Clair Obscur: Expedition 33 erzählt eine traurige Geschichte über eine noch traurigere Welt, doch es gibt Hoffnung. Ich habe das Spiel schon eine Weile auf dem Schirm und war sehr froh, als es direkt zum Launch auch in den Game Pass kam – Grund genug, den Titel für mich in meinem eigenen Tempo auszuprobieren. Vor gar nicht allzu langer Zeit flimmerte der Abspann über den Bildschirm und ich blieb überrascht zurück. Überrascht über mich, überrascht über das Spiel. Wie sich Clair Obscur: Expedition 33 auf der Xbox Series S gespielt hat, verrate ich in meinem Test, ebenso ob ich wirklich Spaß hatte oder mich nur durch die Geschichte gequält habe.
Der Weg zur Malerin
Die Welt in diesem Rollenspiel aus dem Hause Sandfall Interactive ist keine Schöne: Seit 67 Jahren malt eine große Malerin eine Zahl auf einen Monolithen, weit entfernt außerhalb der Stadt Lumiére. Zu Beginn des Spiels erstrahlt die Zahl 34 auf dem Monolithen, doch der Tag der Gommage rückt näher. Einmal im Jahr ändert die Malerin die Zahl, rutscht eine Nummer weiter runter und lässt alle sterben, die älter als die dargestellte Zahl ist.
Clair Obscur: Expedition 33 beginnt mit der Gommage: Dem Tag, an dem die Malerin die Zahl von 34 auf 33 wechselt. Wir erleben hautnah mit wie Menschen, die den Protagonist:innen nahestehen, in einer Wolke aus Rosenblättern und Staub in alle Himmelsrichtungen wehen. Grund genug, mit dem Zahlenwechsel wieder eine Expedition auf die Reise zu schicken, Expedition 33, mit dem Ziel, der Malerin das Handwerk zu legen und wieder Frieden über die Welt zu bringen. So, wie es auch schon mehr als 60 Expeditionen zuvor versucht haben und scheiterten.
Ich begleite die Expedition, lerne Gustave, Lune, Maelle, Sciel und einige andere, die mich begleiten werden, am Tag der Gommage. Es ist ein emotionaler Einstieg. Einer, der sich bedeutsam anfühlt. Doch vermutlich haben sich all die Beginne der Expeditionen im Vorfeld auch so angefühlt. Zu diesem Zeitpunkt kann ich Clair Obscur: Expedition 33 noch nicht richtig greifen. Es ist für mich ein überspitzter Einstieg, der bewusst Emotionen hervorrufen soll. Bei mir bleiben die Emotionen aus, ich kenne die Figuren zu wenig, habe eine zu geringe Bindung, um wirklich was fühlen zu können – doch die Botschaft ist klar.
Ob wir es schaffen? Die ersten Minuten unserer Reise lasse mich stark zweifeln. Wir werden getrennt, wir verlieren viele, und dann bin ich allein. Tatsächlich haben sich ersten Minuten und Stunden im Spiel für mich sehr zäh angefühlt. Die ersten zehn Stunden habe ich den Titel nur widerwillig weitergespielt: Ich hab das Kampfsystem nicht verstanden, die Geschichte war mir egal, die Figuren konnten mich nicht packen – lediglich die wunderschönen Umgebungen, die sicherlich für viele Insta-Tourist:innen sorgen würden, wenn es nicht so gefährlich wäre, haben mich immer wieder ins Spiel zurückgeholt.
Und dann sprang der Funke über.
For Those Who Come After
Irgendwann, nach dem vergessenen Schlachtfeld, sprang der Funke über. Ich habe das Kampfsystem verstanden, hatte coole Charaktere im Team und habe regelmäßig Zeit mit meinen Figuren verbracht, sodass ich sie kennenlernen konnte. Das war auch der Moment, an dem ich beschloss, alle möglichen Nebenbosse zu erledigen – das tue ich normalerweise nie in Spielen, da es mir auch fast immer egal ist. Ich bin sonst immer froh, wenn ich die Geschichte durchbekomme, doch die Welt in Clair Obscur: Expedition 33 wollte ich sicherer machen für alle, die nach mir kommen würden, falls wir es nicht schaffen. Ich wollte möglichst viele Gefahren beseitigen.
