Bea hat dem Release von Tales of the Shire monatelang entgegengefiebert. Da war doch dann auch schon ausgemacht, wer die Review schreiben wird, oder? Denkste! Am Ende schreibe ich sie – weil ja, ihre Begeisterung für Tales of the Shire hat mich irgendwann angesteckt und ich habe auch jede Menge Zeit in Wasserau verbracht. Tales of the Shire ist ein wunderbares Wholesome Game, das trotz seiner Verschiebungen noch jede Menge Feinschliff benötigt, um wirklich glänzen zu können.
Willkommen in Wasserau!
In Tales of the Shire hast du durchaus einige Aufgaben: Hilf dem Ort Wasserau dabei, offiziell ein Dorf zu werden – das ist die Hauptaufgabe, die sich wie ein roter Faden durch alles andere zieht, denn die meisten Dinge, die du sonst so erledigst, zahlen genau darauf ein. Freundschaften mit den anderen Bewohner:innen Wasseraus sind ein zentraler Teil dessen, aber auch der Ausbau der Vereine des Bald-Dorfes, wie zum Beispiel den Angelverein oder den Sammlerverein.
Tales of the Shire ist ein komplett gewaltfreies Videospiel, das in vielen schönen Momenten eine einfache Geschichte dieser Hobbitgemeinschaft erzählt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Farming- und mitunter auch Cozy-Games macht Tales of the Shire dabei noch eine Sache aus meiner Sicht erfrischend gut: Es verzichtet komplett auf Zeitdruck. Es gibt keinerlei Vorschriften, bis wann ein bestimmtes Ziel erledigt sein muss, du kannst Tales of the Shire ganz in deinem eigenen Tempo spielen. Das finde ich großartig.
Wenn man Beas und meinen Durchgang daher vergleicht, stellt man deutliche Unterschiede fest: Ich war bereits im Herbst und somit der zweiten Jahreszeit im Spiel mit der Hauptgeschichte fertig, während Bea ungefähr ein Jahr im Spiel gebraucht hat – ich glaube, sie hatte den etwas gesünderen Spielstil als ich und hat sich einfach mehr Zeit für das Dorf genommen. Ich habe mich vermutlich selbst ein bisschen viel unter Druck gesetzt – aber ich finde das sehr cool, dass der Fortschritt in Tales of the Shire nicht an die Jahreszeiten gebunden ist.
Freundschaft geht durch den Magen
Neben den Aufgaben in der Geschichte von Tales of the Shire ist der wohl wichtigste Aspekt, die Freundschaft mit den anderen Bewohner:innen von Wasserau steigern. Und das geht mit genau einer Sache: Gutem Essen! Jeder Bewohner, mit dem man sich anfreunden kann, hat bestimmte Lieblingsspeisen und bringt zudem bei jeder Essenseinladung Heißhunger auf eine bestimmte Geschmacksrichtung mit, sodass du das Lieblingsessen ggf. mit den passenden Gewürzen anpassen kannst.
Keine Sorge, das Freundschaftslevel steigt auch, wenn du etwas anderes kochst – aber die Lieblingsgerichte in passender Würzung und in guter Qualität bringen am meisten. So fügen sich quasi alle Spielelemente von Tales of the Shire zusammen: Wie in Farming-Spielen üblich, hängt gefühlt alles voneinander ab, damit man richtig gutes Essen kochen kann.
Freundschaftslevelaufstiege spendieren neue Rezepte, die wiederum zu den Lieblingsessen anderer Bewohner:innen gehören können, Aufstiege in den Sammelvereinen bringen bessere Werkzeuge oder neue Kochstationen, sodass es einfacher wird, bessere Zutaten anzubauen, zu finden, oder die Qualität der Gerichte direkt in der Küche zu steigern. Genau daher finde ich es so gut, dass in Tales of the Shire Zeitdruck keine Rolle spielt: Früher oder später „muss“ man nämlich durchaus alles machen, wenn man alles im Spiel freischalten will. Aber wenn du drei oder fünf Jahre im Spiel dafür brauchst: Na, dann ist das eben so!


Drei Sterne? Nur mit Glück!
