UMIDIGI gehört mittlerweile zu den bekannteren Smartphoneherstellern aus China. Auf dem Papier bieten die Geräte des Herstellers aus Shenzhen meistens ein hervorragendes Preis-/Leistungsverhältnis, und nachdem man eine Weile wohl in Schwierigkeiten war, scheint man sich aktuell auch bei allen Geräten viel Mühe zu geben. Das aktuelle Flaggschiff des Herstellers, das UMIDIGI S3 Pro, hat mich nun knapp zwei Monate in meinem Alltag begleitet. Hier schildere ich euch meine Eindrücke in unserem ersten Smartphone Test.
Während das UMIDIGI S3 Pro das Flaggschiff des Herstellers ist, kann es auf dem Papier zumindest beim Prozessor nicht mit dem aktuellen Snapdragon 855 mithalten. Allerdings ist der Preis für das S3 Pro mit knapp 300 Euro – oder 250 im Blitzangebot, denn es ist direkt über den UMIDIGI Store bei Amazon.de zu bekommen – auch ein ganz anderer. Mich interessiert allerdings ohnehin in erster Linie die Alltagsperformance, und im Bereich der Chinasmartphones gehört das UMIDIGI S3 Pro eben doch schon mit zur Oberklasse. Damit aber klar ist, worüber wir sprechen, werfen wir zunächst noch einen Blick auf die…
Technische Daten des UMIDIGI S3 Pro
- 6,3 Zoll IPS Display mit 2340 x 1080 Pixeln, inklusive Waterdrop-Notch
- MediaTek Helio P70 Octa-Core-SoC
- 6 GB RAM
- 128 GB interner Speicher, mit microSD erweiterbar
- 48 Megapixel Hauptkamera (Sony IMX586) mit 2fach optischem Zoom und 12 MP Telephotolinse
- 20 Megapixel Frontkamera (Sony IMX 376)
- 5150 mAh Akku mit 18 Watt Fast-Charging
- Android 9 Pie
- LTE Band 1/2/3/4/5/7/8/12/13/17/18/19/20/25/26/28A/28B
- WLAN b/g/n/ac, Bluetooth 4.2
Design und Verarbeitung des UMIDIGI S3 Pro
UMIDIGI hat sich für die Vermarktung seines aktuellen Flaggschiffs zwei starke Argumente ausgedacht: Besonderen Wert hat man auf die Kamera gelegt, die immerhin mit einem starken Sensor daherkommt, und auf das Gehäuse des S3 Pro: Die Rückseite ist aus Keramik gefertigt, ein Feature, das man sonst in erster Linie vom sündhaft teuren Samsung Galaxy S10 Plus kennt.
Die schwarze Keramikrückseite mit dem goldenen UMIDIGI Schriftzug darauf macht auch wirklich einen edlen Eindruck, wobei ich auch sagen muss, dass das Telefon bei mir ab Tag 1 in der mitgelieferten Schutzhülle verschwunden ist. Die sitzt nicht allzu stramm am Smartphone, gibt allerdings eine gute Struktur und macht das Smartphone schön griffig, das im Übrigen auch kein Leichtgewicht ist. Meines bringt inklusive der Schutzhülle 231 Gramm auf die Waage, was mich allerdings nicht stört. Ich mag es, wenn das Smartphone ein gewisses Gewicht hat, was sicher auch dem großen Akku geschuldet ist.
Die Verarbeitung des Geräts ist ansonsten beinahe makellos. Der USB C Port funktioniert super und mit jedem Kabel, die Knöpfe an der Seite sind mit und ohne Hülle gut erreichbar und haben einen wunderbaren Druckpunkt und funktionieren zuverlässig. Über dem Display liegt schon aus der Packung heraus eine Schutzfolie, sodass man nicht mit unschönen Kratzern leben muss.
Kleiner Schönheitsfehler: Das Kameraglas des UMIDIGI S3 Pro scheint nicht besonders kratzfest zu sein. Ich kann einige Kratzer auf dem Glas gut sehen, die allerdings am Rand sind und (noch?) nicht über die Linsen gehen. Das beeinträchtigt nicht die Funktion, allerdings sollte natürlich auch hier ein guter Kratzschutz gegeben sein.
Display und Sound des UMIDIGI S3 Pro
Mit das erste was einen bei einem Smartphone anlacht ist natürlich das Display. Selbstverständlich hat das UMIDIGI S3 Pro in dieser Preisklasse kein OLED Display zu bieten, sondern setzt stattdessen auf ein IPS Display. Es ist 6,3 Zoll groß und wird von der üblichen Waterdrop Notch durchbrochen.
