgeschichten vor ihm, mit einer schönen jungen Frau, die um unsere Hilfe bittet. Leider werden bereits zu diesem Zeitpunkt im Spiel die ersten Schwächen mehr als deutlich, auf die wir in einem späteren Abschnitt eingehen werden. Doch was sich zunächst als harmloses „Ja, ja, Zigeunerfluch“ tarnt, entpuppt sich zu einer etwas anderen Geschichte, in der Gargoyle, Dämonen und ganz andere finstere Gestalten eine wichtige Rolle spielen. The Interactive Adventures of Dog Mendonça & Pizzaboy ist dabei von einem zum Teil schrägen Humor geprägt, der jedoch auch nicht an ebenbürtige Genrevertreter herankommt. Es gibt zwar hin und wieder den einen Witz, über den man mal schmunzeln kann, aber so wirklich warm werden wir mit dem Titel nicht.
Und, nein, das liegt nicht daran, dass wir den Comic nicht kennen. The Interactive Adventures of Dog Mendonça & Pizzaboy erklärt euch zwar nicht unbedingt viel zu den Figuren, aber sehr vieles wird durch die Gespräche deutlich. So ist Pizzaboy beispielsweise der unbezahlte Praktikant vom großen Dog Mendonça, der wohl einen Kredo oder ein Regelwerk für die Parallelwelt und die reale Welt geschrieben und somit die Grenzen festgelegt hat. Vieles wird wirklich durch die Gespräche deutlich. Klar, wir kennen so nicht die Hintergründe der einzelnen Figuren, aber das brauchen wir auch nicht so wirklich, um einen Einblick zu erhalten.

Der ewige Kreis
Neben normalen Adventure-Einlagen, bei denen ihr verschieden Objekte kombinieren müsst, um durch die Story zu kommen, gibt es hin und wieder auch Verhörsequenzen, bei denen ihr euren Gegenüber so lange ausfragen müsst, bis er mit der Wahrheit oder einem Hinweis rausrückt. Das ist an sich eine nette Abwechslung im Gameplay, allerdings hat das mit Verstand an sich nicht viel zu tun. Zunächst dachten wir nämlich, dass wir unseren Gegenüber beobachten müssen, um dann sowohl die richtige Frage als auch die richtige Reaktion zu wählen, aber das ist natürlich nicht der Fall. Aus diesem Grund entpuppt sich so ein Verhör auch mal ganz schnell als reines Glücksspiel.
Jede Verhörsequenz beginnt zudem so, dass Pizzaboy zunächst alle drei Fragen auf einmal stellt und der Gegenüber schon auf alle drei Fragen ausweichend antwortet. Danach können wir entscheiden, welche der drei Fragen wie noch einmal stellen. Wiederholt werden dann genau dieselbe Frage und dieselbe Antwort, die zuvor schon in der Sequenz gestellt wurde, doch dann beginnt die eigentliche Verhörarbeit. Ihr habt nach der Stellung der Frage nämlich die Möglichkeit auf die Antwort zu reagieren. Dabei könnt ihr beispielsweise Mitgefühl zeigen, euch lustig über die Antwort machen oder den Gesprächspartner mit entsprechenden Fakten konfrontieren. Das Problem: Habt ihr euch für die falsche Reaktion entschieden, müsst ihr die ganze Frage noch einmal stellen und euch die Antwort noch einmal anhören. Das ist verdammt nervig und hat bei uns beim ersten Verhör dazu geführt, dass wir ratlos davor saßen, weil natürlich da auch nur eine ganz bestimmte Reihenfolge funktionierte. Nicht unbedingt die klügste Variante, um ein Spiel zu beginnen. Auch so entpuppen sich viele Elemente als pure Wiederholungen, die man immer und immer wieder durchleben muss, bis man wirklich dahinkommt, wohin man eigentlich möchte.