Geschafft hast du es, wenn du eine Fünf-Sterne-Mahlzeit zubereitest: Das ist dann Essen höchster Güte. Die Prozesse in der Küche sind relativ eingängig, sodass man mit den passenden Zutaten und ein klein wenig Konzentration doch sehr nachvollziehbar gutes Essen kochen kann. Entscheidend sind zum Beispiel, wie stückig oder glatt ein Gericht ist oder wie knackig oder zart: Das kannst du mit dem Schneiden der Zutaten beeinflussen oder dem Nutzen verschiedener Kochstationen die Bratpfanne oder Kochtopf.
Die Kochmechanik ist also großartig, das Sammeln der Zutaten wesentlich schwieriger: Der Anbau im Garten ist dadurch, dass sich manche Pflanzen im selben Beet leiden können, andere eher weniger, auch noch gut nachvollziehbar, doch das Sammeln der Zutaten draußen in der Welt ist reine Glückssache. Besonders frustrierend wird es dann, wenn man das Sammeln mit den Quests des Sammler- oder Anglervereins kombiniert.
Auch wenn ich mir eigentlich nicht vorstellen kann, dass Tales of the Shire im Hintergrund eine Mechanik installiert hat, die die Spielenden ärgern will, so scheint sie dennoch ziemlich eindeutig da zu sein. Habe ich einen Auftrag, Walnüsse in guter Qualität zu sammeln, so sammle ich meistens Walnüsse in einfachster Qualität. Dann verkaufe ich beim Händler 40 oder 50 Walnüsse, weil ich so viele gar nicht brauche. Habe ich aber keine Sammelquest, bekomme ich Walnüsse mit zwei oder drei Sternen in größeren Mengen, die ich für den Auftrag gebraucht hätte. Ähnlich läuft es beim Anglerverein: Meist beißen genau die Fische nicht an, die ich für die Quests benötige.
Ebenso ärgerlich ist, dass einige der Quests grundsätzlich nicht funktionieren: „Koche mit Blumenkohl“, lautet mein Auftrag, dann mache ich das, doch der Fortschritt wird trotz passender Qualität des Essens nicht angerechnet. Dass diese Mechaniken in Tales of the Shire nicht richtig funktionieren, hat sich bei mir erst nach dem Abschluss der Geschichte in diesem Umfang gezeigt, bis dahin hat eigentlich alles ganz gut funktioniert.
Überhaupt gibt es noch ein paar Bugs bei grundlegenden Mechaniken: Die Hobbits nehmen es sehr ernst, wenn Verabredungen nicht eingehalten werden. Doch manchmal schicken sie direkt mit der Annahme ihrer Einladung auch den nächsten Brief, in dem sie sich aufregen, dass man das gemeinsame Essen verpasst hat – zum Glück ohne Konsequenz, aber komisch ist es schon, wenn man widersprüchliche Post von den Gästen erhält.
Auf dem PC wurde dieser Bug von Tales of the Shire mittlerweile mit einem Patch gefixt – ein Konsolenpatch lässt leider noch auf sich warten, auch wenn das entwickelnde Studio Weta Workshop auf X verspricht, dass ein Patch für Konsolen bald kommen soll. Und dieser ist auch aus anderen Gründen bitter nötig.
For our dearest Switch, PlayStation and Xbox players: we know the wait is frustrating, and we want to reassure you that patches are coming, they’re just taking a little bit more time to bloom. We’re so grateful for your understanding, and we’ll share updates as soon as we can 💚
— Tales of the Shire (@talesoftheshire) August 21, 2025
Eine Bildrate zum Davonlaufen
Ich weiß nach ca. 25 Stunden mit Tales of the Shire nicht, ob ich es positiv oder negativ bewerten soll, dass es keine PS5 Pro-Optimierungen gibt. Feststeht: Die Performance auf PS5 ist alles andere als flüssig. Tales of the Shire läuft zu keinem Zeitpunkt so flüssig, dass man das Bild auch als flüssig wahrnimmt. Es ist immer ein deutliches Ruckeln zu vernehmen, die Bildrate dürfte sich ungefähr im Zwanziger-Bereich aufhalten, wenn es im Spiel regnet oder schneit, ruckelt es noch ein bisschen mehr als sonst.