Und als ich dann nach 20 Spielstunden auch endlich verstanden habe, wie das wirklich mit dem Parieren ging (ich hatte mir 20 Stunden lang einfach den falschen Button gemerkt), war auch so gut wie kein Gegner mehr sicher vor mir. Ich legte einen Nebenboss nach dem anderen, fand ein Tagebuch nach dem anderen, um möglichst viel über diese Welt zu wissen – und dann trat ich dem absoluten Hauptboss entgegen. Gefühlt war ich 40 Level über ihm, weswegen das für mich keinerlei Herausforderung darstellte.
Das Kampfsystem hat mich wirklich gefesselt, viel mehr als die Geschichte selbst, die für mich an sich gar nicht mehr so überraschend war. Das mit der Gommage fand ich an der Geschichte am spannendsten, der Rest war für mich ziemlich vorhersehbar, aber das ist auch nicht schlimm. Clair Obscur: Expedition 33 besticht für mich durch drei Dinge: Ein sehr gelungenes Kampfsystem. Wunderbare und hübsche Landschaften, die mit vielen verschiedenen Farbkombinationen spielen, um die richtige Atmosphäre zu schaffen. Und einem Soundtrack, den ich aktuell hoch und runter höre – jetzt auch gerade.
Ich denke, Sandfall Interactive hat für mich genau mit diesen drei Dingen ein Spiel geschaffen, das mir noch lange in Erinnerung bleibt – und das definitiv auch noch die spielen sollten, die nach uns kommen. Sandall Ineractive hat ein Fundament für kommende Generationen hinterlassen – ich bin gespannt, ob wir noch mehr Geschichten des Studios erleben dürfen.
Let’s Dance
Ich schrieb schon, dass ich vom Kampfsystem von Clair Obscur: Expedition 33 begeistert bin und das hat viele verschiedene Gründe. Zum einen finde ich die Sprüche der einzelnen Charaktere großartig: „Let’s Dance“ oder „It’s your time to shine“ bei einem Angriff finde ich sehr schön, aber auch Lunes „Turn to ice“ oder „Let them burn“ gefallen mir sehr gut, ebenso wie Sciels „Eyes don’t lie“. Diese Sprüche vermitteln mir so viel mehr über die einzelnen Figuren und sie passen gut zu ihren Charakteren. Eine gute Wahl.
Das Kampfsystem ist rundenbasiert, jedoch aktiv. Das bedeutet, das verschiedene quasi Quicktime-Events eine Rolle spielen: Angreifen, ausweichen und parieren muss zum richtigen Zeitpunkt gewählt und genutzt werden, um erfolgreich zu sein. Wenn du beim Angriff nicht A im richtigen Moment drückst, kann es auch mal passieren, dass Lune ihre Zauber gegen sich selbst richtet – und das kann richtig böse enden.
Weiter oben gab ich zu, dass ich erst nach gut 20 Spielstunden verstanden habe, wie das mit dem Parieren und dem Kontern funktioniert, weil ich einfach davon ausging, dass alle Konter auf derselben Taste liegen – das war dumm von mir. Für mich fühlt sich das Kämpfen in Clair Obscur: Expedition 33 wie ein Tanz an: Im Takt der gegnerischen Angriffe pariere ich oder weiche ich aus. Dazu benötige ich nicht nur meine Augen, sondern vor allem auch meine Ohren. Einige wenige Angriffe brauchen keine Ohren, da reicht es, wenn man die Bewegung sieht, um im richtigen Moment ausweichen zu können – doch die meisten kommen tatsächlich mit einem akustischen Geräusch aus. Wenn man sich darauf verlassen kann, ist das Meistern des Kampfsystems ein Kinderspiel.
Ich habe nach mehr als 50 Stunden es fast schon perfektioniert und kann jedem Angriff fast blind ausweichen – das finde ich großartig! Normalerweise kann ich mich auf meine Ohren nicht verlassen, weil sie alles Mögliche hören, nur nicht das, was sie sollen – doch in diesem französischen Rollenspiel ist das alles anders. Einige Kämpfe, wie zum Beispiel gegen die Pantomimen spiele ich tatsächlich probeweise mit geschlossenen Augen. Wenn es noch „Wetten das?“ geben würde, wäre das eine perfekte Challenge.
Kunstvolle Gemälde
Es gibt noch etwas, was mich an Clair Obscur: Expedition 33 begeistert: es hat kaum technische Herausforderungen. Was mir auf der Xbox Series S hin und wieder auffiel waren zu spät auftauchende Texturen, sodass diese manchmal aufploppten, und gerade zum Ende hin gab es auch hier und da leichtere Hänger in der Framerate, doch ansonsten hatte ich keine großen Herausforderungen. Da merkt man gleich, wie viel Liebe ins Spiel gesteckt wurde und wie gut gepolished es ist. Doch auch die einzelnen Umgebungen sind ein Traum. Wie oft ich stehen blieb, um den perfekten Screenshot zu machen, das glaubst du mir am Ende nicht.
