Tokyo Mirage Sessions #FE (Wii U) im Test – Stars und Sternchen auf Wii U

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Tokyo Mirage Sessions #FE wurde bereits 2013 angekündigt, aber erst im letzten Jahr auch für Europa bestätigt, damals noch unter dem Projektnamen Shin Megami Tensei x Fire Emblem. Entwickler Atlus verspricht ein poppiges J-RPG für Wii U – Wir haben uns den Titel näher angesehen und klären, wer mit diesem Spiel so richtig auf seine Kosten kommt.

Buntes Tokio

Tokyo Mirage Sessions #FE erzählt die Geschichte der beiden Jugendlichen Itsuki und Tsubasa, die in ein ungewöhnliches Abenteuer verstrickt werden. Vor allem Tsubasa verbringt ihre Freizeit gerne mit den Konzerten der Pop-Stars Japans, und Itsuki mischt auch mit, wenn es sein muss. Doch dann werden die beiden Beteiligte an einem übernatürlichen Event: Die Ereignisse einer bereits Jahre zurückliegenden Tragödie, die als „mass disappereance“ bekannt ist, wiederholt sich. Ebenjene Popkonzerte sind Schauplatz des Geschehens: Menschen verschwinden, andere agieren als willenlose Hüllen.

Itsuki und Tsubasa erfahren schnell die Wahrheit – Hinter dem Ganzen stecken die Mirages, die auch von Menschen Besitz ergreifen können. Und so wird Tsubasa, die als Idol eigentlich in die Fußstapfen ihrer ebenfalls verschwundenen Schwester treten wollte, ebenso wie Itsuki in ein buntes und mysteriöses Abenteuer verwickelt. Tokyo Mirage Sessions #FE bietet eine zumindest thematisch erfrischende Story, motivisch und inhaltlich bietet man größtenteils bekannte und nicht unbedingt spektakuläre J-RPG Kost. Wie gewohnt werden Coming-of-Age-Elemente mit einer guten Mischung aus Ernst und Humor vereint, um insgesamt bei Laune zu halten.

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Nintendos Persona

Ich muss persönlich zugeben, dass ich weder die Shin Megami Tensei-Reihe an sich noch Fire Emblem im Detail kenne. Was ich aber kenne ist das SMT-Spin-off Persona, und dieses würde ich meiner Einschätzung nach am ehesten mit Tokyo Mirage Sessions #FE in Verbindung bringen, bzw. umgekehrt.

Von der Optik, von den poppigen Elementen und auch vom Gameplay her wirkt Tokyo Mirage Sessions #FE wie Nintendos ganz individuelles Persona, und vor allem diejenigen, die sehnsüchtig darauf warten, dass Persona 5 im Frühjahr 2017 auch bei uns erscheint, dürften mit Tokyo Mirage Sessions #FE vollkommen auf ihre Kosten kommen.

Das Spielerlebnis in Tokyo Mirage Sessions #FE ist dauerhaft bunt. Nachdem ihr eure Initiation als Mirage Master hinter euch gebracht habt, sind die Herzstücke des Spieles die umfangreichen Dungeons, die jeweils mit ihrem eigenen interessanten Gameplaykniff daherkommen. Hier geht es nicht nur ums Durchkämpfen, sondern auch um das Bestehen der kleinen Rätsel- oder Geschicklichkeitseinlagen, die von der Art her alle mit dem Pop-Anspruch des Spieles verknüpft sind. Im Dungeon eines Mirage-besessenen Fotografen beispielsweise dürfen wir nicht vor die Linsen der Kameras laufen, da wir sonst zum Ausgangspunkt zurückgesetzt werden. Das sind coole Elemente, die den Fokus teilweise erfolgreich von den sonst sehr häufigen Kämpfen nehmen – Stupide nur durch die Gänge latschen gibt es hier also nicht!

