Mit Conglomerate 451 haben das Entwicklerstudio RuneHeads und Publisher 1C Entertainment einen interessanten Titel im Angebot: Vom Gameplay her ist es ein klassischer Dungeoncrawler, wobei wir es mit einem Cyberpunk-Setting zu tun bekommen. Für mich war es der erste Dungeoncrawler dieser Art seit einer ganzen Weile – ob mich die Rückkehr zur Fortbewegung „auf Schienen“ überzeugt hat, erfahrt ihr im Test.
Eure Mission zählt
Ich finde, Conglomerate 451 schafft es gut, Einstiegsfreundlichkeit und Anspruch unter einen Hut zu bringen: Zwar verliert man unter all den Anpassungsmöglichkeiten, der nötigen Forschung und Weiterentwicklung der Helden vor allem am Anfang schnell mal den Überblick, allerdings ist das Spiel dennoch so aufgebaut, dass es immer weiter geht: Die ersten Runden lang ist der Schwierigkeitsgrad sehr moderat.
Der Storymodus gibt ein Zeitlimit vor, denn man hat 75 Wochen Zeit, um seine Mission zu erfüllen: Die besteht daraus, Conglomerate City von korrupten Unternehmen zu befreien und unter anderem den Glauben in die Regierung wiederherzustellen. Stress löst das Zeitlimit nicht aus: Fortschritte beim Verringern des Einflusses der Unternehmen in den einzelnen Bereichen sind gut erkennbar, außerdem gibt es keine fest vorgegebene Missionsreihenfolge, sondern man wählt sich Woche für Woche erneut aus, was man tun möchte. Die meisten Aktionen dauern eine Woche, zum Beispiel die Missionen.
Mein erstes Scheitern kam dann aber plötzlich in Woche 10: Conglomerate 451 setzt auf ein Permadeath System für einzelne Teammitglieder, und so verlor ich tatsächlich, ohne es zu erahnen, in dieser Mission alle drei Agenten. Das war nicht vorauszusehen, denn zuvor war das Spiel fast zu einfach. Die Mission war zudem als leicht gekennzeichnet, ich hatte vorher schon „schwierigere“ Aufträge erledigt. Eine Art Bosskampf zuvor war gar kein Problem, während ich hier von drei „normalen“ Gegnern weggefegt wurde. Zum Glück hat mir ein Team aus anderen Agenten ohnehin mittlerweile besser gefallen, doch trotzdem muss ich hier festhalten: Beim Balancing bzw. beim Schwierigkeitsgrad von Conglomerate 451 besteht noch etwas Bedarf zur Feinjustierung, denn das Erlebnis war doch einigermaßen frustrierend.
Die Kämpfe und all das Drumherum
Die Kämpfe in Conglomerate 451 werden wie in klassischen Vertretern des Genre rundenbasiert ausgetragen. In jeder Runde darf jede Figur, egal ob Freund oder Feind, eine Aktion ausführen, im besten Fall nehmen dieser aufeinander Bezug oder helfen oder schaden anderen mit einem Effekt. Hier gibt es durchaus einige Feinheiten, mit denen die insgesamt acht Klassen, die man recht schnell freischaltet, ganz gut zusammenarbeiten können. Trotzdem laufen die Kämpfe, bleibt das Team gleich, relativ gleichförmig ab. Große Überraschungen bringen nämlich auch die Gegner meistens nicht mit. Es ist gut, dass man zwischendurch immer mal Agenten wechseln muss, zum Beispiel weil Figuren zur Heilung geschickt werden müssen.
Die Kämpfe sind irgendwie schon das wesentliche Gameplayelement von Conglomerate 451, allerdings wird es sehr gut aufgelockert und mehr Spannung und Anspruch steckt fast doch im Rest: So sind die „Dungeons“, die man erkundet, teilweise gut verschachtelt und warten mit zusätzlichen Aufgaben auf. Mal muss man Magnetschlüssel finden, um Türen öffnen zu können, mal kann man entweder das Gebiet nach einem Schlüssel absuchen oder direkt versuchen, mit einem Hack zum Erfolg zu kommen: Das Hacken wartet mit verschiedenen Minispielen auf, die je nach Fertigkeit der Figur einfach oder auch verdammt schwer sind, sie sind in jedem Fall aber abwechslungsreich und bringen immer mal frischen Wind ins Erlebnis.
Ebenfalls einige Zeit verbringt man im Hauptquartier mit Forschung, dem Aufleveln der Helden und Verbessern von Waffen – hier braucht es eine Weile, bis man das Zusammenspiel all dieser Elemente herausgefunden hat. Im Endeffekt passt alles gut zusammen, wobei man nicht alles so schnell erreichen kann, wie man vielleicht möchte. Cybertechnologie zum Beispiel, um den Agenten, bei denen es sich allesamt im Klone handelt, zusätzliche Implantate zu verpassen, ist richtig teuer, was aber auch verständlich ist. Grundsätzlich kann man sich in Conglomerate 451 auch dafür entscheiden, einen Bereich besonders auszubauen, doch irgendwie braucht man am Ende doch alles. Auffällig ist dabei, dass man schon nach wenigen vergangenen Wochen total viele Credits sammelt, aber andere Einheiten wie zum Beispiel „Tech“ sehr schnell aufgebraucht sind. Credits helfen zwar weiter, um sich während der Level beispielsweise die Hilfe von Hackern zu erkaufen, dennoch stapelten sich schnell die Credits auf meinem Konto, ohne, dass ich alle wirklich nutzen konnte. Auch hier ist das Balancing also vielleicht noch nicht ganz perfekt.