Im Regen stehen gibt es nicht wirklich
Wir erwähnten bereits, dass The Interactive Adventures of Dog Mendonça & Pizzaboy ein schönes Adventuregame für Einsteiger ist. Viele Rätsel sind wirklich logisch und einfach zu verstehen, da sich vieles in greifbarer Nähe befindet. Beispielsweise benötigt man eine Duftkerze. In dem Raum, wo euch das gesagt wird, steht eine Kerze herum, die keinen Duft hat. Wir stecken sie trotzdem ein und gehen uns weiter umsehen, sofort landen wir am Marktplatz, auf dem ein ganzer Sacke mit Zimt herumsteht. Duftkerze geschaffen! Okay, ein bisschen Fett vom Nudelmann braucht man auch noch, aber dennoch ein sehr logisch verständliches Rätsel. Hier macht The Interactive Adventures of Dog Mendonça & Pizzaboy für Einsteiger wirklich alles richtig. Veteranen fühlen sich allerdings relativ unterfordert.
Und wer doch einmal nicht weiterkommen sollte, kann einen Blick in das Notizbuch werfen, das auf der rechten Seite des Bildschirms verfügbar ist. Dort seht ihr nicht nur eure aktuellen Ziele, sondern findet auch noch einige schlüssige Hilfestellungen, die euch ein bisschen unter die Arme greifen sollen. Aber Achtung, in den Hinweisen ist nicht alles erklärt, also solltet ihr schon noch selbst ein wenig mitdenken. Die Hinweise sind aber auf jeden Fall eine gute Unterstützung und lassen euch nicht im Regen stehen, falls ihr doch einmal nicht mehr weiterkommen solltet. Eine nette Ergänzung, wie wir finden, die die meisten Spieler heutzutage sicherlich brauchen werden.

Rassismus im Comiclook
Und wer übrigens wirklich einmal über The Interactive Adventures of Dog Mendonça & Pizzaboy nachdenken möchte, der kann sich direkt der mehrfach angeführten Diskussion über Rassismus Gedanken machen. Zwar wird das Ganze scherzhaft dargestellt, doch besonders der Protagonist Pizzaboy beschwert sich doch immer wieder darüber, dass etwas rassistisch ist. Beispielsweise als er als Mensch nicht in einen Club für Dämonen hereinkommt und er vom Türsteher fast schon gemobbt wird, weil er ja nicht mal das richtige Gesicht für ein Monster hat und deswegen nicht reinkommt.
Wir fanden diesen Punkt sehr interessant, da Rassismus in Videospielen erstaunlicherweise recht wenig einen wichtigen Punkt darstellt. Da gibt es zwar Spiele, die über Unterdrückung berichten, aber so wirklich thematisiert wird das Ganze dann doch wieder nicht. The Interactive Adventures of Dog Mendonça & Pizzaboy bietet somit auch jede Menge Diskussionsstoff – wenn doch nur die Spieler einmal für bestimmte Diskussionen bereit wären. Besonders die Videospielwelt könnte so einen großen Einfluss auf verschiedene Bevölkerungsgruppen ausüben und Augen öffnen, aber leider wird das Potential (noch) nicht genutzt. Wir sind gespannt, wie sich das in Zukunft entwickeln wird.

Die technische Seite
So ein paar Kleinigkeiten haben wir bereits angesprochen, die nicht sonderlich schön sind wie beispielsweise die Verhörtechniken. Leider gibt es jedoch auch recht starkes Tearing, das immer auf der Höhe des Inventars, also in der Mitte des Bildes, zu sehen ist. Besonders wenn wir mit Pizzaboy über die Maps laufen, haben wir einen unschönen Schlieren in der Mitte. Wir vermuten, dass dieser durch das Inventar auf der rechten Seite hervorgerufen wird, da sich dieser mittig befindet und auch statisch ist. Vermutlich kommt das Spiel damit einfach nicht ganz so gut zurecht wie gedacht. Aber auch wenn sich der Screen mal nach oben bewegt, so ruckelt bei uns alles nach, was auch nicht sonderlich schön ist.
Der Rest gestaltet sich aber erstaunlich gut. The Interactive Adventures of Dog Mendonça & Pizzaboy steht zudem komplett auf Deutsch, also auch mit deutscher Tonspur, zur Verfügung, was ziemlich gut ist. Die Synchronsprecher machen dabei auch eine gute Figur, auch wenn wir das Gefühl haben, das sich einige Sprecher doch wiederholen und so klingt beispielsweise der Sprecher von Kybbuk und Dog doch sehr ähnlich. Grafisch allerdings istThe Interactive Adventures of Dog Mendonça & Pizzaboy ein gelungenes Spiel, das sich am grafischen Stil seiner Comics orientiert, was wiederum auch sehr gut zum Spiel selbst passt. Hier wurde also auch gute Arbeit geleistet.

