The First Tree (Switch) im Test – (K)eine einfache Reise durchs Leben

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Mit The First Tree hat der Indieentwickler David Wehle bereits Ende 2018 ein kurzes Erkundungsspiel über die Irrungen und Wirrungen des Lebens herausgebracht. Aus irgendeinem Grund habe ich es bis vor kurzem nicht gespielt – das habe ich nun nachgeholt und verrate euch im Test, ob sich das Abenteuer lohnt.

Eine Reise durchs Leben

Ihr spielt The First Tree in Gestalt einer Füchsin, die ihre Jungen sucht. Parallel erzählt wird aber die Geschichte eines Sohnes, der den Kontakt zu seinem Vater und letztlich auch den Vater ganz verloren hat. Die Geschichten werden miteinander verflechtet, wobei in der Welt der Füchsin immer wieder Artefakte und Überbleibsel der Geschichte des Sohnes auftauchen.

Erzählt wird alles mit recht langen Texten des Sohnes – da The First Tree nur auf Englisch vertont sind, müssen Spieler, die des Englischen nicht mächtig sind, auf die recht langen eingeblendeten Texte zurückgreifen. Um das zu umgehen, hätte es mir gut gefallen, wenn The First Tree mehr Kleinigkeiten erzählt, wenn man tatsächlich an einzelnen Stellen in der Welt vorbei läuft. Es gibt zwar in der Welt „platzierte“ Erinnerungen, die sich aber teilweise im Ganzen auf Dinge beziehen, die man später erst bei der (optionalen) Erkundung entdeckt.

The First Tree erzählt durchaus eine schöne Geschichte und durch die Gestaltung der Welt lassen sich die erzählten Ereignisse gut nachvollziehen, allerdings ist die Verknüpfung zwischen Welt und Erzählung dennoch nicht hundertprozentig geglückt. Auch die Rolle der sammelbaren Funken bleibt das ganze Spiel über völlig abstrakt, obwohl sie zum Abschluss des Spieles noch eine nicht ganz unbedeutende Rolle bekommen. Das ist etwas schade, denn der Umgang mit Trauer und Reue ist großartig und vielfältig – und kann vor allem für Jugendliche oder junge Erwachsene eine bereichernde Geschichte darstellen.

Fragmente aus den Erinnerungen des menschlichen Erzählers sind in der Welt der Füchsin platziert.

Eine kurze Reise

The First Tree ist kein langes Spiel – ich habe knapp zwei Stunden gebraucht, um es durchzuspielen. Wenn man noch mehr erkundet, wird man nur unbedeutend länger brauchen. Leider ist gerade zum Anfang des Spieles nicht immer ganz klar, wo die Levelgrenzen liegen – so habe ich zwei Abschnitte beendet, ohne alles gesehen zu haben, obwohl ich es eigentlich wollte.

The First Tree kostet 10€ – wenn ich mir die Errungenschaften fürs Spiel anschaue, gibt es noch ein paar, die die Motivation durchaus steigern können. Auf der Nintendo Switch hat man diese nicht und ist daher vermutlich nach dem ersten Durchgang fertig, was schade ist, denn im ersten Kapitel gibt es eigentlich auch noch eine schöne optionale Geschichte bzw. Herausforderung. Die meisten Spieler dürfte das vor allem durch die Trophäen, Errungenschaften bzw. Gamerscore motivieren.

Versteckte Objekte gibt es darüber hinaus durchaus – doch sie sind nicht unbedingt offensichtlich und man kann das Spiel auch durchspielen und diese gänzlich verpassen.

Die deutschen Untertitel nehmen recht viel Platz ein.

Mäßige Technik auf Nintendo Switch

The First Tree bietet einen schönen und gut zu den Ereignissen passenden Soundtrack. Bei der Optik dagegen hatte ich den Eindruck, dass man auf der Nintendo Switch durchaus mit Abstrichen leben muss. Richtige Wow-Effekte löst die Welt trotz einiger schöner Panoramen nicht aus: Das liegt in erster Linie daran, dass sich Gräser und Objekte recht knapp vor euch aufbauen und insgesamt alles recht unscharf wirkt.

