Ich bin vor kurzem im eShop auf der Switch über Skellboy gestolpert. Artdesign und Gameplayelemente fand ich höchst interessant, und auch der Plot klingt ziemlich witzig. Nach meinem Durchgang durchs Spiel hat sich all das zwar irgendwie bestätigt, aber dennoch bin ich mir nicht so sicher, für wen genau Skellboy gemacht ist. Mehr dazu im Test.
Ganz viele Monster und ein Held
Ein Zauberer im Liebeskummer lässt längst tote Monster wieder auferstehen – und übersieht dabei, dass er auch einen Helden auferstehen lässt. Während die königliche Garde die Schwerter ins Gras wirft, liegt es somit natürlich an Skippy, die Welt wieder von den Monstern zu befreien. Soweit der Grundsatz von Skellboy. Das ist nicht nur eine ganz witzige Idee, sondern auch die Story ansonsten mit etwas Humor und einer Prise Selbstironie gespickt: Soldaten machen sich beispielsweise darüber lustig, dass man nie weiß, welche Waffen sich in den Waffenständern befinden. Cool gemacht.
Diese Art des „Zufalls“ spielt in Skellboy auch für euch und Skippy eine wichtige Rolle. Da Skippy ebenso wie die Monster von den Toten auferweckt wurde, kann er seine Körperteile beliebig tauschen. Kopf, Körper und Unterteil lassen sich frei zusammenbasteln. Ebenso wie bei den Waffen ist die Auswahl insgesamt aber überschaubar: Zufällig droppt hier nicht wirklich was, sondern das Spiel gibt euch das, was es euch eben gerade geben möchte.
Leider fehlt es Skellboy an vielen Stellen an Übersicht: Durch die Optik und teils auch die Kameraeinstellung muss man herumliegende Dinge meist erst mal aufnehmen, um herauszufinden, worum es sich handelt. Wenn mehreres beieinander liegt, ist es oft schwierig, ein bestimmtes Teil zu bekommen. Das ausgerüstete wird jeweils direkt weggeworfen – um herauszufinden, welche Eigenschaften ein Teil mitbringt, muss man zudem das Menü öffnen. Wichtige Features (beispielsweise wenn man brennenden Boden hinterlässt oder ein Teil besonders viel Rüstung mitbringt) werden aber direkt beim Aufnehmen angezeigt.
Undurchsichtige Spielelemente und Frust
Skellboy macht zunächst den Eindruck eines ziemlich zugänglichen und witzigen Spieles, entpuppt sich allerdings doch recht schnell als fieses Spiel, an dem man sich auch mal die Zähne ausbeißen kann. Schon innerhalb der ersten ein, zwei Stunden gibt es viel Frust, was aber in erster Linie am unvorhersehbaren Verhalten des Spieles liegt – irgendwie stehen viele Elemente der ersten zwei Stunden im Widerspruch miteinander. Ich gehe zwar davon aus, dass so der Schwierigkeitsgrad gesteigert werden soll, doch alles in allem ist das Spielerlebnis von Skellboy einfach nicht wirklich nachvollziehbar und ist unnötig frustrierend.
In erster Linie trägt dazu das Speichersystem bei: Skellboy speichert nur an Speicherpunkten in der Spielwelt. Im einführenden Gebiet gibt es davon zahlreiche. Doch direkt im ersten Dungeon, dem Kerker unter dem Palast gibt es nur einen einzigen Speicherpunkt direkt am Anfang. Aber: Stirbt man, merkt sich das Spiel alle im Level gemachten Fortschritte, sodass man zum Beispiel zum Endboss direkt durchlaufen kann, ohne aufgehalten zu werden. Stirbt man also beim Endboss, kann man auf direktem Weg wieder hinlaufen und hat sogar seine Ausrüstung noch.
Nicht so im Level danach, der Kaserne: Auch hier gibt es nur einen Speicherpunkt, das Level ist länger, schwieriger und erfordert teils fummelige Aufgaben. Stirbt man allerdings hier, landet man auch wieder am Beginn des Levels, doch das komplette Level ist zurückgesetzt und alles geht wieder von vorn los. Leider macht das Level jetzt auch nicht so viel Spaß, dass das besonders motivierend wäre.
Oldschool? Hack & Slash?
Skellboy fühlt sich zudem unheimlich träge an und ist zwar auf Oldschool getrimmt, passt aber vom Gameplay her weder so richtig in die Oldschool-Schiene noch zu Hack & Slays: Dafür sind die Kämpfe sogar mit schnellen Waffen zu träge. Doch auch technische Probleme plagen Skellboy auf der Nintendo Switch: Die Framerate ist nur schwankend stabil und immer wieder kommt es zu regelrechten Slowdowns, manchmal auch an wenig nachvollziehbaren Stellen. Dafür, dass die Entwickler den Titel nur auf die Nintendo Switch gebracht haben (eine Steam Version folgt später), ist das ziemlich traurig.
