Orwell’s Animal Farm (PC) im Test – Animalismus for the world?

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Zugegebenermaßen habe ich The Animal Farm von George Orwell noch nicht gelesen, dennoch kenne ich die Geschichte durch einen Trickfilm, den ich vor vielen Jahren im Fernsehen sah. Grund genug, mich für ein Spiel zu interessieren, dass unter dem Namen Orwell’s Animal Farm genau diese Thematik aufgreift. Ob sich das Ganze jedoch lohnt, verrate ich dir in meiner Review zur PC Version.

Das Leben auf der Farm

Die Tiere auf Jones‘ Farm sind nicht glücklich. Sie fühlen sich nicht wertgeschätzt und ausgebeutet, weswegen sie gemeinsam beschließen, Mister Jones fortzujagen und fortan selbst über ihre eigene Farm zu herrschen – natürlich sind alle Tiere gleich, jeder wird gleich behandelt und alle arbeiten im Einklang. Das funktioniert. Wirklich. Nicht.

Jeder, der die Thematik kennt, wird wissen, wovon ich spreche. Jeder, der die Historie der Menschen beobachtet hat, ebenso. Orwell’s Animal Farm zeigt eindrucksvoll – sowohl die Buchvorlage als auch das Spiel – was passiert, wenn alle „gleich“ sind, denn ziemlich schnell übernehmen die ach so klugen Schweine die Herrschaft über die Farm der Tiere. Ob das Ganze im Spiel gut oder schlecht ausgeht, entscheidet dabei die Spieler:in mit ihren Entscheidungen.

Viele Entscheidungen haben Konsequenzen, viele jedoch auch nicht. Und so ertrinkt Orwell’s Animal Farm nicht nur in der Unfähigkeit der Schweine, wirklich alle glücklich und lebendig zu halten, sondern vor allem an Wiederholungen von sinnlos scheinenden Momenten.

Das Jahr in Orwell’s Animal Farm ist hierbei praktischerweise in die verschiedenen Jahreszeiten unterteilt, von denen einige mehr oder weniger nützlich für die Ernte sind. Die Spieler:in entscheidet dabei Jahr für Jahr und mit den immer gleichen Dialogen, welches Farmtier welche Aufgabe übernimmt. Ich hatte in meinem zweiten Spieldurchlauf drei oder viermal dieselbe Versammlung mit denselben Entscheidungen, die keinerlei Veränderungen auf der Farm gebracht haben. So sehr man sich hier an der Vorlage orientieren möchte – wenn man schon Entscheidungen einbringt, sollten diese auch Konsequenzen haben und vor allem unterschiedlich sein.

Alle Tiere sind gleich, aber einige sind tot

Animal Farm ist kein leichter Stoff. Ich kannte zuvor nur einen Trickfilm von vor vielen Jahren, in denen ich mit den Tieren richtig mitgefiebert habe. Ich habe geweint als Boxer starb. Ich fieberte mit, als Schneeball verfolgt wurde. Orwell’s Animal Farm versucht mit einem guten Erzähler auch, diese Geschichte aufzugreifen und Tiefe zu schaffen. Doch scheitert.

Würde ich die Geschichte und die Charaktere nicht wenigstens ein bisschen kennen, hätte ich, ehrlich gesagt, keine Ahnung, wer welche Rolle spielt und was der Hintergrund ist. Ich baue zu den Tieren keine Verbindung auf, kann nicht abschätzen, wie gefährlich manche Entscheidungen sind und welche Absichten die Schweine wirklich verfolgen.

Dennoch kommt man um Schicksale nicht drum herum – auch wenn ich mit ihnen nicht mitfühlen konnte. Ich hatte jedoch einige sehr spannende Erlebnisse: In meinem ersten Durchlauf starb Muriel, die Ziege, nur um mir in der nächsten Jahreszeit dabei zu helfen, den Hennen lesen beizubringen. Auch in meinem zweiten Durchlauf hatte ich ähnliche Herausforderungen.

Ganz abstrus wurde es, als ich es im zweiten Durchgang darauf ankommen ließ, alle verschreckte, und zum Beginn des fünften Jahres überhaupt niemanden mehr hatte, um irgendwas auszuwählen. Auf diese Weise kam ich nicht umhin, diesen Spieldurchlauf einfach abzubrechen, weil ich gar nichts mehr machen konnte.

So cool die Idee von Orwell’s Animal Farm auch ist, so seltsam ist die Umsetzung. Hier wird noch viel Patcharbeit folgen müssen, denn viele Dinge sind einfach auch so verbuggt – und das ist wirklich schade, denn dadurch geht die gewaltige Botschaft des Spiels verloren.

Animalismus in seiner reinsten Form

Orwell’s Animal Farm basiert auf dem gleichnamigen Buch, das die Form das Animalismus in den Vordergrund stellt, gleichzeitig jedoch eine Metapher auf den Menschen ist. Damit die Tiere auf der Farm gemeinsam leben können, werden sieben Regeln aufgestellt – von denen ich in meinem zweiten Durchgang direkt eine gebrochen habe.

