Day of the Tentacle Remastered (PC) im Test – Wenn Vergangenes neu aufgelegt wird

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Es gibt Spiele, die erhalten eine überarbeitete Fassung, obwohl sie erst im letzten oder vorletzten Jahr auf den Markt geschmissen wurden – oft mit der Begründung, dass man damals bereits das Beste aus der jeweiligen Plattform herausgeholt hat. Doch es gibt auch Spiele, die sind schon ein ganzes Stückchen älter, die dann in einer überarbeiteten Fassung auf den Markt kommen: Day of the Tentacle erschien ursprünglich im Jahr 1993 für den PC, damals noch von Lucas Arts entwickelt, dennoch mit Federführung von Tim Schafer, Ron Gilbert und Dave Grossman. Nun schwelgen wir in nostalgischer Verzückung bei Day of the Tentacle Remastered auf Steam und verraten euch in unserer Review, warum diese Überarbeitung wirklich einmal gelungen ist.

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Wird das unsere Zukunft werden?

Du bist ein Milchtoast

Wie für die Spiele der damaligen Zeit üblich, geizt auch Day of the Tentacle Remastered nicht mit schrägen Witzen, die manchmal so derart absurd sind, dass sie einem nur noch zum Lachen bringen. So dürfen wir uns im Laufe der Zeit auch beispielsweise als Milchtoast beschimpfen lassen. Nun, warum nicht? Das genialste am ganzen Spiel ist jedoch die Story, die schräger nicht sein könnte.

Ihr spielt als die Teenager Bernard, Hoagie und Laverne, die in ein spannendes und schräges Abenteuer gestolpert sind: In Day of the Tentacle Remastered gibt es nämlich zwei Tentakel. Einer davon ist grün und lieb, der andere ist lila und möchte die Weltherrschaft an sich reißen. Lila besitzt übrigens auch Arme, die er bekommen hat, als er aus einem verseuchten Teich getrunken hat, doch das ist eine andere Geschichte. Hoagie, Laverne und Bernard werden in das Haus eines verrückten Professors gebeten, der sie darum bittet, Lila aufzuhalten. Und wie könnten wir das besser tun als einfach durch die Zeit zu reißen? Richtig! Auf zur Zeitmaschine! Dumm nur, dass unser lieber Dr. Fred nur einen billigen Diamanten verwendet hat, weswegen nun Laverne und Hoagie in ganz anderen Zeiten feststecken. Hoagie ist zur Zeit der Unabhängigkeitserklärung unterwegs, während Laverne etwa 200 Jahre in der Zukunft feststeckt. Bernard selbst ist in der Gegenwart geblieben und geht Dr. Fred zur Hand. Nun besteht also unsere Aufgabe nicht nur einfach darin, die Welt vor Lila zu retten, sondern Hoagie und Laverne auch noch in die richtige Zeit zurückzuholen.

Day of the Tentacle Remastered ist ein sogenanntes Point & Click Adventure, bei dem ihr euch durch verschiedene Räumlichkeiten bewegt und wichtige Gespräche führt, um näher an euer Ziel zu gelangen. Das ist nicht immer ganz einfach, doch wo andere Spiele eine absurde Logik erfordern, sind die Rätsel doch relativ human und nachvollziehbar. Da man jedoch in drei Zeiten parallel Dinge erledigen muss, kann es hin und wieder vorkommen, dass man dennoch ein großes Fragezeichen auf dem Kopf hat, wenn es mutmaßlich an einer Stelle nicht mehr weitergeht. Allerdings ist es doch eher ernüchternd, dass Day of the Tentacle Remastered leider nur eine Spielzeit von 4 bis 5 Spielstunden hat, ein wenig mehr hatten wir uns doch irgendwie erhofft – Spaß macht es natürlich trotzdem.

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So schnell kann’s gehen: Prompt wird der Mensch zum Haustier.

Die große Überarbeitung?

