Train Sim World 2 (PS5) im Test – Leidenschaft für Züge

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Vor einigen Wochen habe ich zugeschlagen: Train Sim World 2 und seine auf den ersten Blick unzählbar vielen Add-Ons waren im PlayStation Store reduziert und ich habe mir die PS5 Version des Spieles mit zwei Erweiterungen gekauft. Seitdem bin ich einige Touren auf den mir zur Verfügung stehenden Strecken gefahren. Warum du hier einen tollen Simulator bekommen kannst, bei dem kleine Fehler den Weg zum vollständigen Realismus versperren, kannst du in meiner Review nachlesen.

Fahr ich denn schon?

Meine Eindrücke zu Train Sim World 2 basieren auf dem Grundspiel mit seinen drei enthaltenen Strecken und den beiden Add-Ons Rapid Transit, das die S-Bahn durch Leipzig beinhaltet, und Main-Spessart-Bahn, welches eine Strecke mit den Bahnhöfen Aschaffenburg, Lohr und mehr gehört. Die beiden Add-Ons gehören auch zu den ältesten des Spieles.

Beim Beginn jeder Strecke liefert Train Sim World 2 ein Tutorial, welches einem das grundsätzliche Handling jedes Zugtypen vermittelt. Somit wird man mit einem ordentlichen Teil der Bedienelemente im Cockpit vertraut, auch wenn man den größten Teil davon im tatsächlichen Spiel gar nicht verwenden wird. Überhaupt fühlt sich später während des eigentlichen Spieles das, was man zu tun hat, recht ähnlich an: Der Fokus von Train Sim World 2 liegt voll und ganz auf dem Fahren, dem Beachten der Signale und dem Öffnen der Türen, sofern man einen Passagierzug fährt. Ach ja, und natürlich dem Anhalten an der richtigen Stelle.

Das muss man für jeden Zugtyp einzeln lernen: So eine U-Bahn auf der Bakerloo Line bremst sich wesentlich einfacher als eine S-Bahn in Leipzig, wobei die beim Bremsen irgendwie tatsächlich außerordentlich träge ist. Ob das so realistisch ist, kann ich nicht ganz beurteilen. Doch das macht das Lernen des richtigen Fahrens wirklich spannend, nachdem man die erste Herausforderung gemeistert hat: Wie fährt man denn überhaupt los? Zwar bringt einem Train Sim World 2 ganz gut bei, welcher Schalter was macht, doch wenn man das erste Mal in der Praxis unterwegs ist, kann man schon mal was vergessen. Und ganz selten ist Train Sim World 2 auch mal verbuggt, sodass es gar nicht los geht, weil sich das Spiel irgendwo zwischendrin aufgehangen hat. !B

Mit der Underground in der Anfahrt auf Stonebridge Park, noch 92 yards bis zum Ziel.
Bremsen will geübt sein und ist für Einsteiger:innen eine der größten Herausforderungen.

So viel Realismus…

Es ist schon beeindruckend, mit welchem Detailreichtum Dovetail Games in Train Sim World 2 ans Werk gegangen ist. Der Fokus des Studios liegt klar auf den Zügen und auf den Bahnhöfen: Diese sehen ihren realen Vorbildern häufig zum Verwechseln ähnlich. Die Züge sind noch besser gelungen als die Bahnhöfe und Stationen. Enttäuscht war ich zum Beispiel vom Aschaffenburger Hauptbahnhof, der wird seinem realen Vorbild nicht ganz gerecht, die Stationen in Leipzig und London fangen dagegen das realistische Gefühl richtig perfekt ein.

Doch wenn man durch die Züge spaziert und diesen lauscht, ist die Immersion in Train Sim World 2 quasi perfekt: Das Innenleben der Züge ist genauso wie im echten Leben und wer mal in der Realität damit gefahren ist, wird auch die Geräusche gleich wieder erkennen. Vom Schienengeräusch, den Klängen des Antriebs bis hin zu den Türen und ihren Piepgeräuschen wurde alles sehr originalgetreu umgesetzt. Das gilt zumindest für die Züge, die ich bisher in Train Sim World 2 gefahren habe oder mit denen ich mitgefahren bin.