Fazit: Übernehmen wir okkulte Fälle?
The Interactive Adventures of Dog Mendonça & Pizzaboy ist eine gelungene Videospielumsetzung eines Comics, der sich mit okkulten Fällen beschäftigt. Es greift dabei auf den Comiclook zurück, der aber an keiner Stelle übertrieben wirkt, und punktet mit passendem Humor. The Interactive Adventures of Dog Mendonça & Pizzaboy ist ein Adventure, bei dem ihr verschiedene Rätsel lösen und Verhöre durchführen müsst. Zwar ist das Ganze nicht immer gut gelöst und vor allem Verhöre können schnell schon einmal zur Tortur werden, denn einen wirklichen Bogen zum Rauskriegen gibt es leider nicht. Weswegen man sich doch sehr auf Trial & Error berufen muss. Die Rätsel an sich sind jedoch wiederum sehr einfach zu lösen, weswegen sich The Interactive Adventures of Dog Mendonça & Pizzaboy doch hervorragend für Einsteiger ins Genre anbieten könnte.
Die Geschichte selbst ist übrigens recht schräg und auch der gebotene Humor kann sich sehen lassen, kann aber an keiner Stelle mit bekannten Genrevertretern mithalten. Veteranen, die sich von morgens bis abends mit Point & Click Adventures beschäftigen, können wir The Interactive Adventures of Dog Mendonça & Pizzaboy leider nicht ans Herz legen. Gerade Veteranen werden sich sehr stark unterfordert fühlen, weswegen wir den Titel wirklich nur Einsteigern ins Genre empfehlen können, die sich ganz langsam herantasten möchten.
Pro | Contra | ||
+ Sehr leichte Rätsel | – Sehr leichte Rätsel | ||
+ Interessante Geschichte | – Verhöre werden schnell zur Tortur | ||
+ Sehr gute Synchronsprecher… | – … auch wenn sich Stimmen zu doppeln scheinen | ||
+ Gute grafische Umsetzung | – Zu viele Wiederholungen | ||
+ Rassismus-Aspekt regt zum Diskutieren an | – Tearing und Nachruckeln leider vorhanden | ||
+ Hilfen für Einsteiger | – Recht kurzer Umfang (ca. 4 Stunden – kann aber auch gut sein) |
- Grafik: 78
- Sound: 87
- Umfang: 70
- Gameplay: 46
- KI: 54
Spielspaß: 65
- Story: Die Geschichte ist witzig und skurril und okkult – vor allem mit netten und seichten Rätseln versehen, sodass vor allem Einsteiger einen guten Weg finden werden, um mit dem Genre zurechtzukommen.
- Frustfaktor: Der ist bei normalen Rätseln nicht vorhanden, aber da gerade Verhöre zur Tortur und purem Glücksspiel werden können, versteckt sich der Frustfaktor schon eher im Detail. In einem sehr wichtigen Detail…
- Wiederspielwert: Der ist eher gering. Es gibt nichts, was man nicht auf dem Weg erledigen kann, und uns wurde kein Grund ersichtlich, warum man den Titel noch einmal spielen sollte, wenn man ihn einmal durch hat.
- Design/Stil: Der Stil orientiert sich am Comic. Sehr gelungen.
- Musik: An Musik können wir uns nicht wirklich erinnern, aber die Synchronsprecher haben eine recht gute Arbeit geleistet, auch wenn wir manchmal das Gefühl hatten, dass sich die Stimmen doppeln.
Information: Vielen Dank an Koch Media für das Pressemuster von The Interactive Adventures of Dog Mendonça & Pizzaboy.