Das Display ist insgesamt weder eine Stärke noch eine Schwäche des Smartphones. Es ist ein solides Display mit einer guten Darstellung, aber auch nicht mehr. Das liegt in erster Linie an der Helligkeit, die vor allem draußen manchmal etwas knapp ist. In Innenräumen flackert das Display manchmal etwas, weil der Helligkeitssensor auch auf sehr kleine Veränderungen des Umgebungslichts reagiert. Ihr haltet das Smartphone also etwas anders oder nicht ganz ruhig und es wird sofort nachgeregelt, was sich dann in dem Flackern äußert.
Die Darstellung des Displays an sich ist sonst völlig in Ordnung und es weist schöne Farben auf. Inhalte lassen sich gut lesen und Pixel sind bei der Auflösung und der Größe auch nicht mehr zu erkennen.
Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Sound aus dem UMIDIGI S3 Pro: Es hat einen Lautsprecher an der Unterseite, der einen soliden Sound wiedergibt. Für Videos und Instagram reicht das voll und ganz aus. In der Küche höre ich darüber auch mal kurz Musik. Bei manchen Quellen wird auch die Hörmuschel als Unterstützung hinzugenommen, was einen besseren Sound ergiebt. Zuverlässig ist das aber nicht.
Besonderes Lob dagegen hat die Telefoniequalität des UMIDIGI S3 Pro verdient: Beide Seiten sind klar zu verstehen und die Hörmuschel wird laut genug, dass man seinen Gesprächspartner auch in lauten Umgebungen versteht. Umgekehrt können andere im ungünstigen Fall euer Gespräch mithören, wenn ihr in einer ruhigen Umgebung seid, der Anruf allerdings noch laut eingestellt ist.
Performance des UMIDIGI S3 Pro
Vor allem, wenn ihr mit dem Smartphone spielen wollt, ist die Performance natürlich ein wichtiges Kriterium. Im S3 Pro sind ein MediaTek Helio P70 mit 6 GB RAM an der Seite verbaut. Das verspricht eine ordentliche Leistung und liefert sie auch. Im Alltagsgebrauch liefert das Smartphone eine saubere Performance, auch bei mehreren Apps gleichzeitig.
Auch beim Gaming konnte ich bisher keine Einschränkungen feststellen: Am meisten spiele ich Pokémon Go, was jetzt nicht unbedingt als Aushängeschild für Smartphone Performance dient, allerdings helfen ja sämtliche Eindrücke aus dem Alltag weiter, um die Performance eines Geräts zu beurteilen. Die ist hier einwandfrei und das Spiel läuft genauso gut wie auf einem Flaggschiff. Auch PUBG Mobile läuft auf dem UMIDIGI S3 Pro bei hohen Einstellungen absolut flüssig. Für aktuelle Spiele ist das Telefon also auf jeden Fall gerüstet.
Im Alltag ist die Performance erst recht sauber, wobei mit dem letzten Softwareupdate einige kleine Ruckler Einzug gehalten haben – doch dazu gleich noch mehr. Mit dem UMIDIGI S3 Pro hatte ich nie den Eindruck, an die Leistungsgrenzen zu kommen, Pokémon Go wird allerdings leider aus dem Zwischenspeicher geworfen, wenn man etwas anderes macht.
Software des UMIDIGI S3 Pro
Verbunden mit der Performance ist immer auch die Software eines Smartphones. Das UMIDIGI S3 Pro bringt Stock Android mit – euch werden keinerlei Anpassungen des Herstellers begegnen. Das System ist sauber und mir sind bisher keine Abstürze untergekommen – das ist die gute Nachricht. Google Zertifizierungen sind vorhanden, sodass auch die Benutzung des Stores und ggf. Google Pay problemlos funktioniert.
Das größere Thema bei UMIDIGI sind die Updates des Smartphones. Bisher gab es zwei Softwareupdates, wobei das zweite ein größeres Update war, das unter anderem eine neue Kamerapp mitbrachte. Die Qualität des Updates ist eher schlecht, denn die neue Kameraapp ist zwar im Grundsatz besser als die alte, bringt aber nicht die versprochene Leistung mit sich und vor allem der neue Nachtmodus ist wirklich schlecht, dazu auch gleich noch mehr.
Der Sicherheitspatch wurde nur mit dem ersten Update von Februar auf März angehoben, was noch OK ist. Hier kann man sich aber nur wünschen, dass der Support noch weiter anhält. Bisher ist die Politik von UMIDIGI hier kein Aushängeschild und die Smartphones aus der vorherigen Reihe werden schon gar nicht mehr geupdated. Von einem Major Update habe ich bisher bei UMIDIGI Geräten noch nichts gelesen.
