Der Wilde Westen fasziniert uns auch heute noch: Zwischen Räubern, Banditen, Cowboys … und Toten, die plötzlich wieder auferstehen. Ja, der Wilde Westen in Above Snakes ist ein kleines bisschen anders, Grund dafür: Ein großer, grüner Stein, der vom Himmel fiel. Ich habe mir den Toten Westen in einer zerstückelten Welt genauer angesehen und gehofft, zu überleben. Ob mir der Titel gefallen hat oder ob es sich nur um ein weiteres Survival-Abenteuer im Einheitsbrei handelt, kannst du in meiner Review zur Xbox Series S Version nachlesen.
Überleben in einer zerstückelten Welt
Above Snakes erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die im Wilden Westen Amerikas aufwächst. Sie ist gerade unterwegs, als eines Nachts ein grüner Meteorit einschlägt und die große Siedlungsstadt in der Nähe plötzlich in Corpse Creek verwandelt. Ziemlich schnell im Spiel wird klar: Dieses grüne Ding vom Himmel war nicht gerade ungefährlich und macht Tote zu Untoten, die im Laufe der Zeit plötzlich auch verschiedene Fähigkeiten entwickeln, doch dazu später mehr.
Der Anfang ist recht einfach: Baue hier was, sammle da was und reiße dieses Gebäude ab. Die Grundlagen sind dabei relativ einfach. Above Snakes ist ein Survival-Game, das dich dazu bringen wird, viel Zeit mit dem Sammeln und Herstellen von Rohstoffen zu verbringen. Das mag am Anfang noch gehen, wird jedoch fast schon ein bisschen lästig, wenn man später ganze Spieltage nur damit beschäftigt ist, Rohstoffe zu sammeln und sie nach Hause zu bringen und in Kisten zu verstauen, denn auch mein Rucksack hat nur begrenzt Platz – was mich in manchen Situationen wirklich wahnsinnig macht. Ich weiß gar nicht, wie viele Rohstoffe noch in der Welt rumliegen, weil mein Rucksack voll war.
Und wenn ich schon bei den Rohstoffen bin: Ja, ich kann das alles in Kisten lagern, damit ich es nicht mit mir rumschleppen brauche, doch da ich auch viele Gegenstände herstellen muss, stört mich sehr, dass ich nicht auf den Inhalt der Kisten zurückgreifen kann. Stattdessen muss ich regelrechtes Ressourcenmanagement betreiben, um auch die richtigen Dinge dabei zu haben. Mir ist sehr wohl bewusst, dass das ein bewusstes Feature im Game ist, aber so wie es umgesetzt ist, macht es mich doch sehr wahnsinnig. Zumal ich die Rohstoffe nicht nur fürs Überleben brauche, sondern auch um die zerstückelte Welt wieder zusammenzusetzen.
Ich mal mir meine Welt wie sie mir gefällt
Ein Aspekt, den ich an Above Snakes sehr cool finde, ist das Bauen der Welt. Ich beginne zunächst auf einem kleinen Stück der Welt und schalte über den Kartographentisch und das Fortschreiten in der Geschichte weitere Umgebungsquadrate frei. Diese kann ich dann an meine bisherige Welt anfügen und sie so vergrößern – doch das ist nicht immer ganz einfach und erfordert ein bisschen Puzzleverständnis. Ein bisschen kannst du dir das wie ein Domino-Spiel vorstellen: Du hast zum Beispiel ein Stück, das nur aus Wald besteht, also hast du nur zwei Möglichkeiten. Du kannst entweder ein weiteres reines Waldstück anlegen oder eines, das zum Beispiel zum Teil auch Ebene oder See hat.
Das Zusammenstückeln der Welt gefällt mir sehr gut und gibt mir viele Möglichkeiten, um zum Beispiel meine Laufwege kurz zu halten, denn auch Above Snakes folgt einem Tagesrhythmus und nachts möchtest du lieber nicht draußen bleiben. Du kannst zudem auch die Welt editieren, wenn du dich zum Beispiel verlegt hast, dafür brauchst du nur Tinte, die du herstellen kannst. Allerdings, und das finde ich schade, kannst du nur Weltstücke löschen, du kannst sie nicht verschieben oder drehen. Gerade zwischendrin hätte ich mir ein solches Feature sehr gewünscht, sodass ich nicht durch die halbe Welt laufen muss, um zum Schneegebiet zu kommen.
An sich ist das jedoch ein Feature, das die Spielwelt maßgeblich aufpoliert, denn so habe ich es selbst ein bisschen in der Hand, wo sich meine Rohstoffe befinden und wie ich am besten drankomme. Apropos Rohstoffe. In Überlebensspielen ist es prinzipiell Standard, dass man nicht alles vom Spiel aus der Nase gezogen bekommt. Es gibt keine übermäßig ausschweifenden Tutorials und wenn das Spiel zum Beispiel „Fischöl“ fordert, sagt es dir nicht, wo du das findest, sondern du musst es selbst herausfinden (oder das Internet fragen). Das ist auf der einen Seite gut, denn so kann man auch mal ein bisschen suchen, aber auf der anderen Seite stört mich genau das. Ich möchte in keinem Spiel sinnlos stundenlang umherirren und einen Rohstoff suchen, ich möchte wenigstens Hinweise erhalten. Meine Zeit ist genauso kostbar wie die von jedem anderen.


