A Hero and A Garden (Switch) im Test – Gartenarbeit mit Tiefgang

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Es sind immer wieder die ganz kleinen Spiele, die niemand auf dem Schirm hat, die mich daran erinnern, warum ich Indiespiele so viel mehr liebe als große Blockbuster. So wurde ich auch von A Hero and A Garden überrascht, in dem so viel mehr drin steckt als man auf den ersten Blick denken mag. In meiner Review zur Switch Version verrate ich euch, warum dieses kleine Spiel ein kleines Highlight ist.

Bist du wirklich der Held?

A Hero and A Garden erzählt die Geschichte einer Prinzessin, die von einer bösen Hexe entführt wurde. Der Held des Königreichs macht sich also auf den Weg, um die Prinzessin zu befreien, kämpft sich durch die Horden an Monstern und verliert letzten Endes gegen die Hexe, die ihn daraufhin verflucht und in einen Garten sperrt. Schlimme Geschichte? Nein, nur eine Seite der ganzen Story.

Eigentlich lebten die Monster alle unter dem Schutz der Hexe friedlich in einem Dorf, bis der Held beschloss, es zu zerstören, um angeblich die Prinzessin zu befreien. Nun sitzt er in dem Garten und soll Beeren anpflanzen, um die Zerstörung wieder gut zu machen und beim Aufbau des Dorfes zu helfen.

Geschichte wird in der Regel von Siegern geschrieben, die immer nur eine Seite der Medaille beleuchten – wunderbar erzählt an A Hero and A Garden. Wer hier wirklich der Held ist, ist von der entsprechenden Sichtweise abhängig. Für das Königreich der Prinzessin ist unser Held kein Held, weil er versagt hat. Für das Dorf der Monster ist die Hexe die Heldin, weil sie das Dorf beschützt hat. Für mich ist keiner der beiden ein Held, sondern tatsächlich der gehörnte Arzt, der eine wichtige Rolle im Spiel spielt.

A Hero and A Garden hat so viel Tiefgang und schneidet dabei so viele aktuelle und immer währende Themen an. So zum Beispiel findet der Held die Monster schrecklich, weil sie anders aussehen – während der menschliche Held für die Monster anders aussieht. Es stecken so viele verschiedene Themen hier drin, einige davon im LGBTQ+ Bereich angesiedelt, andere im Rassismus und im Heldentum, doch der Großteil arbeitet auf Freundlichkeit und Awareness hin. Unheimlich faszinierend, unheimlich lehrreich. Danke!

Meine Beeren und ich

In A Hero and A Garden arbeite ich – wie es der Name des Spiels schon erahnen lässt – in einem Garten und ernte dort Beeren für bestimmte Aufgaben. Die Beeren sind alle mit einem Klick geerntet, nur zwischendurch mit es ein wenig mühselig, da alle unterschiedlich lange Pflanzzeiten haben. Das dauert manchmal und kann somit leicht in Langeweile abdriften. Dafür sind die Geschichte danach Gold wert. Leider wirkt dadurch das Gameplay ein bisschen wie ein Handyspiel, das einfach nur auf Zeit spielt.

An sich gibt es in A Hero and A Garden keine wirklichen Herausforderungen und der Kern der Geschichte liegt auch in den Beziehungen von Cyrus, unserem Held, zu den anderen Charakteren im Spiel, die alle ganz unterschiedliche Motive haben. Der Titel steht auch mit deutschen Texten zur Verfügung, die nur manchmal nicht ganz grammatikalisch korrekt sind, aber das macht im Endeffekt nur wenig aus, denn die Story selbst wird nicht verfälscht.

Der grafische Stil ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig, dafür sind die Charaktere aller selbst gestaltet und gezeichnet. Dafür ist der Soundtrack ziemlich schön, nicht aufdringlich, aber sehr passend. Hin und wieder spinnt die Steuerung auf der Switch ein wenig, wodurch ich beim Testen einmal Vorspulen aktiviert hatte, obwohl ich nicht einmal in einer Cutscene war, in der man vorspulen könnte.

Es ist ein niedliches kleines Spiel, das man für den Preis auf jeden Fall ausprobieren sollte. Mit etwa zwei bis drei Spielstunden kommt A Hero and A Garden daher und somit hat es die perfekte Spielzeit, um weder zu kurz noch zu lang zu sein.

Fazit: Wer braucht schon Helden, wenn man Gärten hat?

Ich liebe schlichtweg die Geschichte und die Themen, die A Hero and A Garden anspricht, denn sie sind wichtiger denn je. Doch nicht nur das, ich mag auch die Idee, die dahinter steckt, denn Geschichte wird von Siegern geschrieben und genauso wird sie auch dargestellt, doch dass ein Held, der eine Prinzessin rettet, dabei auch jede Menge Schaden anrichtet, wird in vielen Geschichten verschwiegen – und in unserer Story muss er sogar noch beim Wiederaufbau helfen.

Auch wenn die Arbeit im Garten ein kleines bisschen an ein simples Handyspiel erinnert, so ist sie es allein für die einzelnen Charaktere und deren fantastische Geschichten wert. Und für all das, was der Held so ganz nebenbei lernt. Für mich ist A Hero and A Garden ein wichtiges Spiel, das genau zur richtigen Zeit im Jahr 2020 auf der Switch erschien und ich hoffe, dass es noch viele Spielenden auf der Welt begeistern und faszinieren kann. Ein unheimlich wichtiger Release in diesem Jahr, den man nicht missen sollte.

ProContra
+ Spricht aktuelle Themen an– Beeren ernten kann monoton und langweilig werden
+ Tiefgehende Stories– Deutsche Übersetzung nicht immer fehlerfrei
+ Gute Atmosphäre– Grafikstil gewöhnungsbedürftig
+ Angenehmer Soundtrack
+ Tolle Charaktere mit lebendigen Geschichten

Technik: 78
Grafik: 76
Sound: 84
Umfang: 81
Gameplay: 71

Spielspaß: 86

  • Story: A Hero and A Garden hat so vieles, über das es spricht und nicht spricht, dass man es gar nicht in einen Story Abschnitt setzen kann. Eine hervorragende Geschichte über Sichtweise von Siegern.
  • Nachhaltigkeitswert: A Hero and A Garden sollte einen wichtigen Stellenwert haben, gerade weil es so viele aktuelle Themen anspricht und uns so vieles zeigt, was wir als Menschen nicht immer wahrhaben wollen.
  • Frustpotential: Nicht unbedingt, allerdings kann das Ernten der Beeren manchmal monoton und ein bisschen langweilig sein, was wiederum auch zu Frust führt.
  • Design/Stil: Hier wurde selbst gezeichnet, weswegen der Stil sehr gewöhnungsbedürftig ist.
  • Musik und Sound: Ein wunderschöner Soundtrack, der im Hintergrund ist und nicht aufdringlich.
  • Preis-Leistungs-Verhältnis: Für 4,99 € ist A Hero and A Garden eine interessante Geschichte, die sich lohnt.

Offenlegung

Ich habe mir A Hero and A Garden auf der Switch für 3,99 € zum Angebotspreis selbst gekauft.

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Beatrice Eichhorn
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