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Kampfsystem auf der Konzertbühne

Dass insbesondere Tsubasa dauerhaft ihre Gesangskünste verbessert, um erfolgreich gegen die Mirages bestehen zu können, merkt man im eigentlichen Kampfsystem eher wenig. Die echten Songs im Spiel werden nämlich in richtigen Animesequenzen gezeigt. Keine Sorge, die eigentlichen Kämpfe bestehen nicht aus Singübungen wie in Hatsune Miku-Spielen, ganz im Gegenteil, J-RPG-Fans bekommen ein anspruchsvolles und tiefgehendes Kampfsystem, in dem es auch nicht auf Rhythmusgefühl, sondern ganz andere Dinge ankommt.

Während der rundenbasierten Kämpfe gegen die zahlreichen verschiedenen Widersacher steht ihr zwar tatsächlich auf einer Bühne und werdet vom Publikum angefeuert, jedoch übt ihr dennoch normale physische oder magische Attacken aus. Das Kampfsystem in Tokyo Mirage Sessions #FE ist anspruchsvoll, tiefgehend und erfordert eure Aufmerksamkeit.

Die Gegner wie auch ihr selbst verfügt über bestimmte Schwächen und Resistenzen, nicht nur bestimmter Waffen, sondern auch Magietypen gegenüber. Wer diese Schwächen ausnutzt und die richtigen Skills auf Lager hat, kann mächtige Sessions auslösen: Session-Angriffe sind Folgeangriffe, die, falls möglich, automatisch ausgeführt werden und auch nicht einmal Aktionspunkte kosten. Somit könnt ihr eure Figuren ganz automatisch in langen Reihen angreifen lassen. Doch Vorsicht: Die Gegner können das natürlich auch! Nach einigen Spielstunden tretet ihr auch den ersten Widersachern gegenüber, die das nutzen. Glücklicherweise gibt es einen Haufen Skills, um sich selbst zu buffen oder sogar zu heilen. Davon sollte man Gebrauch machen. Teilweise gibt es zwar etwas zu häufig Kämpfe und das Geschehen verkommt bei kleineren Gegnertruppen zu sehr zur reinen Routine, aber trotzdem verlieren die Kämpfe in Tokyo Mirage Sessions #FE auch durch das Aufleveln und immer neue Skills nie ihren Reiz.

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Wii U… Wii U… Ah, das GamePad!

Tokyo Mirage Sessions #FE macht intensive Nutzen vom GamePad der Wii U. Ganz unbedingt braucht man die Anzeigen auf dem Touchscreen zwar nicht, aber nicht nur ist das GamePad euer Smartphone und somit die Nachrichtenzentrale, wo euch die anderen Figuren immer wieder Nachrichten schreiben, sondern ihr könnt hier auch auf eine ausführliche Map aller bereits besuchten Gebiete sowie auf ausführliche Übersichten über die Resistenzen eurer Feinde zugreifen.

Atlus hat sich nicht nur hier gut um die Besonderheiten der Wii U gekümmert, sondern liefert auch technisch ein rundes Erlebnis auf Nintendos Konsole ab: Die Optik geht trotz einiger stark flimmernder Kanten für Wii U Verhältnisse völlig in Ordnung, teilweise gibt es ganz kleine Framerateeinbrüche, ausschließlich in effektreichen Cutscenes.

Eine Besonderheit des Spieles ist natürlich der Soundtrack. Vorausgesetzt, man mag J-Pop, wird man Tokyo Mirage Sessions #FE alleine schon aufgrund der Musikuntermalung spielen wollen. Diese überzeugt eigentlich so gut wie immer. Bei der Sprachausgabe hat Nintendo mit Absicht auf eine englische Vertonung verzichtet, sondern alles im Original belassen, was angesichts der im Spiel vorkommenden Songs durchaus verständlich ist. Die restlichen Dialoge zu übersetzen, wäre allerdings natürlich durchaus möglich gewesen.

Tokyo Mirage Sessions #FE ist somit vielleicht etwas speziell, Spieler, die sich darauf einlassen, bekommen aber nicht nur ein tiefgehendes, sondern auch umfangreiches Spiel geboten. Der einzige Kritikpunkt ist auf Dauer, dass die Verwaltung der eigenen Attacken mitunter etwas kompliziert wird, da man sich bald entscheiden muss, ob man neu Gelerntes wirklich lernen möchte, und dabei einen anderen Skill opfern möchte. Die Slots an einsetzbaren Skills sind nämlich begrenzt, und das, obwohl das Spiel eigentlich so viele aufzuweisen hat. Der Knackpunkt dabei ist ja, dass es ja nicht nur auf die einzelne Figur ankommt, sondern dass man für alle Figuren im Überblick haben muss, ob diese ggf. mit einem Session-Skill in den Angriff einhaken können.

