UnEpic ist erst Ende März für die PS4 erschienen, dabei datiert der Indie-Titel von Francisco Téllez de Meneses bereits auf das Jahr 2011! 2014 war das Spiel dann für Wii U, Ende 2015 für Xbox One und nun schließlich für PS4 umgesetzt worden. Wir haben uns erst jetzt erstmalig in das Retro-Abenteuer mit gefährlichen Dungeons gestürzt und erklären im Test, wieso hinter UnEpic so viel mehr steckt, als man zunächst erwartet.
Von der Pinkelpause ins Abenteuer
Ihr schlüpft in UnEpic in die Rolle von Daniel, einem ganz gewöhnlichen Typen, der gerne Videospiele spielt und Dungeons & Dragons liebt… Bei einem Spieleabend mit seinen Freunden geht der Gute mal aufs Stille Örtchen, doch dort wartet zwar keine Schlange im Klo, aber dafür fällt zunächst das Licht aus, und danach… Wacht Daniel in einem Schloss auf, einem Schloss, das uns an die 2D-Klassiker von früher erinnert. Fans von Castlevaniaund Co. dürften sich in UnEpic wohl fühlen. Auch der Soundtrack passt in diese Ära und ist sehr gelungen, leider gibt es aber keine Sprachausgabe, die in der PC-Version anno 2011 sogar einmal vorhanden war – Schade!
Im Prinzip lautet eure Aufgabe jetzt: Mit Daniel einen Weg nach draußen finden. Doch so einfach ist das natürlich nicht: Nicht nur kommt ein Dämon zum Vorschein, mit dem sich der Protagonist immer wieder Streitgespräche liefert und der versucht, die Kontroller über den Protagonisten zu gewinnen, sondern im den Schloss wimmelt es nur so vor Monstern, Fallen, Bossen… Und Quests. Für das Erfüllen der Aufgaben winken Erfahrungspunkte und vor allem wertvolle Belohnungen in Form von Items.
Eigentlich macht UnEpic in den ersten Spielminuten einen unscheinbaren und vor allem überschaubaren Eindruck. Auffällig ist nur der Humor, der das ganze Spiel über erhalten bleibt und sich in erster Linie durch pausenlose Easter Eggs auszeichnet. Egal ob Harry Potter oder Star Wars, kaum etwas wird hier nicht durch den Kakao gezogen. Im Spielverlauf trifft man viele weitere Figuren, die teilweise zum Schießen komisch sind.
Mit der Zeit stellt sich aber heraus, wie episch UnEpic wirklich ist: Nicht nur ist das zu erkundende Schloss riesig, und bis die Trophäe einploppt, dass man nun 25% des Schlosses erleuchtet hat (in jedem Raum müssen/können nämlich Fackeln o.Ä. mit dem dauerhaft getragenen Feuerzeug angezündet werden) vergehen gut und gerne fünf Spielstunden oder mehr. Darüber hinaus erreicht aber auch die Charakterentwicklung unerwarteten Tiefgang: Während wir zum Beginn unsere mit dem Levelaufstieg gewonnen Skillpoints noch eher achtlos verteilt haben, haben wir nach einigen Stunden viel Zeit mit dem Trainieren und Anpassen des Daniel verbracht.
Schloss der 1000 Prüfungen
Nicht nur die Licht- und Schattenspiele und das Erhellen der Gebiete ist UnEpic ziemlich stimmungsvoll inszeniert: Trotz der 2D Optik kann das Spiel grafisch überzeugen, denn die Lichteffekte sind nett und die verschiedenen Umgebungen des Schlosses, darunter Bibliothek und Kanalisation, sehr atmosphärisch gestaltet.
Spielerisch kommt keine Langeweile auf, denn neben zahlreichen verschiedenen Gegnertypen, die mit den passenden Waffen angegriffen werden wollen, halten einen insbesondere die Quests auf Trab, die bei der Schwierigkeit von Anfang an das ankündigen, was später Alltag wird: UnEpic hat es über weite Strecken wirklich in sich. Zum Glück gibt es allerlei Hilfestellungen in Form von Items, die man aber erstmal finden, kaufen oder herstellen muss: Alles kann man sich nicht leisten, auch wenn es einem teilweise so vorkommt, dass man irgendwie doch alles bräuchte. Nach wenigen Stunden findet man zudem das erste eigene „Haustier“, verschiedenste Geschöpfe, die unterschiedliche Aufgabe erfüllen: Ein mit umher schwebender Frosch frisst beispielsweise fliegende Gegner direkt aus der Luft. Doch Vorsicht: Jedes Haustier kann sterben und ist ohne passenden Trank dauerhaft verloren.
Auf Dauer kann UnEpic ziemlich verwirrend werden: Die Karte, die einem das Spiel zur Verfügung stellt, wird Freunden von Klassikern gefallen, ist aus heutiger Sicht aber eher rudimentär. Eine Art Schnellreisesystem steht durch Tore zur Verfügung, die sich in mindestens einem Raum jedes Gebiets befinden und somit das Schloss über einen zentralen Raum in der Nähe des Speicherpunktes zugänglich machen. Zur Sicherheit sollte man öfter dort speichern, zumal dann auch die Gesundheitspunkte wieder aufgefüllt werden, vor allem vor Quests bietet UnEpic aber faire Speicherpunkte. Erkundet ihr das Schloss jedoch gerade frei oder seid auf der Suche nach dem nächsten Tor oder Ähnlichem, werdet ihr im Falle eines Ablebens meistens wieder sehr weit zurückgesetzt.