Das Beste, was Day of the Tentacle passieren konnte, war eine komplette Überarbeitung, um auch in der heutigen Zeit genügend Spieler anzusprechen. Und diese grafische Überarbeitung kann sich wirklich sehen lassen, denn hier wurde nicht mal eben bloß 1080 p drüber geworfen, wie das bei anderen Remastered-Spielen der Fall ist: Das Team von Double Fine Productions, das sich um die Überarbeitung kümmerte (weil es dem guten Tim Schafer gehört), hat alles noch einmal überarbeitet und neu gezeichnet. Auf diese Weise hat man mit Day of the Tentacle Remastered ein Spiel kreiert, das an heutige Grafiken heranreicht und sich dennoch den Charme der alten Zeit bewahrt. Wir sind von der grafischen Umsetzung wirklich mehr als begeistert, waren wir immerhin von Grim Fandango Remastered weniger fasziniert. In Day of the Tentacle Remastered steckt wirklich verdammt viel Liebe und Herzblut. Die Tonaufnahmen wurden übrigens von damals verwendet und nur digital aufgearbeitet. Ihr braucht euch hier also keine Sorgen zu machen, dass eventuell andere Sprecher verwendet wurden. Lustig wird es nur in einigen wenigen Fällen, wenn der Ton kurz aussetzt, übersteuert oder wenn Bernard plötzlich einen Satz von Laverne wiedergibt.

Trotz des großen Lobes an die technische Überarbeitung, sind uns doch einige kleinere Dinge negativ aufgefallen. So ist das Hauptmenü etwas unübersichtlich und man muss sich erst ein wenig damit auseinandersetzen. Doch das ist schon Meckern auf sehr hohem Niveau, etwas mehr ansetzen können wir dann doch bei der Steuerung. Ihr könnt entweder mit der Maus oder der Tastatur spielen, doch beide Steuerungen sind etwas unpräzise und lassen sich zudem auch nicht in Echtzeit verändern. Klickt ihr also beispielsweise auf einen Punkt in dem Gebiet, so läuft eure Figur dahin und erst, wenn sie angekommen ist, könnt ihr sie wieder steuern und woanders hinschicken. Das ist in einigen Stellen sehr nervig, vor allem genau dann, wenn ihr eure Figur gerade die Map wechseln lassen wollt, aber doch noch etwas Interessantes gesehen habt. Dann heißt es: Erst neue Map betreten und dann zurück zur alten Map.

Ähnlich nervig verhalten sich Gespräche, die ihr am PC einfach nicht wegklicken könnt. Wenn ihr also zum Beispiel mit Hoagie den guten alten Washington angesprochen habt, müsst ihr warten, bis das gesamte Gespräch vorbei ist und könnt es nicht einfach mit einem Mausklick oder Entweder beenden. Das ist hin und wieder nervig und ärgerlich zu gleich. ABER das war’s auch schon, mehr haben wir zum Meckern nicht gefunden, dafür aber jede Menge positive Dinge, wie beispielsweise die Einblicke in die Konzeptzeichnungen und die Entwicklung. Ihr könnt zudem Day of the Tentacle Remastered mit Entwicklerkommentaren spielen, sodass euch die Entwickler auch gleich direkt einen Einblick geben können und bestimmte Dinge kommentieren. Das ist ungemein interessant und spannend. Und wer mit der neuen Grafik nicht klarkommt, kann auch ganz einfach im Menü zurück zur alten Grafik wechseln.

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Ein Ausflug in die Kindheit (optional und persönlich)

