Acht Jahre Hype und dann das: Cyberpunk 2077 sollte einer der größten Releases des Jahres werden. Tatsächlich schaffte es der Titel in den letzten Wochen in viele Medien, auch abseits des Gamingbereichs. Auch viele Mütter, Väter und Großeltern hatten vom Spiel gehört – auch wenn es vielleicht nur wegen der zahlreichen Dildos im Spiel war. Doch dann nahm eine ganz andere Diskussion Fahrt auf.
Cyberpunk 2077 ist unfertig auf den Markt gekommen. Soweit ist das keine Überraschung: Bei einem Spiel dieser Größer wird es immer Bugs geben, viele Dinge werden noch in den ersten Wochen nach dem Launch gefixt. Auch, weil eine Testphase kaum so umfangreich sein kann. Auch ein Assassin’s Creed Valhalla bekommt aktuell immer noch viele Updates, ist aber gut spielbar – und wer vorher schon The Witcher III aus dem Hause CD Projekt Red gespielt hat, weiß aber auch, dass schon dieses Spiel beim Launch noch nicht den Optimalzustand erreicht hatte.
Doch ein Aspekt bestimmte die Diskussion und überschattete auch die ersten Testberichte: Die PS4 und Xbox One Versionen von Cyberpunk 2077 werden von Vielen als „unspielbar“ bezeichnet. Und sie repräsentieren kaum das Spiel, das Cyberpunk 2077 eigentlich sein sollte. Schon jetzt auf High-End PCs, im nächsten Jahr dann auch auf PS5 und Xbox Series.
Wir führen eigentlich zwei Diskussionen, denn auch manche PC Spieler:innen klagen über den unfertigen Zustand des Spieles, doch am meisten stößt der Zustand Gamer:innen auf PS4 und Xbox One auf. Ergebnis: Zweieinhalb Sterne Rezensionen bei Amazon*, schlechte Reviews für die PS4 und Xbox One Versionen, die im Score weitab von der PC Version liegen.
CD Projekt Red hat anscheinend das Testverfahren von Sony und Microsoft und auch die Arbeit der Presse systematisch ausgenutzt, um den Zustand der PS4 und Xbox One Versionen zu verschleiern. Ich habe bisher verstanden: Man hat keineswegs manipuliert, aber bestehende Verfahren geschickt so genutzt, dass keinem der Zustand auffällt. Es ist nicht ungewöhnlich, dass es bei solchen Spielen Reviewkeys zunächst nur für eine Plattform gibt – in diesem Fall war es der PC – und das Gameplay nur von den „besseren“ Konsolen gezeigt werden.
Doch wie fern ab von der Realität muss man als Manager:in – und hier nehme ich das Team von Leuten, die jahrelang hart und unter Crunch an Cyberpunk 2077 gearbeitet haben, raus, denn die können nix dafür – denn sein, um dann offen zuzugeben, dass man offenbar den Versionen für Basiskonsolen keine Aufmerksamkeit geschenkt hat?
Es ist schwer zu sagen, wie viele der über 110 Millionen verkauften PS4 Konsolen „normale“ PS4 Konsolen sind und wie viele davon PS4 Pro – der größere Teil davon ist aber die Basiskonsole. Ähnlich verhält es sich auch bei der Xbox One. Und auch wenn PS5 und Xbox Series einen sehr erfolgreichen Start hätten, dürften sich der Großteil der acht Millionen (!) Vorbesteller von Cyberpunk 2077 noch auf den „alten“ Konsolen befinden.
Der Launch ist ein Sinnbild für unsere Zeit: Es sollte größer, weiter, schneller sein, doch wahrscheinlich hat man gerade die loyalsten Fans, nämlich die, die schon lange aufs Spiel warten, aus den Augen verloren. Die Entwicklung von Cyberpunk 2077 dürfte um den Zeitpunkt herum begonnen haben, als PS4 und Xbox One auf den Markt kamen – und für diese wurde der Titel primär angekündigt. Wie kann es sein, dass er für diese gar nicht konzipiert ist?
Aus dem Hype wird nicht nur ein PR Desaster für CD Projekt Red, sondern jetzt vielleicht auch noch ein finanzielles, nachdem Sony das Spiel aus dem PlayStation Store entfernt hat. Es ist eine Geschichte, die so schnell kein Ende finden wird. Doch sie zeigt auch, dass wir von nachhaltigem Handeln noch weit entfernt sind: Sicherlich ist eine perfekte Optimierung von Cyberpunk 2077 mit Aufwand verbunden, aber sie wäre möglich – wenn man den entsprechenden Aufwand eben reinsteckt.
Stell dir aber auch mal vor, CD Projekt Red hätte das Spiel noch einmal verschoben, vielleicht bis Februar, ein Zeitraum, in dem man ja davon ausgeht, dass die Versionen bereit für die Veröffentlichung sind: Der Shitstorm wäre riesig gewesen. Eine gewisse Blindheit seitens der Manager, der Drang des Kunden, das Produkt schnellstmöglich zu haben, und die Ausbeutung der Entwickler:innen durch Crunch kommen hier nahtlos zusammen. Eine Geschichte, die traurig macht. Über das Produkt selbst spricht man mittlerweile nur noch in der Randnotiz – schade eigentlich.
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