LEGO City Undercover (Nintendo Switch) im Test – Charmante Verbrecherjagd

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Mehr als drei Jahre lang wurde es bedauert, dass LEGO City Undercover exklusiv für die Wii U erschienen ist – Und das auch noch zur Anfangszeit, sodass die Zielgruppe des Spieles stark beschränkt war. Doch nun macht sich Chase McCain bereit für die Verbrecherjagd auf allen Plattformen, denn TT Games und Warner Bros. haben eine Neuauflage des Titels für PC und alle aktuellen Konsolen veröffentlicht. Ich habe mich auf der Switch ins Abenteuer gestürzt, LEGO City erkundet und verrate euch, was euch mit diesem Titel erwartet.

Die Inspiration ist klar

LEGO City Undercover macht an vielen Stellen keinen Hehl darauf, wo die Entwickler ihre Inspiration hergenommen haben: Freilich heißt das erwachsene Vorbild Grand Theft Auto. Also ja: Auch in LEGO City Undercover geht es um Gangs, es wird sich geprügelt und Autos „geklaut“, aber alleine letzteres schon aus gutem Grund, denn Chase betont jedes Mal, dass es um wichtige Polizeiarbeit geht – Und somit springen die fahrenden LEGO Figuren ganz begeistert aus ihren Autos.

Schon beim Spielstart bedient sich LEGO City Undercover der bekannten GTA-Formel, denn erst einmal werden einige gezeichnete Szenerien aus der Spielwelt gezeigt und mit bissigen Kommentaren versehen. Im Gegensatz zum Vorbild scheint LEGO City Undercover diese Einblendungen aber nicht wirklich als Ladezeit zu benutzen, weswegen es nach dem ersten Mal eher nervt.

Von der Geschichte her muss man sich trotz der Inspiration natürlich keine Sorgen machen, LEGO City Undercover sei nicht für jüngstes Publikum geeignet. Die USK-Freigabe von 6 Jahren ist für diesen Titel voll und ganz gerechtfertigt. Mit gewohntem Charme und dem typischen Humor, der in LEGO City Undercover deutlich gelungener ausfällt als in anderen, neueren Ablegern, wird eine Geschichte rund um die Jagd auf den bösen Rex Fury erzählt. Chase McCain selbst ist indes ein sehr sympathischer und wandlungsfähiger Held. Ein kleiner Schönheitsfehler: Viele der Anspielungen sind dann doch in erster Linie für erwachsene Spieler gedacht, da die Kids diese erstens kaum kennen dürften und sie davon abgesehen möglicherweise auch ungeeignet wären. Doch umso spaßiger kann LEGO City Undercover für Eltern sein, die das Spiel zusammen mit ihrem Sprössling spielen – Wodurch es sich durch den auf der Wii U noch fehlenden, aber aus den LEGO Videospielen sehr bekannten lokalen Koop-Modus auch wunderbar anbietet.

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Yee-ha!

Offene Spielwelt voller Aktivitäten

Überrascht war ich über die Spielwelt in LEGO City Undercover: LEGO City wirkt wahrlich lebendig, sehr detailreich und es gibt natürlich auch recht viel zu tun. LEGO City Undercover mag zwar freilich nicht an aktuelle Open-World-Highlights anknüpfen, doch das soll und muss es auch gar nicht. LEGO City kann zu Fuß oder im Auto erkundet werden, und zumindest im späteren Spielverlauf gibt es überall etwas zu entdecken. Wie man das aus den LEGO Videospielen schon kennt, sieht man am Anfang zwar alles, kann aber kaum etwas davon machen, da einem die entsprechenden Fertigkeiten noch nicht zur Verfügung stellen. Diese lernt man fast ausschließlich in den Storymissionen, sodass es sich anbietet, LEGO City Undercover zunächst recht linear zu spielen und den Storymarkierungen zu folgen.