Day of the Tentacle erhielt ich vor vielen Jahren in einer Adventure-Sammelbox, in der auch noch Indiana Jones and the Fate of Atlantis und der erste Teil von Monkey Island lagen. Das ist jetzt bestimmt schon 20 Jahre her – Gott, bin ich alt geworden. Nachdem ich Monkey Island eine Weile gespielt hatte und bei Indiana Jones and the Fate of Atlantis in der Bibliothek in Venedig feststeckte, installierte ich Day of the Tentacle und war begeistert. Es war logisch, es war gut strukturiert, es war witzig – und doch blieb ich an einigen Stellen im Spiel stecken, was mich damals nicht störte. Wenn ich nicht weiterkam, habe ich das Spiel immer wieder von vorne angefangen, was auch lustig war. Als dann die Ankündigung kam, dass Day of the Tentacle neu aufgelegt wird, sprang ich im Dreieck. Das war eines der wenigen Point & Click Adventure der damaligen Zeit, das mir wirklich Spaß gemacht hat und das ich gerne gespielt habe. Es ist also kaum verwunderlich, dass ich der überarbeiteten Fassung nun eine entsprechend hohe Wertung im Spielspaß gebe. Ich hoffe, dass viele Spieler mit Day of the Tentacle Remastered genauso viel Freude haben werden wie ich.

BildAb durch den Kamin!
Fazit: Eine empfehlenswerte Reise

Kurz und schmerzlos: Day of the Tentacle Remastered ist auf dem PC ein wahrer Augenschmaus und eine gelungene Reise in eine längst vergangene Zeit, die doch nie vergessen wurde. Wer bereits Day of the Tentacle in seiner Ursprungsfassung gespielt hat, sollte unbedingt zugreifen und wer den Titel damals noch nicht spielen konnte, wird auch seinen Spaß mit dem Spiel haben werden und das liegt nicht nur an der lustigen Story, sondern vor allem auch an der genialen grafischen Überarbeitung, die nur schwer vermuten lässt, dass das Spiel schon mehr als 20 Jahre auf dem Buckel hat.

Auch wenn es einige kleinere Macken hat, wie die zum Teil unpräzise Steuerung, so ist Day of the Tentacle Remastered für Genrefans geeignet, aber auch für Neueinsteiger. Die meisten Rätsel sind absolut logisch, man muss eben nur mitdenken, um auch zum Ziel zu kommen und damit meinen wir, dass man wirklich mitdenken muss und nicht dass man einen Kaugummi mit einem Hamster und Plastikkotze kreuzt, um am Ende ein funktionierendes Motorrad zu haben. Wir sind schließlich nicht MacGuyver. Day of the Tentacle Remastered ist ein gelungenes, wenn auch recht kurzes Spiel, aber es ist jeden Cent und jede Minute definitiv wert.

Pro Contra
+ Sehr schöne grafische Überarbeitung – Hauptmenü etwas gewöhnungsbedürftig
+ Logische Rätsel – Verwirrung kann dennoch entstehen
+ Ursprüngliche Tonspuren verwendet – Steuerung mit Maus/Tastatur manchmal unpräzise
+ Humorvolle Geschichte – Gespräche lassen sich nicht wegklicken
+ Wechsel zu Originalgrafik möglich – Sehr kurze Spieldauer
+ Einblicke in die Entwicklung durch Konzeptzeichnungen und Kommentare der Entwickler
+ Nostalgie auf neuem Niveau

Technik: 86

  • Grafik: 94
  • Sound: 82
  • Umfang: 78
  • Gameplay: 89
  • KI: 87

Spielspaß: 95

  • Story: Eine abgedrehte Story, bei der ein Tentakel die Welt beherrschen will und ihr durch verschiedene Zeiten reisen müsst, um ihn aufzuhalten. Sehr lustig und zu empfehlen, leider etwas zu kurz geraten.
  • Frustfaktor: Nur dann vorhanden, wenn man nicht mitdenkt.
  • Wiederspielwert: Die Story ist sehr witzig und lohnt sich auf jeden Fall, sie noch einmal zu spielen. Vielleicht nicht gleich im Anschluss, aber ein bisschen später schon.
  • Design/Stil: Day of the Tentacle wurde hervorragend überarbeitet, sodass der grafische Stil fast schon zu heutigen Grafikstilen passt. Sehr schön geworden.
  • Musik: Passt eigentlich immer und wurde digital überarbeitet.

Information: Vielen Dank an Double Fine Productions für das Pressemuster von Day of the Tentacle Remastered.

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Beatrice Eichhorn
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