Doch nicht nur Welt war kunstvoll. Es gibt schier unendlich viele Waffen zum Sammeln, alle mit verschiedenen Fertigkeiten und Fähigkeiten, sodass es Spaß macht, herauszufinden, was die einzelnen Waffen können. Neben diesen gibt es noch Pictos, die man finden und einsetzen kann. Die geben dann zum Beispiel Boni auf Angriffe oder schützen vor bestimmten Zuständen. Und das coolste ist: Je mehr man diese Pictos perfektioniert hat, desto besser kann man sie noch kombinieren und seine Charaktere fast schon unbesiegbar und übermächtig machen. Auch das hat mir viel Spaß gemacht, um zu schauen, was am besten harmoniert und wie ich gut durchs Spiel komme. Mein Fokus lag vor allem auf der Heilung.
Und dann gibt es da noch verschiedene Frisuren und Kleidungsgegenstände, die ich sammeln kann. Auf der einen Seite ergibt das für mich schon Sinn – immerhin spiele ich ein Rollenspiel, da gehört es irgendwie auch dazu, dass ich meine Figuren so anpassen kann, wie ich möchte. Doch aus rein storymäßiger Sicht ergibt es weniger Sinn: Ich bin auf einer tödlichen Expedition und soll die Malerin besiegen, die schon viele Jahre ihr Unwesen treibt. Ich bin mir sicher, dass ich mir da an sich weniger Gedanken um die richtige Frisur machen würde, so lange sie praktisch ist und mich nicht beim Kämpfen behindert. Also, ich mag den Aspekt, dass es verschiedene Frisuren gibt, sehr, finde ihn jedoch unpassend zur Geschichte.



Fazit: Eine Expeditionsreise, hoffnungsvoll stimmt

Clair Obscur: Expedition 33 hat mich auf der Xbox Series S nach einem zähen Start völlig in seinen Bann gezogen. Das Herzstück ist das phänomenale, rundenbasierte Kampfsystem, das sich durch präzises Timing und akustische Hinweise wie ein rhythmischer Tanz anfühlt und unglaublich viel Spaß macht. Visuell besticht das Spiel durch wunderschöne, farbenprächtige Landschaften und einen herausragenden Soundtrack, der die Atmosphäre perfekt einfängt. Technisch läuft der Titel überraschend stabil und poliert.
Obwohl die Story für mich persönlich etwas vorhersehbar war und die Sammelwut bei kosmetischen Items im Kontext der ernsten Geschichte deplatziert wirkt, überstrahlen die Stärken diese kleinen Makel bei Weitem. Sandfall Interactive hat hier ein Spiel geschaffen, das lange in Erinnerung bleibt und das Potenzial eines vielversprechenden Studios aufzeigt, ich bin sehr gespannt, was wir in Zukunft noch vom Studio erwarten können. Es ist eine klare Empfehlung für Fans von tiefgängigen RPGs mit innovativem Kampfsystem.
Pro | Contra |
---|---|
+ Hervorragender Soundtrack | – Zäher Start/Lange Einfindungsphase für mich |
+ Wunderschöne und kunstvolle Landschaften | – Teilweise wenige Überraschungen in der Story |
+ Fesselndes und einzigartiges Kampfsystem, wenn man es verstanden hat | – Das Kampfsystem braucht Zeit, um erlernt zu werden |
+ Gute technische Umsetzung auf Xbox Series S | – Kleidung/Frisuren eher unpassend zur Story |
+ Motivierendes Progression-System – Zahlreiche Waffen und Pictos zum Sammeln und Kombinieren | – Anfänglich fehlende emotionale Bindung zu den Figruen |
+ Gute Inszenierung der Welt und Tragbarkeit der Geschichte | |
+ Vielfältige Spielbereiche laden zum Erkunden und Besiegen der Nebenbosse ein |
Offenlegung
Ich habe Clair Obscur: Expedition 33 im Zuge meines Game-Pass-Abos gespielt.
- Clair Obscur: Expedition 33 (Xbox) im Test – Tomorrow comes - 28.07.2025
- Whisper of the House erscheint im August 2025 - 28.07.2025
- Whimside – Der Monstersammler erscheint im August - 23.07.2025