Funfact: Auf Beas Xbox Series S (!) läuft Tales of the Shire wesentlich angenehmer als auf meiner PS5 Pro – die Bildrate ist deutlich höher und auch so, dass das Spiel mehr Spaß macht. Dafür holt die PS5 Pro optisch etwas mehr raus, trotzdem gibt es aber ziemlich viel Flimmern, das Bild ist manchmal etwas verwaschen und es gibt deutlich sichtbare Pop-Ups. Die Xbox-Version hat also offensichtlich mehr Liebe erfahren als die PlayStation-Variante. Dafür kam es bei Bea einige Male zu Abstürzen des Spieles, die auf meiner PS5 nicht passiert sind, obwohl das Spiel ständig so wirkt, als möchte es gleich abstürzen.
Subjektiv nehme ich Tales of the Shire trotzdem als sehr hübsches Spiel wahr – die Atmosphäre und Gestaltung von Wasserau gefallen mir sehr gut und jede Jahreszeit im Spiel hat ihren ganz eigenen Reiz. Manchmal genieße ich einfach nur die Stimmung, zum Beispiel am Wintermorgen direkt vor meinem Haus – da spielt die Technik von Tales of the Shire seine großen Stärken aus. Und ich kann auch einfach mal eine Minute nur die Stimmung genießen, weil ich keinen Zeitdruck habe – ich kann es gar nicht oft genug hervorhheben.
Damit ich die Welt und vor allem meine Hobbithöhle mehr genießen kann, ist eine Sache wirklich wünschenswert: Es sollte mehr Interaktionsmöglichkeiten mit Gegegnständen in der Spielwelt von Tales of the Shire geben. Vor allem die Möbel inklusive Sesseln und Sofas sind einfach nur Deko. Zwar kann ich unzählige Dekoobjekte frei platzieren und habe somit wirklich viele Möglichkeiten, meine Hobbithöhle zu meiner eigenen zu machen, aber es bringt mir quasi nichts – in Betten kann man schlafen, aber sämtliche andere Objekte sind nur zum Angucken da. Cool wäre auch, wenn man mittels Tischen und Stühlen den Platz in der eigenen Höhle erweitern könnte, um mehr als zwei Hobbits gleichzeitig zum Essen einzuladen (dies geht nur an anderen Orten im Spiel). So weiß ich nämlich gar nicht, was ich mit meiner riesigen Hobbithöhle eigentlich anfangen soll.
Fazit: Cozy Game mit Patchbedarf

Ich habe meine rund 25 Stunden in Tales of the Shire mehr als genossen – Wasserau zum Dorf zu machen, für die anderen Hobbits zu kochen und die Freundschaft mit ihnen zu steigern, hat ganz ohne Zeitdruck und vielen süßen Geschichten sehr viel Spaß gemacht. Doch trotz seiner längerfristigen Verschiebungen braucht Tales of the Shire noch viel Feinschliff und es sind sicher einige Updates nötig, um hier alles rund zu machen: Die Performance der PS5-Version ist furchtbar, ärgerliche Fehler stecken in einigen grundlegenden Spielmechaniken. Wenn Weta Workshop hier noch nachbessern kann, wird das Erlebnis noch besser – auch wenn Tales of the Shire schon jetzt empfehle, wenn du auf der Suche nach einem gewaltfreien, zwanglosen Cozy Game bist.
Pro | Contra |
---|---|
+ Entspannendes Gameplay ganz ohne Zeitdruck. | – Schlechte Performance auf PS5 |
+ Schöne Spielwelt mit guter Atmosphäre | – Ärgerliche Bugs in grundlegenden Spielmechaniken |
+ Gewaltfreies Spielerlebnis | – Sammelsystem kann frustrierend sein |
+ Gelungene Kochmechanik | – Fehlende Interaktionsmöglichkeiten mit Objekten |
+ Schöne Jahreszeiten | – Dringender Update-Bedarf |
Offenlegung
Ich habe Tales of the Shire selbst gekauft.