Es ist schon ein paar Jahre her, da habe ich auf dem Steam Deck die Steam Demo zu Distant Bloom aus dem Hause Ember Trail gespielt und war begeistert, umso mehr habe ich mich gefreut, als der Titel vor gar nicht allzu langer Zeit auch auf der Nintendo Switch erschienen ist. Da ich damals so begeistert war, habe ich auch direkt zugeschlagen und mir das Indiespiel mit dem grünen Daumen gekauft. Welche Erfahrungen ich gesammelt habe, kannst du in meiner Review nachlesen.
Vorsicht, fremder Planet!
Distant Bloom lässt mich eine fremde Welt erkunden, die nicht nur für mich fremd ist, sondern auch für alle, die mit mir darauf gestrandet sind. Meine Crew und ich waren auf der Suche nach einem neuen Planeten, den wir bewohnen können. Unseren alten haben wir nämlich durch Technologie und Verschmutzung so kaputt gemacht, dass ein Leben darauf so gut wie kaum noch möglich ist. Also wurden wir fortgeschickt und stürzten auf der Suche nach einer neuen Heimat ab.
Allein auf mich gestellt, suche ich zunächst erstmal meine Crewmitglieder, die über den Planeten verstreut sind. Ganz nebenbei stelle ich fest, dass der fremde Planet in Distant Bloom auch nicht mehr in der Blüte seiner Jahre ist und beginne damit, ihn aufzuräumen, Unrat wegzumachen und in hervorgehobene Pflanzgebiete Samen zu pflanzen, um dem Planeten wieder Leben einzuhauchen. Doch das bleibt nicht unbeachtet: im Verborgenen gibt es hier bereits die Seelen eines Volkes, die sich zurückgezogen hatten, weil auch dieser Planet unbewohnbar wurde. Doch ein paar Jahre Ruhe und ein grüner Daumen können ganze Wunder bewirken.
Mal ehrlich, das Rad erfindet auch Distant Bloom bei der Geschichte nicht neu. Die Menschheit träumt von anderen Planeten, die sie zerst… ich meine, auf denen sie leben können, schon seit viel zu vielen Jahren. Dennoch mag ich hier den Ansatz, denn ich räume gerne erstmal einen Planeten auf und bringe ihn ins Reine, bevor ich mich niederlasse. Das hat mir großen Spaß gemacht und mich vor allem an The Gunk erinnert, bei dem die Geschichte eine ähnliche ist.
Allerdings finde ich die Erzählstruktur in Distant Bloom ein wenig irritierend. Erst säubere ich den Planeten, dann geschieht etwas und schon fliegen die Credits über den Bildschirm. Das Ende der Geschichte kam für mich etwas überraschend und hätte vielleicht noch etwas mehr Ausarbeitung vertragen können.
Auch wenn die Geschichte nicht sonderlich aufregend ist, so ist mir doch ein Aspekt sehr stark aufgefallen. Die Crewmitglieder unterhalten sich auf Englisch – es gibt keine deutschen Untertitel – doch in einem sehr rudimentären Englisch. Das hat mich stark verwundert, wird jedoch im zweiten Drittel etwa aufgeklärt, denn unsere Crew ist schon viele, viele Jahre unterwegs. In der Zwischenzeit hat sich die Sprache auch in der eigenen Zivilisation weiterentwickelt, das hat nur meine Crew in Distant Bloom nicht mitbekommen. Das wiederum ist ein grandioser Kniff, der mir sehr gut gefällt.
Das Puzzle mit dem grünen Daumen
Deine Hauptaufgabe besteht darin, in Distant Bloom sogenannte Pflanzenpuzzle zu lösen. Das bedeutet, dass du ein bestimmtes Gebiet hast mit immer unterschiedlichen Stellen, die bepflanzt werden können. Damit das sinnvoll funktioniert und die Vegetation quasi von alleine wächst, sollten immer drei verschiedene Arten aneinander gepflanzt werden. Dann wächst der Rest schon fast von selbst, nur noch mit ein bisschen Hilfe von dir. Welchen Samen du an welche Pflanze setzt, verrät dir sogar das Spiel selbst, denn im Menü leuchten dann entsprechend die Kategorien, die gerade verfügbar sind. Sind die Pflanzen ausgewachsen und glücklich, geben sie dir zudem neue Samen und Rohstoffe. Das macht sehr viel Spaß und bietet viele verschiedene Möglichkeiten, um die Vegetation des Planeten ganz nach den eigenen Vorlieben anzupassen.
Die Rohstoffe sind dahingehend wichtig, dass du mit ihnen Gerichte kochen kannst, bzw. bestimmte Tinkturen braust, mit denen du feststeckenden Tieren helfen kannst, damit du auch alle Gebiete erwischen kannst. Doch im Grunde brauchst du diese Rohstoffe gar nicht, die dir die Pflanzen schenken. Es gibt nur wenige Momente im Spiel, in denen diese Dinge notwendig sind, meistens benötigst du sie jedoch nicht. Das finde ich ein wenig schade. Auch kannst du Geschenke an die anderen Crewmitglieder verschenken, doch das hat auch keine Auswirkungen auf die Geschichte.
Distant Bloom wird als auch damit beworben, dass du ein Basis-Management betreiben kannst. Das kannst du auch, jedoch geht es dann auch hier nur um das Anpflanzen von Pflanzen, die Rohstoffe produzieren, die du im Grunde nicht brauchst. Das finde ich sehr schade, denn hier verschenkt es wirklich wertvolle Punkte, wodurch vielleicht die Langzeitmotivation gesteigert wird. So habe ich nur eine halbgare Geschichte mit einem ganz coolen Gameplay und noch dazu ohne Gefahren oder Gewalt, jedoch ohne entsprechenden Tiefgang, der sich wirklich angeboten hätte.
