Dashing Dinosaurs & Sexy Centaurs (Steam) im Test – Zwischen Capulets und Montagues

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Die meisten von uns werden die Geschichte rund um Romeo und Julia in der Schule gelesen haben, doch die wenigsten von uns werden die Möglichkeit gehabt haben, ihre eigene Version der Geschichte zu schreiben. In Dashing Dinosaurs & Sexy Centaurs könnt ihr genau das. Mehr verrate ich euch im Test zum Steam Spiel.

Wenn Realität zum Theaterstück wird

Dashing Dinosaurs & Sexy Centaurs erzählt die Geschichte von Kit, der Eule, der unbedingt ein Theaterstück über Romeo und Julia machen möchte. Doch nicht, weil er das Stück von Shakepeare gelesen hat und deswegen ein megagroßer Fan ist, sondern weil Romeo und Julia vor wenigen Monaten verstorben sind. Er möchte sie ehren und das Theaterstück dazu nutzen, den Frieden im Land wiederherzustellen und die Fehde zwischen Montagues und Capulets endlich beizulegen. Dafür benötigt er die Hilfe von Quince, einem Dinosaurier, der ganz gute Stücke schreibt. Quince bin ich. Ich kann mich direkt am Anfang entscheiden, ob ich einen männlichen oder einen weiblichen Quince spielen möchte.

Und dann geht es schon relativ schnell in die Verteilung der Rollen. Beim Casting habe ich keine wirkliche Möglichkeit, irgendwelche Rollen festzulegen und auch sonst habe ich kaum das Gefühl, wirklich etwas im Spiel zu lenken. Es gibt nur wenige (drei) Situationen, in denen ich wirklich etwas an der Geschichte ändern kann, die ich spiele. Immerhin habe ich die Möglichkeit zu bestimmen, ob Romeo und Julia leben oder sterben sollen. Doch ich hatte mir mehr erhofft. Andererseits: Vielleicht müsste dann zu viel Vorwissen vorausgesetzt werden, sodass es auch wirklich einen Impact hat, wenn ich ganz bewusst viele Dinge ändere. Was zum Beispiel, wenn sich Romeo und Julia gar nicht auf einem Fest getroffen hätten? Doch darauf habe ich keinen Einfluss, da wir ja die „wahre“ Geschichte der beiden nachspielen, so mehr oder weniger.

Ein bisschen hier und da versucht Mama Capulet übrigens mich davon zu überzeugen, dass ich irgendwas Bestimmtes darstellen soll, weil sie sonst echt pissed wird, aber das ist mir egal. Im Grunde kann ich das Stück nämlich dahingehend beeinflussen, ob es aggressiv, abstrakt oder eher analytisch und trocken sein soll. So kann ich bestimmte Szenen hervorrufen, doch macht es nur bedingt einen Unterschied aus, was ein wenig arg schade ist. Ebenfalls ist es schade, dass ich zu Beginn des Spiels ein Tutorial erhalte. Ich klicke mich also durch alles und kann am Ende entweder „leave“ oder „explain“ wählen. Klickt man auf „Explain“, beginnt das Tutorial wieder von vorne und ich muss mir nochmal alles angucken. Ein wenig ungünstig.

Ich date mich durchs Spiel?

Dashing Dinosaurs & Sexy Centaurs ist nicht nur eine Visual Novel, sondern auch eine Datingsimulation, da man mit vielen Charakteren am Ende des Spiels, bevor der letzte Akt beginnt, auf ein Date gehen kann. Ich habe es mit Lex versucht und möchte mich soweit aus dem Fenster lehnen, dass an diesem Zeitpunkt der Geschichte ein Date mit fast allen Charakteren möglich ist, ganz gleich, ob man vorher mit ihnen geflirtet hat oder nicht. Das ist schade und mir ist auch nicht ganz klar, warum man diesen Aspekt überhaupt in das Spiel bringen musste – es passt irgendwie nicht rein. Dafür hätte ich mir mehr beim Einfluss auf die Story an sich gewünscht, sodass ich vielleicht wirklich meine ganz eigene Version von Romeo und Julia schaffen kann. Zumal mal im Spiel auch nur zwei Möglichkeiten hat, um auf ein Date zu gehen. Es ist also demnach überhaupt kein Hauptaspekt und hätte easy-peasy weggelassen werden können.

He, She, It?

Dashing Dinosaurs & Sexy Centaurs ist komplett auf Englisch, jedoch gibt es viele Herausforderungen. Zunächst einmal für alle unter euch, die die Sprache nicht ganz sicher verstehen: Es ist kein schwieriges Englisch und man versteht es gut, da auf eine recht einfache Sprache zurückgegriffen wird. Es ist somit alles wirklich gut zu verstehen. Sogar die ganz kurzen Phasen, die in einem älteren Englisch geschrieben sind, sind somit sehr einfach zu verstehen. Don’t fear the English language, guys.

