Wenn Zeitreisen irgendwo vorkommen, bin ich immer ganz hellhörig. Ich liebe das Spiel mit der Zeit und den Möglichkeiten, die sich mir vielleicht auftun. Auch in Destiny Connect: Tick-Tock Travelers spiele ich mit der Zeit, jedoch ein bisschen anders als gedacht. Was ich zum Spiel denke und ob sich der Titel lohnt, verrate ich euch in meinem Test von der Nintendo Switch Version.
Und dann endet die Zeit
Destiny Connect: Tick-Tock Travelers beginnt mit einem Festival und einem großen Feuerwerk, doch auch mit Maschinen, die sich plötzlich anders als normalerweise verhalten: Wir erleben hier das Szenario, das zur Jahrtausendwende heraufbeschworen wurde und das glücklicherweise in unserer Welt nicht eingetreten ist. Ich begleite Sherry und ihre Mutter zum Feuerwerk und ganz plötzlich steht die Zeit still. Nur Sherry, ihre Mutter und ihr bester Freund können sich noch bewegen, alle anderen sind eingefroren. Zeit also für uns, herauszufinden, was da gerade geschehen ist und uns in unser größtes Abenteuer zu stürzen. Es beginnt ein Abenteuer, bei dem wir die Vergangenheit von Clocknee – den Ort des Unglücks – und auch die menschenleere Zukunft entdecken, um herauszufinden, was passiert ist und wieso die Maschinen plötzlich die Herrschaft übernommen haben.
Die Atmosphäre von Destiny Connect: Tick-Tock Travelers ist ziemlich dick und besonders die Anfangssequenz ist ein Traum. Allerdings konnte mich der Titel nicht wirklich einfangen und ich bin mir nicht einmal ganz sicher, woran es lag. Die Idee vom Spiel ist wirklich niedlich und auch der Stil an sich, es gibt jedoch auf jeden Fall einige Dinge, die mich gestört haben. Was ich jedoch sehr schade finde, ist dass es keine wirkliche Alleinstellungsmerkmale hat und für mich nicht wirklich herausragend ist.
Eine vergangene Zeit rief an…
… sie hätte gerne ihr Spielkonzept wieder. Destiny Connect: Tick-Tock Travelers spielt sich zum Teil wie ein japanisches Rollenspiel aus früheren Zeiten, obwohl selbst da schon Reihen wie Final Fantasy weiter waren. Ich kämpfe mich immer wieder durch die gleichen Gebiete, die grafisch so gut wie keine Abwechslung bieten. Ja, sie sehen ein bisschen anders aus, da sie in unterschiedlichen Zeiten spielen, aber das war’s dann auch schon. Einen wirklichen Erkundungsaspekt gibt es nicht, schon gar nicht, weil wirklich an jeder Ecke Gegner lauern, die sowohl Ladezeiten als auch zu lange Animationen mit sich bringen, sodass ich mir nicht wirklich die Zeit und die Lust dafür nehme, sie anzugreifen. Manchmal verstecken sich Schatzkisten in den Gebieten, diese sind jedoch auf der Karte gekennzeichnet, sodass ich ohnehin weiß, wo sie sind. Spannender und nerviger sind da die Water Drops, mit denen man sich neue – nur optisch andere – Kleidung kaufen kann. Diese Water Drops sind laut eigener Aussage überall in den Gebieten verteilt, ich habe bisher jedoch noch nicht viele finden können: Water Drops werden nicht auf der Karte angezeigt, was gut ist. Sie werden aber auch nicht markiert, sodass man zum Beispiel mit der Hilfe eines Ausrufezeichens über dem Kopf des Protagonisten weiß, dass dort jetzt etwas ist. Man muss also die ganze Welt ablaufen und immer wieder B drücken, in der Hoffnung etwas zu finden. Nicht cool. Noch ein bisschen uncooler ist, dass Sherry in den Cutscenes trotzdem ihr Standardkostüm trägt, ganz gleich, welches ihr ausgewählt habt.