Wer keine Lust hat, Zugführer:in zu sein, kann auch einfach nur mitfahren und die Stationen frei erkunden. In den nächsten Zug, der ankommt, steigt man dann einfach ein und fährt zur nächsten Station. Bei dieser freien Erkundung gibt es auch noch genügend zu tun, zum Beispiel Zeitungen zu sammeln (London) oder Pylone hinzustellen (Main-Spessart). Die To-Dos und die Anzahl der Trophäen in Train Sim World 2 sind wirklich schwindelerregend, sodass einen das Spiel über Wochen beschäftigen kann – sofern man natürlich auch Geduld mitbringt, immerhin verbringt man vor allem als Mitfahrer:in mitunter sehr viel Zeit mit Warten auf den nächsten Zug. Oder Warten auf die Abfahrt.

Trotz der sehr realistischen Umsetzung ist Train Sim World 2 absolut zugänglich – es lässt sich wirklich leicht lernen. Wer es dann schwieriger haben möchte, kann UI Hilfen abschalten, sodass dann wirklich viel Aufmerksamkeit erforderlich ist, um alle Signale zu erkennen und um auf die Geschwindigkeitsbegrenzungen zu achten. !B

…doch nicht alles passt

Es sind kleine Dinge, die den perfekten Realismus in Train Sim World 2 nicht zustande kommen lassen. Es sind Details, aber sie stören bei einem genauen Blick aufs Spiel dann irgendwie doch. Manche Sachen sind nicht so dramatisch: Bei den Leipziger S-Bahnen zum Beispiel blinken die Signale über den Türen dauerhaft – in der Realität tun sie das nur kurz vor und beim Öffnen der Türen. Schade, dass das nicht realitätsgetreu ist, ist es schon, aber es lässt sich verschmerzen.

Ärgerlicher finde ich, dass die Bakerloo Line immer nach „Not in Service“ fährt – warum wird hier nicht, wie bei den anderen Zügen auch, die korrekte Endhaltestelle an den Zügen angezeigt? Das finde ich schon bedauerlicher. Ansonsten ist vor allem an den deutschen Bahnhöfen auffällig, dass man sich zwar Mühe gegeben hat, die Aushänge realistisch aussehen zu lassen, diese es aber nicht wirklich sind, auch von den Formulierungen her nicht. Da viele Bahnhöfe auch mit denselben Schreiben versehen wäre es schön gewesen, wenn man sich von den echten Dingen, die so am Bahnhof hängen, inspiriert hätte.

Ein weiterer Aspekt, wo nicht unbedingt viel Realismus zu erwarten ist, ist von den Fahrgästen. Hier gibt es in Train Sim World 2 viele Klon-NPCs, die nur halbwegs realistisch ein- und aussteigen. Allein schon, weil sie den Zug nur betreten und dann auf einen Platz gebeamt werden. Das ist nicht weiter dramatisch, aber es gibt auch nichts, womit die Fahrgäste auffällig wären. Keine blockierten Türen, Gespräche, oder Ähnliches. Sie sind eben einfach da. Und in London fahre ich allzu oft noch mit ihnen ins Depot, da sie einfach nicht an der letzten Haltestelle aussteigen. !B

Blick aus dem Fenster eines Zuges bei heftigem Regen.
Auch als Passagier kann man die Aussicht und die Fahrt genießen. In Train Sim World 2 fast immer pünktlich.

Wie gut ist Train Sim World 2 auf PS5?