Was ich jedoch sehr schade finde, ist dass auf Geschlechter in den Texten nicht so wirklich eingegangen wird. Ich habe die weibliche Version von Quince gespielt und spiele somit im Theaterstück einen Nonne namens Lawrence, die immer mal wieder mit „he“ angesprochen wird und in einigen Szenen wird sogar statt Nonne „Bruder“ gesagt, also Friar. Das sollte nicht passieren, wenn man die Option zwischen zwei Geschlechtern hat (prinzipiell ist es sowieso fraglich, wieso man nur zwischen zwei Geschlechtern wählen kann).

Und dann war plötzlich Stille…

Was mir gleich zu Beginn von Dashing Dinosaurs & Sexy Centaurs auffiel, ist der hervorragende Soundtrack! Es macht wirklich Spaß, diesem zu lauschen und auch einfach mal mit zu wippen und sich ganz gehen zu lassen – bis der Loop endet und der Song wieder von vorn beginnt. Das ist wirklich doof, da auf diese Weise die Atmosphäre des Spiels gänzlich verloren geht. Hätte man sich hier für längere Stücke entschieden oder die Loops so gelegt, dass man nicht hört, dass der Song wieder von vorne los geht, wäre es deutlich besser gewesen. Und dann gibt es da auch Momente, in denen in Dashing Dinosaurs & Sexy Centaurs überhaupt kein Song im Hintergrund läuft. Immer wenn das der Fall war, habe ich ein wenig arg an mir gezweifelt, doch tatsächlich lag es nicht an mir, sondern am Spiel selbst.

Und wenn ich einmal bei der technischen Seite bin: Der Zeichenstil von Dashing Dinosaurs & Sexy Centaurs ist wirklich gut, die einzelnen Charaktere gefallen mir sehr gut und sind im Detail auch wundervoll umgesetzt. Doch so ganz auf Details hat man dann leider nicht immer geachtet. Die Gesichter der Charaktere zum Beispiel weisen wenige bis kaum passende Emotionen auf, ebenso die kleinen Gesichter, die jedes Mal in den Dialogen auf der linken Seite angezeigt werden, sodass man weiß, wer gerade spricht. Diese kleinen Gesichter haben überhaupt gar keine Emotionen. Das ist doof und nimmt so die Stimmung von schwierigen Szenen. So habe ich es Julia nicht abgekauft als sie sich ihr Leben nehmen wollte, weil sie einfach gelächelt hat die ganze Zeit. So etwas darf in einer Visual Novel einfach nicht passieren. Dennoch ist Dashing Dinosaurs & Sexy Centaurs keine schlechte Visual Novel, denn ich hatte trotzdem meinen Spaß mit dem Titel, auch wenn er rund zwei Stunden andauert.

Fazit: Ganz nett, aber…

Ich bin mit Dashing Dinosaurs & Sexy Centaurs sehr zwiegespalten. Es ist eine nette Visual Novel, in der ich Romeo & Julia mehr oder weniger ganz nach meinen Wünschen nachbauen kann, dennoch fehlt mir die Freiheit, das auch wirklich zu tun. So zum Beispiel, dass ich beim Casting nur eine Handvoll der Schauspieler treffe und dort keine Entscheidung treffen darf. Da habe ich mir irgendwie mehr erhofft. Ebenso ist der Soundtrack ziemlich cool, aber leider sehr looplastig, sodass man immer hört, wenn der Song wieder von vorne losgeht, und an manchen Stellen gibt es überhaupt keinen Sound, was einfach nicht zur Stimmung passt. Und apropos Stimmung: Die Gesichter der Charaktere passen sich leider nur selten an die gespielte Szenerie an, was ebenso für eine nicht ganz passende Stimmung sorgt. Allen in allem ist Dashing Dinosaurs & Sexy Centaurs ein netter Zeitvertreib für zwischendurch, jedoch keine Story, die wirklich im Gedächtnis bleibt, was sehr schade ist. Für zwei Stunden Spielzeit sind 8 € ganz in Ordnung, doch für all die Abstriche bei dieser Visual Novel vielleicht doch ein kleines bisschen zu hoch gegriffen.

Pro Contra
+ Ganz nette Idee… – … auf die ich dennoch nur bedingt Einfluss habe
+ Passender und schöner Zeichenstil – Datingelement wirkt unnütz und nicht grundlegend durchdachte
+ Sehr gelungener Soundtrack – Soundtrack ist looplastig und an manchen Stellen gibt es gar keine Musik
– Auf das Geschlecht von Quince wird immer wieder fehlerhaft eingegangen

Technik: 64
Grafik: 85
Sound: 73
Umfang: 53
Gameplay: 46

Spielspaß: 64

  • Story: Du gestaltest ein Theaterstück rund um Romeo und Julia und datest hin und wieder auch mal jemanden aus deiner Crew.
  • Frustfaktor: Eigentlich nicht vorhanden.
  • Wiederspielwert: Gar nicht vorhanden, weil die Geschichte nicht im Kopf bleibt.
  • Design/Stil: Wunderschönes Design der Charaktere, sehr passend.
  • Musik und Sound: Hammermäßiger Soundtrack, der jedoch leider looplastig ist, sodass man es hört, oder gänzlich fehlt.

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Beatrice Eichhorn
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