Huch, ganz schön laut
Was mir in Above Snakes das erste Mal aufgefallen ist, ist dass es an musikalischer Untermalung mangelt und das fehlt mir tatsächlich ausnahmsweise mal. Die Welt ist recht leise – einzelne Weltstücke haben Naturgeräusche wie das Zwitschern von Vögeln, aber sonst ist es relativ ruhig im Spiel, bis auf den Lärm, den meine Protagonistin macht. Ja, man die Geräusche immerhin im Menü leiser stellen. Doch ich war die ersten Male schon stark irritiert, als wir einen Blaubeerstrauch durchsuchten und es dabei so stark raschelte, als würde gleich ein Bär aus dem Busch kommen. Oder auch wenn wir über den Boden laufen, klingt das eher so, als würde ich direkt verfolgt werden. Das ist irritierend und sollte standardmäßig leiser als die Umgebung sein.
Dafür mag ich die Darstellung der Welt ganz gerne. Die vielen verschiedenen Rohstoffe, die es zu finden gilt, motiviert und es macht auch Spaß, immer wieder neue Gebiete zu entdecken und zu schauen, was dort zu finden gibt. Dennoch stelle ich mir bei der Welt Fragen. Wenn die Welt zerstückelt ist und ich sie erst wieder zusammensetze, wie kann es dann sein, dass plötzlich im Walt Untote umherstreifen, die es vorher auf meiner Weltkarte nicht gab? Wo kommen die her? Die Welt generell scheint nicht so stark besiedelt zu sein – wieso gibt es also so viele von diesen komischen Untoten? Und wieso können die sich weiterentwickeln?
Im Laufe von Above Snakes stößt du auf verschiedene „Untote“, manche von ihnen sind langsam, andere können schnell rennen und wieder andere spucken dich mit irgendeinem grünen Zeug an. Ich bin auch schon welchen begegnet, die eine TNT-Kiste auf dem Rücken trugen. Das erscheint mir alles ein wenig wirr und kann ich nicht ganz so doll einordnen.
Unabhängig von dieser Verwirrung ist die Umsetzung auf die Xbox Series S größtenteils gut gelungen. Hin und wieder, wenn die Welt gerade alle Rohstoffe nachwachsen lässt (ja, tatsächlich wachsen auch Steine mehrmals täglich nach), ruckelt es kurz, doch das ist verkraftbar. An sich läuft alles flüssig – nur die Eingaben manchmal nicht. Du erhältst im Spielverlauf einen Bogen, den dur mit RB benutzen kannst; allerdings kannst du ihn nur dann benutzen, wenn du nicht gerade neben etwas stehst, das du ernten kannst. Dann blockiert das Spiel und du solltest erst ein paar Schritte zur Seite gehen. Das ist aber das Einzige, was mir spielmäßig aufgefallen ist und was nicht so schlimm ist, wenn man es einmal verstanden hat.
Fazit: Survival-Abenteuer mit innovativem Konzept, aber vielen rauen Kanten

Above Snakes präsentiert sich als ein Survival-Crafting-Spiel mit einer interessanten und frischen Prämisse: Du baust deine Welt im Wilden Westen selbst zusammen. Dieses Puzzle-Element mit den Weltkacheln ist eine der größten Stärken des Spiels und motiviert ungemein, während du deine zerstückelte Umgebung nach Belieben gestaltest. Auch die schrittweise Entdeckung von neuen Gebieten, die Vielfalt der Rohstoffe und der grafische Stil sind sehr ansprechend.
Allerdings wird dieses Potenzial durch einige gravierende Mängel getrübt. Das Ressourcenmanagement wird durch den begrenzten Rucksack und die fehlende Möglichkeit, auf Kisteninhalte zuzugreifen, unnötig mühselig und frustrierend. Hinzu kommen unklare Rohstoffvorgaben, die dich ohne Hinweise auf die Suche nach bestimmten Rohstoffen schicken, was sich oft wie Zeitverschwendung anfühlt. Auch die Soundkulisse ist gewöhnungsbedürftig, da Alltagsgeräusche viel zu laut und irritierend sind. Trotz der guten Performance auf der Xbox Series S stören kleine Bugs wie Eingabeblocker. Above Snakes ist eine gute Idee, deren Umsetzung an einigen Ecken und Enden noch Feinschliff benötigt, um das Spielerlebnis wirklich rund zu machen.
Pro | Contra |
---|---|
+ Das Zusammensetzen der Welt aus Kacheln ist ein einzigartiges und spaßiges Feature | – Mühseliges Ressourcenmanagement und begrenzter Rucksack |
+ Das Entdecken neuer Gebiete und die Vielfalt der Rohstoffe sind ansprechend | – Das Spiel gibt keine oder kaum Anhaltspunkte, wo man bestimmte Rohstoffe finden kann |
+ Die Notwendigkeit, sich vor der Nacht in Sicherheit zu bringen, erzeugt eine gute Grundspannung | – Alltagsgeräusche der Spielfigur sind übertrieben laut |
+ Die Darstellung des Wilden Westens ist charmant | – Kleine Bugs und Logikfehler |
– Der Bogen wird in bestimmten Situationen blockiert |
Offenlegung
Vielen Dank an ReddeerGames für den Key zum Spiel.