Zudem weiß ich jetzt durch Destiny Connect: Tick-Tock Travelers was alle so an Final Fantasy XIII an den Schlauchdungeons so schlimm fanden, denn mir gehen diese nun auch auf den Keks. Ich fühle mich eingepfercht, wenn ich durch die Städte und Gebiete laufe. Ich habe keine Freiheit. Für ein Spiel, das 2019 auf den Markt kommt, eine sehr schlechte Entscheidung. Generell kann ich nun viele Kritikpunkte aus Final Fantasy XIII verstehen, denn sie tauchen tatsächlich hier auf. Ob das nun die schrecklich langen Kampfanimationen sind oder die Schlauchdungeons oder die platten Charaktere, die einfach nur Klischees folgen. Nur mit dem Unterschied, dass Final Fantasy XIII im Jahre 2010 in Europa erschien. Wenn sich Destiny Connect: Tick-Tock Travelers wenigstens wie eine Hommage an diese Zeit anfühlen würde, wäre es schon wieder deutlich besser, doch leider fehlt es mir beim Spiel von vorne bis hinten.
Was mir fehlt…
Destiny Connect: Tick-Tock Travelers ist auf Englisch, was in Ordnung ist, doch leider fehlt es der Atmosphäre an einem ganz bestimmten Element: Synchronsprechern! So wirken Cutscenes ohne Stimmen irgendwie platt und leer, ihnen fehlt es an Charakter und Glaubwürdigkeit. Ebenso bei den Animationen der Charaktere, denn diese passen oft nicht zum Gesagten und ziehen somit, finde ich, die Szenen oft eher ins Lächerliche. Das ist wirklich schade, da ich von Spielen aus dem Hause NISA anderes gewöhnt bin. Vom an sich ganz interessanten Grafikstil, der zwischen niedlich und realistisch und irgendwie retro steckt, bleibt jedoch nicht viel übrig, wenn ich an die detailarmen Gebiete denken, die von den immer gleichen Trucks und Fahrzeugen bestückt sind. Und auch wenn ich an die Kampfsequenzen denke, passt es irgendwie nicht.
Destiny Connect: Tick-Tock Travelers setzt auf ein rundenbasiertes Kampfsystem, was in Ordnung ist und auch zum Stil an sich passt. Komisch ist jedoch, dass sich die Grafikqualität der Kämpfe ändert: Bin ich im Auswahlmenü, sehe ich Kantenflimmern und verstärkte Farben. Habe ich jedoch einen Angriff ausgewählt, verschwindet das Kantenflimmern und die Farben werden etwas blasser. Es fühlt sich fast so an, als würden hier aufgezeichnete Videos verwendet werden, was ich doch etwas merkwürdig finde. Es ist zudem kein sonderlich spannendes Kampfsystem und fast ein bisschen zu einfach. Ich mag einfache Spiele, aber ein bisschen Anspruch erwarte ich doch ganz einfach von einem Videospiel, denn ich möchte auch ein bisschen gefordert werden, sodass ich mich auch aufs Spiel konzentrieren kann. Destiny Connect: Tick-Tock Travelers ist einfach viel zu einfach, denn zum Beispiel kann Sherry heilen, was mal eben fast die gesamten HP wiederherstellt. Selten habe ich so ein einfaches Spiel gespielt.
Leider fehlt mir auch in der Story hier der gewisse Punkt, der gewisse Funke. Die einzige Figur, die ich richtig gut finde, ist Isaac, der Roboter, der durch die Zeit reisen kann, und durch den ich Game Over sehe, wenn ich mal sterben sollte – mir ist das bisher nur einmal passiert, weil ich herausfinden wollte, wie genau es sich dann verhält (keine Sorge, man muss nicht vom letzten Speicherpunkt aus laden). Destiny Connect: Tick-Tock Travelers ist so viel versprechend, bleibt jedoch wirklich hinter sich selbst zurück.