Künstlerische Höhen und Tiefen
Mit seinem Setting und den Missionen hat mich Conglomerate 451 überzeugt: Die vielen Gameplaymöglichkeiten passen gut zusammen, die Missionen erzählen jeweils kleine, nachvollziehbare Geschichte und die Drohne, die einen dauerhaft begleitet, und die man pro Mission mit zusätzlicher Software für Boni bespielen darf, sorgt auch für den einen oder anderen Lacher. Der größte Teil aller Texte in Conglomerate 451 ist auf Deutsch, gelegentlich wird aber mal was in anderen Sprachen angezeigt.
Optisch hat mir Conglomerate 451 fast durchgehend gut gefallen: Die Umgebungen wiederholen sich zwar recht oft, sind aber hübsch und recht detailreich. Ebenso gefällt mir das Figurendesign sehr gut: Manchmal war ich fasziniert davon, welchen Gegnern ich gegenüberstand. Effekte von Attacken dagegen passen nicht ganz ins Bild: Hier gibt’s manchmal eher pixelige und nicht wirklich ansprechende Animationen für bestimmte Attacken.
Diese Mischung aus gut und schlecht ist beim Sound noch ausgeprägter: Während die Musikuntermalung in Conglomerate 451 komplett überzeugt und zum Setting passt, sind manche Soundeffekte, zum Beispiel beim Missionsabschluss oder beim Auffüllen des Schildes, einfach nur fürchterlich. Die sind einfach bei den Ausgaben für die Musik zu kurz gekommen.
Individuelle Spielstile und der Endlosmodus
Conglomerate 451 bietet auch einen Endlosmodus ohne die Zeitbeschränkung, aber auch ohne die Story – auch hier gibt es Permadeath für die Agenten. Ich denke, dass mir dafür die Kämpfe doch etwas zu gleichförmig ablaufen und man zu oft die gleichen Umgebungen sieht. Zum Sammeln verschiedener Modifikationen und zusätzlicher Ausrüstung ist der Modus aber sicher sehr gut geeignet, wobei ich einfach sagen muss, dass mir die Spannung des Storymodus in Conglomerate 451 wirklich gut gefallen hat.
Das gilt auch für die verschiedenen Spielstile: Ich habe beispielsweise das Hacken nur selten genutzt, weil es für mich ein bisschen so war wie Magie in anderen Rollenspielen: Es ist sehr werteabhängig und ich sehe manchmal nicht direkt die Effekte. Mit dem Hacken allerdings kann man entweder einfach nur Informationen sammeln oder dem Gegner je nach ausgerüstetem Modul mächtigere Schadenseffekte zufügen als mit normalen Attacken – doch ich war einfach, wie immer in vergleichbaren Spielen, eher der, der direkt draufgehauen und sich nebenbei um die Stärkung des eigenen Teams als um die Schwächung des gegnerischen Teams gekümmert hat. Beides ist aber möglich.
Fazit: Die Zukunft ist Vielfältig
Conglomerate 451 war mein erster Dungeoncrawler dieser Art und hat mich daran erinnert, warum ich mit vergleichbaren Spielen früher immer sehr viel Freude hatte. Euch erwartet ein vielschichtiges und anspruchsvolles Gameplay, das individuelle Spielstile erlaubt, am Anfang etwas schwer zu durchschauen ist, aber euch trotzdem fast immer das Weitermachen erlaubt. Der richtige Einsatz von Forschungen, Fertigkeiten und Verbesserungen entscheidet darüber, ob ihr erfolgreich seid, doch nicht immer: Beim schwankenden Schwierigkeitsgrad und der Verteilung der Ressourcen könnte Conglomerate 451 nämlich noch Feintuning vertragen. Im technischen und künstlerischen Bereich trifft großartiges Gegnerdesign schwache Effekte der Attacken, sehr gute Musik die teils grässlichen Soundeffekte. Conglomerate 451 besticht vor allem durch sein Setting und macht spielerisch viel und das auch gut – doch nichts so richtig herausragend. Die Rettung von Conglomerate City macht Spaß, könnte aber noch Budget und Feinschliff vertragen.
Pro | Contra |
---|---|
+ Interessantes Setting | – Unausgegorener Schwierigkeitsgrad |
+ Sehr gutes und abwechslungsreiches Figurendesign | – Weniger hübsche Effekte (Attacken) |
+ Tolle Musikuntermalung… | – … schwache Soundeffekte |
+ Viele verschiedene Anpassungsmöglichkeiten | – Verteilung von Ressourcen passt nicht ganz |
+ Gameplayelemente greifen gut ineinander | – Gameplay am Anfang etwas überladen |
Technik: 76
Grafik: 78
Sound: 69
Umfang: 85
Gameplay: 77
KI: 71
Spielspaß: 76
- Story: Conglomerate 451 erzählt insgesamt eine interessante Geschichte in gutem Setting und viele kleine im Rahmen der Missionen – das macht Spaß und beschäftigt eine Weile, zumal die Spielwelt recht glaubhaft vermittelt wird.
- Frustfaktor: Stellenweise vorhanden, da der Schwierigkeitsgrad nicht ganz ausgegoren ist.
- Nachhaltigkeitswert: Conglomerate 451 beschäftigt eine Weile und bietet auch einen Endlosmodus. Mit etwas Feinschliff könnte es auch noch eine Weile im Gedächtnis bleiben.
- Design/Stil: Gute Umgebungen und tolles Figurendesign trifft auf schwache Effekte.
- Musik und Sound: Die Musikuntermalung ist hervorragend, die Soundeffekte teilweise furchtbar.
- Preis-Leistungs-Verhältnis: Conglomerate 451 kostet 19,99€, was ich voll und ganz angemessen finde.
Offenlegung
Wir haben Conglomerate 451 vom Publisher 1C Entertainment kostenlos erhalten.
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