Auf den anderen Plattformen sieht The First Tree besser aus – gleichzeitig ist es aber ein Spiel, das wie gemacht ist für die Switch und es ist durch die Welt dennoch ganz schön anzusehen. Durchspielen könnt ihr es übrigens mit einer Akkuladung: Ich hatte nach meinem Durchgang von knapp zwei Stunden noch 46% Akku übrig.

Vom Gameplay her fühlt sich The First Tree stellenweise etwas schwammig an. Sprünge sind nicht immer ganz leicht zu koordinieren, allerdings wird The First Tree niemals frustrierend – man muss höchstens nochmal ein Stück zurück laufen, um einen Sprung nochmal zu probieren, doch sonst klappt alles ziemlich problemlos. Im Wesentlichen lauft ihr und es gibt einige wenige mäßig fordernde Sprungpassagen. Somit eignet sich The First Tree durchaus auch zum Spielen mit jüngeren Spielern, allerdings richtet sich die Geschichte des Titels meiner Meinung nach eher an junge Erwachsene als an Kinder.

Fazit: Eine schöne, aber einmalige Reise

Ich hatte mir von The First Tree ein wenig mehr erhofft und finde es nun weniger traurig als erwartet, dass ich es so lang nicht gespielt habe. Bitte nicht falsch verstehen: The First Tree erzählt eine schöne Geschichte und bietet ein entspannendes Gameplay für die Reise von ungefähr zwei Stunden (mehr, wenn man alle Geheimnisse entdecken will). Doch nach der Reise wurde ich mit dem Gefühl zurückgelassen, dass ich ein ganz schönes Erlebnis hatte, mir aber das gewisse Etwas zum wirklich emotionalen Abenteuer fehlt: Der Umgang mit Trauer und der Entwicklung des Lebens in der Geschichte ist zwar herausragend, doch die Verknüpfung zwischen Erzählung und Welt gelingt nicht komplett. Technisch ist es auf Nintendo Switch außerdem nicht ganz rund. Somit bleibt es mir in guter, aber nicht außerordentlicher Erinnerung.

ProContra
+ Schöne Geschichte und guter Umgang mit Trauer– Verknüpfung von Erzählung und Welt gelingt nicht komplett
+ Ansehnliche Spielwelt– Unklare Levelgrenzen
+ Gelungener Soundtrack– Technisch nicht ganz rund
+ Tolles Ende– Sammelobjekte erhalten bis zum Ende keine Bedeutung

Technik: 73
Grafik: 61
Sound: 85
Umfang: 63
Gameplay: 74
KI: 80

Spielspaß: 74

  • Story: Eine schöne Geschichte für alle ab ca. 14. Der Umgang mit Trauer und Reue ist super, allerdings hauptsächlich erzählerisch. Die Verknüpfung mit der Welt gelingt nicht ganz.
  • Frustfaktor: Nicht vorhanden.
  • Nachhaltigkeitswert: The First Tree hat definitiv einen Eindruck hinterlassen, doch ich glaube dennoch nicht, dass man in einigen Jahren noch darüber spricht.
  • Musik und Sound: Die Musik ist gelungen und passt.
  • Preis-Leistungs-Verhältnis: 10€ finde ich okay, wenn man mit Errungenschaften und den Geheimnissen im Spiel arbeitet. Sonst wären 8 Euro angemessen.
  • Akkuverhalten: Ihr schafft einen kompletten Durchgang mit einer Akkuladung. Auf einer Launch Switch brauchen 30 Minuten sonst knapp 15 Prozent Akku.

Offenlegung

Wir haben The First Tree auf Nintendo Switch selbst gekauft.

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Manuel Eichhorn
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