Diese Regeln sollen den Tieren helfen, Ordnung und Gleichheit auf die Farm zu bringen. Regeln wie „Kein Tier darf in einem Bett schlafen“ oder „Kein Tier darf Kleidung tragen“. Es dauert jedoch nicht wirklich lange und schon sind viele dieser Regeln nicht mehr intakt, meistens für die Schweine ausgesetzt, denn diese sind die führende Rasse. Immerhin kam die Idee der Rebellion auch von ihnen.

Es ist einfach eine spannende Ideologie: Mach alle gleich und sieh was passiert. Gib jemandem Macht und sieh, was passiert. Es sind viele Themen, die hier angesprochen werden und Orwell’s Animal Farm könnte ein beispielhaftes Spiel für den Unterricht werden, wenn es nur nicht so viele Fehler hätte und vielschichtiger wäre. Wenn sich doch nur die Entscheidungen auswirken würden. Wenn doch nur die Szenen unterschiedlicher wären und sich nicht so viel wiederholen würde.

Kein Tier mehr zum Auswählen.

Ich mal mir die Welt…

Was ich dafür definitiv an Orwell’s Animal Farm mag, ist der Zeichenstil. Die Tiere sind liebevoll gestaltet und auch die Umgebung, die sich je nach Jahreszeit anpasst. Hier sieht man viel Liebe im Detail, was mir wirklich gut gefällt. Ebenso sticht der tiefe englische Erzähler heraus, der wenigstens ein bisschen versucht, Atmosphäre zu schaffen. Leider ist er oft viel zu leise.

Was ich sehr schade finde, ist die Optimierung. Orwell’s Animal Farm ist kein Spiel, das eure Ressourcen fressen sollte, dennoch hat es meinen Laptop fast in einen Ausfall getrieben, da es wirklich stark die Ressourcen in Anspruch genommen hat. Und das, obwohl Orwell’s Animal Farm nur aus Dialogen und Klicken besteht und auch nur etwa eine Stunde dauert. Von einem so kleinen Spiel habe ich mir hier deutlich mehr erhofft, zumal ich auf meinem Laptop auch andere Sachen spiele. Ich ging nicht davon aus, dass ihr hierfür meinen Shadow brauchen würde, dachte da jedoch falsch.

Fazit: Animalismus ist gescheitert

Orwell’s Animal Farm könnte das Pendant für den Literaturunterricht sein, um zu zeigen, wie vielschichtig Entscheidungen auf der Farm der Tiere sein können, doch es greift nur die Thematik auf und hinkt vor allem auf technischer Ebene hinterher. Es könnte ein so gutes und interessantes Spiel sein, eines, das einen doch zum Nachdenken anregt. Doch leider strotzt Orwell’s Animal Farm nur so vor Wiederholungen und Entscheidungen, die häufig keine wirklichen Konsequenzen mit sich bringen. Da können der englische Synchronsprecher und der schöne Zeichenstil nicht sonderlich viel wieder wettmachen.

Orwell’s Animal Farm könnte mit Sicherheit ein gutes Spiel sein, allerdings müssen die Entwickler:innen hier noch viel Arbeit reinstecken, um es wirklich vorzeigbar zu machen. Von meinem Gefühl her hätte der Titel lieber noch ein paar Monate verschoben werden sollen. Es tut mir im Herzen weh, denn ich mag die Geschichte von George Orwell und das, was sie bedeutet, doch die Umsetzung scheitert an vielen Ecken und kann für mich die Faszination des Buches in keiner Silbe einfangen.

ProContra
+ Interessante Umsetzung eines Klassikers– Viel zu viele Wiederholungen
+ Gut gewählter Erzähler– Kaum Bindung zu den Charakteren möglich
+ Guter Zeichenstil– Erzähler häufig zu leise eingestellt
– Konsequenzen nach Entscheidungen selten mit Auswirkungen
– Viele Bugs
– Tote Tiere tauchen wieder auf
– Manche Handlungen führen zu keinen weiteren Optionen

Technik: 51
Grafik: 80
Sound: 75
Umfang: 32
Gameplay: 40
KI: 30

Spielspaß: 30

  • Story: Orwell’s Animal Farm erzählt die Geschichte des gleichnamigen Buches, gibt jedoch Entscheidungsmöglichkeiten, sodass die Spieler:in die Geschichte anpassen kann.
  • Nachhaltigkeitswert: Es könnte ein Spiel für den Unterricht sein, allerdings muss noch einiges verbessert werden.
  • Frustpotential: Definitiv vorhanden, vor allem durch die Bugs und die Entscheidungen, die häufig kaum richtige Konsequenzen mit sich bringen.
  • Design/Stil: Ein schöner Zeichenstil, bei dem die Tiere alle sehr lebendig wirken.
  • Musik und Sound: Der Erzähler ist, auch wenn er manchmal viel zu leise ist, gut gewählt.
  • Preis-Leistungs-Verhältnis: Orwell’s Animal Farm kostet 8,99 €, was zwar den Entwicklern gerecht wird, nicht jedoch dem Spiel, da man häufig für einen Durchgang nur etwa eine Stunde braucht und das Spiel nicht unbedingt animiert, es direkt nochmal zu spielen.

Offenlegung

Wir haben Orwell’s Animal Farm für Steam kostenfrei als Muster erhalten.

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Beatrice Eichhorn
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