Man scheint hier zumindest Besserung zu versprechen, aktuell läuft auch eine Umfrage für S3 Pro Nutzer, wie man die Qualität des letzten Updates beurteilt. Hoffentlich bedeutet das, dass es noch mehr Updates geben wird. Dennoch ist fraglich, ob das UMIDIGI S3 Pro jemals ein Update auf Android Q erhält.
Akku des UMIDIGI S3 Pro
Als Aushängeschild für das S3 Pro hätte UMIDIGI definitiv den Akku wählen sollen, denn die Performance hier ist spitze. Ich komme bei meiner Nutzung des UMIDIGI S3 Pro in der Regel über drei Tage. Ich nutze das Smartphone jetzt auch nicht als völliger Hardcorenutzer, allerdings gehören zum Tag trotzdem Surfen im Internet (1-2 Stunden), nebenbei etwas Musikhören, ziemlich viel Messenger und auch immer mal ein Pokémon Go Spaziergang sowie diverse Fotos.
Wie ihr auf dem Screenshot sehen könnt, reicht die Akkulaufzeit locker für zehn Stunden, eher zwölf, als Screen-on-Time.
Die Akkuleistung ist einfach sehr gut und während man bei einem anderen Smartphone Schweißausbrüche kriegt, wenn man einen Akkustand von zehn Prozent sieht, kommt man mit dem UMIDIGI S3 Pro hier noch problemlos durch den Abend. Auch das Aufladen funktioniert dank 18-Watt-Fast-Charging angenehm schnell, es dauert gut zwei Stunden. Ein passender Adapter ist im Lieferumfang.
Kamera des UMIDIGI S3 Pro
Was UMIDIGI als Werbeslogan für das S3 Pro wählte ist „Super Camera, super Power“. Das ist fast ein bisschen ironisch, denn ausgerechnet die Kameras waren jetzt nie unbedingt ein Aushängeschild des Herstellers – wie im Übrigen von den wenigsten Chinaherstellern. Man hat zwar Fortschritte gemacht, kann aber hier eben keinesfalls mit Oberklassegeräten – oder auch einigen sehr guten Mittelklassekameras – mithalten.
Das bestätigt sich im Großen und Ganzen auch für das S3 Pro. Bei Tageslicht sind wirklich solide Fotos möglich, die auch realistisch abgebildet werden. Bei Nacht sieht es dagegen ganz anders aus: Hier kommt schnell Rauschen ins Spiel und bei kaum noch Licht ein Foto zu schießen, geht gar nicht. So eine Magie wie ein Huawei P30 Pro kann das S3 Pro definitiv nicht.
Verbesserung versprach eine neue Kameraapp, die mit dem letzten Update auf das S3 Pro kam. Das Positive ist, dass die Kameraapp schneller und flüssiger läuft als die alte und Bilder wesentlich schneller auslösen.
Ein schlechter Witz ist allerdings der eingeführte Nachtmodus. Er möchte mit einer längeren Beleuchtungszeit arbeiten als der normale Modus, was er auch tut. Mangels Stabilisierung der Kamera müsste man das Smartphone allerdings absolut still halten, um hier ein vernünftiges Ergebnis zu bekommen. Im Endeffekt bekommt man daher verwaschene Fotos, die in vielen Fällen sogar weniger beleuchtet sind als mit dem normalen Modus aufgenommene Fotos (!). Nur bei einem Motiv waren dunkle Bereiche tatsächlich besser zu erkennen, allerdings ist das Bildrauschen auch zu stark, um von einem guten Foto zu sprechen.
Hier wird UMIDIGI im Bereich der Kamera seinem Werbeversprechen definitiv nicht gerecht, zumindest was die Low-Light-Qualitäten anbelangt. Natürlich macht die Kamera in vielen Situationen dennoch solide Fotos, auch mit einem brauchbaren zweifachen optischen Zoom, man muss sich nur klar vor Augen führen, dass das immer noch der Bereich ist, indem man mit Einschränkungen bei einem günstigen Smartphone wie diesem leben muss, wobei Hersteller wie Motorola ja aktuell zeigen, dass man auch in dieser Preisklasse schon außerordentlich gute Kameras haben kann, dann aber eventuell mit weniger Performance leben muss.
Die Videoqualitäten des UMIDIGI S3 Pro sind letztlich auch nicht besonders gut. Videos werden schnell verrauscht und die Tonqualität ist nicht besonders.