Trügerische Sicherheit – Oder Frust?
UnEpic eignet sich nicht besonders gut dazu, Pausen von mehreren Tagen zwischen Spielsessions einzulegen, denn dann kann das Spielerlebnis ganz schnell unübersichtlich werden und man hat vergessen, wo man eigentlich hin muss.
Wer sich aber auf UnEpic einlässt, erlebt ein unerwartet episches und belohnendes Abenteuer, das auch auf Dauer einen guten Job darin macht, den Spieler bei Laune zu halten: Es gibt immer etwas zu entdecken, neue zugängliche Räume und vor allem immer etwas Unterwartetes: Mit scheinbarer Sicherheit zu spielen, macht UnEpic ziemlich gut. Kurzzeitig fühlt man sich so beispielsweise durch neue Fertigkeiten oder ein bestimmtes Item überlegen, während einem dieser Hochmut ganz schnell auf die Füße fallen kann.
Hin und wieder steigern auch kleine Probleme bei der Bedienung und bei der Spielmechanik die Frustgefahr: Inhaltlich stören einige Trial & Error Passagen, doch gravierender ist, dass die Bedienung in hektischen Situationen ganz schön verwirrend sein kann. Items werden über eine bestimmte Kombination von Schultertasten und einer weiteren Taste ausgewählt, sodass man schon mal das falsche drückt. Zudem überzeugt die Sprungsteuerung nicht gerade mit Präzision, vor allem in niedrigen Räumen. Davon abgesehen wird das klassische Inventar mit seinen kleinen Symbolen schnell unübersichtlich und ist eher fummelig zu bedienen – Darüber hinaus sind auch einige Schriften in Itembeschreibungen so klein, dass wir sie schlicht und einfach nicht lesen können.
Fazit: Unerwartet episch
UnEpic ist epischer, als der Name und der Spielbeginn es vermuten lassen. Für Spieler, die sich auf dieses klassische 2D-Abenteuer einlassen und viele Stunden Zeit mitbringen, entpuppt sich aus dem vermeintlich kleinen Dungeonausflug ein anspruchsvolles und jederzeit forderndes Abenteuer, das gut und gerne 20 bis 30 Spielstunden verschlingen kann. Atmosphärisch ist UnEpic über jeden Zweifel erhaben und macht einen guten Job darin, immer wieder neue Herausforderungen zu bieten, genügend Belohnungen zu verteilen und durchaus auch mal für Übermut zu sorgen. Für kleine Abstriche sorgen einige unnötige Frustmomente, das eher fummelige und übersichtliche Inventar sowie die generell nicht ganz optimale Steuerung. Ganz zweifellos bekommt man mit UnEpic aber ganz viel Spiel für kleines Geld – Der Titel steht im PSN für 9,99€ zur Verfügung und kann sowohl auf PS4 als auch auf PS Vita gespielt werden.
Pro | Contra | ||
+ Riesiges Schloss mit abwechslungsreichen Gebieten/Aufgaben | – Unnötige Frustpassagen | ||
+ Viele Herausforderungen, hoher Anspruch | – Inventar wird unübersichtlich | ||
+ Belohnender Charakter | – Bedienung fummelig und teilweise verwirrend | ||
+ Umfassende Charakterentwicklung | – Schriften zu klein | ||
+ Viele verschiedene Spielelemente (Elemente, Zauber, Haustiere…) | – Fummelige Sprungsteuerung | ||
+ Gute Atmosphäre | |||
+ Toller Humor für Gamer |
- Grafik: 80
- Sound: 80
- Umfang: 100
- Gameplay: 77
- KI: 70
Spielspaß: 83
Singleplayer:
- Story: Genau das Richtige für Gamer und Nerds mit Humor – Und bei eurer nächsten Pinkelpause seid ihr garantiert aufmerksamer.
- Frustfaktor: Teilweise sehr hoch.
- Wiederspielwert: Groß, da man im Spielverlauf diverse Herausforderungen findet, die man mit weiteren Spieldurchgängen angehen kann. Zudem beschäftigt UnEpic auch schon so gut und gerne 20 Stunden!
- Design/Stil: Atmosphärisch und technisch sehr gelungen, insbesondere die Licht- und Schatteneffekte überzeugen, wobei ansonsten für heutige Verhältnisse natürlich Luft nach oben ist.
- Musik: Die Musik passt sehr gut, leider fehlt die Sprachausgabe, die das Spiel auf dem PC (2011) schon mal hatte.
Informationen zum Testgerät
Plattform: PlayStation 4 500GB
Hardware: Standard, ohne ausgetauschte Hardware
Alter des Geräts zum Testzeitpunkt: 2 Jahre, 4 Monate (PS4 Launchkonsole)
Ein Reviewkey wurde uns vom Entwickler zur Verfügung gestellt.
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