In der Regel habe ich keinen Spaß mit Spielen, die aus dem RPG Maker stammen. Irgendwie spricht mich da selten die Optik an, doch An NPC’s Odyssey klang interessant: Als NPC mal die NPC Rolle hinter sich lassen und ein Held werden, obwohl das ganze Spiel gegen einen ist. Ob hier mit Klischees aufgeräumt wird? Ich habe den etwa einstündigen Titel auf der Nintendo Switch für dich gespielt und verrate dir, warum es eine der besten Stunden am Wochenende war. !B
Ein Leben als NPC
Als Jack aus dem Schlaf gerissen wird, herrscht draußen ein Aufruhr: Gefährliche Monster lauern rings um die Hauptstadt Excellen und das Königreich ist auf der Suche nach einen großartigen Helden, der die Monster in die Schranken weist. Jack ist eigentlich ein NPC, doch er sieht seine Chance, aus diesem Schicksal zu entkommen. Der perfekte Auftakt für An NPC’s Odyssey. Jack und ich machen uns also auf, um dem König unsere Dienste anzubieten, doch so ein blonder Held war einfach schneller als wir. Und hier beginnt der spannende Teil.
Jack gibt nicht auf, kehrt wieder nach Hause zurück und wird dort vom Helden überrascht, der einfach in sein Haus kommt, sich umsieht und die Kisten leert. Das lassen wir nicht auf uns sitzen und folgen dem Helden. Dabei erleben wir ziemlich viele interessante Momente, die wir sonst nur aus der Sicht der Heldenfigur erleben. Jack zum Beispiel kann nicht einfach frei in einem fremden Haus herumlaufen oder Kisten öffnen, schließlich ist er nicht der Held, sondern nur ein NPC. Verschiedenste Aspekte aus dem Leben eines NPC werden in den etwa 70 Spielminuten von An NPC’s Journey betrachtet und das auf ziemlich spaßige Weise. Manchmal reden sogar andere NPC nicht mit Jack, weil er eben nicht der Held ist.
Sogar die Charaktere, die uns begleiten, sind auf ihre Weise spannende NPCs, die es nur nicht zum Heldenmaterial geschafft haben. Ich hätte, ehrlich gesagt, nicht gedacht, dass ich mit An NPC’s Journey so eine humorvolle Stunden verbringen würde, geschweige denn überhaupt etwas lernen würde. Wenige Spiele geben das wieder, was Jack beklagt: In den meisten anderen Spielen kann ich als Held/-in die meisten NPC einfach so ausnehmen und ihr hart erarbeitetes Geld oder ihre Ressourcen einfach so mitnehmen, ohne Konsequenzen zu erleben. Gut, dass es hier mal aus der anderen Sicht dargestellt wird. !B
Ein kleines RPG
An NPC’s Journey ist dabei jedoch nicht nur eine Reise eines NPC, der zu höherem bestimmt ist, sondern auch ein kleines Rollenspiel – klassisch im RPG Maker erstellt. Das bedeutet, dass es rundenbasierte Zufallskämpfe hat – die du jedoch deaktivieren kannst, sobald du das NPC Certificate gefunden hast. Und das bedeutet auch, dass du für jeden Kampf Erfahrungspunkte und Gold bekommst, um stärker zu werden. Vor dem Bosskampf kannst du somit noch ein bisschen leveln – dann geht alles ein bisschen einfacher.
Übrigens sind die Kämpfe generell nicht schwierig: Lediglich der Bosskampf hat mich in An NPC’s Odyssey eine zweite Runde gekostet, weil ich – wie immer – nicht genügend Items dabei hatte, um mich zu heilen. Das passiert mir in der Regel immer vor Bosskämpfen, also war es nur logisch, dass das hier auch so ist. Ich liebe am Kampfsystem die Untertitel, die das Kampfgeschehen nochmal in einem anderen Licht darstellen, schade nur, dass die immer nur super kurz sichtbar sind, sodass ich sie gar nicht in all ihrer Vielfalt genießen konnte. Hier setzt An NPC’s Odyssey nochmal eine Schippe mit Humor oben drauf, ebenso bei den verschiedenen Skills, die die Charaktere im Laufe des Abenteuers lernen können.
An den Look aus dem RPG Maker kann man sich im Übrigen gewöhnen, das geht und hat irgendwann etwas Nostalgisches an sich. Der Soundtrack passt zudem auch ziemlich gut, auch wenn manchmal die Tonspuren abgehackt sind und somit zwischendrin Lücken entstehen. Gerade nach Kämpfen ist das auffällig und schade. Manchmal ist auch ein Hüpfer in den normalen Melodien der einzelnen Gebiete. Ansonsten ist An NPC’s Odyssey mehr oder weniger fehlerfrei bei mir gewesen, einen einzigen Buchstabendreher habe ich in den englischen Texten gesehen, das war aber nicht dramatisch. !B
Fazit: Überraschend unterhaltsam
Tatsächlich war ich am Ende von An NPC’s Odyssey überrascht, wie viel Spaß ich in den letzten 70 Minuten hatte und welch an sich tiefgehende Geschichte über das Leben eines NPC ich erleben durfte – und wie wenig Beachtung wir den Nichtspielercharakteren schenken, während wir ihre Häuser plündern. An NPC’s Odyssey ist ein kleines, aber feines Rollenspiel, das interessante Aspekte im Leben eines NPC aufgreift. Schade, dass es kleinere Hiccups im Soundtrack gibt und auch an den Look aus dem RPG Maker muss man sich erst gewöhnen, doch ansonsten ist das hier eine klare Empfehlung für eine sehr unterhaltsame Spielstunde.
Pro | Contra |
---|---|
+ Interessante Geschichte über einen NPC | – Schluckäufe im Soundtrack |
+ Unterhaltsames Kampfsystem | – Kleinere Tippfehler |
+ Spannende Charaktere | – Attackentexte zu kurz angezeigt |
+ Gute Darstellung der Welt |
Technik: 81
Grafik: 78
Sound: 86
Umfang: 87
Gameplay: 72
Spielspaß: 90
- Story: Jack geht auf große Reise und versucht selbst ein Abenteuer zu bestreiten, obwohl er nur ein NPC ist und ihn das die Welt spüren lässt.
- Design/Stil: An NPC’s Odyssey ist im RPG Maker erstellt worden und hat somit einen gewissen Retrolook.
- Musik und Sound: Die Melodien sind gut und passen zu jeder Situation, allerdings haben sie kleinere Aussetzer drin, in denen dann kurz Stille herrscht.
- Frustpotential: An sich gibt es das nicht. Das RPG ist relativ einfach und bietet wenig Frustpotential.
- Preis- und Leistungsverhältnis: Für knappe 5 € macht man hier nichts verkehrt und erhält rund 70 Minuten gute Unterhaltung.
Offenlegung
Ich habe mir An NPC’s Odyssey auf der Nintendo Switch selbst gekauft.