This War of Mine: The Little Ones (PS4) im Test – Auch im Krieg bleiben Kinder Kinder

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2013 bescherte uns 11bit Studios einen Titel, der mehrere Preise abstaubte, weil er den Krieg nicht in einem Shooter darstellte, sondern weil es sich um eine Simulation handelte, die einen in tiefe Abgründe stürzen kann. This War of Mine erhielt auch bei uns eine gute Wertung und fesselte uns mehrere Stunden an den PC. Mittlerweile wurde das Spiel überarbeitet, erweitert und erschien auch auf den aktuellen Heimkonsolen. Dieses Mal stehen euch auch Kinder zur Verfügung und wie sich das Ganze spielt, was sich wirklich verändert hat und ob es sich lohnt, verraten wir euch in unserem Test zur PlayStation 4 Fassung von This War of Mine: The Little Ones.

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Krieg ist nicht immer gleich?

This War of Mine: The Little Ones entführt uns mitten in einen Krieg. Wir müssen mit unseren Spielfiguren in erster Linie überleben. Das bedeutet: Wir müssen uns verteidigen, wir brauchen Rohstoffe und Nahrung, müssen unseren Unterschlupf sichern und in irgendeiner Weise dafür sorgen, dass wir uns nicht gegenseitig an die Kehle gehen. Zusätzlich zu dem ohnehin schon schwierigen Szenario gesellen sich nun hin und wieder Kinder, die wir ebenfalls schützen müssen und die uns stellenweise zur Weißglut treiben.

Während es schon im Hauptspiel sehr schwierig war, seine Spielfiguren durch den Krieg zu manövrieren, ohne dass man ab Tag 20 anfängt, seine Figuren zu hassen – immerhin beginnt irgendwann der Moment, wo es keine Rohstoffe mehr gibt und uns nichts anderes übrig bleibt, als zu stehlen – setzen die Kinder noch eine Schippe oben drauf. Es sind Kinder, das ist richtig, jedoch sind diese in den meisten Fällen nutzlos und zu schwierig zu schützen. Wie schon in anderen Simulationen, bei denen Kinder eine Rolle spielen, könnt ihr ihnen zwar kleinere Aufgaben geben und ihnen zeigen, wie man beispielsweise kocht oder Fallen aufstellt, doch von alleine machen sie es nicht, den Figuren fehlt an sich immer noch so etwas wie ein freier Wille.

Kinder sind zudem sehr viel weicher als Erwachsene, was logisch ist. Doch sie werden sehr viel schneller traurig und wenn sie am Anfang noch für ein Lachen im Unterschlupf gesorgt haben, sitzen sie bereits nach wenigen Tagen in der Ecke und weinen und zwar oft nur deswegen, weil mal einen Tag keiner Erwachsener mit ihnen geredet hat. Das alles ist sehr ärgerlich und führt nicht dazu, dass man den Krieg aus den Augen eines Kindes sieht, wie es so schön auf dem Beipackzettel beschrieben steht. Viel eher werden Kinder zu nervigen Wesen, die Aufmerksamkeit brauchen und keinen wirklichen Nutzen haben – also, so wie Kinder auch oft in der Realität sind, mit dem Unterschied, dass echte Kinder auch echte Aufgaben übernehmen können.

Wir hatten uns von der Erweiterung etwas mehr erhofft, auch dahingehend, dass vielleicht doch endlich auch einmal am Spielprinzip gearbeitet worden wäre, doch dazu später gleich etwas mehr. Was viel faszinierender ist, ist dass die Entwickler scheinbar ihre eigene Marketing-Kampagne nicht verstanden haben – oder dass Deep Silver und 11bit Studios ein bisschen aneinander vorbei geredet haben. In der Werbekampagne dazu heißt es, dass man den Krieg aus den Augen eines Kindes erleben kann und dass Kinder auch im Krieg immer gleich bleiben, dass sie lachen, weinen und spielen wollen. Letzteres stimmt auch, doch gerade bei der ersten Ankündigung waren wir uns nicht ganz einig: Kann ich auch nur mit Kindern spielen? Nein, kann man nicht. Man kann a) keine Kampagne starten, in der man nur eine Figur hat, weil man jemanden braucht, der nachts auf den Unterschlupf aufpasst und man kann b) auch nicht mit mehr als nur einem Kind spielen. Pro Kampagne darf man nur ein Kind mitnehmen. Hier hätten wir uns wirklich etwas anderes vorgestellt, aber gut, vom eigentlichen Spielprinzip unterscheidet sich This War of Mine: The Little Ones auch nicht unbedingt zum Hauptspiel.

