Früher habe ich mich immer als Stadtmensch gesehen. Ich brauchte das große geordnete Chaos einer Metropole, die Freiheit einer Großstadt. Doch in den letzten Jahren zieht es mich immer wieder in kleinere Orte zurück und wenn ich an meinen Lebensabend in so 30 Jahren denke, sehe ich mich eher mit Manu in einem gemütlichen Cottage an der englischen Küste, zwar immer mit der Nähe zur Metropole, aber trotzdem für uns.
In Videospielen wird immer mal wieder versucht, das Flair von großen und kleinen Städten einzufangen, doch nicht immer gelingt das. Umso überraschter war ich, als ich vor einigen Monaten das erste Mal meinen Fuß nach Haven Springs in Life is Strange: True Colors setzte und von der Freundlichkeit, Ruhe, Gelassenheit und Schönheit des Ortes vom Hocker gerissen wurde.
Als ich in Haven Springs aus dem Bus steige, wissen weder Alex noch ich, was uns erwarten wird. Stattdessen bleiben wir auf einer mit Blumen bewachsenen Brücke stehen, verfolgen den Flusslauf und lauschen ruhiger Musik, und ich bin überrascht. Ich habe noch nie ein Videospiel begonnen, in dem ich mich vom ersten Augenblick an entspannt gefühlt habe, wenn ich den neuen Ort betrat. Ich habe mich direkt willkommen geheißen gefühlt und als Teil der Gemeinschaft, obwohl ich noch nicht wusste, was mich erwarten wird. Das hat mich wirklich überrascht und es hat einen so bleibenden Eindruck hinterlassen, dass ich nun hier sitze und diesen Text tippe. Wer mich kennt, weiß also, was True Colors bei mir für Narben lassen wird. Vermutlich werde ich den Titel einfach so immer mal wieder anmachen, um einen Ort der Ruhe zu finden. !B
Ich habe mich zudem sehr gefreut, als ich Haven Springs das erste Mal alleine erkunden durfte. Allein, die Hauptstraße mit den vielen interessanten Läden wie beispielsweise der Lawineneisdiele entlang zu schlendern, hat sich so vertraut und liebevoll angefühlt. Oder später lockte dann der Park mit seinen Blumen und der Nähe zum See und dem Fluss, um erkundet zu werden. Oder der See an sich: Unendliche Weiten Wasser, die von schneebedeckten Bergketten umrahmt sind. Eine wahre Augenweide. Und in mir keimte der Wunsch immer mehr, diesen fiktiven Ort irgendwann auch mal in Wirklichkeit betreten zu können. Ein Wunsch, der mir nie erfüllt werden kann, fürchte ich.
Doch das ist nicht alles. Den Park würde ich zwar definitiv als meinen Lieblingsplatz wählen, doch Haven Springs hat noch einige andere Kleinode. Unter anderem versteckt sich in einer Gasse ein großes Wandbild, das einen Wald in den Farben eines dunklen Regenbogens erstrahlen lässt, ein Hirsch röhrt da ebenfalls drauf. Das ist ein wahnsinnig schönes und passendes Bild. Biegst du vom Bild aus in die nächste größere Straße, findest du dich auf der Rückseite des Blumenladens wieder und kannst die vielen kleinen Details in den Fenstern entdecken: Eine kleine grüne Gießkanne fiel mir dabei besonders ins Auge. !B
Manchmal bin ich in Haven auch einfach nur so herumgelaufen, um mich an den Details satt zu sehen und ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein. Klar, ausblenden sollte man die Geschichte von True Colors, doch an sich fühle ich mich trotzdem pudelwohl in dieser Gesellschaft und diesem wunderbaren Ort mit seiner friedlichen Blumenbrücke. Ich bin froh, ein Teil dieser Gesellschaft sein zu können und dir meine liebsten Bilder zeigen zu können.
In Haven Springs kann ich mir vorstellen, auch später zu leben. Es hat alles, was ich brauche, vor allem hat es Herzlichkeit, die auch Fremde einlädt, ein Teil dieser Bergstadt zu werden. Warst du auch schon in Haven und wenn ja: Welcher ist dein liebster Ort in diesem wunderbaren kleinen Städtchen mitten in Colorado? !B