In LEGO City Undercover ist es mir etwas unangenehm aufgefallen, wie wenig man am Anfang machen kann. Ich nehme zwar an, dass viele Kinder durchaus ohnehin den grünen GPS-Studs folgen würden, die das nächste Storyziel anzeigen, aber es kann mitunter auch durchaus frustrierend sein, abseits des Hauptpfades nichts wirklich erkunden oder zu erreichen zu können oder insbesondere, bestimmte Aktivitäten nur zur Hälfte abschließen zu können, weil einem für mehr die entscheidende Fertigkeit fehlt.

Nach und nach erhält man den „Schlüssel der Stadt“, und allein die Anzahl von über 400 Goldenen Steinen macht deutlich, wie viel es in LEGO City zu tun gibt. Die Aktivitäten sind vielfältig und reichen vom Öffnen bestimmter Wege, über die Spurensuche und die Verbrecherjagd mittels Abhörequipment bis hin zu Minispielen – Beispielsweise ein nettes Basketballspiel im Park. LEGO City Undercover ist hierbei rundum kindgerecht gestaltet, denn für alles, was eine Fertigkeit erfordert, beispielsweise das Aufbrechen von Türen, wird die richtige Farbe der Aktivität angezeigt, sodass man nur eine entsprechende Verkleidung von Chase McCain auswählen muss. Türen aufbrechen geht nur in der Verbrecher-/Undercover-Verkleidung, mit Dynamit hantieren nur als Bergarbeiter… Und so weiter.

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Angeln kann man tatsächlich auch!

Spezialauftrag für Chase McCain

In LEGO City Undercover gibt es natürlich auch aus der Welt losgelöste Spezialaufträge, also Missionen im klassischeren Sinne. Diese sind wie aus allen anderen LEGO Videospielen gewohnt eher linear aufgebaut, stecken aber trotzdem voller optionaler Aktivitäten. Kurzum: Auch diese muss man mehrfach spielen, um alles freizuschalten, rote und goldene Steine zu finden, Polizeiabzeichen zu verdienen und auch „LEGO City Held“ zu werden.

Mir haben in LEGO City Undercover Aufträge in der offenen Welt unterm Strich mehr Spaß gemacht als die Spezialaufträge. Die Aufträge ermöglichen zwar eine größere Abwechslung und bieten auch aufregende Schauplätze, doch eine Verfolgungsjagd quer durch LEGO City hat mir dennoch mehr Freude bereit als ein Ausflug auf die Dächer der Stadt oder in eine Mine. Ich hätte mich an manchen Stellen im Spiel gefreut, wenn TT Games noch mehr die Potentiale der wirklich detailreichen LEGO City genutzt hätte, anstatt auf die Spezialaufträge zu setzen.

Was bei allen Aktivitäten auffällig ist: Der Schwierigkeitsgrad von LEGO City Undercover ist natürlich eher niedrig angesetzt, aber das macht das Spiel eben auch so kinderfreundlich. Erfreulich ist, dass gerade dem Kampfsystem trotzdem ein wenig Tiefe verpasst wird, indem man Kontern oder Gegner greifen kann – In den meisten Kämpfen braucht man das aber nicht wirklich. Vor allem die Kämpfe sind wirklich einfach, während es bei Verfolgungsjagden durchaus mal sein kann, dass man einen zweiten Durchgang braucht, auch wenn es dann meistens problemlos klappt. Bei den Minispielen ist das erwähnte Basketballspiel das anspruchsvollste, da man hier gutes Timing haben muss – Alle anderen sind für Erwachsene auch sehr einfach gestrickt.

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Auch einen LEGO Store muss es in LEGO City natürlich geben!

Wacklige Performance auf der Switch

Meine größte Sorge bei jedem LEGO Videospiel: Bugs und miese Performance. Von beidem hat auch LEGO City Undercover was zu bieten, aber es läuft trotzdem insgesamt besser als andere Spiele von TT Games der letzten Zeit. Also ja: In erster Linie die KI leistet sich in LEGO City Undercover manchmal heftige Aussetzer, sodass die Verbrecherjagd zum Witz wird, weil sich das Ziel nur im Kreis dreht. Doch die Spielelemente und Fertigkeiten, die in manchem Ableger schon ein Problem waren, funktionieren in LEGO City Undercover in der Regel einwandfrei. Kein genervtes dreifaches Drücken auf Tasten, dass Lumos endlich wirkt – Sowas klappt in LEGO City einwandfrei [Lumos haben wir aber leider nicht dabei].