Die Kämpfe an sich sind schön abwechslungsreich, denn es gibt verschiedene Gegnertypen und insbesondere die abwechslungsreichen Bosse verlangen einem Einiges ab: Hier bietet Skellboy deutlich mehr als viele andere heutige Genrevertreter, wo mit ein paar Mal draufkloppen alles erledigt ist. Die Bosskämpfe sind tatsächlich auch die, die von der Geschwindigkeit her etwas höher angesiedelt sind.
Ein großes Problem von Skellboy ist, dass man sich die Kämpfe auch einfach sparen kann, wenn man Zeit und Frust sparen möchte: Ich bin dazu übergegangen, wenn ich in bestimmten Gebieten zu oft gestorben bin. Da die Gegner selbst meistens sowieso nichts Bahnbrechendes droppen und euch auch nicht hinterherlaufen, kann man viele Kämpfe auch einfach überspringen, indem man vorbeiläuft. Gesundheit gibt es zu oft auch nur an den Stellen, an denen man keine benötigt, nicht aber dann, wenn man sie wirklich braucht.
Aufgelockert wird das Gameplay durch Geschicklichkeitseinlagen, die trotz der nicht ganz präzisen Steuerung meist Spaß machen. Im späteren Spielverlauf werden die Areale etwas offener, das Spiel fairer und es gibt ein paar Nebenquests – auch trotz des Soundtracks, der eher in die mäßige Retro-Kategorie gehört als in die aufregende, kann Skellboy so durchaus angenehme Momente entfachen. Die Schwierigkeit ist aber, dass es viele Spieler da vermutlich gar nicht erst hinschaffen – ich fand die ersten zwei, drei Stunden wirklich frustrierend und durch das nicht nachvollziehbare Speichersystem ziemlich undurchsichtig. Übersteht man das, wird man nicht zuletzt auch durch eine recht hübsche Spielwelt mit Abwechslung entlohnt – nur zählt der erste Eindruck eben oft.
Fazit: Weltenrettung geht auch besser
Ich bin mir sicher, dass es Spieler gibt, denen Skellboy Spaß macht: Dazu muss man aber auf jeden Fall auf auf alt getrimmte und mitunter fiese Spiele stehen. Skellboy hat angenehme Momente, tolle und abwechslungsreiche, wenn auch frustrierende Bosskämpfe, eine nette Spielwelt, eine gute Prise Humor und eine witzige Geschichte. Geplagt wird das Spielerlebnis aber durch die Trägheit, technische Probleme wie Ruckler und durch viel Frust vor allem zu Spielbeginn, in erster Linie durch das nicht nachvollziehbare Speichersystem. Zudem fehlt es Skellboy an Übersicht, sodass das eigentlich innovative System mit den tauschbaren Körperteilen sein volles Potential entfalten kann. Für mich war Skellboy daher nichts – aber ich denke, dass nur mehr Feinschliff nötig gewesen wäre, um ein wirklich nettes Spiel abzuliefern.
Pro | Contra |
---|---|
+ Anspruchsvolle Bosskämpfe | – Nicht nachvollziehbares Speichersystem |
+ Gute Prise Humor / Selbstironie | – Träges Kampfsystem |
+ Nette Spielwelt | – Technische Probleme (Ruckler) |
+ Interessanter Plot | – Hohes Frustpotential |
– Fehlende Übersicht | |
– Mäßiger Soundtrack |
Technik: 60
Grafik: 58
Sound: 55
Umfang: 80
Gameplay: 59
KI: 51
Spielspaß: 48
- Story: Die Geschichte gefällt mit ihrem Plot und der Prise Humor.
- Frustfaktor: Sehr hoch – bedingt durch die Trägheit des Spieles, technische Probleme und unnachvollziehbare Spielelemente.
- Nachhaltigkeitswert: Ich sehe nicht, dass man in ein, zwei Jahren noch über Skellboy sprechen wird.
- Design/Stil: Gefällt insgesamt mit seinem Stil.
- Musik und Sound: Oldschool Soundtrack, der aber nicht sonderlich positiv in Erinnerung bleibt, aber auch nicht super nervig ist.
- Preis-Leistungs-Verhältnis: Ich finde die 20€ für Skellboy zu hoch angesetzt. Für diejenigen, die das Spiel aber wirklich lieben lernen, lohnt es sich.
- Akkuverhalten: In einer halben Stunde werden 20 Prozent Akku verbraucht. Es sind also gut zwei Stunden Spielzeit mit Skellboy auf der Switch mit einer Akkuladung möglich.
Offenlegung
Ein Reviewkey zu Skellboy wurde uns vom Publisher kostenlos zur Verfügung gestellt.
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