Fazit: Ich reise lieber allein durch die Zeit
Destiny Connect: Tick-Tock Travelers versetzt euch in eine Geschichte, in der Zeitreisen eine bedingte Rolle spielen. Doch anstatt die Zeit selbst zu beeinflussen, versuchen wir nur die große Gefahr der Maschinen aufzuhalten und landen somit in einer eher mauen Geschichte, die keine Überraschungen bereithält. Doch nicht nur die Geschichte selbst ist eher mau, auch der Rest des Spiels. Ich habe leider nicht viel, was ich hervorheben kann, um euch zu sagen, dass ihr Destiny Connect: Tick-Tock Travelers spielen solltet. Der Grafikstil ist ganz nett und auch Isaac als Charakter sticht hervor, doch da ist er wirklich der einzige, der nicht einem Klischee folgt. Auch wenn der Anfang des Spiels vielversprechend war und die Atmosphäre wirklich gut ist, so bleibt es doch ein mattes Spiel, an das ich mich in vermutlich gar nicht mal allzu kurzer Zeit kaum noch erinnern werde. Dafür ist es zu detailarm, zu ungewagt. Destiny Connect: Tick-Tock Travelers greift so vieles auf, was damals alle an Final Fantasy XIII aus dem Jahre 2010 nervig fanden. Das Spiel ist nicht zeitgemäß und eher ein maues Erlebnis. Eher nicht zu empfehlen, was schade ist, da einige Ansätze gut sind.
Pro | Contra |
+ Zeitreisen | – Animationen passen nicht zu gezeigten Emotionen |
+ Interessanter Grafikstil | – … der jedoch manchmal wie eingeschobene Videos wirkt |
+ Schöner Soundtrack | – Fehlende Voice Actors |
+ Dichte Atmosphäre | – Langatmige Kampfsequenzen |
+ Isaac! | – Schlauchdungeons und immer gleiche Gebiete |
– Grafisch kaum Abwechslung | |
– Heftiges Kantenflimmern | |
– Maues Gesamterlebnis ohne Wiedererkennungswert | |
– Nicht wirklich zeitgemäß |
Technik: 67
Grafik: 72
Sound: 60
Umfang: 61
Gameplay: 76
KI: 68
Spielspaß: 32
- Story: Neujahrstag, kurz nach Mitternacht. Und plötzlich steht die Welt still. Ein eher maues Abenteuer durch verschiedene Zeiten beginnt, um Clocknee wieder in seinen Urzustand zu versetzen.
- Frustfaktor: Dadurch, dass der Schwierigkeitsgrad eher gering ist, entsteht bei mir nur Frust durch das Spiel selbst.
- Nachhaltigkeitswert: Destiny Connect: Tick-Tock Travelers ist leider kein Spiel, an das man sich erinnern wird. Es ist eher mau und vielen Entscheidungen und beinhaltet nichts, was sich des Erinnerns lohnt.
- Design/Stil: Der Grafikstil ist an sich gar nicht mal so schlecht, es leidet jedoch an heftigem Kantenflimmern und einige Designentscheidungen sind unglücklich.
- Musik und Sound: Der Soundtrack ist traumhaft, die fehlenden Stimmen sorgen jedoch für eine fehlende Atmosphäre.
- Preis-Leistungs-Verhältnis: Der Titel kostet 39,99 € für die Nintendo Switch, ist jedoch diesen Preis nicht wirklich wert. Man erhält zwar einige Spielstunden, erlebt jedoch ein eher maues Spielerlebnis.
- Akkuverhalten: Pro Stunde werden im Handheldmodus rund 33 % des Akkus verbraucht, somit ist eine Spielzeit von drei Stunden ohne Strom möglich. (Launchkonsole)
Offenlegung
Wir haben Destiny Connect: Tick-Tock Travelers für die Nintendo Switch von NIS America erhalten.