Death Stranding zum Entschleunigen

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Mein letzter Artikel über Death Stranding ist schon ein paar Monde her und nun, kurz vor dem Erscheinen von Death Stranding 2 in wenigen Wochen, dachte ich, es ist mal wieder an der Zeit, über das Spiel zu schreiben. Es ist definitiv ein Spiel, das spaltet. Manche hinterfragen gar, ob es wirklich ein Spiel ist oder einfach nur ein Walking Simulator im zerstörten, postapokalyptischen Amerika. Für mich ist es ein Spiel zum Entschleunigen.

Death Stranding als persönlicher Ruhepol

Death Stranding erzählt die Geschichte von Sam Porter Bridges, der in einem zerstörten Amerika, in dem es nur noch wenige Überlebende gibt, Pakete ausliefert. Mal von einem großen Knotenpunkt zum nächsten, mal nur ein paar Schlaftabletten für den Alten in den Bergen, manchmal auch eine heiße Pizza für Peter Englert. Es sind ganz unterschiedliche Dinge, die ich über unterschiedlich lange und manchmal auch beschwerliche Strecken bringen muss. Doch hier ist für mich genau der Kern des Spiels. Ja, klar, so eine schräge Kojima-Story ist irgendwie auch dabei, aber darüber kann man sich den Kopf zerbrechen oder auch nicht. Ich liefere lieber.

Ein bisschen fühlt sich Death Stranding für mich wie der Euro Truck Simulator oder der American Truck Simulator an, nur ohne Truck. Ich laufe auch in diesem Spiel leidenschaftlich zu Fuß – schließlich ist die Welt schon zerstört genug, da braucht es nicht auch noch meinen Auto-Müll in irgendeiner Form. Es ist für mich ein sehr entspannendes Spiel: Nur die Straße und ich – ja, und manchmal auch Zeitregen und GDs.

Manchmal treffe ich auf andere Boten, die auch Sam heißen und gestern beschlich mich die Idee, was wäre, wenn Death Stranding eine Welt voller Sam-Klone ist. Falls das am Ende die Auflösung der Geschichte ist, dann haut mich bitte nicht – ich hab das Ende immer noch nicht gesehen und habe auf der Xbox Series S jetzt einen neuen Spielstand, bei dem ich gerade mal auf dem Weg nach South Knot City bin. Doch irgendwie habe ich die Idee wieder verworfen. Nicht mal Hideo Kojima würde Klon-Sams erstellen, um Amerika zu beliefern. Denke ich.

Gaming als Werkzeug für Achtsamkeit und Selbstfindung

Für mich ist der Titel ein Ruhepol. Gerade in der aktuellen Zeit – also immer noch alles nach und während Corona – kommt uns die Welt viel gehetzter und gefährlicher vor als früher. Vielleicht ist es uns aber durch die Pandemie auch einfach nur bewusster geworden. Vielleicht ist uns aufgefallen, dass viele Nachrichten negativ sind, dass sie uns runterziehen. Ich erinnere mich noch gut, wie stark ich während der Pandemie die Nachrichten gemieden habe, nachdem ich die ersten Tage alle Reporte und Berichte immer wieder aktualisiert habe und stellenweise weinend vor dem Laptop saß. Vielleicht war das einfach für alle zu viel.

Und dann kommt das Thema Resilienz perfekt ins Spiel: Meditation und Achtsamkeit haben vieles geschafft und uns geholfen, im Hier und Jetzt zu bleiben und den Moment zu genießen. Dinge, die wir eigentlich schon immer gebraucht haben, die jedoch erst in den letzten fünf Jahren so richtig ins Bewusstsein von allen gerutscht sind. Eine der Strategien ist es dabei, den Moment genau zu erleben, die Sinne zu testen und herauszufinden, was man zum Beispiel im Moment gerade sieht oder hört. Das mache ich regelmäßig in Death Stranding, um mich zu erden und gerade diese endlose Weite im Spiel, in der ich so gut wie niemanden treffe, sorgt auch dafür, zur Ruhe zu kommen.

Was sich ebenfalls gut nutzen lässt, ist das Default Mode Network, um zu sich zu kommen. Dieses Netzwerk ist das, was wir zum Beispiel aktivieren, wenn wir schlafen – oder Tagträumen. Es sortiert überschüssige Gedanken, ordnet verwirrende Elemente im Kopf an und bringt den Moment dazu, anständig verstaut zu werden. Wenn man das nicht in einem Spiel machen möchtet, schaltet der Kopf von allein in diesen Modus, wenn man zum Beispiel im Wald spazieren geht – ohne Podcast oder Musik. Wenn man sich einfach mal nur gehen lässt und die Gedanken reisen lässt. Ich nutze aktuell ganz gerne Death Stranding, um meine Gedanken im Default Mode Network aufzuräumen.

Unabhängig von diesen beiden Methoden ist es auch sehr entschleunigend mit Sam durch die Gegend zu ziehen – vielleicht auch mal ohne ein Exo-Skelett, um langsam gehen zu können. Ich persönlich nutze auch so gut wie nie die Fahrzeuge, weil ich quasi den Wind in den Haaren spüren möchte. Ich möchte das Gefühl haben, etwas erreicht zu haben und dabei auch noch vollkommen entspannt zum Ziel gekommen zu sein. Da brauche ich keine Fahrzeuge. Mir hilft es somit sehr, runterzukommen und die Gedanken wieder zu ordnen, wieder mehr zu mir selbst zu kommen.

Ich werde mir nicht zum Launch Death Stranding 2 kaufen, sondern abwarten. Aktuell nutze ich meine PS5 nicht, ich mag sie nicht einmal mehr, sodass ich schlicht warte, bis es auch für die Xbox erscheint. Da bin ich ganz guter Dinge, dass ich vielleicht dieses Mal keine vier Jahre warten muss. Und selbst wenn doch, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ich dann auch endlich den Erstling der Reihe abgeschlossen habe. Wer weiß, wie viele Spielstunden das dann werden – und ich bin mir sicher, dass es dann einen weiteren Artikel darüber gibt, dass ich endlich die Credits gesehen habe.

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Beatrice Eichhorn
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