Unabhängig davon ist Distant Bloom ein sehr zugängliches und einfaches Spiel, das auch hervorragend für jüngere Spieler:innen geeignet ist, denn die Rätsel sind nicht sonderlich schwer, die Pflanzen wachsen auch fast von alleine und es gibt keine gefährlichen Herausforderungen oder gar Gegner. Stattdessen lernt man, wie wichtig es ist, gut auf den Planeten aufzupassen, denn im schlimmsten Fall gibt es nur einen einzigen, der bewohnbar ist.
Die technische Seite der Switch Version
Ich mochte die Steam Demo zu Distant Bloom auf dem Steam Deck wirklich sehr: Die grafische Darstellung hat mich sehr abgeholt, die technische Umsetzung war gelungen und es gab kaum Ladezeiten oder andere technische Herausforderungen, die mich innerhalb der Demo-Zeit genervt hätten. Anders bei der Nintendo Switch Version des Titels, die, leider nicht stimmig ist.
Ich beginne einfach erstmal bei der grafischen Darstellung. Natürlich hatte ich mich auf unscharfe Konturen eingestellt, das ist bei der Switch in der Regel so, vor allem im Handheld-Modus, in dem ich ausschließlich spiele. Ich war jedoch eher negativ überrascht, dass die Licht- und Schattenverhältnisse im Spiel nicht gut ausgeleuchtet sind und viele Modelle – vor allem die der Crewmitglieder – fast schon viel zu dunkel sind und teilweise somit ein unangenehmes Äußeres haben. Auch die Umgebung sieht nicht mal ansatzweise so hübsch aus wie auf dem PC, da scheint irgendwas mit der Beleuchtung schiefgegangen zu sein.
Zusätzlich werden die verschiedenen Gebiete in Distant Bloom nachgeladen, was grundsätzlich in Ordnung ist und auch an sich wirklich nicht dramatisch ist. Dramatischer ist es eher, dass ich es immer erst zu spät bemerkt habe, dass die Umgebung nachgeladen wird und somit das eine oder andere Mal plötzlich nach dem Nachladen der Umgebung in einem Baum oder einem Felsen steckte, denn das Nachladen kommt im Grunde ohne Ankündigung: Plötzlich ist alles verwaschen, die Figur macht nichts mehr und am Bildschirmrand steht „Loading“. Das ist unangenehm und hat mich ordentlich frustriert. Dann doch lieber eine Art unsichtbare Mauer bis der Ladeprozess vollzogen ist – oder ganz altmodisch mit einem Ladebildschirm arbeiten. Das wäre vermutlich weniger frustrierend gewesen.
Und weil das noch nicht alles ist: Hin und wieder bricht auch die Framerate ein, sodass der Titel immer mal wieder ruckelt. Das konnte ich nicht nachvollziehen, hing aber vermutlich auch hier mit dem Nachladen irgendwelcher Umgebungselemente zusammen. Ich finde es sehr schade, dass beim Port von Distant Bloom auf die Nintendo Switch technisch so viel schiefgegangen ist, denn an sich haben wir es hier mit einem netten, seichten, gewaltfreien und sehr zugänglichen Spiel zu tun. Und dann gibt es da noch die Tür, hinter der die anderen leben, die sich nicht immer öffnen lässt, auch wenn es das Spiel möchte. Wenn ich also dahin soll, muss ich durch die halbe Spielwelt laufen, weil die Tür in meiner Basis nicht funktioniert.
Fazit: Grüner Daumen mit technischen Herausforderungen

Ich hatte mich wirklich sehr auf Distant Bloom gefreut, da mir die PC-Demo viel Freude bereitet hatte. Besonders die schöne, gewaltfreie Welt, das zugängliche Gameplay und die charmanten Charaktere hatten mich verzaubert. Leider mangelt es bei der Umsetzung auf die Nintendo Switch vor allem an einem guten technischen Port. Vor allem die unregelmäßigen Einbrüche der Framerate und das komplette Nachladen der Umgebung, bei dem man auch mal schnell in einem Felsen steckenbleibt, sorgen bei mir für Unmut, aber auch die Beleuchtung, die dem Indiespiel mit dem grünen Daumen einen ganz unangenehmen Touch gibt. Unabhängig von der technischen Seite hätte ich mir gewünscht, dass der Basen-Ausbau noch weiter vertieft wird und auch dass das Ende nicht so abrupt kommt. Ich hoffe, dass vielleicht doch noch an einem Patch gearbeitet wird, damit vor allem die technische Seite repariert werden kann, denn Distant Bloom hat wirklich großes Potential und macht an sich auch viel Freude.
Pro | Contra |
---|---|
+ Entspannendes und zugängliches Gameplay | – Irritierende Erzählstruktur und etwas abruptes Ende |
+ Einzigartige und spaßige Pflanzenpuzzle-Mechanik | – Unausgeschöpftes Potenzial des Basis-Managements |
+ Erzählerischer Kniff bei der Sprache der Crew | – Hin und wieder Einbrüche der Framerate |
+ Grundsätzlich charmante Charaktere und eine schöne, gewaltfreie Welt | – Komplettes Nachladen der Umgebung mit Feststeck-Potential |
– Schlechte Ausleuchtung der Charaktere und Umgebung | |
– Fehlende deutsche Untertitel | |
– Tür in der Basis funktioniert fast nie |
Offenlegung
Ich habe mir Distant Bloom auf der Nintendo Switch selbst gekauft.
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