Technisch macht Train Sim World 2 auf der PS5 eine gute Figur, auch wenn nicht alles perfekt ist. Optisch geht das Gebotene aus meiner Sicht völlig in Ordnung: Das Bild ist schön scharf und die Effekte wissen zu gefallen. Vor allem die Züge hinterlassen einen wirklich guten Eindruck, bei der Umgebung und insbesondere den Fahrzeugen auf den Straßen ist aber noch deutlich Luft nach oben.

Ansonsten lassen sich seltsamerweise je nach Strecke unterschiedliche Wehwehchen beobachten, oder zumindest Wehwehchen in unterschiedlichen Ausprägungen. Auf der Bakerloo Line kommt es so immer wieder zu Aussetzern des Spieles – Bild und Ton stocken dann kurz. Das sollte nicht sein. Auf der Main-Spessart-Bahn habe ich auch immer wieder mit kurzen Tonaussetzern zu kämpfen, vor allem aber auch mit einer stark schwankenden Bildrate, zum Beispiel wenn zwei Züge gleichzeitig dargestellt werden.

Die Leipziger Strecke in Rapid Transit läuft insgesamt am besten. Doch selten stürzt Train Sim World 2 auch mal ab oder verhakt sich im Ladebildschirm. Und mit zu schnellen Aktionen im Cockpit ist das Spiel manchmal auch überfordert, sodass ich zum Beispiel nicht mehr beschleunigen oder nicht mehr bremsen kann und das Szenario neu starten muss. Hier wäre also noch etwas mehr Feinschliff wünschenswert, doch statt diesem gibt es in Train Sim World 2 eher fleißig neue Inhalte, denn mit meinen zwei Add-Ons habe ich nur einen Bruchteil der zur Verfügung stehenden Inhalte gespielt.

Die zusätzlichen Inhalte sind ein wesentlicher Bestandteil von Train Sim World 2 und du solltest dir bewusst sein, dass du mit dem Hauptspiel bei weitem nicht alles bekommst. Neue Strecken kosten in der Regel 29,99€, wenn sie nicht im Angebot sind, neue Fahrzeuge für die Strecken ca. zwischen 10 und 15€. Hier kommt schnell Einiges zusammen, wenn man viele verschiedene Inhalte haben möchte. !B

Warten an einem roten Signal auf der Bakerloo Line, ein anderer Underground Zug kommt entgegen.
Es ist wichtig, auf die Signale zu achten.

Fazit: Zugliebe für Einsteiger:innen und Enthusiast:innen

Gamer's Palace Score 83 von 100.

Ich mag Train Sim World 2, sehr sogar. Im Grundsatz ist es ein entspannter, sehr realistischer Simulator, der mit den richtigen Einstellungen aber auch für Enthusiast:innen perfekt geeignet. Fans von Zügen werden ohnehin zufrieden sein: Die Darstellung von Zügen und überwiegend auch der Bahnhöfe und Haltestellen ist nämlich überaus gut gelungen, inklusive der Soundkulisse. Nur kleine Dinge sind es immer wieder, die den Realismus etwas stören, so fahren wir in London beispielsweise dauerhaft nach „Not in Service“. Die technische Umsetzung ist auf der PS5 ist solide gelungen, wenn auch mit kleinen Stolpersteinen. In erster Linie ist Train Sim World 2 eine sehr solide Plattform, die bereits mit vielen zusätzlichen Inhalten versorgt wurde – und wahrscheinlich in Zukunft auch noch wird. Mein Tipp: Probier es einfach mal aus.

ProContra
+ Überaus realistische Darstellung der Züge– Kleine Details stören den Realismus (z.B. Zielanzeigen)
+ Sehr gute Geräuschkulisse– Framerateeinbrüche und Bild-/Tonaussetzer
+ Optisch stark– Verhalten der Passagiere nicht besonders realistisch
+ Einfach zu lernen und doch herausfordernd– Selten Abstürze

Offenlegung

Wir haben Train Sim World 2 selbst gekauft.

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Manuel Eichhorn
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