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Mit der Zeit kann man weitere Waffen für die Figuren herstellen, die jeweils neue Skills und ggf. Resistenzen bzw. Schwächen bringen.

Fazit: Ein kleiner Star unter den J-RPGs

Tokyo Mirage Sessions #FE ist für uns so etwas wie ein Überraschungshit geworden. Auch wenn nach unserem Eindruck Shin Megami Tensei bzw. Persona-Fans mehr Vertrautes entdecken werden, als die treuen Anhänger von Fire Emblem, da Tokyo Mirage Sessions #FE ungefähr wie Nintendos ganz eigenes Persona wirkt, so hat Atlus hier ein stimmiges und vor allem spaßiges Spiel abgeliefert. Mit dem tiefgehenden und anspruchsvollen Kampfsystem dürfte man alle J-RPG-Fans beeindrucken können, thematisch, optisch und auch akustisch sollte man auf alle Fälle zumindest ein wenig Begeisterung für den J-Pop zeigen können, auch wenn das Ganze im Prinzip eben nur Äußerlichkeiten sind, da Tokyo Mirage Sessions #FE inhaltlich und mechanisch sonst gewöhnliche J-RPG-Kost darstellt. Spielerisch sind ansonsten vor allem die interessanten Dungeons mit ihren Rätsel- und Geschicklichkeitseinlagen hervorzuheben, die interessante Nuancen ins Spiel bringen und nicht zu viel Routine aufkommen lassen. Bisweilen nehmen die Kämpfe aber doch viel Raum ein und werden ihrerseits eher zur Fließbandarbeit. Auf Dauer wird die Verwaltung der eigenen Skills zudem etwas kompliziert und bisweilen unübersichtlich, da man viel mehr Fertigkeiten lernt, als die Spielfigur beherrschen kann. Somit gibt es weniger Vielfalt und mehr unnötige Komplexität. Dennoch kann Tokyo Mirage Sessions #FE auch durch seinen großen Umfang auch dauerhaft begeistern. Ein tolles Wii U Spiel und die richtige Kost für alle, die auf Persona 5 warten.

Pro Contra
+ Tiefgehendes Kampfsystem – Teils zu häufige Kämpfe, eher Fließbandarbeit
+ Tolle Dungeons mit jeweils eigenem Konzept – Skillverwaltung wird auf Dauer kompliziert/unübersichtlich
+ Tolle Musik (für J-Pop-Fans) – Story eher gewöhnliche Kost
+ Technisch rund – Flimmernde Kanten und ganz leichte Bildratenprobleme
+ Gelungene Einbindung des Wii U GamePads
+ Auch langfristig viel zu bieten
+ Gelungenes Sessions-System

Technik: 88

  • Grafik: 84
  • Sound: 94
  • Umfang: 91
  • Gameplay: 85
  • KI: 85

Spielspaß: 84

Einzelspieler 

  • Story: Thematisch interessant, inhaltlich und motivisch eher gewöhnliche J-RPG-Kost.
  • Wiederspielwert: Umfang ist riesig – Später ermöglicht das Spiel auch verschiedene Figurenkombinationen – Häufig Speichern empfohlen, damit man die verschiedenen Nuancen genießen kann!
  • Frustfaktor: Nur stellenweise vorhanden.
  • Design/Stil: Gelungen und stimmig. Man sollte etwas mit J-Pop anfangen können.
  • Musik: Sehr gelungen. Siehe oben.

Informationen zum Testgerät

Plattform: Wii U
Version: Premium 32GB
Hardware: Standard, ohne ausgetauschte Hardware, Spiel installiert auf externer Festplatte (USB 2.0).
Alter des Geräts zum Testzeitpunkt: 2 Jahre

Wir bedanken uns bei Nintendo für die Bereitstellung des Pressemusters zu Tokyo Mirage Sessions #FE!

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Manuel Eichhorn
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