Sonstiges zum UMIDIGI S3 Pro
- Der Lieferumfang ist außergewöhnlich: Es befindet sich eine Schutzhülle, eine vorinstallierte Schutzfolie, ein passender Schnellladeadapter sowie ein hochwertiges und flexibles Ladekabel im Lieferumfang.
- Der Fingerabdrucksensor auf der Rückseite funktioniert sehr zuverlässig. Ich musste jetzt einmal die Fingerabdrücke neu einrichten, da die Zuverlässigkeit nachgelassen hat, dieses Problem habe ich allerdings immer.
- Ein Klinkenanschluss für Kopfhörer ist vorhanden und bietet eine gute Qualität.
- Alle Frequenzbänder für Deutschland für LTE werden unterstützt. Die Empfangsleistung im Mobilfunknetz ist hervorragend, die WLAN Empfangsqualität schwächelt allerdings, ist aber dennoch stabil, nur die Reichweite ist gering.
- Bluetooth gibt es nur in Version 4.2, funktioniert allerdings jederzeit zuverlässig.
- Eine Benachrichtigungs-LED hat das UMIDIGI S3 Pro leider nicht, was ich doch manchmal vermisse.
Update 18.08.2019: Firmwareupdates
UMIDIGI hat in den vergangenen Wochen noch weitere Firmwareupdates für das S3 Pro veröffentlicht. Damit wurden unter anderem die Kameraapps zu einer zusammengefasst und laut des Herstellers weiter die Kameraperformance optimiert. Große Unterschiede konnten wir nicht feststellen, allerdings ist es schön, dass es jetzt tatsächlich nur noch eine Kameraapp gibt und der Hersteller weiterhin am Telefon arbeitet. Für das S3 Pro gibt es nun schon beinahe ungewöhnlich viele Updates.
Der Google Sicherheitspatch ist indes immer noch unverändert auf dem Stand von März 2019, hier ist noch Luft nach oben.
Update 04.10.2019: Bildschirmflackern, Geistereingaben und andere Wehwehchen
Beachtet als Update zum Test bitte unseren neuen Artikel. Das UMIDIGI S3 Pro hat erste Wehwehchen entwickelt und Softwaresupport gibt es – fast wie erwartet – leider auch keinen mehr. Das ist echt enttäuschend und stellt eben die Frage, ob dann die knapp 300€ wirklich noch so günstig sind. Immerhin: Performance und Akkuleistung sind unverändert stark!
Fazit: Ein empfehlenswertes China Smartphone
Das UMIDIGI S3 Pro zeigt, dass der Hersteller solide Smartphones bauen kann: Im Bereich der Verarbeitung ist man tadellos unterwegs, die Performance im Alltag ist sehr gut und beim Akku hat man dem Großteil der Flaggschiffe sogar Einiges voraus. Im Endeffekt ist das UMIDIGI S3 Pro für viele Nutzer also vielleicht sogar das bessere Gesamtpaket als eins der ganz teuren Smartphones.
Für eine Rundumempfehlung mangelt es dem S3 Pro lediglich an einer besseren Kameraqualität, denn diese bleibt hinter den Erwartungen und auch hinter UMIDIGIs Versprechen, vor allem, wenn es um die Low-Light-Qualitäten geht. Hier kann man nur hoffen, dass der Hersteller noch nachbessert und der Softwaresupport besser ausfällt als bei den vorherigen Geräten des Herstellers. Ansätze dafür sind erkennbar.
Für mich persönlich fehlt noch eine Benachrichtigungs-LED, die ich einfach manchmal vermisse. Wer abgesehen davon einen zuverlässigen und vor allem ausdauernden Begleiter für den Alltag sucht, ist mit dem UMIDIGI S3 Pro bestens beraten, denn für die Kommunikation (mit einer hervorragenden Telefoniequalität sowie gutem Empfang), das Internet und auch das Gaming ist das UMIDIGI S3 Pro ein rundes Gesamtpaket, das man zum abgerufenen Preis wirklich empfehlen kann.
Pro | Contra |
---|---|
+ Gute Performance | – Qualität und Frequenz der Updates |
+ Herausragende Akkulaufzeit | – WLAN Empfangsleistung schwächelt |
+ Hochwertige Verarbeitung | – Kameraglas kratzanfällig |
+ Solide Bilder bei Tag möglich | – Schwäche der Kamera bei Dunkelheit |
+ Zuverlässiger Fingerabdrucksensor | |
+ Sauberes System | |
+ Lieferumfang | |
+ Hervorragende Telefoniequalität |
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