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Krieg bleibt eben doch immer gleich

Vom Spielprinzip hat sich leider nicht viel getan, obwohl schon This War of Mine viel Potential hatte: Es wäre praktisch gewesen, wenn man nachts auch einmal zu zweit hätte auf Streife gehen können oder wenn mehr Entscheidungen und Interaktionen mit den NPCs oder anderen Spielfiguren möglich gewesen wäre. Doch davon fehlt leider auch in This War of Mine: The Little Ones jegliche Spur, was wirklich schade ist. Gerade wenn man jetzt ein Kind mitnehmen könnte, könnte man vielleicht ganz andere Stellen in den Gebäuden erreichen, die man plündern kann. Aber leider kann man auch kein Kind mit auf den Beutezug nehmen, wodurch die Kinder leider noch ein wenig nutzloser werden und irgendwann nur noch wie Ballast wirken.

Selbstverständlich ist das Spielprinzip an sich nicht schlecht, ihm hätten nur ein paar Veränderungen sehr gut getan. Noch immer nimmt es uns mit, wenn wir mit unseren Figuren leiden, wenn die Nahrung zu Ende geht oder wir nicht genügend Rohstoffe haben, wenn wir nachts überfallen werden und uns nicht wehren können oder wenn wir dann keine Medikamente haben, um uns wieder gesund zu machen. Vieles in This War of Mine: The Little Ones reißt einen mit, sodass wir trotz allem mit diesen seltsamen Charakteren, die da zusammengewürfelt werden, eine Bindung eingehen und mit ihnen leiden. Doch irgendwann kommt der Punkt, an dem es nicht mehr geht: Wir müssen uns entscheiden, jemanden zu bestehlen oder gar zu töten, wenn wir selbst überleben wollen. Das solltet ihr euch jedoch wirklich zweimal überlegen, da schon ein einziger Verstoß normaler Werte dazu führen kann, dass eure Figuren nach wenigen Tagen deprimiert in der Ecke sind und sich nicht mehr rühren. Auch das ist ärgerlich, deswegen: Achtet auf eure Figuren, sorgt euch um sie und kümmert euch darum, dass sie wieder aufgebaut werden.

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Umsetzung auf Konsolen

This War of Mine war bisher nur auf dem PC verfügbar und ist nun das erste Mal auch für Heimkonsolen erschienen. Auf der PlayStation 4 können wir euch verraten, dass das Spiel sehr flüssig läuft und es trotz der Bleistiftzeichnungen zu keinerlei Einbrüchen der Framerate kommt, was ein wirklicher Bonus ist, da viele Entwickler genau an diesem Punkt auf der PlayStation 4 straucheln. Ansonsten ist auch die Umsetzung auf der PlayStation 4 ein wenig tricky. Ihr steuert eure aktive Figur mit dem linken Stick und wählt fast alles mit X an, jedoch ist es manchmal gar nicht so einfach auch wirklich das auszuwählen, was ihr auswählen wollt. Hier hilft es, das Steuerkreuz zu nutzen.

Wenn man sich einmal an die Steuerung gewöhnt hat, kann man einmal der guten Soundkulisse lauschen, die nicht nur mit schönen und zugleich traurigen Musikstücken unterlegt ist, sondern die euch auch hören lässt, wenn sich euch jemand nähert – das kann einem schon ganz schön Angst einjagen. Auch grafisch kann sich This War of Mine: The Little Onesdefinitiv auf der PlayStation 4 sehen lassen, da der Detailgrad sehr hoch ist. Jedoch hat die Grafik einen fiesen Minuspunkt: Texte kann man kaum lesen, weil sie einfach viel zu klein sind. Es gibt nicht einmal Einstellungen, bei denen man sagen könnte, dass die Texte größer sein sollten – und so setzt man sich eben irgendwann direkt vor den Fernseher, um überhaupt lesen zu können, was passiert ist. Sehr schade.