Die größte technische Schwäche von LEGO City Undercover auf der Nintendo Switch ist die teils wirklich wacklige Performance – Die Spielwelt ist zwar wirklich detailreich und an vielen Stellen auch wirklich hübsch, doch das entschuldigt nicht, dass die Framerate vor allem in Verfolgungsjagden oder bei Wasser oder Feuer auf dem Bildschirm teilweise derart stark einbricht. Hinzu kommen auch Probleme mit Pop-Ins auf kürzerer Distanz, was den Eindruck untermauert, dass man nicht allzu viel Zeit mit der Optimierung des Titels auf Nintendo Switch verbracht hat.

Trotz der Probleme muss ich sagen, dass das Spielerlebnis nie unangenehm war: LEGO City Undercover spielt sich wesentlich besser als andere Titel von TT Games und fühlt sich insgesamt trotzdem rund an. Einige Fehlerchen bringen einem zwar zum Lachen, aber wenigstens nicht zur Weißglut. Außerdem sind mir keine Gamebreaker oder Abstürze begegnet – Das ist schon mal was Gutes und trug auch dazu bei, dass mein Aufenthalt in LEGO City so unterhaltsam war.

Fazit: Das beste Klötzchenabenteuer seit langem

Ja, auch LEGO City Undercover hat seine Macken und die Performance auf der Nintendo Switch ist bisweilen wacklig, aber: Das hier ist neben LEGO Harry Potter: Die Jahre 1-4 in der Remastered-Auflage eins der besten LEGO Videospiele, die ich seit einer ganzen Weile spielen durfte. Die offene Spielwelt hält vor allem zum Ende hin lange bei Laune, auch wenn man anfangs leider extrem der optionalen Aktivitäten wahrnehmen kann. Doch auch die detailreiche und humorvolle Gestaltung überzeugt und das Spiel steckt voller Abwechslung. Spieler auf der Suche nach Herausforderungen werden den sehr niedrigen Schwierigkeitsgrad bemerken, doch gerade für jüngere Spieler oder auch im Koop ist LEGO City Undercover vor allem eins: Ein recht umfangreiches und spaßiges Abenteuer in LEGO City. Und so soll es ja auch sein.

Pro Contra
+ Sehr kindgerechte Gestaltung… – … wobei insbesondere Anspielungen fast ausschließlich Erwachsene gemacht sind
+ Schöne und lebendige offene Spielwelt – Teils sehr wacklige Performance
+ Open-World Aktivitäten machen Spaß – KI Aussetzer machen manche Stellen noch einfacher
+ Viel Abwechslung – Potential der Spielwelt nur ansatzweise genutzt
+ Charme und Humor bei der Erzählung – Möglichkeiten am Anfang der begrenzt
+ Koop-Modus

Technik: 73

  • Grafik: 68
  • Sound: 85
  • Umfang: 85
  • Gameplay: 77
  • KI: 50

Spielspaß: 80

Einzelspieler

  • Wiederspielwert: Vorhanden – Durch die 15 Story-Missionen und zahlreiche Aktivitäten in LEGO City motiviert das Spiel einige Stunden zum weiter spielen.
  • Frustfaktor: Praktisch nicht existent. Der Schwierigkeitsgrad ist sehr niedrig, Fehlerchen sorgen eher für Lacher.
  • Design/Stil: Der Stil ist toll und sehr gelungen – Die Spielwelt überzeugt außerordentlich.
  • Musik/Sound: Musik, Sound und Synchro sind toll.

Informationen zum Testgerät (Nintendo Switch)
Plattform: Nintendo Switch
Edition: Standard, ohne ausgetauschte Hardware
Hardware: Titel installiert auf micro SD Karte (Samsung Evo Plus 128 GB)
Alter des Geräts zum Testzeitpunkt: 2 Monate (Launchkonsole)

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Manuel Eichhorn
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