This War of Mine: The Little Ones ist eine gute Umsetzung für Konsolen, doch scheitert es an so vielen Dingen, die nun einfach nicht mehr sein sollten und die auch nicht sonderlich gut durchdacht wirken. Hier hätte an vielen Stellen noch einmal nachjustiert werden können, um ein rundum runderes Spielerlebnis liefern zu können.

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Fazit: Kinder haben im Krieg nichts verloren

… oder sollten sinnvoller einzusetzen sein. This War of Mine: The Little Ones bringt ein interessantes Konzept auf die PlayStation 4, bei der ihr euch zwar im Krieg befindet, jedoch in die Rolle eines Zivilisten wechselt. Euer Ziel: Überleben und das möglichst lange und am besten bis zum Ende des Krieges. Schade jedoch, dass sich das Spielkonzept so oft selbst ins eigene Fleisch schneidet und den Spieler mit einem mehr als seltsamen Emotionssystem nervt, von den Kindern jetzt einmal abgesehen. Für die Konsolenfassung wurden Kinder dem Spielprinzip zugefügt, doch hier wurde offensichtlich stark aneinander vorbeigeredet, da man den Krieg nicht aus den Augen eines Kindes erlebt, sondern Kinder oft leider nur lästige Anhängsel sind, da man ihnen zum Beispiel keine festen Aufgaben zuweisen kann. Sehr schade, hier hätten wir uns wesentlich mehr erhofft.

Doch so viel wir auch meckern über This War of Mine: The Little Ones: Es ist kein schlechtes Spiel! Es macht jedes Mal Spaß, wenn man eine neue Sitzung mit noch unbekannten Charakteren beginnt, da man nicht weiß, wie die Welt dieses Mal aufgebaut ist. Es ist jedes Mal eine echte Herausforderung, jeden Tag aufs Neue zu überleben und Entscheidungen zu treffen. Wem gebe ich etwas zu essen? Klaue ich nun einfach etwas? Bringe ich den Mann einfach um, um an sein Essen zu kommen? Doch jede Entscheidung dieser Art hat negative Auswirkungen auf eure Figuren, die nach einigen Tagen nur noch als nervliche Wracks in der Ecke sitzen. Überlegt also klug.

Pro Contra
+ Interessante Überlebenssimulation – Schrift leider viel zu klein
+ Gelungene Soundkulisse – Kinder sind an vielen Stellen nutzlos und lästig
+ Grafisch auf recht hohem Niveau – Steuerung etwas tricky
+ Flüssige Umsetzung auf der PlayStation 4 – Emotionssystem unausgereift
+ Emotioniale Bindung zu unbekannten Figuren möglich – Nur ein Kind pro Spielrunde möglich
+ Man erlebt den Krieg einmal aus einer anderen Perspektive – Man erlebt den Krieg nicht „aus den Augen eines Kindes“
+ Eigene Szenarien möglich – Konzept nicht ausgereift

Technik: 73

  • Grafik: 72
  • Sound: 88
  • Umfang: 89
  • Gameplay: 61
  • KI: 57

Spielspaß: 70

  • Story: Ihr befindet euch im Krieg, schlüpft jedoch in die Rolle derjenigen, die um ihr Überleben kämpfen und versuchen, dem Krieg möglichst fern zu bleiben. Dass das nicht immer gelingt, ist leider klar.
  • Frustfaktor: This War of Mine: The Little Ones hat einige Dinge, die frustrierend sind, die jedoch offensichtliche Entscheidungen der Spieler waren. Es wird jedoch sehr ärgerlich, wenn die Figuren anfangen, depressiv in der Ecke zu sitzen und sich nicht mehr bewegen lassen. Auf diese Weise gibt es noch einige Dinge, die nicht sein müssten.
  • Wiederspielwert: Recht hoch, da man immer wieder versucht, doch noch zu überleben und sein Glück zu versuchen.
  • Design/Stil: This War of Mine: The Little Ones ist sehr düster und melancholisch gehalten, orientiert sich aber im Stil zwischen Bleistifzeichnungen und Realismus.
  • Musik: Die Soundkulisse ist der absolute Hammer und sorgt im richtigen Moment für einen erhöhten Adrenalinspiegel.

Information: Vielen Dank an Koch Media für die Bereitstellung des Musters.

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Beatrice Eichhorn
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